„Alter, du bist so fertig“, spöttelte er. „Was hast du dir schon wieder alles reingefahren?“ Ich hob abwehrend die Hände. Musste aber zugeben, dass ich mich an die letzten Stunden nicht erinnern konnte. Unwichtig.
„Hi Joel“, sprach ich ihn an. „Glaubst du wir können gleich mal an nem Store halten und n bisschen Sprit organisieren?“ Er reagierte nicht. Also schnippte ich ihm gegen die Weste. Versuchte es erneut. „Hey Joel ...“, fuhr ich fort. Stoppte plötzlich, als ich bemerkte, wie er die Stelle, die ich berührt hatte, mit aufgerissenen Augen fixierte. Dann fiel es mir auf.
Ich hatte sein Heiligtum angefasst! Scheiße! Ärmellose Jeans Weste! Er stieg in die Eisen. Ließ qualmendes schwarzes Gummi auf der Fahrbahn zurück. Der Wagen drehte sich bedrohlich. Kam schlitternd auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Ich hatte mich an dem Armaturenbrett festgekrallt. Die anderen hatte es gegen die vorderen Sitze gedrückt. Ich hörte eine leise Stimme. Glaubte, dass es San war, konnte aber die Worte nicht sortieren. Joel starrte mich mit seinem verseuchten Blick an. Mir war, als ob er eine Reaktion erwartete. Darum nutzte ich die Gelegenheit. Stieg aus, um zu pissen. Schlug die Tür als Barriere zu. Mir kam dabei nicht einmal in den Sinn, dass er ohne mich weiterfahren könnte. Jedoch, mein insektenhafter Instinkt brachten ihn in Rage. Ich hatte meinen Schwanz schon in der Hand, mit dem Rücken zum Auto gewandt. Steckte ihn schnell wieder ein, als ich Schritte hinter mir hörte. Drehte mich um. Etwas ging in die Hose, lief mir warm das Bein runter. Ich versuchte, den Lauf mit meiner Hand zu unterbrechen. Als ich einen harten Schlag auf den Brustkorb einsteckte.
Durch die unerwartete dynamische Kraft taumelte ich leicht rückwärts. Musste keuchen.
San schrie im Auto. Wollte aussteigen, kam aber an dem Dicken und Ted nicht vorbei.
„Joel, verdammte Scheiße! Was soll das? Lass ihn in Ruhe!“ Er schenkte ihr kein Gehör.
„Ja Joel“, wiederholte ich. „Was sollte das?“ Drohend hob er den Finger. Deutete schließlich auf seine Weste.
„Fass sie bloß nicht wieder so respektlos an. Sonst zieh ich dir die Zähne einzeln raus. Hast du mich verstanden?“ Es war nicht unbedingt eine Frage. Ich merkte, dass ich immer noch meinen Schwanz hielt.
„Okay, Mann. Jedem seinen Spleen“, gab ich zurück. Griff in meine Jackentasche. Umklammerte die Whiskey Flasche. Bereit ihm damit den Schädel zu Brei zu schlagen. Doch er drehte sich langsam um. Ging zurück zum Wagen. Lone Riders stand auf seinem Patch. Ich nahm einen kräftigen Schluck aus meiner primitiven Waffe. Pisste zu Ende. Doch das meiste war schon in den Schuh gelaufen.
Wir schossen weiter durch die Nacht. Durch den Schreck war ich wieder halbwegs nüchtern. Kramte in meinen Sachen nach ein paar bunten Pillen. Nahm drei raus. Reichte den Beutel weiter. Jeder bediente sich. Joel schmiss sich fünf Blaue ein.
„Wohin fahren wir“, fragte ich ihn, als wir alle mit Schnaps nach gespült hatten.
„Zu einer meiner Verflossenen“, antwortete er. „Ich muss noch ne Kleinigkeit erledigen.“ Na, wenigstens ein Ziel.
Ted hatte in der Zwischenzeit die Abdeckung vom Kofferraum raus gerissen. Wühlte in dem Chaos.
„Scheiße, da muss ja noch Alk sein“, fiel es mir ein. „Schau mal unter die Platten.“ Schrie ich. „Glaube, da hab ich vorhin das Bier verstaut.“ Es knackte. Irgendetwas zerbrach. Doch er fand die Dosen. Reichte eine für jeden raus. „Hehe, hat sich erledigt mit dem Store, Joel.“ Ich ließ es zischen. Grinste in seine Richtung. Er öffnete seine und schaute etwas entspannter. Dank! Euch blauen Pillen!
„Prost“, brüllte er und wir stießen an, dass es nur so spritzte. Ich hatte noch ein Ass im Ärmel. Drehte dafür den Recorder voll auf. Afrikanischer Psych Funk. Fuzz, wilde Bongos, Congas, improvisierende Bläser, tiefe Vocals, harte Drums, pfeifende Orgel, durchdringender Bass. Ein wilder Mix, der einen in der richtigen drogenverseuchten Stimmung dermaßen antreibt. Eine pure Energiespritze. Die sofort wirkt. Wir stiegen alle drauf ein. Rissen zuckend und klatschend die Meilen ab. Ich schlug den Beat auf dem Armaturenbrett. Joel schob seinen Arm mit geballter Faust vor und zurück. Im Rückspiegel sah ich San. Die Augen zu. Die vibrierende Frequenz hatte ihren Körper komplett geflutet. Alle Sinne auf die Musik konzentriert.
Der Dicke legte mir seine Hand auf die Schulter. Wollte etwas. Ich drehte mich um. Sah seinen Mund bewegen. Konnte aber nichts verstehen. Die Musik war zu laut. Also machte er eine Geste mit den Fingern. Wobei er beide Hände vor sich hielt. Daumen und Zeigefinger bewegte er hin und her. „Ah, du willst die Kiffe“, schrie ich in seine Richtung. „Kein Thema.“ Ich kramte mal wieder in meinen Taschen. Fand den Schwarzen schließlich beim Heroin.
Er baute einen für unsere temporäre Kleinfamilie. Ted fing an, auf dem Rücksitz auf und ab zu hüpfen. Kreischte wie ein Affe.
„Hu hu u ha a ha haaa!“ Wir mussten lachen.
„Scheiße, Mann. Wir lassen dich im nächsten Regenwald raus“, schrie Joel. „In was für einen Zoo bin ich hier nur hineingeraten?“ Er arrangierte den Rückspiegel neu.
„Auf jeden Fall kein Streichelzoo“, rief San bissig und stimmte in Teds Balzgeschrei ein. Der Dicke hatte fertig gekurbelt. Rauchte an und überreichte ihn Joel.
Wir bogen ab und kamen vor einem heruntergekommenen Haus im Bungalow Stil zum Stehen. Viele Motorräder waren auf dem Grün geparkt. Er ließ den Motor laufen.
„Bleibt kurz sitzen. Es dauert nicht lange.“ Er gab mir die Tüte. Für weitere Fragen war keine Zeit. Er war schon auf die Terrasse gesprungen. Trat gegen die Tür. Im Inneren schien eine Party auf vollen Touren zu sein. Wir waren neugierig. Hatten schon zu lange gesessen. Also stiegen wir nacheinander aus. Lehnten uns gegen den Wagen. Ich nahm San in die Arme. Rutschte runter. Gab ihr einen dicken Kuss auf den Intimbereich. Sie streichelte meinen Kopf. Nahm mir den Joint ab. Wer fickt hier eigentlich wen? Mit Schwung kam ich wieder auf die Beine. Zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und torkelte zur Haustür. Die anderen blieben beim Wagen. Zischten noch ein Bier. Ted hatte die Dosen nun komplett freigelegt. Schmiss sich ungehalten lüstern an meinen letzten Fick ran. Scheiß drauf! Da soll noch jemand sagen, ich sei ein typisch besitzergreifendes Einzelkind.
Langsam öffnete ich den Fliegenschutz und die Haustür, die nur angelehnt war. Ein unbeschreiblicher Dunst aus Alkohol und Kiffe schoss mir in die Nase. Hier halfen keine Räucherstäbchen mehr. Höchstens eine Komplettsanierung. Der Geruchssinn eines erfahrenen Drogenhundes wäre total überfordert. Wahrscheinlich im roten Bereich laufend. Womöglich würde er sich so lange im Kreis drehen, bis er sich selber einholte. Um dann stoned alle Pfoten von sich zu strecken. Mir gefiel es.
Ich trat ein. Ließ die Menschlichkeit zur Abwechslung an der Garderobe zurück. Meine Schuhe klebten auf dem Holzboden fest. Überall lagen Dosen und kaputte Flaschen herum. Hier und da klebte der braune Schleim eines Inhalierers. Biete jemanden eine Sauerstoffdusche an und er erstickt von der Reinheit an Gebrochenem.
Im Flur standen vier oder fünf Babes und unterhielten sich lautstark. Sie alle waren in etwa gleich gekleidet. Knapper Rock, schwere lederne Stiefel. Ein einfaches Unterhemd. Allerdings in verschiedenen Farben. Zwei von ihnen trugen noch ein grobmaschig gehäkeltes Jäckchen, wie es angesagt war. Ich verlor mich für einen Augenblick in den ungeschützten wippenden Brüsten. Den nackten Schenkeln, bevor ich weiter schreiten konnte. Sie nahmen mich zuerst nicht wahr. Als ich mich an ihnen vorbei schob. Jedoch musste ich zwei von ihnen leicht mit meinem Genital streifen. Oder wollte es. Im Nachhinein eventuell auch sollte es.
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