Oliver Bäuerle - Die Mall

>> Bob, Bill sofort in die Zentrale! <<

Nach einigen Minuten standen die beiden vor ihm.

>> Es wird Zeit für einen Rundgang, überprüft die Trottel und seid nicht zu zimperlich. Da vorne sind Funkgeräte, erstattet mir ab und zu ein Bericht, ich muss alles Dokumentieren, der Alte will es so. <<

>> Machen wir, sind schon unterwegs. <<

Die Zwei schnappten sich ein Funkgerät und machten sich auf den Weg durch die zahlreichen Gänge der Mall in den ersten Stock.

>> Mr. Sulivan hätte wenigstens überall das Licht anschalten können, ist ja dunkel wie im Arsch hier. <<

>> Reg dich nicht immer auf Bill, sei froh das du einen einfachen Job hast und nicht diese blöde Inventur machen musst! <<

>> Ist schon gut, hast ja recht. <<

Die beiden erreichten durch das Treppenhaus den ersten Stock, die Aufzüge waren alle ausgeschaltet, auch hier hieß es Stromsparen.

Die Gänge der Mall waren leer, die Putzbeleuchtung in den Fluren brannte spärlich, nur in den Geschäften war die komplette Beleuchtung eingeschaltet. Sie kontrollierten ein Geschäft nach dem anderen, ließen ein paar dumme Sprüche los und zogen weiter. Ab und zu funkte Bob einen Funkspruch zu Rick in die Zentrale.

>> Alles Ok Rick, keine besonderen Vorkommnisse, Over. <<

Rick antwortete auf die Funksprüche nicht, das meiste konnte er auf den Monitoren sowieso erkennen. Nach einigen Minuten kamen sie am Schmuckladen in der 4 Abteilung an und betraten das Geschäft. Auch hier brannte das Licht, von den Mitarbeitern die hier ihren Job machen sollten, war aber nichts zu sehen. Sie durchsuchten den Laden von vorne bis hinten, waren aber erfolglos.

>> Rick wir sind gerade im Schmuckladen 1. OG Abteilung 4, keiner am Arbeiten, was sollen wir tun? <<

Nach einer kurzen Pause dröhnte die Sprechanlage.

>> Ich sehe mal nach wer dort eingeteilt ist, ich melde mich gleich wieder. <<

Bill und Bob gingen derweil die offenen Vitrinen ab und schauten sich einige der teure Uhren an.

>> Sieh mal Bob, die Rolex hier ist genau was für mein Handgelenk, was meinst du? <<

>> Bestimmt aber wenn du sie nimmst, kannst du deinen Arm mit der Uhr daran in der Vitrine anschauen. Glaube mir, Mr. Sulivan wird dich nicht ungestraft davonkommen lassen. <<

>> Mh, ich glaube es kommt auf einen Versuch an, noch ist nicht gezählt, Verlust eben, er wird’s verkraften. <<

>> Weißt du eigentlich was die Uhr kostet? <<

Bill nahm die Uhr in die Hand, schaute auf das kleine Preisschild unter der Uhr und schluckte.

>> Wow, 8.000,00 Dollar, ich glaube ich brauche 2 dann kann ich endlich meine Schulden bezahlen. <<

>> Mach was du willst, aber halte mich da raus und sage nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Frag den Alten doch einfach ob er dir hilft. <<

>> Ich habe ihn schon zu oft gefragt fürchte ich, viel Kredit habe ich nicht mehr bei ihm, deshalb werde ich es so machen! <<

>> Wie du meinst, deine Sache. <<

Blitzschnell ließ Bill zwei der teuren Uhren in seiner Hosentasche verschwinden, rückte die Auslage zusammen und stellte sich, keiner Schuld bewusst, neben Bob und wartete auf Anweisungen von Rick. Nur einige Sekunden später dröhnte erneut die Sprechanlage.

>> Susan und Joana sollten dort arbeiten, sucht sie, ich werde sie über die Sprechanlage ausrufen. Wenn ihr sie findet könnt ihr ihnen gleich sagen, dass ihre nächsten Pausen gestrichen sind. <<

Wütend drehte er sich auf seinem Bürostuhl um und drückte den Masterknopf um die gesamte Mall zu beschallen.

>> Hier spricht Rick, Susan und Joana bewegt eure Ärsche sofort zu mir, aber plötzlich. <<

Minuten vergingen, einige Male wiederholte er seine Durchsage, aber niemand reagierte. In der Zwischenzeit waren Bill und Bob ins Erdgeschoss gegangen und fragten jeden den sie trafen nach den beiden, aber alle schüttelten ahnungslos den Kopf oder zuckten mit den Schultern.

>> Vielleicht sind sie draußen beim Baumarkt und rauchen. <<

>> Lass uns nachsehen. <<

Bill funkte Rick an.

<< Wir werden draußen nachsehen, vielleicht liegen sie in der Sonne! <<

>> Ok macht das, ich habe die anderen auch schon auf die Suche geschickt, die können sich auf was gefasst machen. Die dämlichen Hühner bringen unseren ganzen Zeitplan durcheinander. <<

Alle waren auf der Suche nach den beiden, lediglich Rick saß in der Zentrale und dirigierte die anderen durch die große Mall. Nach einer Stunde brach er die Suche ab und beorderte alle zu sich. Kurze Zeit später erschienen alle im Kontrollraum.

>> Wo zum Teufel sind die Zwei? Das gibt es doch nicht, sie können doch nicht verschwunden sein. <<

>> Ich schätze wir haben ein Problem, wenn der Alte davon Wind bekommt können wir uns auf was gefasst machen. <<

>> Auf jeden Fall müssen wir die Arbeiten umverteilen, damit wir im Zeitplan bleiben, danach gehen wir nochmal auf die Suche. <<

11.10 Uhr. Steve war im Holzlager der Tischlerei eifrig damit beschäftigt die Inventur so schnell wie möglich durchzuführen. Der alte Holzlagerraum bereitete ihm aber viel mehr Kopfzerbrechen. Die umgefallenen Holzbalken und Platten mussten wieder vernünftig und ordnungsgemäß aufgestellt werden, damit er sie zählen konnte. Die wertvollen Baumstämme lagen kreuz und quer über den staubigen Fußboden verstreut. Sie waren zu schwer um sie alleine wieder aufzurichten. Er ärgerte sich immer noch über Bill und Bob, die diese Unordnung zu verantworten hatten.

>> Diese blöden Idioten haben mir diesen Mist eingebrockt, verdammt. <<

Das große Holzlager war Ruck zuck abgehakt,

die Platten und die Kanthölzer waren einfach zu zählen.

Dann überlegte er, ob die alte Petroleumlampe die er im Baumstammlager fallen ließ als er erschreckt wurde noch funktionierte. Wahrscheinlich nicht, er brauchte einen Halogenstrahler um ausreichend sehen zu können. Also ging er in die Tischlerei um nach einem Strahler zu suchen. Er kannte fast alle Räume in denen das Werkzeug aufbewahrt wurde, schließlich arbeitete er ja dort. Er war zwar noch nicht lange angestellt und durfte nicht in alle Bereiche aber jetzt war es ihm egal und er hatte sogar ein Schlüsselbund dabei, mit dem er bestimmt den einen oder anderen Raum aufschließen konnte. Er brauchte nicht lange zu suchen bis er fündig wurde.

>> Klasse, genau was ich gesucht habe, eine Kabeltrommel und ein Strahler. <<

Erleichtert machte er sich zurück auf den Weg ins Holzlager um mit seiner Arbeit fortzufahren. Im großen Lager fand er in einer Ecke eine Steckdose rollte die Kabeltrommel aus und ging mit einem hell leuchtenden Halogenstrahler bewaffnet in den alten Raum. Der Strahler leuchtete fast den gesamten Raum aus, das gelbe Licht wurde vom Staub durchzogen und wirkte gespenstisch auf Steve. Nur langsam sanken die aufgewirbelten Staubpartikel auf den Boden des Raumes.

Erst jetzt wurde ihm das ganze Chaos offenbart und die Arbeit die ihn erwartete. Abermals meckerte er vor sich hin, fing aber schließlich an zu arbeiten. Ein paar von den schweren Baumstämmen konnte er zu seiner Verwunderung problemlos zur Seite rollen und schräg an eine der Wände stellen. Das Holz war über die Jahre in denen es hier lagern musste so gut durchgetrocknet das es sehr leicht war. Er schuftete eine ganze Weile und war sehr vertieft in seine Arbeit. Er war gerade dabei einen schweren Baumstamm aus dem Weg zu räumen als ihm eine Tür an der rechten Seite des Raumes auffiel.

Eine kleine verrostete, unscheinbare Stahltür an der ein Altes Vorhängeschloss baumelte, dass von einem der