1 ...7 8 9 11 12 13 ...18 „Gerne, zu zweit macht so eine Reise sowieso mehr Spaß. Zudem könnten wir uns auch beim Fahren abwechseln.“
„Cool, dann lass uns doch mal planen wo wir hin müssen.“
„OK, ich will aber erst noch frühstücken, dann können wir loslegen.“
„Warum wolltest du nach Marokko auf Urlaub?“
„Ich hatte ein Roman gelesen der dort spielt. Daraufhin habe ich Bilder im Internet gesehen, beeindruckend schöne Gegend, sagenhafte Kontraste! Wüste, angrenzend an Viertausender, Schnee bedeckt, dazwischen Palmen, Kamele und Lehmburgen. Und tolle Gebäude, die Architektur sehr geometrisch, mathematisch.“
„Ich glaube ich weiß woher ich meine nächsten Motive beziehen werde. Kamera nicht vergessen. Was machen wir eigentlich, wenn wir die Maschine gefunden haben und sie zum laufen bringen?“
„Keine Ahnung, würdest du da durch gehen?“
„Durch gehen? Was meinst du damit?“
„Nourredine beschrieb wenn die Maschine an ist, dass man als Mensch in die eine eintaucht uns aus der anderen wieder herauskommt.“
„Zwei Öffnungen?“
„Nein, zwei Maschinen.“
„Würdest DU dich hindurch trauen?“ Jetzt war Phil an der Reihe, diese Frage zu stellen.
„Bin mir nicht sicher, hätte da ein mulmiges Gefühl. Wer weiß was das für eine Maschine ist und was die mit einem macht. Einfach blindlings so rein, puh, nicht mit mir.“
„Woher weiß Nourredine das mit dem rein- und rausgehen eigentlich?“
„In der Betriebsanleitung scheinen Bilder über die Funktionsweise enthalten zu sein.“
„Und dein Urahn hat genau so eine Maschine beschrieben? Wann hat der noch mal gelebt?“
„Zur Zeit der Französischen Revolution.“
„Schräg. Da soll es diese Art Maschinen schon gegeben haben? Das ist ja wie im Science-Fiction Roman.“
„Ich möchte da hin, selber Nourredines Maschine sehen. Auch wenn ich nicht daran glaube, dass es genau die gleiche Maschine ist, stimmen die Beschreibungen erstaunlich gut überein. Nur scheint die von Nourredine Hightech zu sein, da bin ich der Meinung, dass es um 1750 herum so etwas sicher noch nicht gab. Obendrein auch noch mit bebilderter Betriebsanleitung, die sich selbstverständlich bis heute in einem Top Zustand gehalten haben soll. Es ist schon alles reichlich merkwürdig.“
„Man, wie im besten Hollywood-Streifen, und wir sind mitten drin, in der Hauptrolle sozusagen. Das ist vielleicht abgefahren!“
„Allein deswegen will ich hin, denk mal nach, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Nourredine und Jean, die ca. 200 Jahre voneinander trennen, die gleiche Maschine oder Sache beschreiben. Wenn es aber wirklich so ist, dann ist das von der Wahrscheinlichkeit her seltener als ein Jackpot im Lotto. Dennoch vermute ich irgendeinen Zusammenhang zwischen beiden Maschinen.“
„Kannst du mir bei Gelegenheit das Buch von deinem Jean geben damit ich es auch durchlesen kann? So als Vorbereitung für den Trip.“
„Na klar, vielleicht fällt dir auch etwas darin auf das mir möglicherweise entgangen ist.“
„Und Nourredine gibt es wirklich, es ist nicht etwa ein Scherzbold der dich auf die Schippe nehmen will? Dein Großvater vielleicht?“
„Hmm, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Kann ich nicht ausschließen. Aber dann wäre es schon gut gemacht, zu den richtigen Zeiten im Internet, und das schon über ein paar Wochen hinweg. Zudem ist es eine etwas exotische Newsgroup in der diese Einträge erfolgen, obendrein noch in Französisch, da müsste derjenige der mich aufs Korn nehmen möchte schon vorher Bescheid geben damit ich die Einträge auf jeden Fall nicht verpasse. Außerdem müsste derjenige auch die Geschichte samt Details aus Jeans Notizbuch kennen. Meines Wissens hat aber nur unsere Linie der Familie das Notizbuch in den Händen gehabt und Kopien gibt es keine. Also als Fazit, es wäre möglich, aber es scheint mir nicht sehr wahrscheinlich, dass sich jemand als Nourredine ausgibt und allen etwas vormacht.“
„Sagtest du nicht einmal, Jean wäre aus Frankreich geflohen und dass seine Maschine aus seiner Französischen Zeit stammen würde? Könnte es nicht auch dort Kopien vom Notizbuch geben, die jetzt irgendein Quatschkopf gefunden hat und im Internet so tut als ob?“
Mike hielt einen Moment inne.
„Das können wir wohl nicht ausschließen, leider“ sagte er schließlich.
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Phil und Mike verbrachten den Samstag mit Sammeln von Informationen über Marokko, über Ouarzazate, über Flugpreise, Einreisebestimmungen und weitere Details, die für eine solche Reise notwendig sein könnten. Einen Reiseführer hatten sie sich auch schon besorgt. Mike zeigte am Laptop Phil den Verlauf der Newsgroupeinträge. Auch Phil konnte Französisch und hatte dadurch keine Probleme den Einträgen zu folgen. Sein damaliger Lehrer in der Schule hatte eine Gabe die Klasse über das übliche Maß hinaus zu motivieren, mit dem Resultat dass fast alle seiner Schüler sich ganz anständig noch lange nach Ende ihrer Schulzeit in Französisch artikulieren konnten.
Beim Durchsehen der Newsgroupeinträge diskutierten sie wieder über die Möglichkeit einer aufgesetzten Geschichte. Je öfters jedoch sie die Nachrichten von Nourredine durchlasen, umso stärker festigte sich bei beiden die Auffassung, dass es sowohl Nourredine als auch die Maschine geben müsste, dass auf einer Reise nach Marokko ein Umweg über Ouarzazate unbedingt lohnenswert wäre. Sie stellten eine Liste mit Orten auf die sie auf jeden Fall besuchen wollten, als Höhepunkt der Reise selbstverständlich das Dorf von Nourredine samt Exkurs in die Höhle zu der Maschine. Dort war noch zu klären, wo beide übernachten könnten wenn sich die Distanz zu Ouarzazate als zu groß für einen Tagesausflug herausstellen sollte. Mike nahm sich vor dies mit Nourredine am nächsten Mittwoch zu besprechen. Leider war das Sommersemester noch nicht zu Ende und Mike hatte noch Prüfungen abzulegen für die er konzentriert lernen musste. Insofern war die Zeit die er sich für die Vorbereitung der Reise nehmen konnte beschränkt und er überließ Phil den größten Teil der Organisation.
Mittwoch in der Früh waren diesmal beide wach, saßen gemeinsam in der Küche vor dem Laptop und warteten auf Nourredine.
An Nourredine: Hey, wir sind online, wir, damit meine ich meinen Zimmergenossen Phil und mich – MikeBNY
Beide starrten gespannt auf den Bildschirm, doch es tat sich nichts. Sie saßen gut fünf Minuten regungslos da. Keine neuen Einträge, noch nicht einmal solche von den weiteren Interessierten. Es war kurz nach sechs Uhr morgens New Yorker Zeit.
„Ist das immer so?“ fragte Phil.
„Was?“
„Na, dass man auf Nourredine warten muss.“
„Das letzte Mal war er pünktlich, gib ihm etwas Zeit.“
„OK“
Wieder blickten beide auf den Schirm. Mike öffnete die Einstellungen für den Bildschirmschoner und deaktivierte ihn. Immer noch keine Einträge in der Gruppe, das Warten wurde beiden langsam unerträglich.
„Wo bleibt er nur?“ murmelte Mike leise vor sich hin.
Endlich, ein neuer Eintrag!
Hi Phil, willkommen in dieser Runde! Was hältst du von dieser ganzen Geschichte? – Fred2000
Hi Fred, Phil hier. Was meinst du mit deiner Frage? – MikeBNY
Auch wenn Phil diese Frage verfasst hatte, dadurch dass Mike in der Newsgroup gerade angemeldet war, erschien dessen Pseudonym ‚MikeBNY’ automatisch als Autor.
Na ich meine ob das mit der Maschine wahr ist, ob es sich nicht um eine erfundene Geschichte handelt – Fred2000
Meiner Meinung nach ist das so schräg, dass es sicher stimmt. Ich habe die ganzen Newsgroupeinträge verfolgt, die Story ist auch im Detail viel zu konsequent durchgezogen – MikeBNY
Hast du das Buch gelesen, welches Mike erwähnt hat? – Fred2000
Ja, ich habe es mir mal angesehen. Es ist schon lustig, die darin enthaltenen Zeichnungen und Beschreibungen passen gut mit denen von Nourredine überein - MikeBNY
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