Warum muss es denn dramatisch, absurd, lustig, schön sein? Hat eine Geburt gar Unterhaltungswert? Übrigens stellt auch der Autor erleichtert fest, es sei ein Glück, dass nicht er das Kind bekommen musste. Nun ja. Ich bin nicht sicher, ob diese Form der Anerkennung uns ein Trost ist. Wie heldenhaft wir Frauen doch sind…
Apropos Heldinnen. In Moçambique ging im Jahr 2000 ein Fall durch die Medien, in dem ein Kind auf einem Baum geboren wurde. Die Mutter hatte sich gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter bei einer heftigen Überschwemmung bereits vier Tage zuvor auf eben jenen gerettet, als die Geburt einsetzte. Vier Tage ohne Wasser, ohne Essen, klammerte sie sich an den Ästen fest, während ihre Schwiegermutter ein Tuch so hielt, dass das Kind nicht hinunterfallen konnte. Irgendwann wurden sie dann vom Hubschrauber abgeholt, da war das Baby bereits geboren. Wie haben sie das gemacht? Woher wussten sie, was zu tun war? Hatte die Mutter einen Geburtsvorbereitungskurs besucht? Beherrschte sie die richtige Atemtechnik? War alles Instinkt? Wieder einmal erfahren wir nicht, wie es wirklich war. Sie haben überlebt, Kind, Mutter und Schwiegermutter. Es ist alles ganz normal. Ich glaube, das Mädchen ist ein Einzelkind geblieben.
Als Mitteleuropäerinnen mit Krankenversicherung, gut ausgebildetem Krankenhauspersonal und Zugang zu Informationen und Vorbereitungskursen, müssten wir uns eigentlich keine Sorgen machen. Und uns immer wieder sagen: »Sie haben es überlebt. Sie würden es wieder tun. Also kann es gar nicht so schlimm sein.«
Unwissenheit macht Angst. Aber Angst lüftet auch nicht das Geheimnis um den Geburtsvorgang. Wir haben Angst, die Kontrolle zu verlieren. Nicht zu wissen, was mit uns geschieht. Werden wir dem Ereignis gewachsen sein, wie alle anderen?
Ohne uns verrückt machen zu wollen, schwanken wir zwischen dem Verlangen nach Informationen und dem Vermeiden übertrieben ausgeschmückter Schauergeschichten. Die, die es erlebt haben, sprechen nicht darüber. Und alles andere bleibt Theorie. Wir wissen nur, dass die meisten Paare hinterher immer sehr glücklich in die Kamera lächeln und ein kleines zerknittertes Etwas in ihrer Mitte halten. Diese Bilder geben uns Vertrauen. Und ich glaube, Vertrauen ist letztlich das, was wir brauchen. Vertrauen in unsere Kinder, dass sie ihren Weg ins Leben finden. Nehmen wir uns vor, ihnen nach besten Kräften dabei zu helfen. Schließlich kämpfen wir ja nicht alleine. Nein, damit meine ich nicht den halb ohnmächtigen Vater oder die beste Freundin, der wir auf ewig dankbar und verbunden bleiben werden, weil sie uns in diesen Stunden beigestanden hat. Ich meine das kleine runzelige Wesen, das wir bald in unseren Händen halten werden, das jetzt noch fröhlich seine täglichen Trainingseinheiten in Kickboxen in unserem Bauch vollführt. Wer früh übt, wird später auch einmal den Sieg heimtragen. Sehen wir das Geheimnis der Geburt ein bisschen auch als Vorschau auf das Geheimnis des Lebens. Wer seinen Weg ins Leben findet, hat gute Chancen, auch seinen Weg im Leben zu finden. Wir sind dabei, wir helfen mit. Lassen wir unser Kind seine eigenen Kämpfe austragen. Vertrauen wir ihm. Seien wir nicht zu ehrgeizig. Maßen wir uns kein Urteil über die Qualität oder Intensität des Kampfes an. Geben wir die Kontrolle ab. Wir haben es damals geschafft. Unsere Kinder werden es auch schaffen.
Und versprechen wir, dass wir ihnen eines Tages sagen werden, wie es wirklich ist.
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