Lene Sommer
Love me again
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Inhaltsverzeichnis
Titel Lene Sommer Love me again Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Epilog
Kerstins Eierlikör
Danksagung
Impressum neobooks
Ich sitze in meinem Auto und bin auf dem Weg in meine alte Heimat Prerow.
Wem Prerow kein Begriff ist, dem kann ich das nicht mal verübeln. Das Seebad Prerow ist ein kleines Örtchen zwischen Rostock und Stralsund auf dem Darß. Eigentlich ist es malerisch schön, für Urlauber zumindest. Genauso, wie es sich jeder an der Ostsee vorstellt. Reetgedeckte, kleine Häuser mit bunt bemalten Haustüren, geräucherter Fisch, frischer Fisch, Möwen, sowie Dünen, die mit Sanddorn bewachsen sind und unzählige Strandkörbe. Für uns junge Leute war es einfach nur sterbenslangweilig. Wie das halt so ist, wenn man es nicht anders kennt. Genau das ist der Grund, weshalb ich vor exakt zehn Jahren - mit meinem Schulabschluss in der Tasche - meine Klamotten gepackt habe und in die große, hippe Stadt Berlin geflohen bin. Endlich atmen. Nicht, dass es in Prerow zu wenig Luft zum Atmen gegeben hätte, es weht genug Wind da. Doch es ist schon erdrückend in einem winzigen Örtchen, in dem sich jeder kennt. Die Auswahl an Jungs ist überschaubar und Arbeit, nun ja. Da gibt es zum einen die Möglichkeit, Zimmer an Urlauber zu vermieten und diese sauber zu halten. Variante zwei ist es, in einem von den zwei vorhandenen Supermärkten zu arbeiten. Wie das in Urlaubsregionen so ist, auch an Sonn- und Feiertagen. Sehr tolle Aussichten als Teenager. Als dritte und letzte Möglichkeit kann man sich und sein Verkaufstalent in einem der vielen Souvenirläden unter Beweis stellen und somit auf Aufstiegschancen hoffen. Denn auch in der Nebensaison steppt dort der Bär und es wimmelt nur so von Kunden. Es gibt dort also rein gar nichts, was einen jungen Menschen dazu bewegt, zu bleiben, wo er aufgewachsen ist. In Berlin konnte ich mir einen Ausbildungsplatz suchen, der mit meiner Leidenschaft - dem Backen - zu tun hatte. Und so zog das Landei Alina in die weite Welt, um Konditorin zu werden.
Ich versuche mich jetzt aber nicht weiter von der Vergangenheit einholen zu lassen, denn ich habe einen guten Grund, weshalb ich auf dem Weg zu meinen Eltern bin: Mein Bruder heiratet. Ist das zu fassen ? Als meine Mutter anrief, dachte ich, sie scherzt. Mein Brüderchen Ole ist ganze zwei Jahre älter als ich. Wer ihn nicht kennt, würde meinen, er habe schon seit Ewigkeiten die Eine für sich entdeckt und ihr ewige Treue geschworen , sein Häuschen hinter eine der vielen Dünen und zwei Kinder in die Welt gesetzt. Quasi so, wie es die Prerower für gewöhnlich tun. Aber mein Bruder war bisher, wie es das Nordlicht gern ausdrückt, bekannt wie ein bunter Hund, was Rockzipfel angeht. Er hatte schon immer leichtes Spiel bei den Mädels. Zudem sieht er wirklich verdammt gut aus, ist groß gewachsen, schlank und kann Muskeln an den richtigen Stellen vorweisen. Seine Gesichtszüge sind atemberaubend. Nicht, dass ich mich für meinen Bruder schwärmen würde. Doch er ist meinem Papa wie aus dem Gesicht geschnitten. Jedes Mädchen ist in ihren Vater verliebt, denn Väter sind für ihre kleinen Prinzessinnen einfach alles. Tja, und wenn ich mir meinen Papa so anschaue, dann weiß ich, dass Ole in zwanzig Jahren noch genauso gut aussehen wird. Also kann sich Kerstin, so heißt seine Auserwählte, glücklich schätzen, sich meinen Bruder geangelt zu haben.
Ich musste echt schmunzeln, als Mama mir alles am Telefon erzählt hatte. Kerstin war mit einer Freundin in Prerow auf Urlaub und die beiden mussten ganz schön am Strand getankt haben. Was nach heftigem Flirten - Ole auf dem Rettungstürmchen und Kerstin auf ihrem Handtuch nicht weit entfernt - dann zu ihrem richtigen Kennenlernen führte. Kerstin ging in die Ostsee baden. Um es auf den Punkt zu bringen: Vögel können nicht schwimmen. Vor allem Schnapsdrosseln nicht. Da kam Ole ins Spiel, denn er hechtete in die Fluten der Ostsee und rettete seine Kerstin, bevor sie abgesoffen wäre. Als Mama mir dann noch stolz erzählen wollte, dass sich Oles neuer Reanimationskurs endlich als nützlich erwies, würgte ich das Gespräch fast ab. Ich hatte einfach keine Lust mir anzuhören, wie Ole seine Art von Mund-zu-Mund-Beatmung vollzog.
Also bin ich jetzt mit einer Probe Hochzeitstörtchen auf dem Weg in mein Elternhaus. An diesem Wochenende werde ich meine zukünftige Schwägerin kennenlernen und ihr sowie meinem Bruder diverse Hochzeitstorten in Kleinformat zur Vorauswahl präsentieren. Ich weiß nicht, weshalb das bei meinem Bruder so anders läuft. Ich bin mit Frank schon seit sechs Jahren zusammen und davon mal abgesehen, dass er noch nie mit zu meinen Eltern gekommen ist, werde ich wohl auch in absehbarer Zukunft keinen Antrag bekommen. Schon traurig, wenn man bedenkt, dass Ole und Kerstin sich erst seit vier Wochen kennen.
Nachdem ich meinen zweitliebsten Ort Ahrenshoop durchfahren bin, sind es nur noch zwanzig Minuten, bis ich Prerow erreichen werde.
Ich halte mit meinem Auto vor dem Haus meiner Eltern. Nachdem ich den Motor ausgemacht habe, bleibe ich noch eine Weile sitzen und schaue mir dieses wunderschöne Häuschen an. Braune Klinkersteine, weiße Fenster sowie eine weiße Holztür, die dreimal unterteilt ist. Das erste Drittel ist mit einem abgerundeten Fenster versehen, das zweite hingegen mit Blumen bemalt, die sich in einer Art Vase befinden. Das letzte Drittel wiederum ist mittig mit einer Sternblume und passenden Blättern links sowie rechts davon verziert. Abgerundet wird das Haus mit einem Reetdach. Als ich mein Elternhaus so auf mich wirken lasse, geht auch schon die Haustür auf. Fröhlich eilen meine Mutter und mein Vater auf mich zu. Wie ich meine Mama kenne, hatte sie schon Position am Küchenfenster bezogen, um meine Ankunft ja nicht zu verpassen. Mit einem Strahlen übers ganze Gesicht reißt mein Vater die Fahrertür auf. „Linchen, endlich bist du da.“ Mein Vater zieht mich förmlich aus dem Auto. Er ist gute 1,80 m groß und je seltener ich ihn sehe, umso mehr fällt mir sein immer mehr ergrautes Haar auf. Es steht ihm ausgezeichnet. Mit seiner neuen randlosen Brille sieht er extrem attraktiv aus. Unsere spitzen Nasen haben Ole und ich von ihm. Ansonsten komme ich mit meinen 1,68 m, den blonden Haaren und den blauen Augen nach meiner Mutter.
Nachdem mein Papa mich in eine feste Umarmung schließt, reicht er mich an meine Mama weiter, und ich werde nochmals herzlich gedrückt.
„Mein kleiner Schatz, endlich sehe ich dich wieder. Es ist schon wieder viel zu viel Zeit vergangen, seit du das letzte Mal da warst“, tadelt sie mich.
Ich weiß, sie meint es nicht böse, deshalb genieße ich ihre Umarmung.
„Hallo, ihr beiden“, begrüße ich sie.
Ich warte auf den Moment, in dem sie realisiert, dass ich allein gekommen bin. Doch als ich sehe, dass mein Vater in meinen Kofferraum greifen möchte, löse ich mich rasch von meiner Mutter und eile ihm- oder eher den Hochzeitstorten- zu Hilfe.
„Paps, du weißt doch, dass ich bei meinen Törtchen eigen bin“, ermahne ich ihn und greife mir die Kartonagen, die mit dem Label der Konditorei verziert sind, bei jener ich als Konditormeisterin in Berlin-Charlottenburg angestellt bin.
„Ja, ist ja schon gut, Linchen!“, meint er lächelnd und hebt die Hände ergebend in die Höhe.
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