Lene Sommer
HerzWinter
Und dann kamst du
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Lene Sommer HerzWinter Und dann kamst du Dieses ebook wurde erstellt bei
Über die Autorin Über die Autorin Die dreiunddreißigjährige Lene Sommer schreibt unter Pseudonym und lebt mit ihren beiden Kindern in Tirol, Österreich. Als Spätzünderin entdeckte sie mit dreißig Jahren durch eine Freundin das Lesen für sich und schrieb ein Jahr später – aus purer Neugierde – ihre erste Kurzgeschichte. Sie leckte Blut und es folgten weitere Geschichten. Der Gedanke, die Krankheit ihrer Tochter in eines ihrer Bücher einfließen zu lassen, ließ sie nicht mehr los. In Kombination mit einer Liebesgeschichte, wie es nun mal üblich ist für Lene Sommer Geschichten, präsentiert sie mit: HerzWinter – Und dann kamst du, somit einen weiteren Roman.
Kapitel 1 / Clara
Jakob
Kapitel 2 / Clara
Jakob
Kapitel 3 / Clara
Jakob
Kapitel 4 / Clara
Jakob
Kapitel 5 / Clara
Jakob
Kapitel 6 / Clara
Jakob
Kapitel 7 / Clara
Kapitel 8 / Jakob
Kapitel 9 / Clara
Danksagung
Impressum neobooks
Die dreiunddreißigjährige Lene Sommer schreibt unter Pseudonym und lebt mit ihren beiden Kindern in Tirol, Österreich. Als Spätzünderin entdeckte sie mit dreißig Jahren durch eine Freundin das Lesen für sich und schrieb ein Jahr später – aus purer Neugierde – ihre erste Kurzgeschichte. Sie leckte Blut und es folgten weitere Geschichten. Der Gedanke, die Krankheit ihrer Tochter in eines ihrer Bücher einfließen zu lassen, ließ sie nicht mehr los. In Kombination mit einer Liebesgeschichte, wie es nun mal üblich ist für Lene Sommer Geschichten, präsentiert sie mit:
HerzWinter – Und dann kamst du,
somit einen weiteren Roman.
»… Es sind die Begegnungen mit Menschen,
die das Leben lebenswert machen …«
(Guy de Maupassant)
Aufgeregt verlasse ich mein Haus und laufe die Straßen entlang zu dem zehn Minuten entfernten Tattoo-Studio, in dem ich gleich einen Termin habe. Heute ist der Tag, auf den ich schon seit Wochen hingefiebert habe. Mein erstes Tattoo. Da ich nicht weiß, was auf mich zukommt, bin ich umso nervöser. Den Termin habe ich telefonisch vereinbart. Im Internet habe ich mich vorher natürlich genauestens über das Studio informiert und laut der Bewertungen und der Fotos auf der Homepage ist es eines der besten hier in München. Schon allein die Stimme des Typen am anderen Ende der Leitung gab meiner Fantasie genug Raum, sich auszuleben.
Ist es nicht oft so, dass man sich eine Person nach der Stimme baut? Bekommt diese Stimme schließlich ein Gesicht, ist man oftmals enttäuscht, da sich die eigene Fantasie einen griechischen Gott ausgemalt hatte und die Realität nicht ganz dieser Vorstellung entspricht. Die Stimme, die einem im Kopf rumspukt, kann nur zu einem verbotenen Traum gehören – zumindest denkt man das und erwartet es daher auch irgendwie. Doch dann steht besagter Gott vor einem und – zack! – man wird wachgerüttelt.
Also bin ich auf alles gefasst, sogar auf einen kleinen Gnom mit Halbglatze und Bierbauch. Oder einen blassen rothaarigen Typen mit Sommersprossen – natürlich inklusive strengem Körpergeruch und ekelerregenden Zähnen.
Nur noch eine Querstraße und ich habe es geschafft , denke ich aufgeregt.
Nachdem ich diese hinter mir gelassen habe, blicke ich auf mein Ziel. Das Tattoo-Studio liegt genau gegenüber auf der anderen Straßenseite. Es ist alles andere als unscheinbar und sieht aus, wie es auf der Homepage bereits abgebildet war – neu, sauber und durch die Werbetafel an der Hausfassade sehr cool und auffällig. Diese sticht an der weißen Wand total hervor. Eine Hand mit Tätowiernadel schreibt ›Jack’s Art‹ auf einen grasgrünen Untergrund. Damit wirkt es hell, fast strahlend und somit gar nicht wie die meisten Studios, deren Logos überwiegend düster und mit schwarz-weißen Totenköpfen versehen sind.
Auf dem breiten Gehweg steht vor der Fensterfront eine Holzbank, auf der ein kleines Mädchen mit langen dunkelblonden Haaren sitzt. Sie redet mit einem Hund, der es sich neben ihr gemütlich gemacht hat. Ich nehme an, dass der Hund, welchen ich als weißen Labrador identifizieren kann, ihr gehört. Die Nachbarn meiner Eltern hatten früher einen, daher erkenne ich diese Rasse auf Anhieb. Die beiden wirken sehr vertraut miteinander.
Dieser Anblick, diese Verbundenheit, die man anhand ihrer Körpersprache beobachten kann, zieht mich für einen kurzen Moment in ihren Bann. Die kleine Hundeliebhaberin, die ihre Beine kräftig hin und her baumeln lässt, scheint zu spüren, dass ich sie beobachte, denn sie dreht sich in meine Richtung und lacht mich sofort an.
»Hallo, wie heißt denn du?«, fragt sie mich freundlich.
Überrascht von ihrer Offenheit blinzle ich hektisch und antworte lächelnd: »Hallo, ich bin Clara. Und wer bist du?« Die kleine Frohnatur bekommt ein breiteres Lächeln und offenbart mir dabei eine entzückende Zahnlücke. Mein Erscheinen scheint sie irgendwie sehr glücklich zu machen.
»Ich bin die Lillie«, freut sie sich.
»Wow, Lillie ist ein wahnsinnig schöner Name.« Meine Schwärmerei für ihren Vornamen macht sie so fröhlich, dass sie kraftvoll ihren Hund umarmt und herzt. Ihr süßes Gesicht drückt sich in das Fell des Hundes, der sich überhaupt nicht daran stört, dass sie ihn so fest umklammert. Ich habe zwar nicht so viel Ahnung von Haustieren, da ich als Kind nur ab und an mit des Nachbars Floyd gespielt hatte, trotzdem weiß ich, dass auch Tiere Gefühle haben. Deshalb überrascht es mich ein wenig, dass Lillies Verhalten so rein gar keine Reaktion in ihm hervorruft. Doch dann wird mir bewusst, dass sehr viel Vertrauen zwischen den beiden bestehen muss, sonst wäre solch ein Verhalten gar nicht möglich.
Lillie reckt ihr Kinn in die Höhe, sodass sie mich ansehen kann, und sagt: »Das ist Anton, mein Hund.«
Voller Stolz betont sie die letzten beiden Worte, was ich sehr niedlich finde.
Aufgeregt, auf mich schon fast hektisch wirkend, fragt sie mich schließlich: »Was machst du jetzt?«
Die neugierige kleine Dame, die schon mindestens zweimal Bekanntschaft mit der Zahnfee gemacht hat, wartet gespannt auf meine Antwort. Ihr Interesse reißt mich aus unserem Gespräch und lässt mich erschrocken auf meine Armbanduhr blicken.
»O Mist, Lillie, es tut mir leid, doch ich muss los. Ich habe total die Zeit vergessen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.« Mit diesen Worten winke ich ihr und Anton zu, gehe vier Schritte weiter und betrete das Tattoo-Studio. Im Inneren schaue ich durch die Fensterfront nach draußen, zurück zu ihr. Lillie dreht sich auf der Bank noch einmal um, lächelt mir durch das Glas zu und winkt zurück. Anschließend widmet sie sich wieder Anton und legt ihren Arm um diesen.
Die beiden sind echt goldig zusammen , denke ich und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Der Gong, der lautstark ertönte, als ich das Studio betreten habe, hat mich augenscheinlich angekündigt. Aus den hinteren Zimmern kommt ein Mann nach vorne an den Tresen, der den Wartebereich von den Tätowierräumen abtrennt. Jedenfalls nehme ich das an. Auf meinem Handy habe ich noch schnell den Ton ausgestellt, da ich es immer als sehr unhöflich empfinde, wenn es plötzlich laut klingelt, während man einen Termin wahrnimmt. Gerade als ich es in meine kleine braune Umhängetasche stecken möchte, schaue ich auf und blicke einem Mann entgegen, der so gar nichts mit einem bierbäuchigen Gnom gemein hat. Er besitzt auch keine Sommersprossen – sofern ich das erkennen kann –, sondern einen tollen, ebenmäßigen Teint. Er mustert mich mit einem intensiven Blick, was mich tief einatmen lässt, sodass ich das Gefühl habe, mein Brustkorb würde sich in Slow Motion bewegen. Seine dunklen Augen wirken auf mich fast schwarz. Alles an seinem Gesicht ist scharfkantig, streng und einfach zu intensiv für mich. Plötzlich vernehme ich ein Geräusch, als würde irgendwo Plastik hart aufschlagen, was mich allerdings zunächst nicht wirklich ablenkt, bis sich sein Blick auf den Fliesenboden heftet. Ich folge diesem und schaue zu meinen Füßen. Der Bann, der sich in den letzten Sekunden zwischen uns aufgebaut hat, ist wie weggeblasen, als ich erblicke, was da so laut gescheppert hat.
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