Lene Levi
Tödlicher Nordwestwind
Ein Fall für Kommissar Rieken
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Inhaltsverzeichnis
Titel Lene Levi Tödlicher Nordwestwind Ein Fall für Kommissar Rieken Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Prolog
Impressum neobooks
Eigentlich erhoffte sich Robert Rieken durch seine Rückversetzung in die Oldenburger Polizeiinspektion nur eins: lieber Fahrraddieben das Handwerk legen, als brutale und kaltblütige Verbrechen aufzuklären. Mit Raub, Erpressung, Mord und Totschlag wollte er nichts mehr zu tun haben, denn die meisten seiner Dienstjahre hatte er als Ermittler in den härtesten Großstadtrevieren des Landes zugebracht - und nun war einfach das Maß voll.
Jedoch sein Wunschtraum zerplatzt genau an jenem Tag, an dem zwei Dangaster Krabbenfischer eine männliche Leiche mit ihrem Schleppnetz aus der Nordsee ziehen und Robert als Kriminalkommissar plötzlich vor der Aufgabe steht, die Identität des unbekannten Toten zu ermitteln. Während der Autopsie durch die taffe Gerichtsmedizinerin Dr. Lin Quan wird schnell klar, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt.
Eine schwierige Ermittlungsarbeit beginnt und führt Robert zu weiteren ungeklärten Mordfällen im Rotlichtmilieu.
Er muss schließlich erkennen, dass sein Versuch, vor dem organisierten Verbrechen in eine norddeutsche Provinzstadt zu fliehen, ein großer Trugschluss war.
„Tödlicher Nordwestwind“ ist ein Kriminalroman von Lene Levi (ein Pseudonym) und zugleich der erste Fall des Oldenburger Kriminalisten Robert Rieken. Weitere Fälle des Kommissars aus dieser Region werden folgen.
„ Farbe ist Blut und Blut ist Leben.“
Karl Schmidt-Rottluff
Noch vor Sonnenaufgang des 29. Juli, der ein feuchter- und schwül-heißer Sonntag werden sollte, verließen der friesische Fischer Enno Fedder und sein Maat Hauke Schortens mit dem Krabbenkutter »DAN 2« ihren Heimathafen Dangast am Südrand des Jadebusens. Nachdem sie ihr kleines Schiff durch den gewundenen und schmalen Prickenweg bis hin zur Innenjade hinaus manövriert hatten, durchquerten sie anschließend das Außentief und erreichten endlich das offene Meer. Sogleich ließen sie den Kurrbaum ausfahren, an dem das Netz aufgespannt war, und senkten das Fanggerät mit der Seilwinde herab. Sie beobachteten, wie die schwere Konstruktion langsam auf den Grund der Nordsee hinab sank.
Der erste Fang fiel an diesem Tag mager aus, nur wenige Kilo Nordseegarnelen, ein paar junge Plattfische, sowie Seesterne und anderer Beifang hatten sich in den Netzen verfangen. Das reichte nicht einmal aus, um den Bedarf der Urlauber zu decken, die später am Hafen und gleich vom Kutter weg, fangfrische Delikatessen kaufen wollten. Der Beifang flog ins Meer zurück. Auch ein zweiter Versuch lohnte das Einholen nicht. Missgelaunt und bereits auf Heimatkurs setzten die beiden Männer das Schleppnetz wenige Meilen vor der Küste ein drittes Mal aus. Es war gegen drei Uhr nachmittags und am Horizont zeigten sich schon die ersten Ausläufer einer heranziehenden Gewitterfront aus nordöstlicher Richtung.
„Hol jetzt ein, Hauke!“, grummelte Enno Fedder missmutig vor sich hin und drosselte die Maschine. Die Verständigung auf See funktionierte zwischen den beiden Männern meist ohne viele Worte. Doch diesmal hatte sich Schortens aus reinem Übermut, und weil er genau wusste, dass er damit seinen Chef leicht aus der Reserve locken konnte, absichtlich zu weit über die Reling gelehnt. „Ay, ay, Captain!“, rief er mit ironischem Unterton zurück. Enno Fedders Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr, denn genau dieses »Ay, ay, Captain!« konnte er partout nicht ausstehen. Aber er verkniff sich eine abfällige Bemerkung. Als der Maat bemerkte, dass seine kleine Stichelei im Nordseewind verwehte, setzte er die Seilwinde in Gang. Das Tau straffte sich diesmal gleich so rückartig, dass zunächst der kleine Motor der Winde zu ächzen begann. Auch Enno spürte den unerwarteten Gegendruck am Ruder und ließ den tuckernden Dieselmotor erneut anspringen, so dass der Kutter manövrierfähig blieb.
„Na, Junge! Diesmal scheint sich ja der Fang endlich gelohnt zu haben.“
Hauke zwängte seinen breiten Kopf aus der Fensterluke des winzigen Führerhäuschens, um so das Einholen des Netzes besser kontrollieren zu können.
„Sieht ganz danach aus, Enno.“
Schon stemmte sich der Maat mit ganzer Kraft gegen das leicht verzogene Reepspill, um ein drohendes Herausspringen des Seils aus der Trommelwinde zu verhindern.
„Hoffentlich hängt nicht wieder eine dieser verdammten Plastiktonnen mit Drecksabfällen drin, wie vor zwei Wochen“, gab der Maat zu bedenken.
Enno verließ den Ruderverschlag, um Hauke bei der Arbeit zu helfen.
„Nach dem Gewicht zu urteilen, müssten schon drei von diesen Dingern ins Netz gegangen sein.“
Hauke legte sich schwitzend noch mehr ins Zeug.
„Leg doch lieber noch ´nen Zahn zu. Das verdammte Ding ist ziemlich schwer.“
Einige Minuten später hatte sich das gefüllte Netz der Meeresoberfläche so weit genähert, dass schon einige grau-silbrige Reflektionen des Sonnenlichts unter Wasser aufblitzten.
„Granat ist das jedenfalls nicht, was da so schimmert. Da muss noch was anderes drin sein.“
Enno beugte seinen Oberkörper über die Reling, um besser beobachten zu können, aber er konnte nichts Genaues erkennen.
Endlich erhob sich das geschlossene Fangnetz über der Meeresoberfläche und schwang am Kurrbaum, durch den Seegang bewegt wie ein prall gefüllter Beutel auf und ab. Der Krabbenkutter neigte sich in diesem Moment spürbar zur Steuerbordseite. Ein breiter Wasserstrom ergoss sich aus dem Netz und rauschte ins Meer zurück.
„Zieh den Ausleger dichter ran!“, kommandierte Enno. „Ja. Gut so! – Und jetzt lass ihn nieder auf Deck!“
Beide Männer zogen nun gemeinsam an dem Tau, bis das Fangnetz direkt über dem Auffangbehälter auf der Decksmitte schwebte und sich der Motor der Seilwinde automatisch abstellte. Als Hauke die Schlinge des Fangnetzes löste, ergoss sich ein großer Teil des Inhalts in das darunter stehende Auffangbecken, das sofort überschwappte. Erst jetzt, nachdem sich das Netz zur Hälfte geleert hatte, wurde ein weiterer Teil des Fanges sichtbar. Enno war schon wieder am Steuer, als er von dort bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmen konnte, denn Haukes Gesichtsausdruck sah sehr ernst aus.
„Is was?“, rief er zu ihm hinüber. Der Maat antwortete jedoch nicht, sondern schaute nur gebannt und wie erstarrt auf die Planken.
„Heiliger Strohsack!“, fluchte Enno. Erst jetzt reagierte Hauke auf seine Frage: „Komm her und sieh dir diesen Schiet an!“
Enno verließ genervt das Steuerhaus und näherte sich mit ein paar Schritten der Decksmitte, auf deren Planken sich inzwischen eine Menge zappelnder Fische mit einer rotfleckigen Hand vermengten. Der Rumpf eines menschlichen Körpers lag unter dem Haufen des herabgesenkten Fangnetzes.
„Ach du liebe Scheiße, eine Leiche. Verdammt, das bringt Unglück!“
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