Achim Nöchel
Das Komp(l)ott
oder ein Gastspiel an Jütlands tosender Küste
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Inhaltsverzeichnis
Titel Achim Nöchel Das Komp(l)ott oder ein Gastspiel an Jütlands tosender Küste Dieses ebook wurde erstellt bei
Anstatt eines – unzumutbar langen – Prologs Anstatt eines – unzumutbar langen – Prologs Søndervig als Ort des Aufzureigenden liegt an einem meerumwesten Gestade, von dem aus ehemalig Vormannen dem Rest der Welt vorführten, was ein Wikinger ist. Erfolgreich übersauert bis in heurige Hundstage hat die Feste: schmutzig=grauschwarz=dräuend. Weiter: strammer West Stärke 8, 17 o C (Luft), 99 % Feuchte, 985 Hectopascal, Tendenz steigend. Der Vollständigkeit ganzer die momentane Zeit noch: 17 Uhr MESZ. Klappe auf:
die erste
die zweite
die dritte
die vierte
die fünfte
die sechste
die siebte
die achte
die neunte
Anstatt eines – nun eher zumutbar langen? – Epilogs
Impressum neobooks
Anstatt eines – unzumutbar langen – Prologs
Søndervig als Ort des Aufzureigenden liegt an einem meerumwesten Gestade, von dem aus ehemalig Vormannen dem Rest der Welt vorführten, was ein Wikinger ist. Erfolgreich übersauert bis in heurige Hundstage hat die Feste: schmutzig=grauschwarz=dräuend. Weiter: strammer West Stärke 8, 17 oC (Luft), 99 % Feuchte, 985 Hectopascal, Tendenz steigend. Der Vollständigkeit ganzer die momentane Zeit noch: 17 Uhr MESZ.
Klappe auf:
So wenig zur Einstimmung. Wir, das Leser-/Erzähler-Gespann, richten unser Augenmerk der Düne zu, auf der zwei dunkelblaue Plastikjacken nebst Inhalt prangten, der eine blondgelockt, die schönen(?) Waden des ansonsten mehr ahnbar aufgerundeten in gelben Gummistiefeln, das hagere Pendant schütter braunbehaart, hornig vollbebrillt, turnbeschuht(!). Beider Blick ruhte gebannt auf dem einsamen menschlichen Kopf, dessen Körper dem überwelltigenden Element Paroli bot.
"Wollen wir nicht auch?" Eine gegen das Getöse anschreiende männliche Stimme.
"Dir geht es wohl zu gut!" Energische(?) weibliche Stimme. Nachgesetzt: "Du, Hans-Georg, willst damit ja nur deine Rumration erhöhen."
"Bei meinem Ehrenwort, Petra!" Die Hand erhoben.
"Jetzt fang du damit nicht auch noch an, sonst verliere ich den letzten Respekt vor dir."
"Wieviel hab ich denn noch gut, Petraschatz?" Die Hand vertraulich an ihrem Hinterteil.
"Bleib mir!" Die entsprechende Windung dazu. "Das muss ich erst aufrechnen, viel kann es nicht mehr sein, wenn überhaupt."
"Zeigst du's mir dann? Damit ich es nachrechnen kann."
"Das könnte dir so passen, um mich der Falschrechnerei zu zeihen. Nein, mein Lieber, da hast du dich gründlichst verrechnet."
"Das hat mir noch keiner vorgehalten, dass ich nicht rechnen kann."
"Schnickschnack! Du verstehst mich recht gut. Jetzt habe ich ihn aus den Augen verloren. O Gott! Er wird doch nicht? Nein, da ist er. Komm, Hans-Georg, lass uns in unsere Hütte gehen, heißen Fliedertee trinken."
"Dazu leckere Vollkornkekse?"
"Ja, denn sie halten den Darm geschmeidig, wie du weißt."
"Ich wüsst was Besseres, Petraliebling:" bedeutungsvoll.
"Regt sich da etwa schon wieder deine Altersgeilheit? Seit wir hier sind, beherrscht sie dich. Bin ich froh, dass Reinholds kommen, eventuell gelingt es ihnen, dich auf andere Gedanken zu bringen."
"Werd ich Katja als erstes fragen, ob sie auch schon im Klimakterium ist."
"Hans-Georg, unterstehe dich!"
"Ach, es lungert tief in dir, Liebste:" schmachtend.
"Schuft, der du bist! Da, jetzt haben wir es!"
Peitschender Regen. Hastig das Überstülpen der Kapuzen.
"Hättest du wie ich Gummistiefel statt der lächerlichen Jahntreter angezogen, kämst du wenigstens trockenen Fußes nach Hause. Aber ständig alles besser wissen wollen. Symptomatisch Mann!" Obendrein ein Nieser.
"Blecherlich!" Ungerührt der Konter.
Das Trollen im Gänsemarsch, zuvörderst Hans-Georg, der allwehlich das Tempo steigerte, sodass Petra ins Keuchen kam, ihr "So warte doch!" nicht gehört oder ignoriert wurde von dem Protzer, bis der Sturm schlagartig zu drehen begann, Hans-Georgs Brille überflutet ward, er artig auf Petra wartete, brav sich an ihrer Hand geleiten ließ.
Am Ortsanfang der Wechsel von weichem auf harten Untergrund. Schlaffe Flaggen an weißen Fahnenmasten, Hans-Georgs schmerzliche Begegnung mit dem ersten, weil Petra für einen Lidschlag nicht aufgepasst hatte. Die Zuflucht der Supermarked.
"Ich besorge nur eben etwas:" Petra.
Ja-ja, da stand er, versuchte mit angefeuchtetem Papiertaschentuch die Gläser zu entschlieren, erfolgte insoweit, dass er Petra am verlockenden Bagererstand erkennen konnte, derweil der verführerische Geruch frischer Backwaren die Pein zu lindern nicht vermochte. Ein Stück Schwarzwälder Klitsch, darauf hätte er jetzt Appetit. Aber sicher würde sie Vollkornflorentiner anschleppen. Hans-Georg ging in den Verkaufsraum hinein, beäugte verlangend die giftigrote Wurst. Verstohlen der Blick zum Bagerer, der Griff zum Gesäß. Fehlanzeige. Gesunde Ernährung führt auch zum Tod nur. S(ch)eltsam, dass es bei ihr nicht entfruchtete. Wahrscheinlich würde sie daheim- Da war sie, hielt in jeder Hand eine prallgefüllte Tüte.
"Kannst du eine unter deine Jacke?"
"Dann seh ich ja aus wie eine Schwangere!"
"Hans-Georg, hab dich nicht so."
"Kuck mal da, Petraschatz."
"Ei was denn, Hans-Georg, das alles ist doch ungesund: Fleisch von wahnsinnigen Rindern, Wurst von verpesteten Schweinen, nein, das lass ruhig die anderen essen, wir jedenfalls ernähren uns gesund!"
"Mit Vollkorn, das mit Herbi-, Pesti-, Insekti-, ach, was weiß ich mit welchen Ziden angereichert ist, stimmt's, liebste Petra?"
"Das kommt von Bio-Bauern."
"Wenn wir zu Hause sind, lassen wir es analysieren, ich insistiere darauf!"
Petras Blick ein wenig irretiert immerhin.
"Sieh mal da, die Rote, könnten wir nicht eine klitzekleine Runde? Ausnahmsweise?"
Der Blick, Petras Blick, strafend. Unerbittlich diese F-rau. Sein Weig, das selbst im NURlaub der Biomasche frönte.
"Möchte bloß wissen, was du tätest, wärest du wieder mal auf Neckermanns Grollpension angewiesen."
"Bin ich aber nicht. Im Übrigen, der Einzige, der gegrollt hat, warst du."
"Jens, Claudia?"
"Angestiftet, Hans-Georg, von dir!"
"Kann mich gar nicht erinnern, liebste Petra."
"Ja, im Verdrengen bist du leider ein einsamer Gipfel!"
"Kann nicht sein, ich seh immer noch die Rote. Mir läuft nachgerade das Wasser im Munde zusammen."
"Dann hüte dich vor dem Verschlucken!"
Kein Einsehen. Dafür nachlassender Regen. Die Feriennachbarn kamen just vom Slagterer, bepackt mit Fleischpaketen. Freudiges "Hallo!" ihrerseits über bekannte Gesichter so fern der Heimat. Sie wollten grillen, auf der Terrasse, die Einladung für 8 Uhr.
"Danke, aber wir können nicht, leider, wir erwarten Freunde:" Petra.
"Ja, leider:" Hans-Georg.
Na, dann vielleicht ein andermal. Sie müssten noch zum Bagerer, Baguette, ein paar Stücke Kuchen.
"Sicher Schwarzwälder?" Hans-Georg.
Die Bestätigung, das Streben zum Bagerertresen.
"Hör mal, Reinholds kommen doch erst morgen:" Hans-Georg mit Vorwurf.
"Ich weiß doch, Hans-Georg, dass du sie nicht abkannst:" Petra mit verschmitztem Blick.
"Oh, für eine anständige Mahlzeit würde ich einiges in Kauf nehmen."
"Opportunist, der du bist."
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