Von anno dazumal
Fleißig, fleißig, fleißig,
die DDR wird dreißig.
die Kleinen laufen sich einen Wolf!
Die Großen kaufen sich einen Golf.
Als Bettelstudent bin ich groß geworden. So ist es nun mal auf der Welt: Der Arbeiter arbeitet, der Student studiert, der Chef scheffelt …
(Fips Asmussen)
Der Arbeiter arbeitet – der Unternehmer unternimmt was. Würden die Arbeiter mal was unternehmen, könnten die Unternehmer mal richtig arbeiten.
(Karl-Heinz Papenkort)
Er würgte eine Klapperschlang,
bis ihre Klappe schlapper klang.
(Otto Waalkes)
Sie bricht durchs dickste Fichtendickicht, dicke Finken picken tüchtig. Das müssen Sie mal im angetrunkenen Zustand ganz schnell nachsprechen.
(Jürgen von der Lippe)
Es gibt noch wesentlich mehr Witzarten und Gattungen, worauf ich im Moment nicht näher eingehen möchte. Das würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Im hinteren Teil des Handbuchs werde ich die einzelnen Pointen gemeinsam mit Ihnen besprechen. Alles zu seiner Zeit! Wir wollen ja vordergründig nicht nur Theorie, sondern eher die Praxis ins Auge fassen, was ja Ihrem Interesse nicht entgegenstehen dürfte.
Manche Theoretiker sind der Meinung, dass es eigentlich nur zehn bis zwanzig Witzarten oder Varianten gibt, das ist Humbug. Der Humor ist so vielschichtig geworden, gerade im Zeitalter des Internet und Digitalfernsehen.
Nur ein kurzer Witz-Exkurs soll jetzt folgen.
Bei fast allen Pointen kommt ein überraschendes Merkmal zum Vorschein und zwar genau das Gegenteil von dem, was der Zuhörer erwartet oder gerade was er nicht erwartet. Je größer der Positionswechsel oder der Aha-Effekt, umso befreiender das Lachen.
Kommt ein Mann zum Psychiater und klagt: »Herr Doktor, Sie müssen mir helfen. Jede Nacht habe ich einen abscheulichen Traum. Meine Schwiegermutter läuft mit einem Krokodil am Halsband in unserer Wohnung immer hinter mir her. Diese scharfen, zackigen gelben Zähne, die roten Augen und dieser Gestank in der Bude.«
»Das ist ja schon sehr schlimm«, bestätigt der Mediziner.
»Das ist noch gar nichts. Warten Sie mal ab, bis ich Ihnen das Krokodil beschrieben habe.«
Immer an die Verdichtung langer Zeitabstände denken. Sagen Sie zum Beispiel nicht: Damals, vor etlichen Jahren, als ich noch kleiner war, habe ich … sagen Sie einfach: Vor geraumer Zeit habe ich … (nur als Beispiel). Noch ein paar kleine Hinweise (Gags) sollen die prägnante Kürze eines Juxes verdeutlichen:
»Wie lauten die letzten Worte eines Beifahrers? Rechts ist frei!«
»Die letzten Worte eines Nachtwächters? Ist da jemand?«
»Die letzten Worte eines Briefträgers: Braves Hundchen.«
»Wenn man heute ein Brot kauft, ist es morgen schon von gestern.«
Lassen wir das Kapitel »Worauf es bei einem guten Witz ankommt« langsam mit einer Pointe von Jürgen von der Lippe und einem Gedicht von mir ausklingen.
Wieder kommt ein Mann zum Psychiater und klagt: »Herr Doktor, ich glaube, ich kann in die Zukunft sehen.«
»Das ist ja schlimm. Wann hat das denn angefangen?«
»Nächsten Donnerstag.«
Nicht alles, was sich reimt, ist ein Gedicht,
nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht.
Nicht jedes gesprochene Wort ist Gold,
nicht jedes Ja-Wort ist ehrlich gewollt.
Nicht jeder BH ist prall und stets voll,
nicht jeder Witz ist auch wirklich toll.
Die Pointe von diesem kleinen Gedicht,
die kannst du suchen, die gibt es nicht!
Drum wird jetzt hier dieses Kapitel enden,
der Leser möge dieses Blatt nun wenden!
Lesbare und erzählbare Witze
Es ist fast nicht zu glauben, paradox, aber es gibt tatsächlich Witze, die man nur lesen kann, andere wieder, die man in der Kneipe am Stammtisch erzählen darf und solche, die auf eine öffentliche Bühne gehören. Während meiner ganzen Laufbahn als Humorist habe ich schon viele Pleiten mit Witzen erlebt, über die ich mich vor Lachen ausschütten konnte, die aber auf den Brettern, die die Welt bedeuten, kläglich versagten. Also 1988 brachte ich einen Gag, von dem ich mir zunächst mehr Lacherfolg erhoffte. Ich will ihn hier niederschreiben, um Ihnen aufzuzeigen, wovon Sie lieber die Finger lassen sollten.
Ein deutscher Politiker hält im tiefsten Afrika, in einem kleinen Dorf eine Rede vor Eingeborenen: »Liebe Einwohner, bald wird der Tag kommen, an dem ihr alle keinen Hunger mehr erleiden müsst.« Die Afrikaner heben die Hände in die Luft und schreien: »Uzanga, Uzanga.« Der Politiker fährt fort: »Bald bringen wir die Zivilisation auch in den tiefsten Winkel Afrikas.« Die Ureinwohner wieder: »Uzanga, Uzanga.« Die Schreie werden immer lauter und der Politiker denkt sich, er sei auf dem richtigen Weg. Er spricht weiter: »Bald wird jeder sein eigenes Häuschen haben und Fernsehen.« Die Bevölkerung wieder: »Uzanga, Uzanga.« Die Meute ist nicht mehr ruhigzustellen.
Da fragt der Politiker einen Einheimischen, ob ihm seine Rede gefallen hat. Da meint der Afrikaner: »Du ganz toll gesprochen.« Sie gehen gemeinsam ein Stück wo Kühe grasten und da sagt der Afrikaner zu dem Politiker: »Vorsicht, du nicht treten auf den Haufen Uzanga.«
Vielleicht hätte ich lieber Scheiße gesagt, aber dann wäre die Pointe nicht gelungen. Gerade das unbekannte Wort Uzanga sollte entlarvt werden und den Lacherfolg bringen. Der Positionswechsel war aber nicht eindeutig erkennbar und konnte nicht mitverfolgt werden. Das befreiende Lachen blieb aus. Das Publikum konnte wohl mit der Übersetzung - nicht treten auf den Haufen - nichts anfangen. Obwohl Kühe grasten und Haufen schon zur Entschlüsselung beigetragen haben sollten. Es war halt im wahrsten Sinne des Wortes ein Scheißwitz!
Auch das folgende Beispiel, woran ich mich noch haargenau erinnern kann, soll verdeutlichen, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. Als ich diese Pointe las, hätte ich mir vor Lachen fast in die Hose gemacht. Auf der Bühne gab es nur die von mir gestellte Note ausreichend, aber nicht zufriedenstellend. Der Zuhörer hatte mit einem besseren Ende oder Finale gerechnet? Der Witz ist einfach zu lang für die knappe Pointe.
Einmal sind wir ins Schreibwarengeschäft gegangen, um uns für den Schulunterricht einige Sachen zu besorgen, die wir für Erdkunde brauchten. Der Verkäufer spricht meinen Kompagnon an und fragt: »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hätte gerne kariertes Linienpapier«, sagt mein Kumpel.
Der Verkäufer fragt nach: »Was bitte hätten Sie gern, kariertes Linienpapier? Es gibt entweder Kariertes- oder Linienpapier. Kariertes Linienpapier gibt es nicht!«, klärt ihn der Verkäufer auf.
»Dann nehme ich liniertes Papier«, während er spricht, verfärbt sich sein Gesicht puterrot. Er nimmt den Schreibblock und verschwindet in Windeseile. Er schämte sich offensichtlich, weil seine Blödheit entlarvt wurde. Da kommt der Verkäufer auf mich zu und fragt: »Haben Sie schon mal solch einen Blödsinn gehört? Der wollte doch tatsächlich kariertes Linienpapier. Sowas habe ich ja noch nie gehört.« Wir müssen beide über diesen Schwachkopf lachen. Ich persönlich habe mich vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt. Ich hätte mir fast in die Hose gemacht und zudem hatte ich, wie man es im Rheinischen sagt, das Pipi in den Augen stehen, zu Deutsch Tränen in den Augen. Ja, und dann fragt mich der Verkäufer: »Was hätten Sie denn gern?« Ich druckse nicht lange rum und sage: »Ich hätte gerne einen Globus von Nordrhein-Westfalen.«
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