„Also, ich wollte dir was erzählen.“, fängt Peter an, nachdem wir eine ganze Weile nur stumm nebeneinandergesessen und vor uns hingeglotzt haben.
„Ist es was Deprimierendes?“, frage ich ihn, und verleihe damit meinen düsteren Gedanken einen verbalen Ausdruck.
„Naja, kommt drauf an.“
„Worauf?“, frage ich nur halb interessiert.
„Wie man's sieht. Ich hab mich verliebt.“, gesteht Peter freimütig.
Ich lasse das Bierglas, das ich gerade zum Mund führen wollte, andächtig sinken und starre ihn mit hängendem Kiefer an. Peter? Verliebt?
„Ja, jetzt guck nicht so.“, knurrt er. „Sie ist eine ganz tolle Frau. Tina. Arbeitet in einem Reisebüro. Mitte zwanzig. Tolle Augen. Klasse Figur. Intelligent.“ Er nickt versonnen vor sich hin. „Oh, ja. Intelligent.“
Ich habe meine erste Verwirrung überwunden. „Wo hast du sie kennengelernt?“
„Auf einer Party, vor zwei Wochen.“, sagt er mit verträumtem Blick. „Wir haben uns ewig lange unterhalten. Aber da hab ich mir noch nichts weiter gedacht. Gestern habe ich sie dann wiedergesehen und da hat es mich wie der Blitz getroffen.“
„Wo hast du sie denn gesehen?“, frage ich neugierig nach.
„Vor so einem Fitnessclub in der Innenstadt. Der mit den Boxsäcken im Schaufenster, du weißt schon. Vera hat sich vor Kurzem mal köstlich darüber amüsiert, wie einer dort einen Boxsack an die Birne gekriegt hat und umgekippt ist, als sie gerade vorbeigegangen ist.“
Ich kann mich dunkel an ihren Bericht erinnern, bin aber viel gespannter auf Peters Lovestory. „Ja, und dann? Was habt ihr geredet?“
„Geredet?“ Peters Blick klärt sich auf und ein betrübter Schimmer tritt in seine Augen. „Nichts.“, sagt er achselzuckend. „Da kam so ein großer Typ mit Boxhandschuhen um die Schultern heraus. Jung. Gutaussehend. Sportlich. Naja, und der hat sie in den Arm genommen und die beiden sind abgezogen.“
„Oha.“ Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Es wäre jetzt einfach, darauf hinzuweisen, dass eine Frau Mitte zwanzig vielleicht doch etwas zu jung ist für Peter, aber ob ihn das irgendwie aufmuntern würde, wage ich zu bezweifeln. „Das muss hart gewesen sein.“ Mehr fällt mir nicht ein.
„Ach weißt du. Eigentlich war es ganz gut. Ich meine, sie ist Mitte zwanzig. Was kann sie mir schon bieten? Und ich ihr? Aber irgendwie war es doch ganz schön, wieder mal verliebt zu sein.“ Er kichert versonnen vor sich hin.
Ich begreife noch nicht so recht, was in Peter vor sich geht, aber eine leichte Ahnung habe ich doch. Und ich bin froh, dass ihn die Trübsal für ein paar Tage verlassen zu haben scheint. Was so ein bisschen Verliebtsein, gerade wenn es nicht erwidert wird, doch alles mit einem Menschen machen kann.
Plötzlich fallen mir die Dinge ein, die ich im Flur gehört hatte, als ich auf Peter gewartet habe. "Sag mal, kennst du einen Parker Brooks?", frage ich völlig unvermittelt.
Peter schaut mich aus großen Augen an. „Nee, wieso? Was ist mit dem?"
Ich zucke mit den Schultern. „Ach, keine Ahnung.", wiegle ich ab. Ich hebe mein Glas und proste Peter zu. „Auf die Liebe!“, rufe ich, und denke dabei mindestens genauso sehr an mein eigenes Leben, wie ich an Peter denke.
„Auf die Liebe!“ Peter nickt mir lächelnd zu und wir leeren unsere Gläser in einem Zug. Steve kommt zu uns herüber und nickt uns anerkennend zu. „Noch einen für die Liebe?“
Wir nicken und grinsen ihn schelmisch an wie zwei grüne Schulbuben. Und vielleicht sind wir das ja auch in diesem Augenblick. Warum kann das Leben nicht immer so einfach sein?
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