Kirsten Klein
Tochter von Frankreich
Das Geheimnis der Dunkelgräfin
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Kirsten Klein Tochter von Frankreich Das Geheimnis der Dunkelgräfin Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung und Dank Widmung und Dank Für Olaf, der mich zu diesem Roman inspirierte Danksagungen Mein ganz besonderer Dank gilt meinem lieben Freund, dem Historiker Olaf Schulze, der mich bei historisch relevanten Fragen beriet und den Roman lektorierte. Außerdem danke ich dem Grafik-Designer Gunnar Gstettenbauer (www.gungus.de; mail@gungus.de) für die Gestaltung des Covers. Und last but not least danke ich Matthias Busch, Stuttgart, für seine Unterstützung.
Prolog Prolog „Da! Sie kommt, die Dunkelgräfin, sie kommt zurück!“, rief das Mädchen, ehe die Mutter ihm die Hand auf den Mund pressen konnte. Die anderen waren seinem Blick bereits gefolgt. Einige bekreuzigten sich. Manche liefen weg, zurück in ihre Häuser, zu ihrer Arbeit, von der sie sich davongestohlen hatten, aber die meisten bannte die Neugier. So standen die Hildburghäuser also am Fuße des Schulerberges, der eigentlich nur ein Hügel war, und starrten auf die dunkel verschleierte Frau. Plötzlich, in der Ferne, war sie aufgetaucht. Zwischen den Bäumen, die keinen Schutz mehr boten und das frische Steingrab umstanden, trat sie hervor. Dabei müsste sie doch darin ruhen – die Dunkelgräfin. Wer war diese Frau? Sie trug etwas in der Hand, doch was es war, erkannten die Schaulustigen nicht. Ein kleiner Junge wollte es unbedingt wissen, riss sich von seiner Mutter los und rannte auf die Verschleierte zu. Nicht weit, denn zu ihr hin traute er sich nicht. Andere Kinder eiferten ihm nach, machten ein Spiel daraus, wagten sich immer ein bisschen näher heran und rannten dann schreiend zurück. Die Erwachsenen ermahnten sie. Immerhin hatte hier kürzlich eine Beerdigung stattgefunden. Jetzt hob die Frau ihren Blick. Brachten die Wolken den ersten Schnee mit sich oder Regen? Besonders stürmisch wurden sie heute über den Himmel geweht, immer wieder durchbrochen von Sonnenstrahlen. Einer traf das Steingrab. Näher trat die Frau heran, und ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre grau verschleierten Lippen. Ihr Blick fiel den Hügel hinab auf die Leute, die dort standen. Insgeheim gebot sie ihnen zu weichen, und tatsächlich, sie entfernten sich – zumindest so weit, dass die Frau auf dem Hügel sich nicht mehr von ihnen beeinträchtigt fühlte. Langsam hob sie ihren Schleier, senkte den Blick auf den trapezförmigen Stein und drehte den Stiel der weißen Lilie in ihrer Hand, ließ sie tanzen vor ihren Augen. Eine Träne benetzte die Blüte. Oder beschloss der Himmel zu weinen? Die Trauernde ließ sie fallen und betrachtete sie, nun hinter einem Tränenschleier – die einzige Blume auf dem Grab. Ihr, Marie Thérèse Charlotte von Frankreich, hatte van der Valck, der Dunkelgraf, es offenbar vorbehalten, das Grab damit zu schmücken. Sie ließ den Schleier vors Gesicht fallen und sah auf. Doch ihr Blick wich nach innen, fort von diesem 1837, in dem sie sich dem Ende ihres sechsten Lebensjahrzehntes näherte.
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
Impressum neobooks
Für Olaf,
der mich zu diesem Roman inspirierte
Danksagungen
Mein ganz besonderer Dank gilt meinem lieben Freund, dem Historiker Olaf Schulze, der mich bei historisch relevanten Fragen beriet und den Roman lektorierte.
Außerdem danke ich dem Grafik-Designer Gunnar Gstettenbauer (www.gungus.de; mail@gungus.de) für die Gestaltung des Covers.
Und last but not least danke ich Matthias Busch, Stuttgart, für seine Unterstützung.
„Da! Sie kommt, die Dunkelgräfin, sie kommt zurück!“, rief das Mädchen, ehe die Mutter ihm die Hand auf den Mund pressen konnte.
Die anderen waren seinem Blick bereits gefolgt. Einige bekreuzigten sich. Manche liefen weg, zurück in ihre Häuser, zu ihrer Arbeit, von der sie sich davongestohlen hatten, aber die meisten bannte die Neugier.
So standen die Hildburghäuser also am Fuße des Schulerberges, der eigentlich nur ein Hügel war, und starrten auf die dunkel verschleierte Frau. Plötzlich, in der Ferne, war sie aufgetaucht. Zwischen den Bäumen, die keinen Schutz mehr boten und das frische Steingrab umstanden, trat sie hervor. Dabei müsste sie doch darin ruhen – die Dunkelgräfin.
Wer war diese Frau? Sie trug etwas in der Hand, doch was es war, erkannten die Schaulustigen nicht.
Ein kleiner Junge wollte es unbedingt wissen, riss sich von seiner Mutter los und rannte auf die Verschleierte zu. Nicht weit, denn zu ihr hin traute er sich nicht. Andere Kinder eiferten ihm nach, machten ein Spiel daraus, wagten sich immer ein bisschen näher heran und rannten dann schreiend zurück.
Die Erwachsenen ermahnten sie. Immerhin hatte hier kürzlich eine Beerdigung stattgefunden.
Jetzt hob die Frau ihren Blick. Brachten die Wolken den ersten Schnee mit sich oder Regen? Besonders stürmisch wurden sie heute über den Himmel geweht, immer wieder durchbrochen von Sonnenstrahlen. Einer traf das Steingrab.
Näher trat die Frau heran, und ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre grau verschleierten Lippen. Ihr Blick fiel den Hügel hinab auf die Leute, die dort standen.
Insgeheim gebot sie ihnen zu weichen, und tatsächlich, sie entfernten sich – zumindest so weit, dass die Frau auf dem Hügel sich nicht mehr von ihnen beeinträchtigt fühlte.
Langsam hob sie ihren Schleier, senkte den Blick auf den trapezförmigen Stein und drehte den Stiel der weißen Lilie in ihrer Hand, ließ sie tanzen vor ihren Augen.
Eine Träne benetzte die Blüte. Oder beschloss der Himmel zu weinen? Die Trauernde ließ sie fallen und betrachtete sie, nun hinter einem Tränenschleier – die einzige Blume auf dem Grab. Ihr, Marie Thérèse Charlotte von Frankreich, hatte van der Valck, der Dunkelgraf, es offenbar vorbehalten, das Grab damit zu schmücken.
Sie ließ den Schleier vors Gesicht fallen und sah auf. Doch ihr Blick wich nach innen, fort von diesem 1837, in dem sie sich dem Ende ihres sechsten Lebensjahrzehntes näherte.
Verborgen zwischen den Falten des Vorhangs am Bett ihrer Mutter Marie Antoinette, lauschte die achtjährige Marie Thérèse den Worten des Leibarztes. Dabei waren diese Worte an ihren Vater, König Louis XVI., gerichtet. Alles konnte Marie Thérèse nicht verstehen, denn immer wieder stöhnte und schrie die Mutter vor Schmerzen. Wie krank mochte sie wohl sein? Sie würde doch nicht etwa sterben?
Aus Angst um sie hatte Marie Thérèse sich hier versteckt. Nein, sie konnte ihre Mutter jetzt nicht alleine lassen, verkrampfte ihre schweißnassen Finger in den Vorhangstoff und presste ihren Rücken gegen das prachtvolle Blütenrankenmuster der Brokatpaneele an der Wand. Wenn sie nur artig wäre, bei ihr bliebe und den lieben Gott inbrünstig darum bäte, dann würde er ihr die Mutter nicht fortnehmen. So hoffte Marie Thérèse.
Ob es vielleicht etwas mit dem zornigen Volk zu tun hatte, dass es der Königin so schlecht ging? Jedenfalls sprachen Vater und Leibarzt darüber, soviel verstand das Kind. Es verstand überhaupt viel mehr, als sie Erwachsenen glaubten. Die sprachen oft achtlos in Gegenwart der Kinder über die politische und wirtschaftliche Lage Frankreichs, über den Unmut des Volkes, seinen Zorn auf die Monarchen. Angstvoll und auch wütend schnappte Marie Thérèse solche Worte auf. Wie konnte das Volk denn ihrer Mutter zürnen, ausgerechnet ihr, die den Armen doch so viel gab, die Bälle für Kinder veranstaltete und sogar die Bürgerlichen dazu einlud? Das Volk sollte Kuchen essen statt Brot, sollte die Mutter einmal gesagt haben. Marie Thérèse konnte darüber nicht genug staunen. Kuchen für die Armen. So großzügig war die Mutter. Marie Thérèse mochte Kuchen allemal lieber als Brot.
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