Kirsten Klein
Teufelsbrut
Die Kinderhexen von Bärenbrück
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kirsten Klein Teufelsbrut Die Kinderhexen von Bärenbrück Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung und Danksagung Widmung und Danksagung Teufelsbrut Die Kinderhexen von Bärenbrück Gewidmet allen Kindern, die von „Teufeln“ heimgesucht werden – damals wie heute Danksagung Mein ganz besonderer Dank gilt meinem lieben Freund, dem Historiker Olaf Schulze, der das Manuskript lektorierte und das Cover gestaltete.
Leute von Bärenbrück Leute von Bärenbrück Im Schaffner-Haus: Marie Schaffner, fünf ihre Großmutter, die Schaffnerin ihr Vater, der Totengräber Jörg, sein alter Gehilfe Im Wagner-Haus: Anna Wagner, zehn ihre Mutter Sophie, Anfang dreißig ihr Vater Hannes, der Schmied, in mittlerem Alter In der Nachbarschaft: Grete Köhler, Witwe Ulla, ihre elfjährige Tochter Im Pfarrhaus: Pfarrer Gottlob Lammer Heinrich, sein Sohn, zwölf Im Spital: Lammers junger Amtsbruder Gernot Weiß Luitgard Eppler, Spitalmutter Jakob Drescher, Spitalmeister Im Bickler-Haus: Barbara (Bärbel) Bickler, neunzehn ihr Bruder Michael, vierzehn ihr Vater, der alte Bickler Franz Hilber, Schuster und Barbaras Freund Martin Heiliger, Barbaras Schutzbefohlener, zwölf Beim Spital: Lina, junge Fischverkäuferin ihre ältere Schwester Alrune, Amuletthändlerin Im Rathaus: Vogt, Ratsherr Schultheiß, Ratsherr Apotheker, Ratsherr älterer Gerichtsdiener und junger Gerichtsschreiber Aus Tübingen: Theologieprofessor Friedrich Gabelin drei Juristen Reinhild Rotnagel, Lehrerin in mittlerem Alter Johannes Kurzhals, junger Lehrer Matthias, Wärter im Hexenturm Hans-Peter, Scherge Karl, sein junger Kollege Zeugen vor Gericht: Böttcherin, Zimmermann Gotthilf Brenkle, Magd des Flickschusters, Enkelin der alten Trine aus der Spinnstube u. a. Weitere Kinder aus Bärenbrück: Lukas aus der alten Stadt, Hans, der „lange“ Erich, die Zwillinge Paula und Philipp, Friederike u. a. Des Weiteren: Schuster und Schustersfrau, Pfründner(innen), Pfleger(innen), Kranke, Mägde, Knechte, Burschen, Spinnerinnen, Fischhändler(innen), Hebamme, Gerichtsbote, Bader, Quacksalber, Köchin, Scharfrichter, Arzt, Reitknecht u. a.
Prolog
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
Epilog
Impressum neobooks
Teufelsbrut
Die Kinderhexen von Bärenbrück
Gewidmet allen Kindern, die von „Teufeln“ heimgesucht werden – damals wie heute
Danksagung
Mein ganz besonderer Dank gilt meinem lieben Freund, dem Historiker Olaf Schulze, der das Manuskript lektorierte und das Cover gestaltete.
Im Schaffner-Haus:
Marie Schaffner, fünf
ihre Großmutter, die Schaffnerin
ihr Vater, der Totengräber
Jörg, sein alter Gehilfe
Im Wagner-Haus:
Anna Wagner, zehn
ihre Mutter Sophie, Anfang dreißig
ihr Vater Hannes, der Schmied, in mittlerem Alter
In der Nachbarschaft:
Grete Köhler, Witwe
Ulla, ihre elfjährige Tochter
Im Pfarrhaus:
Pfarrer Gottlob Lammer
Heinrich, sein Sohn, zwölf
Im Spital:
Lammers junger Amtsbruder Gernot Weiß
Luitgard Eppler, Spitalmutter
Jakob Drescher, Spitalmeister
Im Bickler-Haus:
Barbara (Bärbel) Bickler, neunzehn
ihr Bruder Michael, vierzehn
ihr Vater, der alte Bickler
Franz Hilber, Schuster und Barbaras Freund
Martin Heiliger, Barbaras Schutzbefohlener, zwölf
Beim Spital:
Lina, junge Fischverkäuferin
ihre ältere Schwester Alrune, Amuletthändlerin
Im Rathaus:
Vogt, Ratsherr
Schultheiß, Ratsherr
Apotheker, Ratsherr
älterer Gerichtsdiener und junger Gerichtsschreiber
Aus Tübingen:
Theologieprofessor Friedrich Gabelin
drei Juristen
Reinhild Rotnagel, Lehrerin in mittlerem Alter
Johannes Kurzhals, junger Lehrer
Matthias, Wärter im Hexenturm
Hans-Peter, Scherge
Karl, sein junger Kollege
Zeugen vor Gericht:
Böttcherin, Zimmermann Gotthilf Brenkle, Magd des Flickschusters, Enkelin der alten Trine aus der Spinnstube u. a.
Weitere Kinder aus Bärenbrück:
Lukas aus der alten Stadt, Hans, der „lange“ Erich, die Zwillinge Paula und Philipp, Friederike u. a.
Des Weiteren:
Schuster und Schustersfrau, Pfründner(innen), Pfleger(innen), Kranke, Mägde, Knechte, Burschen, Spinnerinnen, Fischhändler(innen), Hebamme, Gerichtsbote, Bader, Quacksalber, Köchin, Scharfrichter, Arzt, Reitknecht u. a.
Leute eilten herbei, lärmten und drückten den Mann gegen das Mädchen. Sie spürte seinen Bauch in ihrem Rücken, rutschte fast von der Fußbank, auf die man sie gestellt hatte, damit sie besser sehen konnte.
Der Wind befreite dünne Strähnen ihres Haares, das über den Ohren zu Schnecken gedreht war, und spielte mit ihnen. Feucht strich der Atem des Mannes über ihren Scheitel – kitzelte, juckte und brannte.
Die Masse verdichtete sich. Fast erstarb der Wind. Schwer lastete die Luft über den Menschen, gesättigt von zersetztem Schweiß. Ein Halbwüchsiger schlüpfte unter der Achsel des Mannes hindurch, der nun seine Hände zum Gebet erhob, und drängte sich vor das Mädchen. Sie war versucht, ihr Gesicht in seinem struppiggelben Schopf zu vergraben – wie in einem Kornfeld, draußen vor den Toren. Zum Gebet bereit, schob die Männerhand den Burschen beiseite, doch einen Augenblick lang war dem Mädchen die Flucht gelungen. Hinter zugekniffenen Lidern sah sie gelbes Korn wogen – spürte sie, wie die Sonne des vergangenen Sommers auf Haupt und Gesicht prallte.
Wie siedendes Öl träufelten die Worte des Betenden durch ihr Haar. Kratzen durfte sie sich nicht. Am eigenen Schürzenzipfel, den sie zur schweißnassen Wurst gedreht hatte, suchten ihre Finger Halt. Die Stimme des Mannes schwoll an, und seine hart über die Lippen gestoßenen Laute trafen das Kind wie Hiebe. Warum betete er jetzt schon so eindringlich? Es war doch noch gar nicht soweit. „Und vergib uns unsere Schuld“, hörte sie, dieselben Worte, die sie selbst täglich aussprach. Nur klangen sie aus seinem Mund so anders, als ginge es nicht um die Vergebung eigener Schuld. Dem Mädchen dagegen war, als hätte es schon immer Schuld getragen, als wäre es mit einem unsichtbaren Schuldbuckel geboren worden und könnte sich nur durch stetiges Beten allmählich aufrichten.
So fest, dass es schmerzte, drückten und drehten die kleinen Finger an der Schürze, als wollten sie ihr Schweißtränen entringen. Das Gefühl eines Stockschlags auf die Knöchel ließ sie zum Gebet ineinander fahren. Offenbar hatte wieder der Teufel ihre Hände geführt und ihre Gedanken abgelenkt. Aufgeschreckt starrte sie auf den noch immer zur Wurst gedrehten Zipfel, versuchte ihn rasch glatt zu streichen und faltete wieder ihre Hände, ehe sie weiteres Unheil anrichten konnten. Artig kam das Vaterunser auch über ihre Lippen, wenngleich manche Silbe sich an spröder Haut zu ritzen schien. Ausgetrocknet war der Hals, brannte wie die Augen.
Gegen jeden schlimmen Gedanken sofort anbeten! Diese Ermahnung hatte sich wieder einmal im hintersten Winkel ihres Gedächtnisses verkrochen. Besonders der Mann in ihrem Rücken, als Pfarrer einer der mächtigsten Teufelsgegner, mahnte ständig. Er musste also ihr engster Verbündeter sein. Warum nur fiel es ihr so schwer, ihn zu mögen, gerade jetzt, in dieser entscheidenden Stunde? Das Böse in ihr musste es sein, was ihn ablehnte. Ihre Haut sträubte sich, und die feinen Körperhärchen stellten sich auf wie Stacheln, als gelte es, einen Feind abzuwehren. Die Menge schob und drückte, umschloss enger das Geschehen auf dem Marktplatz – wie ein lebender Ring. Giebel vornehmer Häuser reckten sich nach vorn, als dürften sie ebenfalls nichts versäumen, und vertuschten mit ihren langen Abendschatten wie mit ausfließender Tinte die Gesichter der Zuschauer. Wer jetzt noch nicht zu den Versammelten gehörte, würde eine Randfigur bleiben müssen – und konnte sich damit sogar verdächtig machen.
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