Langsam gehen sie nebeneinander her. Ab und zu streifen sich ihre Hände, es gibt jedoch keine nähere Berührung.
„Nun ja, schön wäre es schon“, gesteht sie ein, „aber es hört sich zu schön an um wahr zu sein.“
„Ich verstehe deine Zweifel“, sagt er aufrichtig. „Die sind nur verständlich.“
Sie kommen an der Fußgängerbrücke über die Iller an, lehnen sich an das Geländer und blicken ins Wasser, in dem sich unruhig der Mond spiegelt. Schweigend betrachten sie den Fluss, der unter ihnen vorüberzieht und hängen ihren Gedanken nach.
„Lass uns noch ein wenig tanzen“, schlägt Peter dann vor. Er ergreift ihre Hand und so kehren sie langsam zum Rathausplatz zurück. Jutta belässt die Hand in seiner. Ein wohltuendes Gefühl, das sie seit langem vermisst. Sie betreten die Tanzbar.
Zunächst setzen sie sich und bestellen ein Getränk. Doch lange hält es sie nicht am Platz. Schnell begeben sie sich zur Tanzfläche und vergnügen sich. Als sie sich schließlich wieder setzen, sagt Peter:
„Hättest du nicht Lust einen Tanzkurs mit mir zu belegen?“
Energisch schüttelt Jutta den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Das geht nicht.“
„Was geht nicht?“
„Na, dass wir einen Tanzkurs machen. Da musst du dir schon jemand anderen suchen.“
„Du gibst zwar keine Begründung, aber ich akzeptiere deine Ablehnung. Aber ab und zu gehst du mit mir Tanzen. Ja?“
„Wir werden sehen“, sagt Jutta ausweichend.
„Dann zum Wohl“, Peter hält ihr sein Glas entgegen und sie stoßen an. Sie trinken und stellen die Gläser ab. Er nimmt sie an der Hand und zieht sie wieder auf die Tanzfläche.
„Auf jeden Fall freue ich mich, dass du heute Abend für mich Zeit gehabt hast“, sagt er leise nahe an ihrem Ohr.
„Ich gebe zu, es ist schön mit dir zu tanzen“, gesteht Jutta ebenso leise.
Bis kurz vor drei Uhr vergnügen sie sich. Dann drängt Jutta zum Aufbruch. Sie ist müde. Wieder möchte sie die Zeche bezahlen, doch Peter lässt es nicht zu.
„Wir hatten vom Abendessen gesprochen. Nicht mehr“, sagt er kategorisch.
Jutta gibt sich geschlagen.
Schon bald verlassen sie das Lokal. Peter bleibt mitten auf dem Rathausplatz stehen. „Wo hast du geparkt. Ich bringe dich zum Auto.“
Jutta weist mit der Hand in Richtung Rottachstraße und sagt: „Dort.“
„Das ist gut, ich auch. Dann haben wir den gleichen Weg.“
Wieder ergreift er ihre Hand und wieder wehrt sie nicht ab. So schlendern sie langsam auf den Parkplatz zu. Er begleitet sie zu ihrem Auto. Dort angekommen fragt er vorsichtig:
„Darf ich dich wieder anrufen? Wenn es unpassend ist, kannst du kurzangebunden wieder einhängen. Ich verstehe das.“
„Ja, wäre nett, wenn wir wieder einmal tanzen würden“, gibt Jutta offen zu.
„Das freut mich, Jutta.“ Er bückt sich zu ihr und küsst sie sanft auf beide Wangen. „Komm gut nach Hause und schönes Wochenende“, wünscht er noch.
Sie öffnet das Auto und steigt ein. Als sie sitzt schlägt er die Türe zu und bleibt stehen bis sie den Motor angelassen hat und aus der Parklücke fährt. Im Rückspiegel sieht sie, wie er ihr nachwinkt. Sie hebt ebenfalls die Hand zum Gruß.
Welch schöner Abend, denkt sie sich während sie nach Durach und nach Hause fährt. Er kann es doch nicht ernst gemeint haben, als er feststellte, dass dreizehn Jahre kein großer Altersunterschied sind. Nein, das war ein Scherz und vielleicht der Frust, weil seine Verlobte ihn so kläglich verlassen hat.
Zu Hause angekommen holt sie sich ein Glas Wasser und setzt sich ins dunkle Wohnzimmer. An Schlaf ist jetzt nicht zu denken.
*
Peter steht noch auf dem Parkplatz und blickt in die Richtung in die Jutta gefahren ist. Die Rücklichter ihres Fahrzeugs sind schon lange nicht mehr zu sehen. Es fällt ihm nicht auf.
Ja, er möchte sie wiedersehen. Und ja, für ihn sind diese dreizehn Jahre kein Altersunterschied, der nicht zu überbrücken ist. Weshalb sollen nur Männer das Recht haben, sich jüngere Frauen zu suchen. Umgekehrt ist es doch auch möglich. Immer diese Schemen, in die man hineingepresst wird. Egal wie, er wird Jutta wieder zum Tanzen einladen. Wenigstens dieses Vergnügen lässt er sich nicht nehmen.
Schließlich blickt er sich auf dem Parkplatz um und geht langsam zu seinem Auto. Er startet und fährt über die Landstraße nach Hause. Sein einsames Zuhause, das seine Ex-Verlobte eingerichtet hat. Wird er eines Tages alles umkrempeln und das Haus neu gestalten? Sollte er sich je wieder verlieben, verloben oder sogar heiraten, dann kann er seine Frau nicht gut in das Haus bringen, das eine andere eingerichtet hat. Aber so weit ist er noch nicht.
Nach einer gemütlichen Heimfahrt kommt er bei seinem Haus an. Wie nicht anders zu erwarten ist alles dunkel. Nur der Bewegungsmelder schaltet das Licht im Hof an. Er verzichtet darauf, das Auto in die Garage zu fahren. Eine Nacht im Hof, da passiert schon nichts.
Er holt den Schlüssel aus dem Handschuhfach, geht zur Haustüre und öffnet sie. Den Schlüssel legt er im Flur ab und geht in die Küche.
Aus dem Kühlschrank holt er sich eine Flasche Bier. Mit ihr begibt er sich ins dunkle Wohnzimmer, setzt sich aufs Sofa und schaut gedankenverloren in den ebenfalls dunklen Garten hinaus. Das Bier trinkt er direkt aus der Flasche.
Es war ein schöner Abend zusammen mit Jutta. Sie tanzt so gut. Es wäre schön gewesen, mit ihr einen Fortgeschrittenen Tanzkurs zu belegen. Bestimmt hätten sie viel Spaß miteinander. Vielleicht kann er sie ja doch noch dazu überreden. Im Augenblick, so glaubt er, zehrt die Beziehung mit ihrem Mann zu sehr an ihr. Er hat den Eindruck, dass diese Ehe nicht mehr lange Bestand haben wird.
Lange sitzt er im dunklen und einsamen Wohnzimmer bevor er sich entschließt ins Bett zu gehen. Müde ist er immer noch nicht.
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