„Mag schon sein, also möchten Sie sich mit eigenen Augen überzeugen und haben vor, selbst zum Tatort zufahren?“
„Na selbstverständlich! Zusammen mit unserem Mann der Spurensicherung, erhoffe ich mir noch Weiteres zu erfahren. Wie ich schon sagte, glaub ich nicht daran von unseren Bernauer Kollegen über alles informiert worden zu sein, irgendwie auch verständlich.“
„Darf ich mitkommen?“
„Ich bitte darum!“, erwiderte Langhoff lächelnd.
Noch einmal sah Peter sich das E-Mail-Foto mit der Lupe an. Sich wie nebenbei bedankend, meinte er: „Schauen Sie mal, für mich sieht es so aus, als könnte ich Würgemale am Hals des Opfers erkennen.“ Langhoff nahm Peter Höfft Bild und Lupe aus der Hand und sah im Licht der Schreibtischlampe auf das Foto. „Da könnten Sie Recht haben Herr Kollege. Nur zu dumm, dass gerade diese Stelle besonders unscharf ist. Naja, werden es bald wissen. Kommen Sie jetzt, haben noch einen weiten Weg vor uns!“
„Wissen denn die dortigen Kollegen bescheid, das wir kommen?“
„Na was glauben Sie denn, wir fahren doch nicht auf blauen Dunst dahin! Hoffentlich ist ein Dienstwagen da, meine alte Kiste ist ja kaputt und braucht auch nen neuen TÜV. … Ich brauch endlich mal ein neues Auto!“
„Kennen sie den Tatort?“, erkundigte sich Langhoffs neuer Kollege Peter Höfft, ohne auf dessen Sorgen einzugehen.
„Nein, deswegen bat ich doch einen der Bernauer Kollegen uns zum Tatort zu begleiten. Aber dazu benötige ich unseren Mann der Spurensicherung, Horst Schlüter!“
„Haben wir denn die Genehmigung der dortigen Kollegen?“ Während der Hauptkommissar zum Telefon griff, um seinen Freund Horst Schlüter anzurufen, antwortete er: „Haben sie mir nicht zugehört, die haben uns sogar angefordert und um unsere Hilfe ersucht!
Zum einen vermuten die Kollegen dort, dass das Opfer und der oder die Täter aus Berlin sein könnten. Zum anderen fehlen denen Leute.“
Höfft gab seinem neuen Boss das Schreiben mit dem Foto zurück und fragte: „Hat man das Schreiben bei dem Opfer gefunden?“ Hauptkommissar Langhoff nickte zustimmend und griff zum Telefon. Unbedingt musste er seinen Freund, Horst Schlüter erreichen. Er sah das seinem neuen Kollegen eine weitere Frage auf den Lippen lag und bat den, da sich aber am anderen Ende der Angerufene meldete: „Einen Augenblick bitte!“
„Ja Horst, ich bin‘s Erhardt.“
„Ach nee, hätt ich jetzt nicht gewusst“, hörte Erhardt seinen Freund spotten. „Was hast du denn auf den Herzen?“ Ohne auf den Spott einzugehen, antwortete Erhardt: „Ich will mich mit dem Bernauer Kollegen treffen und wenn möglich, mit dem zum Tatort fahren. Ich würde mich freuen, wenn du Zeit hättest mich zu begleiten.“
Für einen Moment herrschte Stille auf der anderen Seite, dann konnte man zwei Stimmen hören, welche sich über etwas besprachen. Schon war Horst wieder am Apparat und erklärte: „Gut Erhardt, ich komme mit! Was noch zu erledigen ist, erledigt mein Kollege Fischer. Wird es lange dauern?“
„Na, da fragst du mich was. Nimm dir mal besser für heute nichts weiter vor, wir kommen jetzt runter! Ach noch eins, hatte da eben so einen mysteriösen Brief erhalten und zur KTU geschickt, hast du schon was darüber erfahren?“
„Wann sollte ich, wenn du den erst weggeschickt hast, willst du mit mir zur KTU gehen?“
„Liebend gerne, aber las das mal deinen Kollegen Fischer machen. Wenn da was Wichtiges war, kann der uns ja anrufen, bis gleich, wir kommen runter!“
„Ja, mach das. Du sagtest gerade, wir kommen runter, wer kommt denn noch mit?“
„Mein neuer Kollege Höfft, aber das erzähle ich dir später. Bis gleich!“ Kaum das der Hauptkommissar aufgelegt hatte, kam er auf Peters Frage, was das alles mit Berlin zu tun hatte zurück: „Ein abgebrochenes Teil von einem Nummernschild, auf dem ein B für Berlin zu erkennen ist!“
„Und warum ist man sich da so sicher? Es gibt doch bestimmt noch mehr Kennzeichen, die mit B anfangen. Und wenn, kann das nicht schon eine Zeit da liegen, was spricht für deren Vermutung?“
„Erstens geben ich Ihnen Recht und zweitens, Genaueres werden wir von den Bernauer Kollegen erfahren“, erwiderte Erhardt kurz.
„Und was ist mit dem eigenartigen, fast verwischten Schreiben? Woher stammt das?“
„Nach dem Bericht der Bernauer Kollegen, fanden die es unter dem Kopf des Opfers.“
„Wie lang ist das jetzt her und was war die Todesursache? Aus dem Schreiben der Kollegen konnte ich nichts ersehen.“ Während der Hauptkommissar antwortete, schlürfte Peter seelenruhig aber doch nachdenklich an seinem Kaffee.
„Ein Spaziergänger am Gorinsee hat sie vor gut drei Stunden dort in einem Gebüsch, nahe am Ufer des Sees gefunden und die Kollegen aus Bernau verständigt“, antwortete Hauptkommissar Langhoff. „Das Schreiben hatten die wie schon gesagt, unter ihrem Kopf gefunden. Aber dummerweise dann in irgendeine Tasche gesteckt!“
„Wieso dummerweise?“ Langhoffs neuer Kollege Höfft sah sein Gegenüber fragend an.
„Sie sind doch Kommissar, oder? Sehen Sie es sich doch bitte noch einmal an. Fällt Ihnen da nichts auf?“
„Ja doch, es ist teilweise verwischt und was sagt uns das, Herr Kriminalhauptkommissar?“, fragte Peter dabei zweideutig grinsend.
„Genau, verwischt und warum? Weil das Schreiben feucht war und achtlosen in irgendeine Tasche gesteckt wurde. Deshalb ist es verwischt, verstehen Sie!“
„Hab’ schon verstanden, was Sie meinen. Nur haben sie für meinen Geschmack etwas übersehen. Dass dieses Schreiben nass und verwischt ist, ist verständlich. Da das Opfer am See gefunden wurde, könnte es nasse Haare gehabt haben. Aber das Foto ist doch eine Aufnahme der dortigen Kollegen und kann daher nicht unter dem Kopf der Toten gelegen haben! Aber warum ist auch das unscharf?“
Der Hauptkommissar warf einen Blick auf das Foto und kratzte sich verlegen an der Stirn. „Na das Wichtigste konnten wir doch erkennen, aber Sie haben Recht, wie konnte es unscharf werden? Danke, aber warum komme ich da nicht selbst darauf? Man, bin ich schon zu alt für den Job?“
„Quatsch, solche Denkfehler passieren schon mal, gerade wenn man unter Zeitdruck steht. Deswegen sind wir ja zu zweit!“
„Ein schwacher Trost, Kollege Höfft. Nur wissen wir bis her noch nicht, ob Tatort sowie der Fundort identisch sind.“
„Na das werden wir hoffentlich bald erfahren! Aber zu meiner Frage nach dem unscharfen Foto, Kollege Langhoff. Da hab ich so einen Gedanken und glaube eine Antwort darauf zuhaben.“
„Dann beginnen Sie mal, bin gespannt, ob wir beide den gleichen Gedanken in dieser Sache haben.“
„Ich denke, der Beamte welcher das Schreiben in seine Tasche gesteckt hatte, musste in derselben Tasche das Foto haben. Beides kam zusammen und so wurde auch das Foto feucht und verwischte beim Herausziehen.“
„Tolle Idee Kommissar Höfft, ich bin beeindruckt. So ungefähr habe auch ich es mir vorgestellt. Aber dann stellt sich eine andere Frage. Wie konnte, wenn es so ist wie sie sagen, der Mann ein fertiges Foto in seiner Tasche haben?“
„Na mit einer Polaroidkamera“, erwiderte Peter spontan. „Eine andere Möglichkeit sehe ich jetzt auch nicht!“
„Möglich, aber ich glaube nicht, dass die heute noch mit solchen veralteten Methoden fotografieren. Aber wir werden ja sehen, kommen Sie! Hoffentlich ist mein Freund Horst Schlüter auch bald fertig. Horst ist unser Mann von der Spurensicherung, ein feiner Kerl und genau wie Kurt Schreiner mein Freund. Nur ungern würde ich auf ihn verzichten. Glaube Ihnen davon schon erzählt zu haben. Wir sollten schon runter gehen, Horst treffen wir bestimmt unten!“
„Hoffentlich. Und, haben unsere Bernauer Kollegen auch etwas über die Todesursache gesagt, die wir auf Grund des schlechten E-Mail-Fotos nur vermuten können?“
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