Louis Lautr - Das Paradies ist zu Ende

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Alle in meiner Erzählung vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Schauplätzen oder Ereignissen sind rein zufällig und in keinem Fall gewollt oder beabsichtigt.

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Andere Schüler beneideten uns um unsere tolle Lehrerin. Wenn wir bei unserem Lehrgang durch unser Dorf gingen, achtete sie auf Disziplin und versuchte uns Gleichschritt beizubringen. Sie bat uns, alle Dorfbewohner zu grüßen, die uns begegnen. Unsere Lehrerin grüßte ebenfalls und unterhielt sich mit ihnen. Sie war beliebt in unserem Dorf. Sie kaufte fast alles, bei den Geschäften in Larenbuch. Ihre Kleidung ließ sie von Reinhilds Mutter schneidern. Es gab wohl niemand im Dorf, der von Esther Kofer nicht begeistert war. Die Larenbucher erfuhren nicht, ob und wie reich Frau Kofer war. Da viele Geschäftsleute profitierten, neidete ihr niemand ihren Reichtum. In unserem Dorf gab es eine Fahrrad- und Motorradreparaturwerkstatt. Seit Frau Kofer ihren Renault dort reparieren ließ, bestellte er beim Malermeister ein neues Schild, er nannte sich jetzt: Fahrrad-, Motorrad- und Autoreparaturwerkstatt -Manfred Sulm-. Mein Onkel hatte eine NSU Quick, es war ein Leichtmotorrad. Als er uns besuchte, ließ er seine NSU Quick bei Herrn Sulm reparieren. Ich war dabei, als Herr Sulm erzählte: „Wenn Frau Kofer nit wär un ihre Rechnungen so prompt zahle dät, könnt ich den Vorrat an Ersatzteil nit lagern. Keiner weiß, woher die Lehrerin Geld hat, aber des isch mir au egal.“ Die Bürger unseres Dorfs hätten gerne ihre Neugier befriedigt und mehr über das Vermögen unserer Lehrerin erfahren. Der Bänker konnte es nicht herausfinden. Er sagte: „Auf ihr Konto wird nur ihr Lehrergehalt überwiesen.“ Obwohl es für Bänker eine Schweigepflicht gab, erzählte er: „Manchmal kommt eine große Überweisung von ihrem Konto einer Frankfurter Bank. Mehr konnte ich nicht erfahren. Vielleicht hat sie vermögende Eltern.“

Frau Kofer erklärte uns auf unseren Lehrgängen typische Vogelstimmen, von Amseln, Meisen und Finken. Als sie uns Raupen zeigte, sprach sie über Metamorphose, die aus Raupen schöne Schmetterlinge werden ließ. Der Vater meines Schulfeindes, war klein und dick. Er hatte einen Laden für Herrenhosen. Als er seinen Laden wegen einer Beerdigung schließen musste, hing er ein Schild in sein Schaufenster mit folgendem Text: „Heute bleibt mein Hosenladen, wegen einer Beerdigung geschlossen.“ Danach hieß er „Hosenladenstauch“. In diesem Laden kaufte unsere Lehrerin für Verwandte in USA eine graue Hose. Als ich für sie das Paket zur Post brachte, las ich die Zollerklärung und fragte: „Frau Kofer, wo haben sie die Hose gekauft, die so wenig gekostet hat?“ Frau Kofer lachte und antwortete: „Mein lieber neugieriger Louis, die Hose schenke ich dem Mann meiner Kusine zum Gewburtstag. Ich kaufte bei Erhards Vater, sie war teurer, aber damit meine Verwandten keinen Zoll bezahlen, habe ich einen geringen Preis geschrieben.“ Frau Kofer schenkte mir für den Botengang eine Mark. Im Lehrerkollegium waren nicht alle Kollegen von Esther Kofer begeistert. Einige waren eifersüchtig, weil sie mit Frau Kofer verglichen wurden. Viele Lehrer galten als faul, weil sie sich auf den Unterricht kaum vorbereiteten. Einige unterrichteten im Dritten Reich und hatten ihr Parteiabzeichen der NSDAP weggeworfen. Sie wurden Parteimitglied der DP und zu demokratischen Wendehälsen. Frau Kofer war eine Ausnahmelehrerin. Alle Klassenkameraden gingen gerne zur Schule. Viele freuten sich auf das Ende der Ferien und auf die Schule. Dies lag auch daran, dass fast alle Kinder in den Schulferien ihren Eltern beim pflücken von Heidelbeeren helfen mussten. Viele Familien hatten dadurch ein zusätzliches Einkommen. Meine Schwester war in unserer Familie die fleißigste Heidelbeerpflückerin. Unsere Familie konnte, wenn das Wetter ordentlich war und wir einen guten Platz fanden, pro Tag 20 bis 25 Pfund sammeln, die wir teilweise verkauften. Meine Mutter bekam durch die gebückte Haltung beim Pflücken, häufig Kreuzschmerzen.

Am Mittwoch, als wir nachmittags von unserer Lehrerin unterrichtet wurden, erklärte sie uns multiplizieren. Danach schrieben wir einen Aufsatz über die Herstellung von Nahrungsmitteln. Über dieses Thema wussten Lindtraud und ich Bescheid, deshalb lobte uns Frau Kofer. Sie fragte mich, ob ich noch bleiben wollte, Lindtraud würde heute bei ihr übernachten, wir könnten zusammen spielen. Frau Kofer erklärte uns Schach. Sie hatte wunderschöne, geschnitzte Figuren aus Holz und sagte: „Meine Figuren sind aus einem arabischen Land.“ Ich erzählte ihr von meinem tunesischen Freund. Sie fand es interessant und tröstete mich, weil ich, als ich Beschier dachte, weinte. Als es klingelte und meine Mutter nach mir fragte, umarmte Esther meine Mutter und entschuldigte sich, weil sie mich nicht rechtzeitig heim geschickt hätte. Sie brühte meiner Mutter echten Kaffee auf. Kaffee war damals teuer, deshalb gab es selten echten Bohnenkaffee. Frau Kofer sagte: „Liebe Frau Lautr, sie müssen sich künftig keine Sorgen machen, wenn es spät wird, bringe ich ihren Sohn, entweder mit dem Auto, oder zu Fuß nach Hause. Ich möchte ihren Louis, morgen nach der Schule zum Essen einladen, weil wir nachmittags wieder hier lernen, muss er zum Mittagessen nicht heim. Lindtraud freut sich, wenn wir gemeinsam Essen. Ich habe ein neues elektrisches Waffeleisen und möchte es testen.“ Das fand meine Mutter toll, unser Waffeleisen, musste auf den Holz- und Kohleherd gestellt werden. Der Herd wurde stark beheizt, damit das Eisen die nötige Hitze bekam. Besonders das Drehen, des Waffeleisens auf dem Herd war schwierig, weil der Teig, der noch nicht fertigen Waffel oft in den Herd floss. Als wir uns verabschiedet hatten, hörten wir auf der Treppe, wie Frau Kofer zu Lindtraud sagte: „Während du badest, lese ich dir eine Geschichte vor.“ Auf dem Heimweg sagte meine Mutter: „Ich freu mich dass du gerne zur Schule gehst.“ Ich antwortete: „Mutter unserer Lehrerin ist toll, bei ihr lerne ich gern und bin sehr glücklich.“ Meine Mutter lachte und sagte: „Louis, merk dir fürs Leben, glücklich sein ist immer deine Entscheidung, denn du bestimmst dein Glück selbst.“ Als ich morgens zur Schule ging, freute ich mich auf das Mittagessen bei unserer Lehrerin. Ich unterhielt mich in der Pause mit Lindtraud darüber. Nach dem Essen halfen wir Frau Kofer, den Tisch abzuräumen. Lindtraud spülte das Geschirr, ich trocknete ab und räumte es auf. Frau Kofer sagte: „Ich würde heute gerne Fotos von euch machen.“ Wir bewunderten ihre Fotoausrüstung. Sie hatte ein Stativ für ihren Fotoapparat und eine sehr helle Beleuchtung, ihre Leica hatte außerdem ein aufgesetztes Blitzlicht. Sie sagte: „Bitte passt auf meine Fotoausrüstung auf, sie war sehr teuer.“ Als Rosanna und Reinhild kamen, setzten wir uns wieder ins Esszimmer und schrieben zunächst ein Diktat. Obwohl ich viele Bücher las, schrieb ich nie fehlerlose Diktate. Rosanna beherrschte die schwierigsten Wörter und hatte selten Fehler. Lindtraud rechnete perfekt. Meine Zeichnungen und meine Aufsätze verhalfen mir zu ordentlichen Noten, auch wenn ich Fehler hatte. Frau Kofer, erklärte mir geduldig falsch geschriebene Worte. Ich konnte nie Korrektur lesen, da ich beim Durchlesen der Texte keine Fehler erkannte. Nach unserem Diktat und den Rechenaufgaben lasen wir eine Geschichte von einer Puppe, die gerne ein Mädchen würde. Die Geschichte lasen wir mit verteilten Rollen. Wie immer gab es danach Kakao und Kuchen. „Ich würde euch gerne fotografieren“, sagte Frau Kofer, „stellt euch mal so hin, erst Rosanna, dann Lindtraud, dann Louis und Reinhild.“ Reinhild sagte: „Darf ich neben Rosanna stehen, weil sie meine Freundin ist.“ Frau Kofer hatte mehrmals fotografiert. Ich stand zwischen Lindtraud und Rosanna, neben Rosanna stand Reinhild. Wir legten für die nächste Serie die Arme um unsere Schultern. Frau Kofer fragte Linde und mich: „Könnt ihr euch für mein nächstes Foto in Arm nehmen?“ Dies konnten wir natürlich. „Könnt ich euch auch mal fest drücken und dabei lachen?“ fragte Frau Kofer. Auch das konnten wir. „Könnt ihr euch auch küssen und dabei umarmen?“ Fragte sie und fotografierte dabei. Rosanna und Reinhild lachten, Reinhild sagte: „Da kammer seh, dass dr Louis en Maidleschmecker isch, sonsch dät em des nit gfalle.“ Frau Kofer fragte: „Rosanna, kannst du Louis auch umarmen und küssen?“ Rosanna sagte: „Wenn sie es wollen, no kann i des au.“ Lindtraud sagte: „Die soll des nit, weil dr Louis mei Freund isch.“ Frau Kofer fragte: „Louis, was sagst du dazu?“ Ich sagte: „Ich gehöre nur mir und sonst niemand. Wenn sie Rosanna und mich fotografieren möchten, küsse ich Rosanna.“ Frau Kofer sagte: „Louis du hast recht, Menschen kann man niemals besitzen. Lindtraud du kannst erzählen, dass dir eine Kuh gehört, deine Hühner gehört auch dir. Aber du selbst gehörst nur dir und sonst niemand. Merkt euch dies fürs ganze Leben. Seit es keine Sklaven mehr gibt, gehören Menschen nur sich selbst. Wenn Rosanna oder Louis sagen würden, sie können sich nicht umarmen und nicht küssen, respektieren wir das.“ Frau Kofer fotografierte eine Serie mit Rosanna und mir. Wir lachten uns an, drückten und küssten uns. Reinhild wollte mich weder in Arm nehmen, noch küssen. Sie sagte: „Louis, sei nit beleidigt, aber i kann kein Bua in Arm nehme on erscht recht nit küsse. Aber i kann d’ Rosanna un d’ Lindtraud umarme on die kann i au küsse.“ Frau Kofer fotografierte noch eine Serie mit Reinhild und Rosanna und mit Reinhild und Lindtraud. Frau Kofer fragte: „Louis, wer sagte dir, dass man nur sich selbst gehört?“ Ich errötete und antwortete: „Es ist ein Geheimnis, weil ich versprach, es niemand zu erzählen. Rosanna sagte: „Ich weiß vielleicht wer‘s ihm gsagt hat.“ Esther Kofer und ich waren überrascht als Rosanna sagte: „Es war sicher Tante Helga, sie hat uns im Kindergarte nacket mit re Geißel verhaue un trotzdem han i schpäter de Louis abends aus ihrer Haustür komme gseh, da hat sie ihn ganz fescht in Arm gnomme.“ Ich war verlegen und das Blut schoss mir ins Gesicht, dass mir heiß wurde. Frau Kofer sagte: „Louis du musst nicht verlegen werden, ich weiß zwar nicht, was du getan hast, aber als dich Tante Helga umarmte war es wahrscheinlich schön für dich. Wir haben keine Geheimnisse und was Rosanna uns erzählt, sagt sie sonst niemand. Vielleicht erzählst du uns mal die Geschichte, wenn nicht heute, oder morgen, dann irgendwann Mal. Aber es würde mich interessieren was ihr im Kindergarten erlebt habt.“ Rosanna erzählte wie Tante Helga bewusst gelogen hätte, um uns zu verhauen und erzählte die Geschichte mit dem Klo und die Geschichte mit der heißen Tasse Tee und wie sie mir damals ihr Kätzchen zeigte. Frau Kofer lächelte. Rosanna fragte: „Louis, darf ich die Hufnagelgeschichte erzählen?“ Als sie zu Ende erzählte, sagte sie: „I han mi damals so gfreut, als die Kinderschwester sich in Nagel gesetzt hat und Tagelang im Kindergarten gefehlt hat, aber eigentlich hätte Tante Helga es verdient, weil sie uns ungerecht bestrafte. Obwohl i erscht fünf war han i scho gmerkt, dass im Louis d' Tante Helga gfalle hat.“ Frau Kofer fand die Geschichte mit dem Hufnagel und meiner Rache erstaunlich. Als Reinhild sagte: „So viel Bosheit hät i im Louis nit zutraut“, lachte Frau Kofer und sagte: „Ich auch nicht, man sollte ihn lieber zum Freund als zum Feind haben.“ Lindtraud sagte: „Des han i au gsagt.“ Es gefiel mir weil die Mädels mich bewunderten. Reinhild sagte: „Jetzt dät i di au umarme.“ Frau Kofer holte erneut ihre Kamera um uns zu fotografieren. Abends sagte Frau Kofer: „Ihr könnt alle mitfahren, ich bringe euch mit dem Auto nach Hause, ich fahre zuerst Lindtraud heim.“ Lindtraud bedankte sich, weil sie nicht heim laufen müsste und sagte: „I kann ihne gar nix schenke, weil i nix han, aber i mag si ganz arg on dät ihne gern en Kuss gebe, wenn i darf.“ Wir durften alle unsre Lehrerin küssen. An diesem Freitag regnet es schon den ganzen Morgen. Wir kamen ziemlich nass in die Schule und in der Klasse roch es nach ungewaschener Kleidung und ungewaschenen Kindern. Lindtraud saß in einem schönen Kleid neben mir. Sie roch nach Seife und sagte: „Stell dir vor, d’ Frau Kofer isch extra früher ufgschtande un hat mi mit ihrem Auto daheim abgeholt, damit i nit nass werd. Mei Mutter hat sich gfreut on hat re en Butter on Eier mitgä. No hat sie gsagt, sie dät en Kuche davon backe.“ Sie hat meiner Mutter gsagt, si soll froh sei, dass sie nette un gsunde Töchtere hät.“ Am Samstagnachmittag halfen meine Geschwister und ich unsrer Mutter, wie immer, beim Putzen der Kirche. Ich stieg auf die Kanzel und predigte den Geistern und den leeren Kirchenbänken. Meine Mutter erzählte uns: „Diesmal wird für die Mission geopfert, das Geld ist für arme Menschen in Afrika. Der Pfarrer von Schailberg hat mir eine besondere Spendendose mitgebracht.“ Es war eine Nachbildung eines Negers, heute würde man sagen, dunkelhäutigen Afrikaners. Es war eine 40 cm hohe Negerfigur, die ein weißes Nachthemd anhatte und eine Dose hielt. Wenn man in die Dose Geld warf, nickte der Neger mehrmals mit dem Kopf. Meine Mutter sagte: „Schau, wie der kleine Heide sich bedankt.“ Da der Neger vielleicht noch kein richtiges Geld gesehen hatte, bedankte er sich auch für den Knopf, den ich in der Kirche gefunden hatte und ihm in die Dose warf. Ich fragte: „Mutter, darf ich mich am Sonntag neben den Neger setzen um zu sehen, wer ihm Geld schenkt?“ Meine Mutter überlegte und sagte: „Es macht keinen guten Eindruck, weil ein Opfer nur der liebe Gott sehen soll.“ Heute würde man sagen, es wäre Datenschutz, aber heute gäbe es keinen Neger, sondern Farbige. Ich fragte den Pfarrer: „Darf ich nach der Kirche neben dem Neger im Nachthemd sitzen, um zu sehen, wer ihm Geld schenkt?“ Dem Pfarrer gefiel meine Idee, er sagte: „Louis der Neger hat kein Nachthemd an, sondern eine afrikanische Tracht.“ Der Pfarrer bat in seiner Predigt für Spenden, um die Heiden in Afrika zu taufen. Ich achtete darauf, dass Menschen dem Heiden in seiner weißen Tracht, Geld schenkten. Nach der Kinderkirche nahmen wir den schwarzen Heiden in unsere Wohnung und zählten das Geld. Es war außer meinem Knopf nur Geld in der Kiste. Einige waren großzügig, wobei der Neger sich für einen Pfennig genauso bedankte, wie für eine Mark. Ich fragte: „Mutter, darf ich den Neger in unserer Klasse zeigen?“ Sie erlaubte es mir leider nicht. Unser Pfarrer war mit dem Opfer der Kirchengemeinde zufrieden. - In meiner späteren Keramiklehre beschäftigte mich die Figur erneut. Für die Firma, die den Afrikaner mit der Mechanik, als Opferdose an die Kirchen vertrieb, lieferte unsere Manufaktur den Körper und Kopf aus Keramik.- Danach verlief der Sonntag wie immer, mit Mittagessen, Stunde, Vesper und Heimweg. Am darauffolgenden Montag war es schönes Wetter, wir unternahmen einen Lehrgang durch unser Dorf. Unsere Lehrerin erklärte uns verschiedene Berufe, wir besuchten deshalb zunächst den Schuster, er hieß Eberhard Schrunz und war überrascht, dass ihn eine Schulklasse besuchte. Er kannte unsere Lehrerin, weil sie oft Schuhe bei ihm kaufte. Er freute sich über unsern Besuch und sagte: „Es ist das erste Mal, dass sich eine Schulklasse für mein Handwerk interessiert.“ Er erklärte und zeigte uns, wie Schuhen hergestellt werden und wie die eigenartigen Schuhgrößen zu Stande kamen. Er sagte: „Ein Franzose entwickelte die Schuhgrößen. Es ist die Menge der Nadelstiche, mit der Sohlen an Schuhe genäht werden. Mit 38 Stichen wurde die Sohle an Schuhe der Größe 38 genäht.“ Unsere Lehrerin sagte: „Herr Schrunz, das mit den Schuhgrößen wusste ich auch nicht. Heute habe ich von ihnen etwas gelernt und danke ihnen dafür.“ Danach besuchten wir den Bäcker, alle staunten, wie schnell Brezeln von Hand hergestellt werden. Der Bäcker war nett und ließ uns alle eine Brezel formen. Ich war der einzige, der auf Anhieb eine perfekte Brezel herstellte. Der Bäcker, Schroth sagte zu mir: „He du köntest Bäcker werde.“ Ich erzählte später Lindtraud, Rosanna, Reinhild und Frau Kofer: „Ich konnte das nur, weil mir mein Onkel, der eine Bäckerei Stuttgart hat, zeigte wie Brezeln geformt werden.“ Frau Kofer erklärte uns, als wir durch unser Dorf gingen, wie Häuser gebaut werden, und wie das Fachwerk im Schwarzwald entstand und wie unterschiedlich sich Fachwerk an Regionen angepasst hat. Sie erzählte uns von den Schwarzwälder Flößern, die Stämme in Holland verkauften. In der Schule las sie uns ein Märchen von Wilhelm Hauf vor. Danach schrieben wir darüber einen Aufsatz. Dies alles ist mir aus meiner Schulzeit geblieben, vieles andere, das wir später im Gymnasium eingetrichtert bekamen, weiß ich heute nicht mehr. Nach dem Bäcker besuchten wir die Schreinerei, bei der mein Opa unseren Deichselwagen geschreinert hatte. Der Schreiner kannte mich und sprach mich an. Frau Kofer meinte: „Ja Louis, wie kommt es, dass du in deinem Dorf so bekannt bist?“ Ich erzählte ihr von meinem Opa. Als die Schule zu Ende war, hatten wir Dinge fürs Leben gelernt. Missgünstige, neidische Lehrer hatten Frau Kofer beim Oberschulamt angeschwärzt, deshalb hat sich der Schulrat angekündigt. Einige Lehrer hofften, Frau Kofer würde sich blamieren. Sie meinten, es könnte nicht sein, dass Schüler etwas Vernünftiges lernen, wenn eine Lehrerin mit ihrer Klasse spazieren ginge. Rosanna fragte: „Frau Kofer, was üben wir für den Schulrat?“ Wir kannten dies von Lehrern, die wir in der ersten und zweiten Klasse hatten und die vom Schulrat besucht wurden. Frau Kofer sagte: „Ihr seid neugierige und interessierte Kinder und wisst sehr viel, deshalb müssen wir nicht üben. Ich wünsche mir, dass ihr so seid, wie immer.“ Seit langer Zeit bat ich abends den lieben Gott, dafür zu sorgen, dass unsere Lehrerin nicht versetzt würde. Als Frau Kofer morgens ins Klassenzimmer kam, sah sie sehr gut aus. Sie trug ein hellgraues Kostüm mit einer lila Bluse, sie hatte schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe mit halbhohen Absätzen an. Als der Schulrat kam, unterhielt sie sich selbstbewusst mit ihm und erklärte ihm, was sie bei Lehrgängen erreichen wollte. Sie sagte ihm: „Nach Lehrgängen schreiben wir Aufsätze und malen Bilder davon. Man sah dem älteren Herrn an, dass ihm die junge, engagierte Lehrerin mit ihrem schicken Kostüm gefiel, denn er zupfte an seiner dunkelroten Krawatte und schaute, ob die Knöpfe seiner blauen Weste richtig saßen. Der Schulrat sah gemütlich aus und hatte einen sogenannten Wohlstandsbauch. Mir gefiel sein dunkelblauer Anzug mit passender Weste, er trug ein weißes Hemd mit einer dunkelroten Krawatte die zarte, blaue Streifen hatte. In der kleinen Sakkotasche schaute ein Einstecktuch in der Farbe seiner Krawatte raus. Ich drehte mich zu Reinhild um, denn ich wusste, dass sie auch auf Kleidung achtete und sagte zu ihr: „Sisch wie schick d’ Frau Kofer heut azoge isch, sie sieht toll aus un gfällt au im Schulrat.“ Reinhild sagte: „Des Koschtüm on die Blus hat se bei meiner Mutter kauft, aber dr’ Schulrat hat au en schicke Anzug.“ Frau Kofer sagte: Reinhild es würde mich interessieren, worüber ihr redet.“ Reinhild antwortete: „Soll ich es wirklich sagen?“ Sie erwartete keine Antwort und sagte: „Dr’ Louis hat gsagt, wie toll sie in ihrem graue Kostüm aussähet, on no han i gsagt, dass dr’ Herr Schulrat au en schicke Anzug anhat.“ Der Schulrat lachte und meinte, wenn man als Lehrerin von seinen Schülern so bewundert wird, lernt man sicher gerne. Frau Kofer lachte ebenfalls und sagte: „Louis und Reinhild unterhalten sich über die Kleidung von Menschen, beide können Menschen sehr genau beschreiben.“ Der Schulrat sagte zu uns: „Ich heiße Wirth und ihr könnt mich so ansprechen.“ Er setzte sich in die letzte Reihe. Frau Kofer gestaltete ihren Unterricht wie immer, unser Wissen überzeugte den Schulrat. Frau Kofer zeigte ihm Klassenarbeitshefte, Aufsätze und Zeichnungen. Er war mit unserer Lehrerin und uns sehr zufrieden. Wir sagten, wir würden uns keine andere Lehrerin wünschen. Nach der großen Pause fragte mich der Schulrat: „Warum sitzt du bei den Mädchen?“ Mein Schulfeind, Erhard, sprang auf und sagte, ohne sich zu melden: „Weil er ein Weiberschmecker isch!“ Lindtraud stand auf und erzählte dem Schulrat ihre Geschichte. Anscheinend beeindruckte es den Schulrat, er schaute mich an und sagte: „Donnerwetter, da gehört Mut dazu, dann sitzt du seit der ersten Klasse neben dem netten, blonden Mädchen. Ihr seid eine aufgeweckte und kluge Klasse. Es gefällt mir bei euch. Könnt ihr eine Weile alleine lernen, ich möchte mit eurer Lehrerin etwas besprechen.“ Er fragte: „Frau Kofer, muss eine Schülerin unartige Kinder aufschreiben?“ Frau Kofer nannte uns zwei Aufsatzthemen und sagte: „Meine Schüler sind artig und brauchen keine Aufschreiber.“

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