Louis Lautr - Das Paradies ist zu Ende
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Unsere Lehrerin bezeichnete, die vier von ihr geförderten Schüler, als ihr Kleeblatt, oder ihr Quartett. Wir Kleeblattkinder wollten keine Neider und hatten besprochen, dass wir unsern Schulkameraden nichts von Kakao und Kuchen erzählen, sondern von Diktaten, Aufsätzen und Rechenarbeiten. Die Besonderheit des Kleeblatts wurde in der Klasse kaum noch wahrgenommen. Bei unseren Lehrgängen, in die nahen Wälder durften wir auch auf Bäume klettern. Frau Kofer sagte: „Jungs, ihr könntet uns mal die noch grünen Tannenzapfen vom Baum holen, damit wir sehen, wie Tannen und Fichten ihre Samen bilden und wie sie später ihre Samen aus Tannen- und Fichtenzapfen schütteln, damit neue Bäume entstehen. Rosanna fragte: „Darf ich auch klettern.“ Frau Kofer antwortete: „Natürlich dürfen auch Mädchen klettern, sie sind leider durch ihre Kleider etwas benachteiligt. Rosanna, achte bitte auf dein schönes Kleid. Rosanna war ein sportliches Mädchen, die ihre Bewegungen gut koordinieren konnte. Beim Klettern auf Bäume ist es schwierig, die Entfernung und die Stärke der Äste einzuschätzen und dies mit den Bewegungen zu koordinieren. Ich fand das Klettern auf Bäume toll, auch weil es in Baumgipfeln fantastisch nach Holz und Harz roch. Endlich hatte ich die ersten grünen Tannenzapfen, die intensiv nach Harz rochen, erreicht. Ich riss welche ab und warf sie runter. Langsam und vorsichtig kletterte ich wieder nach unten. Rosanna kletterte genau über mir. Als ich nach oben sah, wurde ich verlegen, denn ich sah ihren gelben Schlüpfer und ihre langen Beine. Rosanna bemerkte meinen Blick, ich wollte nicht unter ihren Rock schauen, es geschah spontan. Rosanna bemerkte meinen Blick, deshalb sah ich sofort nach unten und kletterte weiter. Frau Kofer erklärte uns die verschiedenen Zapfen, grüne noch unreife, braune, verschlossene und trockene geöffnete Zapfen, aus denen man Samen schütteln konnte. Wie Fichten ihre Samen verteilten und sich fortpflanzten. Sie sagte: „Wir haben hier nur Fichtenzapfen, denn Tannenzapfen stehen senkrecht, wie Kerzen des Weihnachtsbaums, und lassen vom Wind die Samen verbreiten. Wir reden von Tannenzapfen und meinen immer Fichtenzapfen, denn Tannenzapfen finden wir keine. Wir beschäftigen uns im Biounterricht noch damit. Wer von euch kann wohl auf eine Kiefer klettern?“ Als sich niemand meldete, sagte ich: „Frau Kofer, die Kiefer hat ihre Äste ganz oben, so hoch kann keiner klettern.“ Frau Kofer hatte sich vorbereitet, denn sie hatte heute keinen Rock, sondern eine dreiviertellange Hose an. Aus ihrer Handtasche nahm sie ein stabiles Seil mit zwei Griffen. Sie schlang das Seil um den Baum, stemmte sich mit den Füßen gegen den Stamm, schob das Seil an dem sie sich festhielt immer höher und kletterte mit den Füßen weiter. Wir standen staunend am Baum und sahen, wie unsere Lehrerin nach oben kletterte. Als sie wieder unten war, sagte sie: „So klettern Menschen in Afrika. Wer von euch möchte es versuchen. Ich hatte die Technik erkannt, wollte mich jedoch nicht blamieren. Erhard meldete und blamierte sich. Frau Kofer gab das Seil Rosanna und sagte: „Vielleicht kannst du es.“ Rosanna kletterte etwa zwei Meter hoch und sagte: „Es isch arg anschtrengend, sie sind toll, denn sie sind sehr hoch geklettert.“ Rosa gab mir das Seil, deshalb musste ich es probieren. Ich kam nicht so weit, wie Rosanna und sagte: „So zu Klettern isch sauschwer.“ Frau Kofer lächelte und sagte: „Ihr seht, man kann es lernen.“ Auf dem Rückweg ging Rosanna neben mir und fragte: „Hat dir mein Schlüpfer gfalle, als du mi aguckt hasch?“ Ich lachte sie an, als ich antwortete: „Es hätte mir gefallen, aber ich hab mich nicht getraut, deshalb sah ich weg, damit du nicht verlegen wirst.“ Rosanna nahm meine Hand und sagte: „I han dir doch im Kindergarte zeigt, wie mei Kätzle aussieht. Du warsch verlege, aber i doch nit, i weiß, dass i dir gfall.“ Wir lachten beide als ich antwortete: „Im Kindergarten waren wir noch klein, diesmal war's Zufall, i wollt es nit ausnützen. Aber wenn mir nomal klettret un du über mir klettersch, dann guck ich nicht weg, on dann fall i vielleicht vom Baum, weil du mir so saumäßig gfällsch, dass i mi nimmer ufs klettre konzentrieren ka, aber woher weisch du, wie du aussiehsch, wenn mr dir unters Kleid guckt?“ Rosanna lachte und sagte: „Ha Louis, weisch, i wollt wisse wie i ausseh, wenn jemand unter mein Kleid sieht, deshalb han i im Schlafzimmer von meine Eltern den große Spiegel uf de Fußbode glegt un bin drufgschtande. Seither hat der Spiegel en Riss, aber i weiß, wie i ausseh un zieh schöne Schlüpfer an.“ Ich sah Rosanna an, lachte und sagte: „Du bisch s'tollschte un s’schönste Mädle von der ganze Welt.“ Rosanna fragte: „Des hasch du mir im Kindergarte gsagt, denksch du es immer no?“ Als ich mich umdrehte bemerkte ich Frau Kofer. Wir wussten nicht, ob sie unser Gespräch gehört hatte.
Ich ging unverändert gern zur Schule, bei unserer Lehrerin lernten wir nicht nur für die Schule, sondern für's Leben. Unser Unterricht bestand leider nicht nur aus Lehrgängen, sondern auch aus trockenem, abstraktem Schulstoff mit Lernfächern. Frau Kofer gelang es, auch diese Fächer interessant zu gestalten. Wenn ich an nachfolgende Schulen und Lehrer denke, hatte ich erst in späteren Jahren in Berufs- und Handelsschule wieder Lehrer, die ihren Unterricht interessant gestalteten. Im Gymnasium erinnere ich mich an keine Lehrer, die den Schulstoff interessant gestalteten. Die Nachmittage, die wir bei Frau Kofer verbrachten, waren für uns unverändert interessant, obwohl wir Diktate schrieben, oder Übungsreihen multiplizierten, dividierten, subtrahierten und addierten, die für mich kompliziert waren, gefielen uns die beiden Nachmittage. Ich war erstaunt wie Lindtraud, komplizierte Rechenaufgaben löste und problemlos Ergebnisse fand. Gleichzeitig bewunderte ich Rosanna, die jedes diktierte Wort richtig schrieb. Frau Kofer zeigte uns eines Nachmittags eine Fotoserie. Es waren schöne schwarz/weiß Bilder, auf denen wir sehr gut aussahen. Mich störten meine vielen Sommersprossen im Gesicht, die auf den Fotos nicht zu sehen waren. Ich sagte: „Auf ihren Fotos sieht man meine Sommersprossen nicht.“ Frau Kofer fragte: „Louis, stören dich etwa deine Sommersprossen?“ „Ja natürlich“, antwortete ich. „Ach Louis“, sagte Frau Kofer, „dich liebt sogar die Sonne, denn sie küsst dich und hinterlässt Sommersprossen als winzige Knutschflecken. Sie passen zu dir, es wäre schade, wenn sie nicht in deinem Gesicht wären.“ Rosanna bestätigte es. Frau Kofer hatte im Esszimmer, was gleichzeitig unser Lernzimmer war, drei große Gruppenfotos von uns aufgehängt und sagte, als wir uns nach dem Kakao und Kuchen wieder verabschiedeten: „Wir schreiben bald einen Aufsatz, denkt mal über ein intensives Erlebnis nach.“ Frau Kofer hatte mit den Kleeblatteltern gesprochen, deshalb gingen wir an Donnerstagen nicht mehr zum Essen nach Hause. Frau Kofer kochte für uns. Es gab donnerstags immer eine Suppe, die sie vorbereitet hatte, danach Waffeln mit unterschiedlichen Zutaten. Sie stellte verschiedene Marmelade auf den Tisch, es gab Zucker mit Zimt und manchmal, wenn Lindtraud Sahne mitbrachte, gab es Schlagsahne. Frau Kofer hatte noch etwas Besonderes, Ihre Verwandten aus USA hatten ihr kanadischen Ahornsirup geschickt. Waffeln waren ein Festessen, obwohl wir aus unterschiedlichen Familien kamen. Rosanna war ein Einzelkind aus einer wohlhabenden Zahnarztfamilie. Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Ihre Mutter war groß und schlank, hatte kurze blonde Haare und war immer gut gekleidet, meist trug sie ein Kostüm mit engem Rock, der hinten geschlitzt war. Ihr Vater, war etwas korpulent und ebenfalls gut angezogen. Sie war die größte von uns. Im Kindergarten waren wir gleich groß. Rosanns hatte, wie ihre Mutter, große blaue Augen und lange blonde Haare mit Zöpfen, die oft zu „Affenschaukeln“ gebunden waren. Sie hatte eine hohe Stirn, die sie beim Nachdenken in Falten legte, was ich lustig fand, wenn sie mich ansah. Sie hatte lange schmale Hände, denen ich oft zusah, wenn sie mit ihrem Federhalter über ihr Heft huschten. Rosanna war rasch gewachsen und hatte lange Beine. Sie konnte, wenn wir fangen spielten, schnell rennen. Sie warf, was nur wenige Mädchen konnten, fast so weit wie Jungs. Da sie auch klettern konnte, sagte Frau Kofer: „Rosanna, du bist ein sportliches Mädchen.“ Im Schulhof bewunderte ich sie beim Seilhüpfen, sie sprang hoch und ihre Zöpfe hüpften, mit ihr rauf und runter. Sie hatte sicher nie gehungert. Wahrscheinlich gab es bei ihrer Mutter keine Waffeln, denn die fand sie bei Frau Kofer besonders lecker. Lindtraud und ich waren seit langem gleich groß, Lindtraud hatte von allen Mädchen die weiblichste Figur. Sie hatte einen hübschen Po, der durch ihr leichtes Hohlkreuz betont wurde. Sie hatte ebenfalls blonde lange Haare, die sie meist zu Zöpfen geflochten, als Kränzchen auf dem Kopf trug. Sie war ein hübsches, meist lachendes und fröhliches Mädchen. Wenn ich sie ansah und sie es bemerkte, lachte sie immer. Sie hatte einen hübschen Mund mit weißen, ebenmäßigen Zähnen, was damals selten war, da es damals noch keine Zahnspangen gab. Sie hatte große, kräftige Hände. Lindtraud hatte dank der Landwirtschaft ihrer Eltern, ebenfalls nie gehungert. Waffeln hat ihre Mutter nie gebacken, deshalb mochte Lindtraud Waffeln ebenfalls besonders. Reinhild war, ein Einzelkind, die wie ich, keinen Vater hatte. Ihr Vater war vermisst und ihre Mutter hatte seit Jahren nichts von ihm gehört. Reinhild sah mit ihren tiefschwarzen, gelockten und kräftigen Haaren etwas exotisch aus. Sie war die kleinste von uns, ihre gelockten Haare trug sie sehr kurz. Sie hatte kohlschwarze Augen, dunkle Augenbrauen und eine braune Haut, ihre Lippen waren voller und dunkler als bei andern Mädchen, ihre Zähne waren schneeweiß. Sie war ein zurückhaltendes und schüchternes Mädchen, die Rosanna dankbar war, weil das bewunderte Mädchen, ihre Freundin war. Sie sprach kaum über sich und erzählte wenig über ihre Mutter. Ich glaube, sie kannte ihren Vater nicht. Mir gefielen ihre kurzen, gelockten Haare. Wenn ich Gelegenheit hatte, fuhr ich mit meiner Hand durch ihre kräftigen Locken und sagte: „Mir gefallen deine schwarze Locken.“ Sie antwortet: „Du schpinsch ja, was glaubsch wie froh i wär, wenn i so schöne Haare hätte, wie d‘Rosanna.“ Ich denke, dass Reinhild in der Nachkriegszeit auch öfters gehungert hat. Reinhilds Mutter hatte nach der Währungsreform einen, wie man heute sagen würde, „Klamotten-Laden“. Sie war vollschlank, sehr gesprächig und ein Verkaufstalent. Meine Mutter hatte von ihrem, ehemals wohlhabenden Vater, eine elektrische Koffernähmaschine mit einem Kniegashebel, zur Hochzeit bekommen. Meine Mutter verlieh ihre Nähmaschine öfters an Reinhilds Mutter, die damit Kleidung nähte und Änderungen an der Kleidung ihrer Kunden vornahm. Das Verleihen war eine Nachkriegserfindung. Wenn jemand ein besonderes Gerät oder ein besonderes Werkzeug hatte, wurde es häufig verliehen. Der Leiher gab es nach Gebrauch zurück und verlieh ein anderes Gerät, oder er half mit entsprechender Tätigkeit. Reinhilds Mutter gab meiner Mutter, je nachdem wie lange sie die Nähmaschine hatte, Kleidung dafür, oder veränderte Kleidung von uns. Kleidung wurde nie weggeworfen, sondern verschenkt, verkauft oder gewendet. Mein Vetter, war wenig älter als ich, aber größer und breiter. Deshalb schenkte mir seine Mutter Kleidung, die ihrem Sohn zu klein war. Schon damals war mir Kleidung wichtig, deshalb war ich meiner Tante für die hübsche Kleidung dankbar. Das Essen bei unserer Lehrerin schmeckte uns immer, die Waffeln, die am Tisch gebacken wurden, waren etwas Besonderes. Frau Kofer stellte in einer Glasschale den Teig auf den Tisch, wir konnten unsere Waffeln selbst backen, je nach Geschmack dunkler und knuspriger, oder heller. Da wir Kinder donnerstags zu viert waren, war es beim Mittagessen lustig und lebhaft, wir freuten uns auf diesen Tag. Wir hatten verschiedene Serviettenringe, denn damals gab es noch keine Papierservietten. Die Servietten wurden nicht nach jedem Essen gewaschen, da sie von den gleichen Personen benutzt wurden. Meine Serviette, erkannten alle, denn ich hatte immer die, mit den meisten Flecken. Frau Kofer wusch ihre Wäsche nicht selbst, sie brachte sie in die Wäscherei unseres Dorfs. Später hatte die Wäscherei sogar ein oder zwei Lieferwagen und entsprechende Fahrer, die bei Kunden die Wäsche abholten und gewaschen, gebügelt zurückbrachten. Mir war es immer etwas peinlich, wenn Frau Kofer beim Tischdecken zu Rosa sagte: „Hol für Louis eine neue Serviette aus dem Schrank, denn seine hat Flecken.“ Meine Mutter sagte oft zu mir, was du auch anhast, ich glaube dir läuft der Schmutz nach. Als wir den Tisch abgeräumt, das Geschirr abgewaschen und aufgeräumt hatten, erinnerte uns Frau Kofer an unseren Aufsatz in dem wir über besondere Erlebnisse schreiben sollten. Ich schrieb über meinem tunesischen Freund, der mir aus seiner Heimat erzählte. Von dem wir, seit die französische Besatzung nicht mehr in Larenbuch war, leider nichts mehr gehört hatten. Ich erinnerte mich noch an viele Erzählungen und Beschreibungen aus seinem Land, in dem süße Datteln und Orangen wachsen und Menschen auf Kamelen ritten und an endlosen Sandstränden des Mittelmeers barfuß laufen und im Meer schwimmen würden. Wie die Fischer im Meer mit Netzen Fische fingen und auf den Fischmärkten verkauften. Ich beschrieb, dass es in Tunesien von Mai bis November nicht regnen würde und schrieb über den Duft der vielen tausend blühenden Orangenbäume von Cap Bon, die die Menschen von April bis Mai mit ihrem Duft betörten. Die schlanken. braunhäutigen Menschen wären hübsch, sie hätten schwarze Haare und dunkle Augen. Ihre Kinder würden immer lachen. Ich erzählte, dass ich sicher eines Tages dieses Land besuchen würde und auf einem Kamel durch die Sahara reiten würde. Ich glaubte fest daran und zeichnete, wie ich auf einem Kamel saß und durch die Sahara ritt. Frau Kofer wollte das Bild und meinen Aufsatz behalten, deshalb schenkte ich ihr beides. Sie hat die Zeichnung eingerahmt und im Esszimmer, neben unsern Fotos aufgehängt. Ich war mit meinem Aufsatz zuerst fertig. Frau Kofer sagte, dein Aufsatz gefällt mir, er ist wie ein Reisebericht, man glaubt, du wärst dort gewesen. Von 1971 bis 1985 leitete ich eine Großimkerei in Tunesien. Im Jahre 1978 ritt ich mit Beduinen auf einem Kamel durch die Sahara und übernachtete in Oasen. Seit 1990 produziert eine tunesische Firma einen Dattelschnaps. Wenn ich im Bett lag und Luftschlösser baute, träumte ich von dem Land mit dunkelhäutigen Menschen und lachenden Kindern. Frau Kofer ließ uns Zeit für den Aufsatz unsrer Erlebnisse. Sie schaute uns manchmal über die Schulter und las wohl, was wir schrieben. Als ich von meinem tunesischen Freund schrieb, waren einige Tränen auf mein Heft getropft. Frau Kofer umarmte und tröstete mich. Ich schmiegte mich an sie und nahm ihren Geruch war. Ich spürte mein Geschlecht und wurde verlegen, weil Frau Kofer es bemerkte und mich ansah. Rosanna schrieb über ihr Kindergartenerlebnis, als sie mir, unwissend ihr Kätzchen zeigte und wir deshalb bestraft wurden, kamen ihr Tränen. Rosanna wurde ebenfalls von Frau Kofer getröstet. Jeder von uns trug wohl ein Erinnerungspaket mit sich. Lindtraud, die immer lachte und fröhlich war, weinte ebenfalls, denn sie schrieb, wie sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern ihren Vater im Lazarett besuchte. Als der Arzt den Verband abnahm, fehlte ihrem Vater ein Teil seines Gesichts. Bombensplitter hatten Narben an seinem Körper hinterlassen. Lindtraud ließ sich ebenfalls trösten, sie sagte: „Für Reinhild un Louis isch's no viel schlimmer, denn beide haben keinen Vater mehr. Bei meim Vater hat sich bloß s’Gsicht verändert, un des sehen wir schon nimmer, weil er so lieb ist.“ Wir weinten schließlich alle. Reinhild erzählte weinend: „Ich versuche abends meine Mutter zu trösten, wenn sie im Bett weint, weil sie nicht weiß, wo mein Papa ist, ob er noch lebt oder möglicherweise tot ist. Plötzlich weinte auch Frau Kofer und sagte: „Ich kenne euch inzwischen gut, deshalb erzähle ich euch meine Geschichte: „Als ich mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester auf der Flucht war, hatten wir uns, in einem verlassenen Keller eines kaputten Hauses, aneinander geschmiegt, um uns zu wärmen. Ich war tief und fest eingeschlafen. Als ich erwachte lag meine Mutter auf mir und wärmte mich. Ich erschrak, als ich bemerkte, dass meine Mutter nicht warm war. Ich war voll Blut, es war nicht mein Blut, es war Blut meiner Mutter. Man hatte in dieser Nacht meine Mutter und meine Schwester umgebracht. – Wir alle weinen jetzt noch mal gemeinsam, dann behalten wir unsere Geheimnisse immer und ewig für uns. Ihr versprecht mir, dass ihr mein Geheimnis niemand erzählt. Ich ertrage kein Mitleid mehr, weil ich nie weiß, ob es echt ist.“ Wir versprachen uns und unserer Lehrerin, dass wir unsere Geschichten und unsere Geheimnisse niemand erzählen. Wir gaben uns alle die Hand und bekräftigten damit unser Versprechen. Es war unser erster trauriger Nachmittag, den wahrscheinlich unsere Generation nachempfinden kann, weil ähnliche Kriegs- und Nachkriegserlebnisse viele Kinder erlebten. Der Nachmittag half unsere Schmerzen von der Seele zu weinen. Frau Kofer schlug ein lustiges Spiel vor, um nicht traurig nach Hause zu gehen. Wir spielten Hänschen piep einmal. Die Mädchen und Frau Kofer wunderten sich, warum ich erriet, auf wessen Schoß ich saß. Ich behielt mein Geheimnis für mich. Meine Lehrerin dachte, ich könnte mit meinen Beinen spüren, auf wessen Schoß ich saß und gab jedem ein Kissen, damit ich keine Beine fühlen konnte. Ich erriet es trotzdem, ich konzentrierte mich nie auf Stimmen, sondern nur auf den Körpergeruch. Ich drehte und senkte meinen Kopf ein wenig, damit ich in Achselnähe kam, dann atmete ich tief ein und konnte meist riechen und erraten bei wem ich saß. Frau Kofer beobachtete mich, da ich bisher richtig lag, konnte es kein Zufall sein. Als Frau Kofer mich auf ihrem Schoß sitzend beobachtete, bemerkte sie, wie ich tief einatmete und meinen Kopf leicht drehte. Sie sagte: „Ich kenne Louis Geheimnis, er riecht uns.“ Ich wusste nicht, dass ich einen ungewöhnlichen Geruchssinn hatte. Als ich von Frau Kofers Schoss aufstand und sie mich zufällig berührte, richtete sich mein Penis auf. Lindtraud sagte: „Louis, du musch dei Hos richte die sieht komisch aus.“ Ich errötete und genierte mich. Lindtraud half mir aus meiner Verlegenheit und sagte: „Louis, tu dei Taschemesser anders na, des isch verrutscht.“ Ich fasste in meine Hosentasche, regelte mein Teil und sagte: „i han des mit meim Taschemesser nit gmerkt.“ Frau Kofer schaute mich an, ich überlegte, ob sie mich absichtlich berührt hat. Frau Kofer sagte: „Wir testen, ob wir uns ebenfalls riechen. Louis sag uns bitte, wie du uns riechst?“ Ich antwortete: „I glaub unterm Arm.“ Frau Kofer wollte es testen. Wir verbanden ihr die Augen, sie sollte die Hände auf den Rücken legen. Lindtraud schob sie an den Schultern zu mir. Ich hob den Arm und sie roch an meiner Achsel und sagte „Louis, es ist ein interessantes Spiel. Ich werde es mir merken. Wir spielen das Spiel öfters, auch wenn uns Louis überlegen ist, können wir unseren Geruchssinn verfeinern. Ich werde im Naturkundeunterricht über Geruchssinn sprechen, und beim nächsten Lehrgang verschiedene Düfte der Natur behandeln.“ Sie fragte: „Louis, da du ein feines Näschen hast, leidest du, wenn dir Gerüche oder Düfte lästig sind?“ Ich antwortete: „Das stehen in einer Menschenschlange ist ein Problem, weil ich kaum ausweichen kann und manche Menschen nicht riechen mag.“ Am nächsten Tag regnete es, als wir zur Schule kamen. Im Klassenzimmer roch es nach feuchten Kleidern und nassen Haaren. Frau Kofer sagte: „Leider müssen wir unsern Lehrgang verschieben, deshalb schreiben wir heute einen Aufsatz. Ihr wisst doch sicher, was ein Liebesbrief ist?“ Wir lachten verlegen, als unsere Lehrerin weiter redete: „Jeder schreibt einen Liebesbrief an sich selbst. Ihr schreibt zum Beispiel: Mein lieber Schatz, auch wenn du manchmal schlecht gelaunt bist, mag ich dich. Du glaubst, dass dein Gang, oder deine Bewegungen nicht schön sind, oder dass dir deine Sommersprossen nicht gefallen. Das ist nicht wichtig, weil ich dich so liebe wie du bist. Lieber Schatz ich habe dich sehr gern, du gefällst mir weil deine Sommersprossen zu dir passen und weil dich die Sonne küsste. Dein Gang und deine Bewegungen wirken gelassen, was dir gut steht. Dein Aussehen ist nicht alles, du bist für deine Eltern und Geschwister eine liebe Tochter, oder ein lieber Sohn. Deine Klassenkameraden mögen dich, weil du immer freundlich und fröhlich bist. Du überlegst oft, ob du gut aussiehst, dabei weißt du, dass Schönheit subjektiv ist, sie verändert sich, deine Schönheit kommt von innen. Lass dich künftig von Dummköpfen nicht mehr verletzen, denn du bist ein liebenswerter Mensch. So ähnlich stelle ich mir den Liebesbrief meiner Schüler vor, den ihr an euch schreibt.“ Die Idee unserer Lehrerin gefiel mir und sie gefällt mir heute noch. Als sie den Aufsatz benotet hatte, las sie einige der Liebesbriefe anonym vor. Sie gefielen uns, ich erkannte den von Rosanna, weil sie ein Kind war, das sich schön fand und sich wirklich liebte. In einer der nächsten Stunden, schrieben wir einen Brief an eine Mitschülerin oder einen Mitschüler. Unsere Lehrerin sagte: „In einem Liebesbrief schreibt man nichts Negatives, die Namen losen wir aus. Ich hatte Glück und durfte an Rosanna einen Liebesbrief schreiben, bei ihr kannte ich keine negativen Eigenschaften. Auch diese Idee fand ich klasse, weil alle Kinder mit diesem Brief bemerkten, wie nett und liebenswert ihre Mitschüler sind. Als wir nachmittags bei Frau Kofer waren diktierte sie uns einige Rechenaufgaben, danach schrieben wir ein Diktat. Als wir gingen, sagte Frau Kofer: „Ich möchte euch für morgen wieder eine Aufgabe stellen, überlegt euch bitte, was ihr gerne verkaufen möchtet und mit welchen Argumenten ihr dafür den höchsten Betrag erzielen könnt. Ich fragte: „Frau Kofer, müssen wir das was wir verkaufen wollen mitbringen?“ Sie lachte und sagte: „Nein, denn stellt euch vor, Lindtraud würde uns vorspielen, dass sie eine Kuh verkauft und müsste sie mitbringen.“ Über die Vorstellung lachten wir. Es war herrliches Wetter, deshalb wollten wir noch spielen. Rosanna fragte: „Frau Kofer, darf Lindtraud, die heute bei ihnen übernachtet, mitspielen?“ Alle Mädchen wollten ein Hüpfspiel mit Steinchen spielen. Ich fügte mich und verlor immer. Meist gewann Rosanna mit ihren langen Beinen. Ich verlor gerne, weil mich die Mädchen, jedes Mal trösteten, damit ich weiterspielte. Selbst Reinhild, die sonst wenig mit mir sprach, sagte: „Du Louis, mach dir nix draus, du lernsch des no. I han au lang braucht bis i Hüpfspiele konnte.“ Als wir am nächsten Tag nach dem Essen, das Geschirr spülten und aufräumten, sagte Frau Kofer: „Louis, du bist unser mutiger Junge, bitte verkaufe uns etwas.“ Ich hatte mir einen tollen Pfeil und Bogen geschnitzt und zeichnete ihn auf meinen Zeichenblock und sagte: „Mein Bogen ist fantastisch, ich habe ihn aus dem biegsamen Holz einer Esche gemacht, das beste Holz für meinen Bogen. Er hat eine dünne Schnur, die ich von meinem Großvater bekam. Sie hält den eingekerbten Pfeil, der auf ihr liegt. Wenn der Bogen gespannt wird, dann fliegt der Pfeil sehr hoch. Damit der Pfeil vorne schwerer ist, habe ich ihn mit einem Draht umwickelt. Hinten habe ich den Pfeil in der Mitte gespalten und eine dünne Feder eingedrückt, damit er immer gerade fliegt. Ich kann diesen Pfeil so hoch in die Luft schießen, dass man ihn nicht mehr sehen kann, erst wenn er sich dreht und wieder zur Erde fällt, sieht man ihn wieder.“ Ich schaute die drei Mädchen an, nur Rosanna fragte: „Wie kasch du so was mache?“ Ich sagte: „Rosanna, mein Opa hat mir solche Dinge gezeigt und erklärt.“ Keines der Mädels wollte meinen Pfeil und Bogen kaufen. Frau Kofer fand, dass ich meinen Pfeil und meinen Bogen gut beschrieben habe. Sie gab mir echte zwei Mark für dieses Verkaufsgespräch. Ich musste ihr dafür nur meine Zeichnung geben. Lindtraud bot uns ein Kälbchen an und erzählte wie goldig es wäre und wie wertvoll es würde, wenn es ein Rind und dann eine Kuh würde die ein Kälbchen bekommen hätte und viel Milch gäbe und wie man aus dieser Milch Sahne, Käse und Butter herstellen könnte. Wir alle waren so begeistert, dass wir ihr Kälbchen gekauft hätten. Auch Llindtraud bekam von Frau Kofer Geld für ihr hübsches Kälbchen. Reinhild zeichnete einen Rock eine Bluse und ein Hemd für einen Jungen. Sie sagte zu mir: „Louis i han grad a wunderschös blaues Hemd mit Knöpf aus echten Perlmutt, des reißt dei Lederhose raus, damit kasch du uf jedes Fescht gange.“ Danach bot sie den Mädchen eine schöne gelbe Bluse mit roten Stickereien an. Frau Kofer kaufte Reinhild die wunderschöne Bluse ebenfalls für zwei Mark ab. Rosanna beschrieb uns eine sehr schöne Puppe mit Schlafaugen und echten Haaren, die sie zu verkaufen hätte und toll beschrieb. Die Puppe hatte einen schönen Namen, sie hieß Dorothee, fast wie meine Schwester. Dieses Spiel gefiel uns. Rosanna bekam für die schöne Puppe ebenfalls zwei Mark. Das Spiel fand ich interessant, wir konnten uns vorstellen, dass wir möglicherweise mal einen Beruf hätten, in dem wir etwas verkaufen würden. Ich erinnerte mich wieder an meinen tunesischen Freund, der mir erzählte, dass wohlhabende Menschen in Tunesien vom Handel mit Teppichen reich wurden. Ich konnte mir gut vorstellen, wie man beim Verkaufen von Teppichen Geld verdient. Lindtraud erzählte, dass ihr Vater und ihre Mutter schon Kühe oder Kälbchen verkauft hätten und wie wichtig es wäre, gut zu verhandeln. Frau Kofer las uns eine interessante, aber traurige Geschichte von Menschen vor, die gefangen wurden und als Sklaven verkauft wurden. Sie sagte zu mir: „Du hast einen Freund in Tunesien, weißt du, dass es in Tunis, Im Zentrum der Hauptstadt, der Medina, dem arabischen Wort für Altstadt, einen großen Sklavenmarkt gab. Viele Sklaven, wurden in Afrika gefangen und durch die Sahara getrieben. In Tunis wurden sie verkauft und auf Schiffe verladen und vor allem nach Amerika gebracht und dort verkauft. Die Sklaven hatten einen Besitzer, dem sie gehörten und durften nicht mehr tun was sie wollten. Sie mussten tun was ihr Besitzer wollte, auch schwerste Arbeit. Sie bekamen keinen Lohn dafür, denn ihr Besitzer hatte sie, wie ein Pferd oder eine Kuh gekauft. Könnt ihr euch vorstellen, wie Menschen so etwas aushalten. Es gab, wie überall gute und böse Herrn oder Herrinnen. Manche behandelten ihre Sklaven gut, sie bekamen genügend zu essen. Andere waren böse, schlugen ihr Sklaven und ließen sie hungern.“ Diese Zeit ist glücklicherweise vorbei. Es dürfen keine Menschen mehr als Sklaven gehalten werden.
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