Hank hielt triumphierend die Kamera in die Höhe. „Jawohl! Jetzt habe ich endlich meine Souvenirs!“
Zwei Helfer des Touristenführers waren im Begriff, sich Hank zu schnappen und dem großen Argh opfern. Hank war plötzlich sehr überrascht, als er bemerkte, was um ihn herum eigentlich geschehen war. „Hey, wo ist der Dicke hin? Und wo sind die anderen?“ Hank blickte erschrocken die sprungbereiten Touristenführer an. „Und was zum Teufel wollen Sie von mir?“
„Keine Angst, das mit dem Teufel wird sich gleich von selbst erklären“, meinte einer der Helfer mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen und streckte seine Arme weit aus, um Hank auch garantiert einfangen zu können. Nichts sollte ihn daran hindern, den bekloppten Touristen in das Innere des Vulkans zu stoßen.
Plötzlich donnerte mit einem Heidenlärm ein Landspeeder, ein knapp einen Meter über dem Erdboden fliegendes Hybrid-Raumschiff-Cabrio, dessen Triebwerke unter Volllast liefen, an Hank vorbei. Aus ihm heraus ballerte Johnny, der Weltraumpirat, mit seiner Blaster O’Kill wild um sich und erschoss viele der Helfer des unheilvollen Argh. Mit an Bord des Speeders war Old Bob, der sich ängstlich an seinem Sitz festkrallte und dem furchtbaren Treiben unter ihm zusah. „Oh, Gott, oh, Gott!“, war das Einzige, was er von sich gab.
„Hey, was macht ihr denn hier?“, rief Hank überrascht und erleichtert zugleich.
Johnny landete wortlos, aber entschlossen den Speeder vor dem nun jammernden Touristenführer und stieg gemeinsam mit Old Bob aus.
„Na, wir wollen doch nicht, dass du geopfert wirst. Wir brauchen dich doch noch“, sagte Johnny bissig und kickte den kreischenden Touristenführer in den Schlund des Vulkans. Dann begann er die Leichname der Helfer zu entsorgen. Er genoss es förmlich, endlich wieder Tod, Chaos und Verderben zu verbreiten. Er fühlte sich in seine besten Jahren zurückversetzt, wo Verbrechen noch Verbrechen und Chaos noch Chaos gewesen war. Er seufzte bei der Erinnerung daran. Dann wandte er sich wieder an Hank. „Es war nicht einfach gewesen, dich hier aufzuspüren, aber Old Bob meinte, dass du auf jeden Fall in der Tinte stecken würdest.“
„Ja, da hatte Old Bob recht“, meinte Hank und blickte besorgt auf zwei weitere tote Helfer. „Ich habe genug von diesen billigen Touristenfallen.“ Er hob seine neu ‚erworbene‘ Kamera hoch. „Obwohl ich ja schon ein paar hervorragende Aufnahmen des unheilvollen Arghs von einem anderen Touri bekommen habe.“ Hank schaltete die Kamera ein. „Brodelnde Lava habe ich schon immer gemocht“, bemerkte er, als er die Fotos auf der Digitalkamera des Dicken durchklickte.
„Kommt, lasst uns aufbrechen. Ich find’s hier unheimlich“, drängte Old Bob. Er witterte weiteres Unheil.
„Warte, das hier ist der letzte!“, rief Johnny, der die allerletzte Leiche über den Kraterrand rollte.
„ICH BIN GEPRELLT WORDEN!“, ertönte urplötzlich eine laute und tiefe Bassstimme.
„Was?“, fragte Johnny.
„War ich das etwa?“, wunderte sich Hank und betrachtete argwöhnisch die Kamera, von der er glaubte, dass sie eine Sprachausgabe besaß.
„Was geht hier vor sich?“, fragte Old Bob ängstlich und weinerlich zugleich.
„ICH WILL ALLE MEINE OPFER HABEN! KEINER DARF ENTKOMMEN! WENN ICH NICHT KRIEGE, WAS MIR ZUSTEHT, DANN WIRD ES EUCH ALLEN DRECKIG ERGEHEN!“, fuhr die tiefe Stimme fort.
Hank suchte hinter einem großen Stein am Kraterrand, fand aber nichts Verdächtiges. „Hmm, wie machen die das? Ich kann keinen versteckten Lautsprecher entdecken.“
„Was war das noch gleich für eine Tour, auf der du dich befandest?“, erkundigte sich Johnny und zückte vorsichtshalber seine Blaster O’Kill, während er sich nervös umsah.
„Na, das war die Vulkanopfer-Tour für den unheilvollen Argh, wieso?“, entgegnete Hank und streckte Johnny das Prospekt der Tour entgegen.
„Nichts wie rein in den Speeder!“, rief Johnny entsetzt, als er das Pamphlet sah.
Old Bob ließ sich das nicht zweimal sagen und sprang mit einem Satz, den man ihm überhaupt nicht zugetraut hätte, in seinen Sitz zurück.
Hank schlenderte jedoch forschen Schrittes zum Rand des Kraters zurück. Er wollte dem Schwindel auf die Schliche kommen. Die beiden anderen sahen ihm entgeistert dabei zu. „Mal sehen ...“, murmelte Hank.
Als er dieses Mal in den Krater sah, blickte er in ein gigantisches Gesicht, geformt aus purer Lava, das einer wütenden, menschlichen Fratze glich. Als die Lava-Augen Hank fixierten, ließ der übellaunige Vulkangott ein tiefes Donnern los, das Hank in den Ohren dröhnte.
„Oh, oh!“, rief Hank ängstlich und machte, dass er an Bord von Johnnys gemieteten Landspeeder kam.
„ICH WERDE EUCH ALLE VERNICHTEN, WENN IHR MIR NICHT ENDLICH HULDIGT!“, donnerte die mächtige Stimme des unheilvollen Argh.
„Ja, du mich auch!“, meinte Hank provozierend und zeigte dem Vulkangott den Mittelfinger.
„NA, WARTE!“, dröhnte der große Argh.
„Hank, du musst endlich damit aufhören, alle zu beleidigen!“, beschwor Old Bob Hank mit weinerlicher Stimme aufgrund seines derzeitigen, ungeheuren Stresslevels. Weiter kam er nicht, denn er wurde von einem ohrenbetäubenden Knall unterbrochen. Danach hörte man ein Rauschen, Donnern und Spritzen, vermischt mit tiefem Gluckern und Gurgeln.
„Der Vulkan bricht aus!“, erkannten alle drei Passagiere folgerichtig.
Johnny trat entschlossen auf das Gaspedal und der Speeder nahm Fahrt auf.
„Wieder eine Insel weniger“, äußerte sich Hank verlegen und drehte sich um, damit er von der zerstörerischen Macht des Vulkangottes Argh ein Foto machen konnte.
„Mach hin!“, forderte Old Bob Johnny auf und rüttelte ungehalten an dessen Sitz, was ihm jedoch nur eine Kopfnuss von dem Weltraumpiraten einbrachte.
Johnny hatte das Gaspedal schon längst bis zum Anschlag durchgetreten. Der Speeder sauste den Berg des unheilvollen Argh in einem Affenzahn hinunter und glitt dann mit maximaler Geschwindigkeit auf das offene Meer hinaus.
Hank blickte verwirrt zur Insel zurück. „Hey, was soll das? Wo willst du hin? Unser Raumschiff ist doch auf Cranberry Island!“ Er sah zu, wie die Lavaströme sich schon über das halbe Eiland ausbreiteten, was ihm ebenfalls wieder ein tolles Fotomotiv einbrachte. „Doch eigentlich ganz nett.“
„Ach“, meinte Johnny verächtlich. „Das Schiff kann schon auf sich alleine aufpassen.“
„Der Bordcomputer startet es bei Naturkatastrophen automatisch und sucht anschließend einen sicheren Landeplatz“, pflichtete ihm Old Bob bei.
„Ich wünschte, mein alter Landrover hätte so ein Extra besessen, als er von einem Landrutsch erfasst wurde“, meinte Hank.
„Wir müssen nach Tropica Island“, informierte ihn Johnny über die Schulter hinweg. „Ihr habt dort ein Rendezvous mit den Mitgliedern eines ganz besonderen Clubs, Leute. Mann, was ich euch darum beneide.“ Johnny lächelte Old Bob verschlagen an.
Old Bob lief es auf einmal eiskalt den Rücken herunter und daran war nicht nur das kalte Meerwasser Schuld, das sie bei der Durchfahrt einiger Wellenberge duschte. Er wusste nicht, was er mehr fürchten sollte: Den unheilvollen Argh hinter oder Johnnys arrangiertes Rendezvous vor ihnen. Hätte er nur in die Zukunft sehen können, wäre ihm die Entscheidung leicht gefallen: Er wäre definitiv über Bord gesprungen und zurückgeschwommen.
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