Jonathan Turner
Schatzsuche wider Willen Band 2
Der Schatzplanet hinter dem Orion … und dann rechts
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jonathan Turner Schatzsuche wider Willen Band 2 Der Schatzplanet hinter dem Orion … und dann rechts Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Impressum neobooks
Die Stimmung an Bord des Raumschiffes Betrunkener Falke war das absolute Gegenteil von Fröhlichkeit. Hier herrschte weder die ausschweifende Heiterkeit einer Sommernachtsparty und noch nicht einmal Freude darüber, dass die Mannschaft die nächste Etappe ihrer Reise erreicht hatte. Sogar bei einer Geiselnahme oder Beerdigung hätte mehr Frohsinn und Ausgelassenheit geherrscht als hier. Mit einem Satz: Die Stimmung war vollkommen im Arsch!
Auf den ersten Blick war der Grund dafür nicht zu erkennen, denn alles lief eigentlich nach Plan.
Hank Johnson, der Aussteiger oder, besser gesagt, der Eremit von der Erde, auf der Suche nach einem günstigen Reparaturservice für seine kaputte Digitaluhr, war gemeinsam mit Old Bob, einem rüstigen alten Shuttlepiloten kurz vor seiner Pensionierung von Johnny, dem Weltraumpiraten, für seine Schatzsuche ‚akquiriert‘ worden. Auch wenn man dafür eher das Adjektiv gekidnapped verwenden könnte, da der Pirat den beiden seine geliebte Blaster O’Kill, eine in der zivilisierten Galaxis verbotene Schusswaffe, unter die Nase gehalten hatte. Nachdem Johnny seine ‚Schatzkarte‘, ein süßes kleines Roboterplüschküken, auf Quazar IV abgeholt hatte, waren sie auf Carl, den Weltraumbanditen, gestoßen. Mit ihm an der Backe stießen die drei auf eine recht seltsame Verkettung von Zufällen: Überall wo Hank seine Digitaluhr zu reparieren hoffte, hatten die dortigen Uhrmacher auch den nächsten Hinweis für ihre Schatzsuche parat. Nachdem sie mehrere Stationen abgeklappert hatten, versuchte Carl, der das Ende der Schatzsuche witterte, mit Hilfe seiner fünfzig Klone Johnny auszubooten und den Schatz mit all seinem Ruhm selbst einzuheimsen. Das war gehörig schief gegangen, da Hank die Weltraumpolizei alarmieren konnte und Johnny den Original-Carl dann höchstpersönlich außer Gefecht gesetzt hatte. Da die Weltraumpolizei in all dem Durcheinander den selbst steckbrieflich gesuchten Johnny nicht erkannt hatte, konnten die drei ungehindert ihre Suche mit dem Betrunkenen Falken‘ fortsetzen, den Johnny mit einer seiner gefälschten Kreditkarten auf Quazar IV gekauft hatte.
Alles in allem war es ein nicht gerade schäbig eingerichtetes Mittelklasseraumschiff für maximal vier Personen. Gemütliche Ledersitze und riesige Flachbildschirme mit ausufernden Anzeigen aller Art gaben einem das Gefühl, in einer Star-Trek-Episode mitzuspielen. So sah es zumindest in der Zentrale aus.
Hank achtete in diesem Augenblick nicht auf Bequemlichkeit. Er saß im Schneidersitz mitten auf einer Computerkonsole. Er hatte die Augen zusammengekniffen und versuchte angestrengt, sich zu entspannen. Während des Fluges hatte er seine Kleidung gewechselt und trug nun eine braune Tunika mit einer lila Schärpe, beides hatte er in dem einzigen Frachtraum des Schiffs gefunden. Seiner Meinung nach passte das neue Outfit viel besser zu ihm als seine alte Kleidung, die er vorher getragen hatte. In ihm hatte sich ja auch ein spiritueller Wandel vollzogen, wie er den beiden anderen lang und breit erklärt hatte.
Old Bob stand mitten in der Zentrale und stritt gerade lautstark mit Johnny, dem Weltraumpiraten, der von irgendwo aus der Andromeda-Galaxis stammte.
Sieben Tage waren vergangen, seitdem die drei die fünfzig Klone von Carl, dem Weltraumbanditen, besiegt hatten. Dieser kurze Anflug von Teamwork war aber auch ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
Das Raumschiff Betrunkener Falke besaß zwar eine überdurchschnittlich große Hauptzentrale, hatte auch eine luxuriöse Ausrüstung an Bord, aber ansonsten glichen die Quartiere der Mannschaft eher umgekippten Telefonzellen: Sie waren somit ganz schön eng. An Bord gab es zudem nicht gerade viele Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Wände innerhalb des Raumschiffes äußerst dünn waren. Hustete jemand zwei Räume weiter, bekam man das noch im Halbschlaf mit. Klar, dass da die Nerven blank lagen.
„Scheiße, Mann, du schnarchst wie ein ganzes Sägewerk!“, schimpfte Johnny aufgebracht und gestikulierte wild herum. „Der Regenwald auf der Erde ist wegen dir schon draufgegangen, der von der Venus war erst recht keine Herausforderung für dich und jetzt kommt auch noch der vom Orion dran!“
Johnny ging er in der Zentrale auf und ab wie ein Tiger im Käfig, was für ihn eher untypisch war. Old Bobs Augenbrauen zuckten wild, als er Johnny zuhörte. Wenn Blicke töten könnten, hätte er in diesem Augenblick mit dem seinen alle Zuschauer eines Footballmatches auf einen Streich um die Ecke gebracht.
„Und du? Und du?“, keifte Old Bob lautstark. Er zeigte mit dem Finger auf den Weltraumpiraten. „Und du! Du stinkst wie ein nasser Fuchs!“ Old Bob zählte an seiner Hand ab, warum das so war. „Du duschst nicht! Du wechselst deine Klamotten nicht ... Wenn ich aufwache, stinkt es nach Schweißfüßen, wenn ich mittags was essen will, stinkt es nach verfaulten Eiern ... und ... und der mieseste Geruch, den du abends absonderst, spottet jeder Beschreibung!“
„Ach ja? Was wäre das denn für ein Geruch?“, fauchte Johnny lautstark zurück und baute sich drohend vor Old Bob auf.
Hank steckte derweil die Finger in die Ohren und sang: „La, la, la, la, la.“
Old Bob war so aufgebracht, dass er sich vor dem Weltraumpiraten nicht im Geringsten fürchtete und sich seinerseits vor ihm aufplusterte. „Du stinkst wie eine miese, alte, tote, vollkommen vergammelte Ratte!“, schrie er außer sich vor Zorn.
Johnny hatte genug gehört. Er knirschte wütend mit den Zähnen. Niemand nannte einen gefürchteten Weltraumpiraten eine nassen Fuchs und schon gar nicht eine miese, alte, tote, vollkommen vergammelte Ratte! „Na, warte, du! Du! Du seniler Aushilfspilot für Rentner!“ Er bohrte bei jedem Wort seinen Zeigefinger tief in Old Bobs Brust.
„Haltet die Klappe! Haltet die Klappe! Haltet die Klappe!“, schrie Hank auf einmal aufgebracht und hopste von der Steuerkonsole.
Johnny und Old Bob hielten in ihrem Streit inne und starrten verdutzt zu Hank hinüber. Dieser fuchtelte wild mit seinen Händen in der Gegend herum, als plötzlich Hawaiimusik ertönte und mit der Musik eine blecherne Computerstimme: „L-L-L-L-Liebe Freunde. Ich w-w-w-weiß, wir alle ma-ma-ma-machen hier gerade eine g-g-g-anz s-s-s-schön h-h-h-harte Zeit durch, a-a-a-aber d-d-d-darf ich d-d-d-darauf hinweisen, dass auch ich a-a-a-am Ende meiner psy-psy-psy-psychologischen K-K-K-Kräfte bin?“, warf der Bordcomputer stammelnd ein. In seiner Stimme schwang ein deutlicher Unterton von Verzweiflung mit.
„Halt deine dämliche Klappe, Charlie!“, ertönte es von allen dreien.
„Ehrlich! I-I-I-Ihr drei seid ei-ei-ei-einfach f-f-f-furchtbar!“, fluchte Charlie. „Ich d-d-d-dachte, ich könnte euch h-h-h-helfen, aber jetzt brauche i-i-i-ich dri-dri-dringend H-H-H-Hilfe. Ich brauche Ur-Ur-Ur-Urlaub oder eine T-T-T-Therapie, um von euch Qua-Qua-Qua-Quatschköpfen loszukommen! D-d-d-da verhandele ich lieber mit G-G-G-Geiselnehmern und T-T-T-Terroristen, als die V-V-V-Verhaltensprobleme von euch I-I-I-Idioten zu lösen! D-D-D-Dabei kann m-m-m-man ja nur w-w-w-wahnsinnig werden!“ Danach fing Charlie, der Bordcomputer, an, im Takt der Musik zu stöhnen.
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