Jonathan Turner
Zorks Queste
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jonathan Turner Zorks Queste Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Die Taverne, in der das Abenteuer begann und in der Zork von einem traurigen Kapitel aus seinem Leben erzählte, welches ihn für immer zeichnete, und wo Zork dann auf einmal zum König gerufen wurde
Kapitel 2: Die Geschichte der Ausnüchterungszelle
Kapitel 3: Wie Zork mit seiner Queste beauftragt wurde
Kapitel 4: Aller Anfang ist schwer
Kapitel 5: Zwei folgenschwere Begegnungen
Kapitel 6: Wie ein Krüppel am Wegesrand
Kapitel 7: Die Mokka-Reise
Kapitel 8: Wie es dem Magier gefällt
Kapitel 9: Die Treppe der Zehn Gebote
Kapitel 10: Erneute Begegnung mit dem Dämon
Kapitel 11: Die etwas andere Nottaufe
Kapitel 12: Das Dorf, das ein Problem hatte
Kapitel 13: Ein erneuter Absturz oder: Das kürzeste Kapitel dieser Chronik
Kapitel 14: Der Atem eines Drachen
Kapitel 15: Ursache & Wirkung oder Die peinliche Tat
Kapitel 16: Die Reise auf der Abgestochenen Ente zur Insel des dreibeinigen Aussätzigen
Kapitel 17: Die Insel des dreibeinigen Aussätzigen
Kapitel 18: Die Kugel der Strömungen
Kapitel 19: Ein Zombie des Weges kam …
Kapitel 20: In den Fängen des Bösen
Kapitel 21: Der Weg ist das Ziel
Kapitel 22: Die Befreiung des furchtlosen Magus
Kapitel 23: Im Angesicht des Todes
Kapitel 24: Das Ende einer Odyssee
Weitere Bücher des Autors
Leseprobe aus dem Buch „Schatzsuche wider Willen – Das Küken markiert den Punkt“
Impressum neobooks
Kapitel 1: Die Taverne, in der das Abenteuer begann und in der Zork von einem traurigen Kapitel aus seinem Leben erzählte, welches ihn für immer zeichnete, und wo Zork dann auf einmal zum König gerufen wurde
Seite 220
Magier Zork saß in seiner Lieblingstaverne namens ‚Gebrochener Schenkel‘ und trank, wie es für ihn um diese Uhrzeit üblich war, seinen Frust weg. Zork war einmal eine imposante Erscheinung gewesen, bevor er mit dem Trinken angefangen hatte. Wann, das konnte er einem schon gar nicht mehr mit Sicherheit sagen.
Zork war von schmaler Statur und beinahe zwei Meter groß. Sein weißer Bart samt Backenbart wirkte wenig gepflegt. Er nahm einen großzügigen Schluck nach dem anderen aus seinem Humpen. Einiges von dem Bier rann durch seinen Bart. Bei diesem Anblick hätte man ihn auch für einen Bettler halten können, der durch Zufall oder gar eine ruchlose Tat an ein gutes Kleidungsstück gekommen war. Er trug dieselbe abgewetzte blaue Magierrobe mit goldenen Sternen wie jeden Tag. Deren breiter Kragen ragte hoch über seinen Kopf hinaus. Mit seinen klauenähnlichen Fingern hielt Zork den Bierkrug fest umschlossen und setzte ihn nur manchmal ab, um kräftig in ein Taschentuch zu schnäuzen, das auch schon bessere Tage erlebt hatte. Zu Beginn dieses Abenteuers konnte man über Zork mit Fug und Recht behaupten: Er war mächtig heruntergekommen.
Zork schätzte das rauchgeschwängerte Ambiente der Taverne, deren dichte Wolken er mit Hochgenuss tief einsog. Eigenen Tabak konnte er sich nur selten leisten, da er meist pleite war. Hauptsächlich wegen seines hohen Alkoholkonsums.
Die Leute hier kannten Zork gut, denn der Magus weilte schon seit geraumer Zeit in der Stadt Nightport und war eigentlich unter den Einwohnern sehr beliebt. Wenn er nüchtern war, was – mit etwas Glück – gerademal die Morgenstunden betraf, konnte er nämlich so ziemlich jedes Gebrechen mit Hilfe seiner starken Magie behandeln. Die ärmeren Bürger durften Zork mit Naturalien bezahlen oder, genau genommen, Spirituosen jedweder Art. Es gab nur wenig Alkoholisches, das er ablehnte.
Der Wirt der Taverne, Roger Robur, beobachtete beides mit Missfallen: Weder teilte er die allgemeine Zuneigung der Menschen zu Zork, noch fand er es erbaulich, wenn Zork schon beim Eintreffen im Gastraum angetrunken war. Hätte Robur nicht Rücksicht auf seine anderen Gäste nehmen müssen, die es unangenehm gefunden hätten, den großen Magus vor den Kopf zu stoßen, wäre Zork schon längst von ihm des Hauses verwiesen worden. Denn Robur hatte schon mehrfach Zorks dunkle Seite kennengelernt, wenn dieser wieder mal getrunken hatte. Robur kannte den Magus sogar so gut, dass er Zorks Saufgelage inzwischen in verschiedene Phasen einteilte, die er unterschiedlich bewertete.
Derzeit befand sich Zork im ersten Stadium: Er soff wie ein Loch, man konnte aber noch halbwegs vernünftig mit ihm reden, oder anders formuliert: Der Magus schnatterte wie eine Gans und erzählte den Leuten seine Geschichten, die die Dorfbewohner auch noch, neugierig, wie sie nun einmal waren, wie Schwämme in sich aufsogen. Einige hatten sich bereits mit ihren Stühlen zu dem Magier gesellt.
Robur stöhnte. Wie konnten sie sich bloß immer und immer wieder an denselben, alten Geschichten und Übertreibungen des Magiers ergötzen? Höchstwahrscheinlich lag es daran, dass das Königreich Beaufort der hinterletzte Ort der Welt war und dort nie etwas Aufregendes geschah. Zork hatte es, während er nüchtern war, einmal so ausgedrückt: „Wenn das Zentrum der Welt ein helles Licht ist, war man hier am weitesten von ihm entfernt.“ Es geschah nicht oft, dass Robur Zork zustimmte, aber in diesem Falle hatte er es getan.
Die anderen beiden Phasen von Zorks Betrunkenheit waren: eine plötzlich ausbrechende, unbändige Streitlust und schließlich der totale Verlust jeglicher Hemmungen und seiner Selbstkontrolle. Bei dem letzten Punkt konnte wirklich alles passieren, denn wenn ein besoffener Magus seine Kräfte einsetzte, konnte im Ernstfall das gesamte Königreich gefährdet werden. Schlau, wie die Handwerker des Königs aber nun einmal waren, hatten sie sich dafür etwas Spezielles ausgedacht. Doch darüber werde ich später mehr berichten. Nachher wird der werte Leser auch noch mehr zur Person des Chronisten erfahren. Doch zurück zum Geschehen.
Robur seufzte erneut, schnappte sich ein Tablett und brachte den Männern am Tisch neue Biere.
Als er die Getränke ausgeliefert hatte, fasste Robur sich ein Herz. Er trat selbstbewusst dem Magus entgegen, um Zork von Phase zwei abzuhalten, die ihn womöglich seine schöne Taverne kosten konnte. „Ich glaube, Ihr habt genug, werter Magus Zork!“, meinte Robur mürrisch und versuchte, gleichzeitig dem älteren Magier den Bierkrug wegzuziehen, während er mit der anderen Hand die leeren Bierkrüge auf seinem Tablett balancierte. Das war ein ganz schöner Drahtseilakt, den er sogleich bereute, als einige der Krüge über die Kante des Tabletts tanzten und auf dem Boden aufschlugen.
„Genug?!“, tobte Zork kurzzeitig auf. „Was wisst Ihr oder die anderen hier von genug? Häh?“ Er rülpste lautstark.
„Igitt!“ Robur ließ Zorks Bierkrug los und trat angewidert einen Schritt zurück. Er rümpfte empört die Nase. „Was ist denn in Euch verendet?“ Wütend setzte er das Tablett am Nachbartisch ab und klaubte die Scherben vom Boden auf.
Zork ging auf diese Bemerkung nicht näher ein und fuhr lallend und mit seiner angeschlagenen Reibeisenstimme fort: „Ich habe noch lange nicht genug!“ Protestierend schlug er mit der Faust auf den Tisch und stand auf. Die andere Hand hob er mit gestrecktem Zeigefinger, betrachtete diesen eine Zeit lang irritiert und meinte dann: „Ich könnte Euch Geschichten erzählen … dann …“ Schon hatte er wieder den Faden verloren und sank zurück auf seinen Platz.
Robur verdrehte die Augen und legte die Scherben auf das Tablett.
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