Gunter Preuß - Wie ein Vogel aus dem Ei

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Hin- und hergerissen zwischen vorgesteckten Zielen und der Sehnsucht nach Unbekanntem und Wagnis ist das Mädchen Cornelia, genannt Conny. Und sie macht verwirrende, komische wie schmerzliche Erfahrungen: mit Jungen, Männern, der eigenen Schwester. Um Klarheit zu gewinnen, schreibt sie alles nieder. Geschehen in den Achtzigerjahren der DDR. Heute, als junge Frau liest sie nach. Denn plötzlich ist ihr Jugendfreund Ludwig wieder aufgetaucht, mit dessen Rennrad sie einmal vom Kilimandscharo fliegen konnte…

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Durch Änni entdeckte ich die Kunst. Für den Zirkus hatte ich ja schon immer viel übrig gehabt. Und Änni war eine vom Bau. Durch und durch. Sie war selbst ein großer Zirkus. In ihr steckten all die Kraftakrobaten, Kunstreiter, Clowns, Zauberer, Trapezkünstler, all die Tiere, das Zelt und der Sand, die Scheinwerfer und die Requisiten, all das, was die schillernden Farben bringt, die lauten Töne, das Lachen, das aus dem großen Staunen kommt, all das, was man Zirkus nennt und ein Wunder für Kinder ist. Clown wollte ich inzwischen nicht mehr werden. Das erschien mir nicht mehr passend für mich. Seit der Jugendweihe hatte der "Ernst des Lebens" begonnen. So hatte ich's von allen Seiten gehört. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, es passte meinen Eltern und unsrer Großen nicht, wenn ich Clown werden würde. "Das Leben ist nicht über die eigenen Beine stolpern, sondern laufen lernen", hatte unsere Große einmal gesagt.

Aber nicht nur der Zirkus war für Änni Kunst. Sie schwärmte geradezu für die Oper. War eine Premiere, warf sie sich in Schale und ließ sich im Taxi zum Opernhaus fahren. Schon lange vorher war sie ganz aufgeregt. Sie schloss den "Roten Hirsch" wegen "technischer Schwierigkeiten". Aus ihrem Geschäftsraum hörte man sie die Arien aus dem Stück, das gegeben wurde, singen. Sie begleitete sich auf einem alten Klavier, an das sie niemanden ranließ. Die Leute standen im Treppenhaus und hörten ihr zu. Änni sang mit dunkler warmer Stimme: "Man nennt mich jetzt Mimi ... " Die Leute waren ganz gerührt. Oma Jensen weinte jedes Mal und sagte: "Herrgott, wie schön. Sie ist ein gesegnetes Menschenkind, die Änni: singt wie eine Heidelerche. O nein!" Wenn Änni geendet hatte, klatschten alle Beifall. Da trat Änni aus der Wohnungstür. Eine gewaltige Erscheinung. Im langen metallisch schimmernden Abendkleid, im Haar noch die großen Lockenwickler. Änni lächelte und verbeugte sich mehrmals. "Danke", sagte sie leise und bescheiden. "Danke, Fritz. Danke, Erna." Dann ging sie in ihren Bierladen zurück, um sich die Lockenwickler aus dem Haar zu rollen.

Von der Malerei verstand Änni nichts. So sagte sie. Sie mochte nur die Bilder von Rubens. Die Frauen konnten ihr nicht massig genug sein. "Ich bin nun mal 'ne Sünderin", sagte Änni. "Ich liebe alles Fleisch." Vom Bücherlesen hielt Änni auch nicht viel. Auf ihrem Nachttisch lagen drei Werke. Die las sie immer wieder einmal. Das waren Jean Pauls "Siebenkäs", "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller und Scholochows "Stiller Don". Sie sagte, diese Bücher seien wie alte Truhen aus dem Märchen. Bei jedem Durchstöbern fände man Neues. Wenn mir ein Buch gefiel, wollte ich sie überreden, es auch zu lesen. Änni winkte ab. "Über meine Zeit braucht mir niemand was zu erzählen", sagte sie. "Ich habe doch Augen und Ohren. Im 'Roten Hirsch' erfahre ich mehr als aus dem dicksten und klügsten Buch." Sie ist nun mal so. Wenn sie eine Meinung hat, ist sie schwer davon abzubringen. Zu mir aber sagte sie: "Lies nur. Lies, Klein Erna."

Vor der Schauspielkunst hatte Änni die allerhöchste Achtung. Ihr Fritz, mit dem sie verheiratet und der ihre große Liebe gewesen war, hatte als Kellner der Kantine des Städtischen Theaters von A. gearbeitet. Bevor er zum Zirkus ging und Änni Jolly Eisenarm wurde. Wenn mal Not am Mann war, holten die Theaterleute ihn auf die Bühne. Er durfte dann als Diener des Grafen Soundso ein silbernes Tablett über die Bühne tragen. Einmal musste er sogar etwas sagen: "Wünschen der Herr Graf zu speisen?" Änni, die damals noch in A. wohnte und als Köchin in einer Betriebskantine arbeitete, war in jeder Vorstellung, wenn ihr Fritz seinen großen Auftritt hatte. Es sei ihr durch und durch gegangen, sagte sie. So vollkommen hätte Fritz gespielt. Und jeder, der was von der Schauspielkunst verstand, hatte erkennen müssen, dass ihr Fritz der geborene Schauspieler war. Aber wer versteht schon was vom Theater? Für Änni waren die meisten Leute Kunstbanausen. Sie gingen nur ins Theater, weil sie eine Karte geschenkt bekommen hatten oder weil der Fernseher kaputt war. Sie guckten überall im Saal herum, ob der Fritz oder die Erna auch da wären, ob sie gut oder schlecht aussähen, was sie für Garderobe anhätten und auf welchem Platz sie säßen. Sie spielten ihre eigene Rolle. Auf der Bühne hätte ein Löwe auftreten können; sie hätten's nicht gemerkt. Der Beweis für Ännis Einschätzung war, dass die Leute nicht Szenenbeifall gaben, als ihr Fritz das Tablett über die Bühne trug.

Stammgast im "Roten Hirsch" war auch ein alter Schauspieler. Änni bediente ihn vorrangig. Wenn er eintrat, sagte sie zu ihm: "Welche Freude, Herr Fritz. Wie war die Vorstellung? Hier, dein Bier angewärmt. Der doppelte Korn. Die gute alte Schwarze." Sie gab ihm Feuer für die Zigarre und erzählte, dass sie einmal ein Theater eröffnen werde, und gleich im ersten Stück sollte einer ein Tablett über die Bühne tragen und sagen: "Wünschen der Herr Graf zu speisen?" Dann würde ihr Fritz schon zu ihr zurückkommen. Nichts würde sie ihm nachtragen. Er würde alle großen tragischen Rollen spielen, den Lear, den Richard, den Hamlet. Das Theater sollte heißen: "Jolly Eisenarms tragische Bühne". In Klammern: "Worauf mit Kunst gezeigt wird, wie das Leben so spielt."

Der Schauspieler hieß Tröge. Er war ein großer kräftiger Mann, hatte borstige eisgraue Haare und ein breites grimmiges Gesicht. Wenn er in den "Roten Hirsch" trat, beide Hände hob und mit tiefer Stimme "Hallo!" sagte und alle Leute ihr Gespräch unterbrachen, das Bierglas absetzten, ihn ansahen und wieder mit "Hallo!" grüßten, war alles gut.

Dann war Herr Tröge bester Laune. Er mischte sich unters Volk, spielte Skat, würfelte und gab manchmal mit hallender Stimme irgendeine Stelle aus irgendeinem Stück zum Besten. Stand auf, räusperte sich, bis Ruhe eintrat, und sprach: "Einst hatt ich einen schönen Traum; da sah ich einen Apfelbaum, zwei schöne Äpfel glänzten dran, sie reizten mich, ich stieg hinan.“

Wenn er geendet hatte, gab's einen Riesenjubel. Herr Tröge winkte bescheiden ab, setzte sich und reizte bei sechsunddreißig weiter. Kam's aber mal vor, dass seinen Eintritt niemand beachtete, trank er Bier und doppelten Korn im Stehen und drückte die gute alte Schwarze bald wieder aus. Er küsste Änni die Hand, schaute verächtlich in die Runde und ging. Ein geschlagener Mann. Meistens kam er dann zu uns herauf. Saß bis in die Nacht hinein mit Vater über der Rennzeitung. An den Renntagen gingen sie sich aus dem Weg. Da wollten sie mit den Pferden allein sein. Obwohl sie beide im Gedränge des Sattelplatzes standen. Aber vorher betüftelten und berechneten sie jedes Rennen. Waren wie kleine Kinder, die aus Sand eine Burg bauen wollen. Dabei durfte man sie um Himmels willen nicht stören.

Durch Herrn Tröge erfuhr Änni, dass Mädchen und Jungen für die Schauspielschule gesucht wurden. Es stand auch eine Annonce in der Volkszeitung, die Änni für mich ausgeschnitten hatte. Wer Lust an der Schauspielerei hatte, sollte sich auf eine Voreignungsprüfung vorbereiten. Wer diese Prüfung bestand, sollte von der Schauspielschule bis zur eigentlichen Aufnahmeprüfung betreut werden.

Ich war ja zurzeit ganz unten und wollte doch so hoch hinaus. Unserer Großen, meinen Eltern und aller Welt zuliebe. Änni ließ mich gar nicht wieder aus ihren Armen. Sie war ganz von ihrer Idee ergriffen. "Klein Erna", sagte sie. "Menschenskind! Ich hab's. Du wirst Schauspielerin! Der Sport ist ja ganz schön. Aber er ist nichts gegen die Kunst." Sie erzählte mir alles, was sie von ihrem Fritz übers Theater wusste. Sie sagte, es gäbe so viele wunderbare Rollen zu spielen, für die's nur keine Schauspieler gäbe, weil niemand richtig ein Tablett über die Bühne tragen könne. Ich sei so ein zartes Ophelchen und Gretchen. Und wenn sie erst ihr Theater hätte, würde ihr Fritz den König Lear und ich dessen Tochter Cordelia spielen.

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