„Ja.“ Friedhelm nickte. „Aber... meinen Sie wirklich... Ich meine, ich habe eine Menge Mist gebaut... vielleicht sollten wir einfach gehen?!“
„Nicht, bevor Sie Ihrer Ehefrau die Wahrheit gesagt haben!“
„Hey, dann haben Sie es hinter sich. Und wir... warten so lange und erkunden die Speisekarte!“
Friedhelm seufzte.
„Wenn’s sein muss!“
Er trottete zum Büro seiner Frau. Es klopfte an der Glastür. Evelyn, die an ihrem Schreibtisch saß, sah nicht einmal auf.
„Ja, herein.“
Friedhelm öffnete die Tür und die drei Männer traten ein. Ihr Blick wurde kühler.
„Was willst du denn hier?“
„Er hat Ihnen etwas zu sagen!“ nahm Börk ein bisschen die Überraschung vorweg.
„Und wer seid ihr Typen?“
Evelyn sah die beiden finster an.
„Ähh, ja, also...“
„...wir haben ihn nur hergebracht!“ meinte Müller entschuldigend. Sie schoben ihn in den Raum. „Die tut nur so kalt!“ raunte er ihm zu. „In ihrem Innern ist sie ganz warm...“
Man konnte Börks Gesicht ansehen, dass er kein Wort davon glaubt – und Müller auch nicht!
„Oh Mann...“ murmelte Börk, als sie die Tür hinter sich – und vor allem hinter Friedhelm und zwischen sich und Evelyn – geschlossen hatten. „Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.“
„Der Typ ist tot!“ stimmte Müller zu.
Auf Friedhelms Gesicht machte sich Angst breit.
Evelyn sah ihn kalt herausfordernd an.
Als sie in das Restaurant zurückkehrten, sah sie einer der Kellner aus dem Büro kommen. Lächelnd ging er auf die beiden zu.
„Sie sind Freunde der Chefin?“
„Exakt“, log Müller. „Einen guten Tisch und die Karte.“
„Gerne.“ Der Kellner führte sie zu einem Tisch. „Die Karte kommt sofort.“
Sie ließen sich nieder und blickten hinüber zum Büro. Friedhelm druckste herum, soviel war zu erkennen. Im Restaurant selbst war im Moment nicht soviel los.
„Meinst du, wir tun hier ein gutes Werk?“
„Hauptsache, wir bekommen ein gutes Mahl!“
Der Kellner kam mit der Karte und reichte sie den beiden.
„Möchten Sie einen Wein... oder lieber ein Bier?“
Im Büro konnte man sehen, wie Friedhelm kleinlaut etwas sagte.
„Meinst du, sie ist eine Frau, die vergeben kann?“
Evelyn stand auf und schmiss mit dem Aschenbecher nach ihm.
„Beantwortet das deine Frage?“
Sie schrie ihn an.
„Ich meine, er hat ihr ganzes Geld verbraten. Da kann man verstehen, dass sie da n bisschen sauer reagiert. Aber hey, Männer sind doch das starke Geschlecht!“
Friedhelm fing an zu wimmern.
„Guter Toast!“ meinte Börk.
„Das war nicht als Trinkspruch gemeint!“
„Ich meinte Toast-und-Brotspezialitäten: mit Käse überbackener Räucherlachs-Chili-Toast. Klingt... zumindest interessant.“
„Den kann ich Ihnen sehr empfehlen!“
„Dann lieber nicht! Zigarette?“
Evelyn steckte sich eine Zigarette an.
„Nein, danke.“ Müller sah zum Büro herüber. „Barsch!“
„Du willst Fisch?“
„Sie. Sie ist ziemlich barsch zu ihm. Zugegeben, er ist n Versager... aber muss man ihn deswegen gleich damit aufziehen?“
Friedhelm begann nun zu flennen.
„Möchten Sie jetzt bestellen?“
„Nein!“
„Sehr wohl.“
Der Kellner schwirrte ab.
„Lästiges Personal.“
Evelyn sah Friedhelm sauer an. Ihre Lippen sagten:
„Schwein!“
„Ja“, nickte Börk. „Für mich auch!“
Er winkte den Kellner heran.
„Zweimal Schweineburger mit Pommes Frittes und Avocadocreme-Dip.“
„Schweineburger mit Pommes und Avocado-Dip.“
Der Kellner nickte befriedigt und ging.
„Kein Wunder dass die bei der beschissenen Karte keine Gäste haben.“ Ein Yuppie-Paar kam herein und setzt sich an einen Tisch. „Oder nur solcheGäste!“
Der Kellner wandte sich dem Paar zu.
„Soll ich die Karte bringen?“
„Nicht nötig. Zweimal Schweineburger mit Pommes Frittes und Avocadocreme-Dip.“
„Kommt sofort.“
„Das scheint hier heut der Renner zu sein.“
„Ja.“
Evelyn drückte ihre Zigarette aus und ging zu Friedhelm hinüber.
Der Oberkellner kam mit zwei kleinen Silberkuppeln zu ihrem Tisch.
„Wow, das ging aber schnell. Wir haben noch nicht mal die Getränke!“
„Zweimal Schweineburger mit Pommes Frittes und Avocadocreme-Dip.“
„Jaaaa!“
Die beiden rieben sich in Vorfreude die Hände.
„Sehr wohl.“ Der Oberkellner öffnete eine der Silberkuppeln. Statt eines schmackhaften Mahls befand sich dort... Rauschgift. Eine kleine Tüte voll, aber unverkennbar Rauschgift.
Börk und Müller sahen sich an.
„Oh!“
Der Oberkellner stutzte.
„Aber Sie haben doch Schweineburger mit Pommes Frittes und Avocadocreme-Dip bestellt.“
„Jaaaaa...“
„Wir dachten nur, es wären größere Portionen! Wir sind wirklich ‚hungrig’ müssen Sie wissen!“
Evelyn streichelte Friedhelm – vergeben und vergessen.
„Ja, richtig!“
„Ach so!“ Der Oberkellner war zufrieden. „Nunja, bon apetit!“
Er verschwand zurück in die Küche.
„Ich denke, das erklärt das eine oder andere“, meinte Börk.
„Das glaub ich allerdings auch!“ stimme Müller zu.
„Und? Willst du mal probieren?“
Der Oberkellner stolzierte aus der Küche und brachte zwei der Kuppeln zu dem Pärchen.
Mit einem Lächeln trat der Kellner an ihren Tisch.
„Sind die Herren zufrieden?“
„Oh, ja, sehr! Wir hätten nur gerne... größere Portionen!“
„Größere? Oh. Ähm, da müssten Sie dann mit der Chefin sprechen.“
„Tja, dann machen wir das doch!“
Börk lächelte und stand auf.
Vorsichtig öffnete der Keller die Tür zum Büro und schaute herein. Evelyn saß auf Friedhelms Schoß und streichelte ihm über die Haare.
„Ja?“ fragte sie fast zärtlich.
„Die beiden Herren sind wegen der Schweineburger mit Pommes Frittes und Avocadocreme-Dip hier. Sie möchten gerne große Mengen davon abnehmen!“
Evelyns Gesicht erstrahlte. Sie stand auf, ganz Geschäftsfrau.
„Ist das wahr? Von wie viel sprechen wir da?“
Börk überlegte.
„Tja, ich würde sagen von fünf bis sieben... Jahren!“
„Mieser Fisch, eine miese Karte – und ich möchte wetten, der Stoff war auch verschnitten!“
„Immerhin erklärt das, wie sich dieses merkwürdige Fischrestaurant überhaupt halten konnte“, warf Börk ein. „Statt den Schnee von gestern zu servieren, gibt’s einfach das Koks von morgen.“
„Und der arme Ehemann hat nichts davon gewusst. Hat sich in Unkosten gestürzt, um seinem armen Frauchen den Luxus bieten zu können, an den sie gewohnt war...“
„...und dabei verdient sie selbst im Drogengeschäft mehr, als er mit seinen Aktien und radioaktivem Milchpulver.“
„Hey, reden Sie nicht von mir, als wär ich nicht da!“
Auf der Rückbank ihres Wagens saß Evelyn, die Handschellen oben am Haltegriff befestigt.
„Aber wir hatten von Anfang an Recht!“
Er verschränkte lächelnd die Arme hinter dem Kopf.
„Sie meinen, Sie hatten mich im Verdacht, mit Drogen zu handeln?“
„Nein“, korrigierte Müller, „wir dachten, Sie wären eine miserable Köchin. Wie sollte jemand wie Sie so ein Restaurant führen? Tja, gute Arbeit!“
Er verschränkte ebenfalls die Arme hinter dem Kopf – während der Wagen ungerührt weiterfuhr… denn er wurde gerade abgeschleppt. Mal wieder!
„Ja, ich denke, das haben wir ganz gut hingekriegt. Bis auf die Sache mit dem Tanken!“
„Hab ich in der Aufregung vergessen!“
„Naja, kann mal passieren! Noch Fritten?“
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