Verdrängung und Panzerung
Die Einen haben das gewisse Etwas – innere Reife (aus tiefgreifenden Erfahrungen, Empathie und Intelligenz gereift), Beseelung, Wahrhaftigkeit, Charisma, Charakterstärke oder Coolness genannt. Und die anderen haben es nicht.
Doch hilft man einem Uncoolen, auch ein wenig wahrhaftiger und cooler zu werden (letztendlich aus Eigennutz, weil man von so viel lästiger Uncoolness umzingelt ist, daß es weh tut), dann kriegt man letztendlich meist mit massiver Verdrängung zu tun. Man kann ihnen den Spiegel vorhalten, ihnen psychologisch die Hose runterlassen, ihnen zu Selbsterkenntnis verhelfen, ihnen bewußt machen, inwieweit sie im Innersten rückständig, unerweckt, unbeholfen, verstört, gelähmt, kindisch sind und wo genau ihr Problem liegt, man kann sie kurzzeitig erwecken aus ihrem naiven Traum, in dem sie denken, die anderen wären im Inneren ähnlich wie sie, jeder hätte mit Minderwertigkeitsgefühlen, Hemmungen, Ängsten, Glaubenskrisen und inneren Zwängen zu kämpfen. Wenn Uncoole mal von jemandem gezeigt bekommen, wie groß ihr Defizit in der Persönlichkeitsentwicklung ist, dann wird ihnen auch so in etwa klar, wieviel Selbstüberwindung und langwierige Arbeit an sich selbst nötig ist, um dieses Defizit wettzumachen. Sodann trifft man häufig auf dasselbe Verhaltensmuster: Zuerst wird derjenige, der sie wachrüttelt, für seine Wahrhaftigkeit und Coolness bewundert und beneidet, doch umso unerreichbarer diese scheint, umso mehr kippt die Bewunderung um in Verachtung. Die Verdrängung legt los, die jede Erkenntnis, die gerade noch so klar war, die einem so nahe und tief ging, relativiert und hinwegfegt. Sodann werden geistig reife und coole Leute scheinbar enttarnt als Blender, Betrüger, als Leute mit einem Problem und einem Minderwertigkeitskomplex. „Weil diese Art von Leuten nichts anderes haben, worauf sie stolz sein können, werten sie sich selbst auf, indem sie andere, die sich verbal nicht so gut wehren können, runtermachen, mit billigen Psychotricks, die sie sich vielleicht im Knast angeeignet haben.“ Plötzlich halten sich Uncoole Leute für wirklich cool, und denjenigen, den sie bislang cool fanden, finden sie plötzlich als total uncool – „Täuscher, aber in Wirklichkeit labile Spinner und Loser, - wenn es drauf ankommt, stehe ich meinen Mann, und Mr. Psychotricks macht sich ins Hemd oder landet im Irrenhaus.“ Der Verstand ist ein tückisch Ding, begründet stets das, was man zu wissen meint, durch selektive Wahrnehmung und durch oft haarsträubende Interpretation. Man erreicht die Menschen in der Tiefe, im Kerne ihres Wesens, doch meist nur für einen kurzen Moment oder für eine kurze Phase, dann treten die Abwehrmechanismen der Verdrängung wieder in Aktion, und das Ganze wird absurd und erinnert einen an die sinnlosen Mühen eines Sisyphos. Je besser ein Therapeut arbeitet, umso mehr läuft er Gefahr, daß er zum Bestandteil massiver Verdrängung wird und zur Projektionsfläche für Haß, Neid, Angst.
Emotionale Charakterpanzerung, neurotische Zwangserkrankungen, psychische Instabilität, hohe Beeinflußbarkeit/Suggestibilität, Depressionen haben allesamt ein und dieselbe Ursache: Unverarbeitete Prägungsschäden/Traumatisierung durch Mißhandlung in der Kindheit, Armut, Hunger, Krieg, Liebesmangel und vor allem durch tyrannische und religiöse Erziehung und das unverarbeitete Geburtstrauma (GBT). Emotional Gepanzerte nehmen ihren Panzer nicht wahr, er reduziert jedoch die positiven Gefühle in erheblichem Maße, sowohl die positiven Gefühle, die der Betreffende an seine Mitmenschen gibt, als auch die positiven Gefühle, die der Betreffenden von seinen Mitmenschen empfängt. Demzufolge stellt es sich für den Gepanzerten so dar, daß er viel positive Gefühle gibt, jedoch nur wenig davon bekommt, auch wenn es real genau umgekehrt ist. Der Panzer filtert ca. 90% der Gefühle, so daß von dem, was der Betreffende gibt, nur wenig ankommt und von dem, was ihm an positivem Gefühl gegeben wird, kommen ebenfalls nur 10% an, so daß der Gepanzerte das Gefühl hat, viel Gutes zu geben und nur wenig zurückzubekommen, er hat ein ständiges Gefühlsvakuum, doch da er nicht erkennt, daß seine Panzerung das Vakuum erzeugt, glaubt er die Mitmenschen wären dafür verantwortlich. Sie fühlen sich in der Liebe vernachlässigt, neigen zu übertriebenen emotionalen Reaktionen und machen ihren Mitmenschen häufig schwere Vorwürfe. Typisch für stark emotional Gepanzerte ist ein verspannter Brustkorb, verspannte Körpersprache, Glotzaugen, starrer Blick, steife Gestik, tote Mimik, stumpfe Sinne, sie sind meist selbstsüchtig und egoistisch. Energetisch sind sie von ihrer Umwelt isoliert, d.h. sie stehen nicht in Verbindung mit allem Leben, sind meist unfähig zum harmonischen Einklang mit Welt, und dementsprechend einsam, leer und unerfüllt fühlen sie sich im Innersten. Ihre Defizite im Gefühlsaustausch kompensieren sie meist durch Materialismus, Gefühle für tote Dinge, Raffgier, Sparsamkeit, religiösen, oder politischen Fanatismus, Gefühlskälte, Boshaftigkeit, Erfolgsstreben, Bestätigungsdrang, die zumeist zwanghafter Natur sind. Materialismus ist eine Kollektivflucht, um einen Mangel an inneren Werten und Defizite im Gefühlsleben auszugleichen.
Einleitung in die anarchistische Geisteskultur
„Hier sind Nova-Verbrecher am Werk, eine Nova-Verschwörung. Nachdem sie hier den Lebenssaft abgeerntet haben, löschen sie den Planeten durch eine Nova aus, so machen sie es immer.“
(W.S.Burroughs)
Die meisten Menschen machen sich, ungewollt und ohne es zu merken, zu Erfüllungsgehilfen astraler Wesenheiten, auch viele von denen, die ein rein atheistisch-materialistisches Leben führen, sie also die Existenz von Seelen, Geistern, Jenseits, Feinstofflichkeit, Astralwelt, Telepathie und Reinkarnation ablehnen, für Phantasieprodukte halten. Ignoranz für etwas, das real existiert und das bedrohlich werden kann, bewahrt einen kein bißchen davor, zum Opfer in dieser Angelegenheit zu werden, genausowenig wie ein Kind, das sich die Augen zuhält, unsichtbar wird.
Ob man an dies oder das glaubt, geschieht meist, weil es einem Sicherheit und Geborgenheit bietet, wenn diese auch oft fadenscheinig und offensichtlich vermeintlich sind. Ein gefestigtes Weltbild erspart einem, sich und sein Weltbild immer wieder grundlegend zu hinterfragen. Denken verbraucht mehr Kalorien/Energie als Muskelbewegung, weshalb die Denkfaulheit noch häufiger auftritt als die Bewegungsfaulheit. Daß man üblicherweise von seinem Weltbild felsenfest überzeugt ist, egal wie absurd es ist, beruht auf der selbst-stabilisierenden Strategie der Psyche. Nur besonders stabile Psychen sind in der Lage, sich nicht auf ein Weltbild zu fixieren und es dauerhaft in der Schwebe der Abwägung zu belassen. Solche Menschen finden dann, etwas später als die anderen, ein eigenes Weltbild, das jedoch auf Erfahrungen beruht und nicht auf Glauben, Hoffnung und Hörensagen.
Indem jenseitige Mächte Menschen telepathisch, mit hypnotischer Kraft, auf ein Weltbild fixieren (und sie haben da zahlreiche Weltbilder und Irrlehren zur Auswahl), lähmen sie den psychischen und seelischen Reifungsprozeß und züchten sich so starrgläubige Fanaten, Erfüllungsgehilfen, willfährige Handlanger, mediale Wirtspersonen. Die betroffenen Menschen hören auf, oder fangen nie an, über grundlegende Sinn- und Daseinsfragen vor- oder nachzudenken. Sie funktionieren schlicht in ihrer Rolle und wiederholen dann, im groben und ganzen, solange es geht, immer wieder denselben Tag, was ihnen infantile Geborgenheit gibt, so daß sie sich psychisch nie groß über die Pubertät hinausentwickeln. Eingefrorene, hängengebliebene Psychen, zivilisationskranke, verwehende Seelen. Da die meisten anderen genauso funktionieren, geben sie sich gegenseitig das Gefühl, es wäre ganz normal, so geistlos dahinzuvegetieren. In ihrer psychischen und seelischen Entwicklung sind sie längst abgestorben, bevor der Körper und Hirn ausgewachsen sind – lebendige Leichen in einer sterbenden Welt, deren gnadenlose Ausbeutung, Siechtum und Niedergang als selbstverständlich oder als zwangsläufig hingenommen werden. Zweifel und seltene Momente des Teilerwachens aus diesem trüben Sumpf kultureller Stupidität werden mit TV, Computerspielen, Alkohol, Tranquilizern und ähnlichem abgetötet.
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