1 ...6 7 8 10 11 12 ...18 «Ja, so kann man es auch sehen, aber es ist eher Jon, welcher süchtig ist. Ich konnte ihn doch nach seinem Frust vom Grand Prix nicht einfach allein lassen. Wir haben ja noch eine gemeinsame Woche vor uns.»
«Dir scheint es aber auch zu gefallen, wenn man so hübsche Mädchen allein ins Bett gehen lässt, ist man wirklich ein hoffnungsloser Fall. Hat es sich wenigstens gelohnt?»
«Ich weiss nicht so recht, eigentlich schon, zumindest auf dem Papier sieht es sehr gut aus, dreissigtausend Dollar, aber nicht in bar, sondern in Aktien.»
«Jetzt spinnst du, als Jurist muss ich dir sagen, dass die unter Umständen nichts wert sind!»
«Na wenn schon, selbst wenn man nur die Dollars betrachtet, habe ich dazu verdient. Wenn auch nur ein paar hundert Dollar. Du siehst, es ist nichts passiert, er hat mich nicht ausgenommen.»
«Aber du ihn!», bemerkt Neil abschätzig, «er war doch sehr betrunken.»
«Das ist sein Problem, ich habe ihn mehrmals aufgefordert, das Spiel zu beenden. Es scheint ihm aber nichts auszumachen, viel zu verlieren. Die Amerikaner haben da ein ganz anderes Verhältnis zum Geld.»
«Was machst du jetzt mit den Aktien?»
«Ich denke, ich werde sie ihm verkaufen, wenn er wieder bei Kasse ist. Wenn das nicht geht, so hoffe ich, dass ich als Aktionär eines Rennstalls, bei jedem Grand Prix einen gratis Eintritt erhalte.»
«So kann man es auch sehen. Wann geht ihr zur Bank?»
«Heute Freitagnachmittag um zwei Uhr, könntest du mich begleiten, sonst mache ich noch einen Fehler und verspiele in der Bank mehr, als die ganze Nacht hindurch.»
«Du weisst, dass ich in Brasilien nicht als Anwalt arbeiten kann, aber als dein Freund darf ich dich natürlich schon begleiten, wenigstens kann ich ein Schriftstück vor der Unterschrift lesen. Ich bin selber gespannt, was der Ami vorhat.»
«Du kannst dir als Anwalt wohl gar nicht mehr vorstellen, dass es auch anständige Leute gibt!», meint Andi ironisch, «sehen wir das Ganze als zusätzliche Abwechslung im Ferienprogramm an.»
«Gib mir die Schuldscheine, ich will sie noch etwas unter die Lupe nehmen, wir sehen uns um viertel vor zwei Uhr am Pool.»
Neil macht eine ernste Miene, als ihm Andi die Schuldscheine vorlegt.
«Das sind tatsächlich echte Schuldscheine, damit kannst du ihn in jedem Land, ausser vielleicht in Amerika, betreiben. Ich glaube es einfach nicht, dass einer so viel Geld verlieren kann.»
«Die Amerikaner denken da eben anders.»
«Ich habe mich über Internet erkundigt, die Aktiengesellschaft ist Besitzerin eines Fabrikgelände in Florida, vier grosse Transporter, die gesamten Rennutensilien, inklusive vier Boliden. Es scheint ein moderner Betrieb, mit etwa siebzig Angestellten zu sein. Die Finanzlage ist gut, der Hauptsponsor bestreitet ein Grossteil des Budgets. Die Zukunft des Teams ist gesichert.»
«Dann kann mir ja nichts passieren, oder?»
«Ich hoffe es doch sehr. Jedenfalls konnte ich an der Sache keinen Hacken finden. Also, lassen wir uns überraschen, vielleicht kann ich etwas lernen.»
Fein herausgeputzt finden sie sich zum vereinbarten Zeitpunkt im Bootshafen ein. Mit dem Motorboot fahren sie nach Rio und finden einen Anlegeplatz in unmittelbarer Nähe des Bankenviertels. Jon scheint in keiner Art und Weise seinem Verlust nachzutrauern, er scheint sich solche Verluste gewöhnt zu sein. Wer leicht zu Geld kommt, wie es Jon dank seinen Erfolgen in Indianapolis und in der Indy Car Serie , geschafft hat. Der kann auch einmal ein paar Dollar in den Sand setzen.
In der Bank ist alles vorbereitet. Der Bankdirektor legt Andi und Neil einen Stapel Briefe vor. Es sind Belege für ein Banksafe in New York, die Bestätigung der New Yorker Filiale, die Bestätigung der Bank, dass sie Aktien im Wert von dreissigtausend Dollar zum aktuellen Kurs im Safe deponieren hat. Als aktueller Kurs wird wie vereinbart, die gestrige Börsennotierung von vierundfünfzig Dollar pro Aktie angenommen. Es ist ein stattliches Aktienpaket, welches soeben den Besitzer wechselt. Neil schaut Andi ungläubig an. Jon setzt unter alle Papiere seine Unterschrift und besiegelt den Handel.
«So, jetzt musst du noch unterschreiben», klärt ihn Neil auf, «dann bist du Mitbesitzer eines Rennstalls. Ich gratuliere!»
«Es geht alles mit rechten Dingen zu?»
«Ich glaube schon, ich würde unterschreiben, sonst kriegst du noch eine saftige Spesenrechnung.»
Um siebzehn Uhr Brasilienzeit setzt Andi die Unterschrift unter die Bankbescheinigung und ist jetzt Aktionär des Jon Franklin Racing Teams.
Wenn das nur gut geht?
Neil und Andi lassen sich mit dem Boot auf die Insel zurückfahren. Jon muss sofort zum Flughafen. Er wird in New York erwartet. Bevor er nach Buenos Aires weiterfliegen kann, stehen Verhandlungen mit dem Sponsor auf dem Programm.
Im Hotel kommen sie gerade rechtzeitig, um mit den Mädchen das letzte gemeinsame Abendessen zu geniessen. David und die Mädchen reisen morgen Samstag weiter. Sie müssen in der argentinischen Pampa noch einen Auftrag mit Werbefotos für Jeans erledigen. Andi und seine Freunde verzichten auf die Reise in die argentinische Provinz. Man wird sich aber in Buenos Aires wieder treffen.
Es gibt ein lustiger Abend und eine noch heissere Nacht. Im Zimmer von Dixi feiert man gemeinsam das grosse Glück von Andi. Es ist wirklich eine wilde Party, welche bis weit nach Mitternacht dauert. Gegen vier Uhr schläft er mit Jodi und Dixi im Arm ein. Die Beiden sind schon vorher eingenickt.
Brutal werden sie vom Portier um neun Uhr geweckt. Die Mädchen müssen bis Mittag ihre Zimmer räumen. Um Zeit zu sparen wird gemeinsam geduscht.
Bob und Andi kümmern sich darum, dass das Gepäck ins Boot verladen wird. Sie begleiten die Models noch bis zu einem Taxistand. Dort trennen sich ihre Wege. Während die vier Models zum Flughafen fahren, lassen sich Andi und seine Freunde zu einem Hotel in Strandnähe fahren. Sie wollen schliesslich noch etwas von Rio sehen. Die nächsten zwei Tage besuchen sie alle Sehenswürdigkeiten in und um Rio. Vom Zuckerhut bis zum grossen Fussballstadion wird alles besichtigt, das in einem Reiseführer Erwähnung findet. Nach dieser Tortur, Rio im Schnellverfahren, fliegen sie noch am Sonntagabend weiter nach Buenos Aires. Erst spät in der Nacht erreichen sie das Hotel. Die Models werden erst am Montag erwartet.
«Was gibt's?», fragt Andi den Kellner beim Frühstück, der mit einer Tafel, auf der sein Namen steht, um die Tische eilt.
«Telefon in Zelle drei, Senior Krüger.»
«Ja - Krüger?», meldet er sich und wartet gespannt, welches der Mädchen ein Problem hat, für welches sie seine Unterstützung braucht.
«Mick Moor, entschuldigen Sie die Störung».
«Schon gut. - Was ist los?»
«Ich habe sie bereits gestern überall gesucht, konnte jedoch ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen. Ich hatte mit Jon telefoniert. Ich wollte einige Dinge für die nächsten Grand Prix mit ihm besprechen. Wissen Sie was er mir gesagt hat?»
«Keine Ahnung?»
«Das geht mich nichts mehr an, der neue Besitzer des Jon Franklin Racing Teams ist Herr Andi Krüger. Er besitzt jetzt die Aktienmehrheit, ich habe damit nichts mehr zu tun. Was sagen sie dazu?»
«......... ja, was soll ich dazu sagen?», Andi weiss nicht, ob er sich ärgern soll, oder ob es sich nur um einen Scherz handelt, «ich habe beim Kartenspiel einige Aktien gewonnen. Aber dass ich dadurch Besitzer des Teams geworden bin, das ist für mich neu.»
«Es sieht ganz so aus. Auf jeden Fall kümmert sich Jon um nichts mehr. Er hat mir auch erklärt, dass Bausch und Lomb wegen Erfolglosigkeit als Sponsor zurückgetreten ist. Die Formel-1 erreicht in Amerika einfach nicht die gewünschten Einschaltquoten.»
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