Helmut H. Schulz - Briefe aus dem Grand Hotel

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Ein westdeutscher Korrespondent schreibt aus einem Ostberliner Hotel seinem westdeutschen Verleger Briefe, die die Wendezeit beschreiben.
Helmut H. Schulz hat die Texte zeitnah verfasst. Sie dokumentieren und interpretieren subjektiv die Ereignisse zwischen Mauerfall und erster freier Wahl in der DDR. Zunächst fand sich kein Verleger. 1995 erschien das Buch, ergänzt um eine Chronik der Ereignisse, im Berliner Verlagshaus Gotthardt.
Heute, 25 Jahre nach den Ereignissen, legen wir das lebendige «Geschichtsbuch eines Zeitzeugen» erneut vor.

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Wir werden also demnächst viele, sehr viele politische Reden vor dem Hohen Haus Volkskammer zu hören kriegen, aber nur wenig Praktikables zur Wirtschaft. Darin nämlich liegt bei dem Interim der Staatsstreichregierung das Handicap. Und die Leute werden das Unvermögen der neuen Herren, eine auf Wachstum gerichtete Industriepolitik einzuleiten, geradezu riechen.

Aber diese künftige DDR des kurzen Interims wird ein Staat sein, in dem jeder frei reden und schreiben kann, um alsbald zu merken, wie wenig Einfluss diese Art Freiheit im beschränkten bürgerlichen Leben auf die gesellschaftliche Entwicklung wie auf die Politik wirklich hat. Wer tatsächlich im Besitz der Macht ist, dem sind diese demokratischen Vehikel Mittel, jedoch nicht Zweck. Es werden sich die Leute frei bewegen können, bei etwas höherem Konsum und mit allen kulturzerstörerischen Nachteilen dieses Gesellschaftstyps. Mehrere Eigentumsformen werden eine kurze Frist lang vielleicht nebeneinander existieren können, aber später, als die Entwicklung behindernd, aufgegeben werden, unter großen Opfern der Gesellschaft und mit Schmerzen für den Einzelnen. Das Niveau der allgemeinen Standards, vor allem im Bereich der sozialen Versorgung, muss zwangsläufig und längerfristig niedriger liegen als in der Bundesrepublik. Und es wird später allgemein sinken müssen, nach der Logik, dass weniger unter einer größeren Masse aufgeteilt werden muss.

Heute noch mag manch einer der Staatsstreichler von einer Föderation zwischen zwei deutschen Staaten und verschiedenen Wirtschaftsverfassungen als dauerhaft nebeneinander bestehend, träumen, auch davon, dass er seine Haut unbeschädigt in dieses heraufziehende Zeitalter hinüberretten werde.

Nächtens tagen im Grand Hotel die neuen Herrschaften mit den Vertretern des Westens. Pläne werden im Dutzend angeboten; wer sie liest, wie wir es gelegentlich tun dürfen, wenn uns einer in die streng geheimen ökonomischen Papiere einen Blick gestattet, der versteht das diskrete Lächeln des Bourgeois, eines Bank-Managers, Industrieführers angesichts solch bodenloser Einfalt und oft sympathischer Phantasien nur zu gut.

Man rüstet sich zur Reise nach Bonn; man, das ist eine Regierungsdelegation, und sie hofft auf ein Gnadengeschenk von einigen Zig-Millionen; die Summe ist derart lächerlich hoch, dass die Bankiers am Frühstückstbuffet, von dem sie sich nur sparsam bedienen, wegen ihrer meist angegriffenen oder auch schwachen Gesundheit, darüber in bestürztes Schweigen fallen, Leute, die ihr Kleingeld zählen und zwar täglich. An und für sich würden die Kosten ja aufzubringen sein, wären nicht die Nebenumstände.

Sie werden Ihrem Korrespondenten entgegen halten, es handele sich um trübe Aussichten, ganz richtig. Sie werden die Ihnen so teure rheinische Republik in einigen Jahrzehnten voraussichtlich nicht wiedererkennen. Hier jedenfalls wird es nicht mehr ganz so stürmisch weitergehen, aber mit umso nachhaltigeren Veränderungen. Finden die neu gewendeten Parteien erst einmal den Anschluss, so wird das Feld nach der Mitte gleiten, nicht erdrutschartig, aber in der Tendenz, weil gar nichts anderes bleibt, es sei denn der nationale Verrat, den wir aber vorerst ausschließen wollen. Ob Sie einen deutschen Nationalstaat, eine vergrößerte Bundesrepublik, wovon sicherlich nicht wenige träumen, oder eine Föderation mit einem quasi-sozialistischen Einsprengsel am Tropf des deutschen Steuerzahlers haben werden, das kann Ihnen zur Stunde keiner genau vorhersagen, nicht einmal die Vertrauensleute der Banken mit dem schwachen Magen.

Was jedoch eines Tages wieder aufflammen kann, ist die Sehnsucht nach einem besseren Staat; denn was vor uns liegt, wird unvollkommen sein, wie jede Republik, weshalb auch Robespierre nicht bei der Verfassung anfing - er ließ sie gar nicht erst in Kraft setzen -, sondern beim Menschen, nach dem Motto: Ein guter Republikaner ist ein guillotinierter Republikaner. Ein guter Dissident ist ein kaltgestellter Dissident. Das wird unsere Enkel angehen. Wir haben nur den Schlussakt einer Utopie zu beschreiben.

Mit vorzüglicher Hochachtung vor der verlegerischen Leistung und dem höchsten Respekt vor Ihrer menschlichen Größe bin ich

Ihr ***

15.01.1990

Mein Herr Z.,

mit diesem Brief melde ich mich bei Ihnen zurück; die Ruhetage haben mir wohlgetan. Mit einer Betrachtung über das Berliner Wiedervereinigungssilvester liefere ich Ihnen einiges nach, das lehrreich und stimmungsvoll ist. Die Straße Unter den Linden war bekanntlich vor dem Brandenburger Tor quer abgesperrt, das Tor selber geschlossen. Diesseits wie jenseits erhoben sich Beobachtungstürme, von denen aus das feindliche Lager tief eingesehen werden konnte. Das siegreiche Volk hatte sich vor dem Tor, besser auf dem alten Pariser Platz, versammeln dürfen um diszipliniert zu feiern, das heißt, den Erbauungsreden der Politiker zu lauschen, Liederchen zu trällern, zu tanzen und zu trinken und was dergleichen mehr Belustigungen sind. Das sollte nicht ohne Mitwirkung der Institution Fernsehen abgehen. Ich nehme an, dass einige Stunden lang fröhlich getollt werden sollte, später wären die Reden zu verdauen und ganz zuletzt ein Feuerwerk mitsamt den Feierglocken zu absolvieren gewesen. Es kam anders. Auf dem Platz war ein mächtiges Gerüst mit einer Projektionswand errichtet worden; darauf hätte sich das Volk selber sehen und zujubeln können. Ich denke, dass zu diesem Zeitpunkt die Macher, die professionellen Drahtzieher das Steuer übernommen hatten, die Manipulation begann. Um es kurz zu machen, das Fernsehgerüst hielt dem Druck der Straße nicht stand, es knickte ein, verwegene junge Menschen hatten das Brandenburger Tor erklommen und damit begonnen, die Quadriga zu demontieren. In dem Menschengewoge feuerwerkelten einige Amateure, und die schnellen medizinischen Dienste pflügten sich zu den Verwundeten dieses Freudenkrieges Gassen auf. Dann kam der Neujahrstag, still und grau, und zeigte einen leeren Platz, mit Unrat übersät; es war die graue und triste Stimmung, wie sie für das Klima hier typisch ist. Zu hören ist, dass die Quadriga auf dem Brandenburger Tor ruiniert worden sei und ihrer kostspieligen Restaurierung entgegensehe. Dazu wird sie heruntergenommen und in eine Spezialwerkstatt gebracht. Über die Wiederaufstellung - wann, das ist noch unklar - ist ein Krach unter Berliner Lokalhistorikern darüber entstanden, in welche Richtung die Göttin das Gespann denn nun ursprünglich gelenkt habe, ob in Richtung Alexanderplatz oder in Richtung Siegessäule. Das Problem ist von brennendem öffentlichen Interesse und beschäftigt die hiesigen Zeitungen ganz erheblich. Sie wissen vielleicht, dass die Quadriga ein Symbol des Sieges ist, von Franzosen geraubt und von Deutschen wieder zurückerobert und erneut aufgestellt wurde. Alle Kenner des Problems erklären, dass die Quadriga von West nach Ost (oder eben umgekehrt) gedreht und gewendet wurde, alles unter Assistenz neidischer Außenmächte. Stellt man sie jetzt in Ostrichtung auf, könnte der weitere Osten dies als Drohung oder als einen Affront auffassen; macht man es umgekehrt, würden sich unter Umständen die uns lieben Franzosen beschwert fühlen. Sie sehen, es ist das alte Lied. Die Deutschen machen es keinem ihrer Nachbarn recht. Ihr Korrespondent las kürzlich sogar einen Vorschlag, um des lieben Friedens willen auf das Wunderding Quadriga überhaupt zu verzichten und den Wagen mitsamt Göttin und Gespann in einem Museum zu deponieren. Dann wäre allerdings das Brandenburgische Tor oben kahl, was auch nicht schön aussieht.

Sollten Sie jetzt auf die Idee kommen, hier würde sonst nichts von Bedeutung geschehen, so täuschen Sie sich. Hinter den Kulissen wird gewaltig Politik gemacht. Auch das Grand Hotel steht noch und die Gäste sind nach anfänglichem Schreck über die Eroberung des Brandenburger Tors wieder an die Basis zurückgekehrt. Lassen Sie uns also weiter an dem Faden spinnen, gleich der Parze, der mit dem Ende dieses Kleinstaates zu tun hat; dieses Ende ist mittlerweile schon sichtbarer geworden. Mir fallen eben einige liegen gebliebene Papiere in die Hände, deren Gehalt ich Ihnen nicht vorenthalten darf. Hätten Sie es gedacht und für möglich gehalten, dass vierundzwanzig Stunden nach Annullierung der Mauer rund zweieinhalb Millionen Visa ausgegeben worden sind? Es darf als eine ganz erhebliche physische Leistung angesehen werden, in so kurzer Zeit zweieinhalb Millionen mal die Stempelhand zu heben und zu senken, selbst wenn Sie sich diese Arbeit als einen freiwilligen Beitrag der Behörden zu den Montagsforderungen denken. Nach Auskunft offizieller Stellen sind es wirklich so viele Stempeleien gewesen, die sich das ungeduldige Volk entweder in den Pass oder in den Personalausweis, den man hier mit vierzehntem Lebensjahr ausgestellt bekommt, verpassen ließ. Inzwischen ist auch eine wichtige finanzpolitische Entscheidung getroffen worden, um dem Geldmangel der Ost-West-Reisenden abzuhelfen, nachdem die kommunalen Kassen durch die Auszahlung der Begrüßungsgelder erschöpft sein dürften. Dieses Begrüßungsgeld wurde ja übrigens dem Wirtschaftskreislauf umgehend wieder zugeführt, was sich an den Umsätzen des Mittelstandes wie der Warenhäuser leicht ablesen lassen wird. Es handelte sich bei der Auszahlung an jeden einzelnen Begrüßten um Summen in einer Größenordnung, die niedriger liegt, als wir dem hiesigen Portier für die Besorgung eines Taxis anzubieten wagen. Also, es wurde ein Valutafonds gebildet, in den Ost und West, Bundesrepublik und DDR, Geld einschießen werden. Das warenhungrige Volk darf sich nunmehr in den Besitz von zweihundert Westmark setzen, wie die D-Mark hier noch immer eigensinnig genannt wird. Die ersten einhundert Mark bekommt man beim Umtausch wie eins zu eins, die zweiten zum Kurse von eins zu fünf, macht Summa summarum, sechshundert Ostmark. Man muss diese allerdings haben, um in den Genuss der zweihundert Westmark zu gelangen. Sechshundert Mark sind hier etwa ein mittlerer monatlicher Durchschnittsverdienst, so mögen die Konstrukteure dieses Verfahrens gedacht haben. Wie wir aus Erfahrung wissen, setzt jede finanzpolitische staatliche Maßnahme solcher Art sogleich ein großes schöpferisch ökonomisches Potenzial frei; denn der tatsächliche Kurs richtet sich keineswegs nach den Einfällen akademischer Volkswirte oder nach dem Finanzbedarf des Fiskus, sondern nach den schwer kalkulierbaren Bedürfnissen der Leute, eben der Umtauscher.

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