Helmut H. Schulz - Briefe aus dem Grand Hotel

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Ein westdeutscher Korrespondent schreibt aus einem Ostberliner Hotel seinem westdeutschen Verleger Briefe, die die Wendezeit beschreiben.
Helmut H. Schulz hat die Texte zeitnah verfasst. Sie dokumentieren und interpretieren subjektiv die Ereignisse zwischen Mauerfall und erster freier Wahl in der DDR. Zunächst fand sich kein Verleger. 1995 erschien das Buch, ergänzt um eine Chronik der Ereignisse, im Berliner Verlagshaus Gotthardt.
Heute, 25 Jahre nach den Ereignissen, legen wir das lebendige «Geschichtsbuch eines Zeitzeugen» erneut vor.

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Nur dürfen Sie dabei nichts Schlechtes denken, denn es geht natürlich um die Menschenwürde, nicht um die des Zermalmten, sondern um die Abstraktion dieser Würde. Nicht zum ersten Mal beobachte ich, wie schwer man sich als Miterlebender dem Ereignis, über das nüchtern reflektiert werden soll, auf Dauer entziehen kann. Bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten an den Vortagen, als sich der greise Führer, Generalsekretär, Staatsratsvorsitzende und Chef aller Sicherheitsorgane des kleinen Landes vor einem Dutzend geladener Partei- und Landesfürsten als erfolgreichen Staatsmann feiern ließ. Unter der Hand ist hier ein anachronistischer Personalkult am Leben erhalten worden, nicht weit entfernt vom Pomp des rumänischen Theokraten. Deshalb versagten wir es uns auch, dem Fackelzug aus Anlass des Jahrestages der DDR beizuwohnen. Es handelt sich um ein bei uns in Deutschland höchst beliebtes Ritual, mit einem Beigeschmack von düsterer Verschwörung, von reinigendem Feuer. Ihr Korrespondent hat sich umgesehen in der Welt, und er müsste lange suchen, um ein ähnliches Szenarium beschreiben zu können. Einer unserer Chauffeure, die für Leute wie uns beschäftigt werden, um uns herumzufahren und unter Kontrolle zu halten, erklärte am Tag nach der heroischen Fackelei diplomatisch: "Da ham Se watt vasäumt!" Leider ist beim Berliner nie auszumachen, wann er seine Empfindung ausdrückt und wann er die Clownsgrimasse zieht; wer das Temperament der Leute kennt, der stellt sich darauf ein. Es handelt sich um eine tief sitzende Skepsis, die sich von Generation zu Generation vererbt und an der keine Ideologie bislang etwas zu ändern vermocht hat. Fontane nennt den sprachlichen Ausdruck dieser Haltung gelegentlich: Berlinismen.

Als Gast des Hauses Grand Hotel kann man sich nicht beklagen; die Küche blieb gut, der Service auch, aber es ist das alte Lied, und es klingt überall gleich: Solange kein Kanonendonner gehört wird, ist alles im Lot. Dennoch zogen wir uns lieber auf unsere Zimmer zurück, belauerten die Bildschirme und Telefone, hoffend, dass die Nacht für eine Überraschung gut war. Bei unserem Whisky oder Cognac verspürten wir ein aufgeregtes Unbehagen, aber es fielen in der Nacht vom 9. zum 10. Oktober keine Schüsse, nicht in Nähe des Grand Hotel, und übrigens hätte man uns wohl im Ernstfall gebeten, das Haus zu räumen, und uns in sicheren Fahrzeugen bis an die nahe Grenze, als der Peripherie der ganzen Aufführung, expediert. So wird es bei einigermaßen diszipliniert veranstalteten Revolutionen und Konterrevolutionen in der Regel gehalten. Die Mehrzahl der Theater spielen, die Cafés sind durchgehend geöffnet, und früher kam sogar noch der Milchmann ins Haus, brachte der Lehrjunge des Bäckers den Beutel mit Brötchen, während draußen eine Epoche zu Ende ging, für die gerade Herrschenden immer eine Bel-Epoque. Immerhin schätzen Augenzeugen, dass zu Leipzig mehrere Hunderttausend Menschen auf den Beinen waren; kein Zweifel, es ist kurz vor zwölf für das neue Tausendjährige Reich Honeckers, oder es ist sogar schon später. Ich halte Sie auf dem Laufenden; die Sache ist spannend genug.

Es grüßt Sie, Ihr ***

05.11.1989

Lieber Herr Z.,

heben Sie diese Briefe gut auf, sie könnten so etwas wie historische Dokumente werden, die Begleitmusik zur Götterdämmerung dieses Staates DDR, geliefert von einem Außenseiter, der an nichts glaubt, und den niemand mehr hinters Licht führen kann, ausgenommen ein Verleger. Ihr Korrespondent ist kein Prophet; er verfolgt lediglich bei wachem Verstand den beschleunigten Gang der Geschichte, das Spiel des Allmächtigen Chronos, wie die Griechen einsichtig sagten, denen das Zeitliche, die Begrenztheit aller Politik wie allen übrigen Strebens bewusst war. Wir beide, Sie und ich, hatten uns dahin verabredet, über die nahe Zukunft, über die Perspektiven Osteuropas zu orakeln, nachdem Gorbatschow von einem "europäischen Haus" gesprochen hat, in das er die Staaten seines Machtbereiches einzubringen gedenke. Er, und wir mit ihm, dachten uns die Lösung dieser Aufgabe vielleicht denkbar einfach, jedenfalls aber vollkommen reinlich, diplomatisch-logistisch, begleitet von Verbrüderungsküssen und Flötenklängen.

Es hätten sich die Staatsmänner der Welt im Strahlenkranz des ewigen Friedens auf den schönsten Plätzen der Welt zu den schönsten Dinners der Welt treffen wollen, um, ordensgeschmückt zurückgekehrt, ihren Völkern zu verkünden, dass nunmehr wirklich alles zum Besten stehe. Zum Lohn für ihre Mühe wollten sie allesamt in die Geschichtsbücher eingehen. Nun ist der "große Lümmel", wie Heine das Volk respektvoll und nicht ohne berechtigte Panik genannt hat, dazwischengekommen, und die Leute rufen: "Wir sind das Volk!" Ich bin beim Thema. Gorbatschow ist die eigentliche Leitfigur allen Geschehens hier wie in Osteuropa überhaupt. Seine wirkliche Rolle ist heute jedoch kaum schon zu erfassen. Und am Ende kennt er sie selber noch nicht. Er ist Emporkömmling und trotz allem liberalen Gestus ein Nachkomme der Stalin-Ära. Ohne ihn würde es allerdings das Zutrauen der Leute in die eigene Kraft vielleicht nicht geben. Die Dinge eskalierten seit dem April, über den Sommer, als die Warschauer Verbündeten dem Exodus der DDR nicht nur gleichmütig zusahen, sondern Kapital aus der dummen und kurzsichtigen Isolierung ihres deutschen Bruderstaates schlugen und sich bei ihren künftigen westlichen Koalitionären, den Verbündeten von morgen, einleckten. Der innere Zerfall der UdSSR war anscheinend überall spürbar und zeigte Folgen. Ich muss jetzt nicht hinzusetzen, dass es natürlich um die höchsten menschlichen Werte geht und um Geld; unter uns können wir wohl bei der nüchternen Betrachtung von Tatsachen verharren. Bei einem Kurzauftritt in der Straße Unter den Linden richtete Gorbatschow ein paar aufmunternde Worte an die verzweifelten Fragesteller wie: "Verliert nicht den Mut!" Dass bestraft werde, wer zu spät komme, und zwar vom Leben, war einer seiner anderen Geistesblitze; davon haben Sie, als einer Banalität sicher schon hundertfach gehört. Fragen Sie lieber nicht nach, wer da straft und wen, und weshalb dieser oder jener zu spät gekommen sein könnte. Jedenfalls sollte dem Gorbatschow das Bad in der Menge, das ihn zunehmend begeistert, von seinem Busenfreund, dem Landesvater Honecker, trotz feuchter Bruderküsse auf Mund und Wangen, meist allerdings auf die Wangen, eine Sitte, die sich in Europa durchzusetzen scheint, eigentlich verwehrt werden. So will es die Fama, und manches spricht dafür. Spontane Auftritte von Spitzenpolitikern waren hier nie Sitte und weckten eher das Misstrauen in die Bündnistreue dessen, der nach Massenbegeisterung gierte, die nicht vom Politbüro gemacht worden war.

Dicht neben dem Grand Hotel steht eines der berühmtesten Opernhäuser des Kontinentes. Man braucht nur wenige Schritte zu gehen, um die Deutsche Staatsoper Unter den Linden, kaum weniger berühmt als die Komische Oper, zu erreichen, und am Schiffbauerdamm hat das Berliner Ensemble noch immer seinen Sitz, Brechts Stammhaus. Für alle diese Bühnen können wir Karten beim Empfang des Hotels erhalten, aber wir Korrespondenten haben keine Zeit fürs Sprechtheater oder für noch so vorzügliche Opernaufführungen; denn vor unserer Tür hat ein Jahrhundertschauspiel Weltpremiere. Wir erleben gerade den zweiten Akt und haben soeben erfahren, was der liebenswürdige Regent, von dem einer unserer bekannteren Publizisten, bei Gelegenheit Leiter der Bundesvertretung in Ost-Berlin, behauptete, jener gewinne viel bei näherer Bekanntschaft (und er muss ihn Wohl sehr gut gekannt haben, wenn ihm solche Bemerkung leicht und wie selbstverständlich von den Lippen fließt und in einem gedruckten Text verewigt wird), seinen Untertanen zugedacht hatte. Das Medienpersonal wird indessen immer mehr zu einer geschlossenen Gesellschaft aus alternden Damen und Herren, die sich die Bälle freundlich zuspielen und einander in seriösen Sendungen wie auf einer amerikanischen Party mit Sie und beim Vornamen anreden. Gleichwohl hatte dieser liebenswürdige Herr Honecker keine sehr gute Stunde, als er die Parole Konterrevolution ausgab.

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