Abgeschossenes sowjetisches Flugzeug.
Inmitten der Trümmer liegt die Leiche des Piloten. Die rote Luftwaffe erleidet verheerende Verluste.
6Albert Schick, Autor 10. Pz.-Div., spricht von bis zu 40 Kilo!
7Overmans, Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, S. 283/304/319
8Strauß, Die Erinnerungen, S. 46
9Knopp, Der verdammte Krieg, S. 56
10Haupt, Die Schlachten der Heeresgruppe Mitte, S. 8
11Hoth, Panzer-Operationen, S. 53
12In einer Gefechtsvorschrift Moltkes aus dem Jahr 1888 heißt es: „Eine günstige Lage wird niemals ausgenutzt werden können, wenn die Truppenführer auf Befehle warten.“
13Bopp, Kriegstagebuch, S. 72
14Musciano, Die berühmten Me 109 und ihre Piloten, S. 63
15Haape, Endstation Moskau, S. 17
16Reinicke, Die 5. Jäger-Division, S. 69
17Möbius, Immer wieder Nahkampf, S. 39 f.
18Gschöpf, Mein Weg mit der 45. Inf.-Div., S. 204 f.
19Gschöpf, Mein Weg mit der 45. Inf.-Div., S. 211 f.
20Hartmann, Wehrmacht im Ostkrieg, 263/264
21Hürter, Hitlers Heerführer, S. 396 (der Historiker Felix Römer spricht von mindestens 4.000 Opfern)
22Meyer-Detring, Die 137. Infanterie-Division, S. 20
23Raffeiner, Wir waren keine Menschen mehr, S. 63/63
24Kaltenegger, Gefangen im russischen Winter, S. 46
25Meyer, Blutiges Edelweiß, S. 54/55
26Bork, Die Sturmgeschützbrigade 191, S. 79
27Schadewitz, Die Traditionstruppenteile des Panzerbataillons 194, S. 185
28Hundrieser, Grünes Herz in Feldgrau, S. 74 f.
II. Ab durch die Mitte
23.06.1941-16.07.1941
„Alles ist hin! Ich gebe auf. Lenin hat unseren Staat gegründet und wir haben alles versaut.“ 29
Stalin-Zitat vom 28. Juni 1941, sechs Tage nach dem deutschen Überfall.
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„Nicht denken, nicht denken. In zwei Trichter bin ich bereits gesprungen, um mich herum das Pfeifen der Granaten, wenn sie herabsausen. Das ohrenbetäubende Krachen der Detonationen, das Surren der glühenden Splitter, Feuer und Dreck, der gen Himmel schießt, die Kraterränder wie Berge, bebende Erde und der Gestank verbrannten Pulvers. Ein tödliches Chaos – Dantes Inferno.“ 30
Johannes Werner Günther, Angehöriger der 10. motorisierten Infanteriedivision, über russisches Trommelfeuer, das er am 13. Juli auf dem Dnjepr-Ostufer erlebt. Es ist der 24. Geburtstag des Sudetendeutschen.
*
„Der erste Angriffstag verlief vollkommen planmäßig. Der strategische Überfall ist geglückt.” Generaloberst Hoths Urteil nach 24 Stunden Ostkrieg lässt optimistisch auf den planmäßigen Fortgang des Feldzuges blicken. Umso enttäuschender verläuft der 23. Juni für die schnellen Divisionen der Panzergruppe 3. Die wenigen, noch dazu schlechten russischen Straßen verlangsamen das Marschtempo. Bereits kleine Scharmützel an den Spitzen der motorisierten Kolonnen genügen, um den in die Länge gezogenen deutschen Heerwurm kaum mehr kriechen zu lassen. Ein Flankieren der russischen Verbände lässt indes das sehr unwegsame Gelände nicht zu. Hoths Stoß muss wohl oder übel frontal, in tiefer Staffelung, geführt werden.
Nahezu die Hälfte ihrer Tanks verliert die 7. Panzerdivision bei Olita – im Schnitt zählen die Panzerdivisionen der Wehrmacht zwischen 150 und 225 Kampfwagen. Aber auch die deutschen Kanonen fordern ihren Tribut vom Gegner, der russischen 5. Panzerdivision; 82 ihrer Tanks werden abgeschossen. Oberst Rothenburg, Kommandeur des im Westfeldzug hoch bewährten Panzerregiments 25, meldet „die bisher schwerste Schlacht” seines Lebens, das nur noch nach Tagen zählt. Am 29. Juni wird man Rothenburgs leblosen Körper bergen. Länger als 24 Stunden lässt sich der Vormarsch der deutschen Panzer allerdings nicht verzögern. Hoths eiserne Faust, auf engem Raum konzentriert und blitzschnell ins Ziel gehämmert, bringt die russische Front bereits am 24. Juni erneut ins Wanken. Der nördliche Panzerarm holt aus zum Riesenschlag. Er soll in einem Zuge bis Minsk schwingen. Den Amboss zu Hermann Hoths Hammer bildet Heinz Guderians Panzergruppe 2. Treffen sich die beiden Stahllawinen bei der weißrussischen Hauptstadt, sind die sowjetischen Verbände in dem riesigen Frontvorsprung Bialystok-Minsk eingeschlossen – rund eine halbe Million Mann säßen im Kessel. Aber wo steht der Amboss, der Schöpfer der deutschen Panzerwaffe?
„Die Überraschung des Gegners ist auf der ganzen Front der Panzergruppe gelungen.” Guderians Resümee nach den ersten 24 Stunden fällt ähnlich optimistisch aus wie Hoths Lagebeurteilung. Am 24. Juni stößt der schnauzbärtige Panzergeneral auf der Straße zwischen Rozana und Slonim auf russische Infanterie. Eine Batterie Artillerie (vier Geschütze) und abgesessene Kradschützen 31vermögen den Feind nicht zu vertreiben. Der „schnelle Heinz”, wie ihn seine Soldaten nennen, hasst jedoch nichts mehr als Stillstand. Er wird ungeduldig und nimmt die Dinge selbst in die Hand. Das MG-Feuer aus seinem Befehlswagen vertreibt die Russen von der Straße. Ein typischer Wesenszug Guderians: Persönlich tapfer, hart bis zur Rücksichtslosigkeit, auch gegen sich selbst. Ein Energiebündel sondergleichen. Ohne ihn ist der sensationelle Sieg über Frankreich im Frühling 1940 kaum vorstellbar. Manstein mag den Operationsplan, die geniale Sichel, geschmiedet haben. Aber Guderian führte den tödlichen Schnitt von den Ardennen bis an den Atlantik quasi im Alleingang. Seine Eigenmächtigkeiten waren es, die den Durchbruch zur Kanalküste brachten. Erst vor Dünkirchen wurde Guderian gestoppt und der totale Sieg im Westen verschenkt.
Der personifizierte Blitzkrieger predigte vor allen anderen deutschen Generalen den konzentrierten Einsatz von Panzerverbänden an der schlachtentscheidenden Stelle. „Nicht kleckern, klotzen!”, lautet der legendäre Leitspruch des 53-jährigen Kulmers. Zur Doktrin der schnellen Truppen gehört ebenso, dass Panzergenerale ihre Division von vorn führen. Aus dem Befehlswagen, der dicht hinter den Angriffsspitzen fährt. Dadurch ist eine straffe Führung gewährleistet, und die Disziplin in der Kampftruppe wird hochgehalten – mit allen Mitteln.
Als am 13. Juli eine Meldung im Gefechtsstand der Panzergruppe eingeht, dass sich das Infanterieregiment „Großdeutschland“ bei Mogilew in schweren Abwehrkämpfen verschossen und neue Munition angefordert habe, befiehlt der Generaloberst ungerührt, die gewünschten Patronen und Granaten nicht zu liefern. Seiner Meinung nach geht die „nervöse Schießerei” auf noch mangelnde Ost-Erfahrung des Eliteverbandes zurück. 32Das Ergebnis: Es tritt tatsächlich Ruhe ein. Eine Episode, die zeigt, dass nicht nur russische Generale mit rücksichtsloser Härte befehligen. Aber sind Kriege überhaupt anders zu führen, geschweige denn zu gewinnen?
Auf alle Fälle geht es ohne Rücksicht auf offene Flanken zügig vorwärts. Guderians Armada von 850 Kampfwagen, verteilt auf drei Panzerkorps, ist am blutig umkämpften Brest vorbei gestoßen. Während das XXXXVII. Panzerkorps mit der 17. und 18. Panzerdivision sowie der 29. motorisierten Infanteriedivision nach Nordosten rast, um Hoth bei Minsk die Hand zu reichen, prescht das XXIV. Panzerkorps direkt gen Osten, Richtung Bobruisk an der Beresina. Die Speerspitze dieses Vorstoßes bildet Generalleutnant Walter Models 3. Panzerdivision. Zunächst läuft alles nach Plan. Kobryn fällt am späten Vormittag. Doch dann stellt sich das sowjetische XIV. mechanisierte Korps, ein motorisierter Verband mit Kampfwagen, in den Weg.
Ostwärts Kobryn kommt es zu einer der ersten Panzerschlachten des Ostfeldzuges. Die Berlin-Brandenburger vom Panzerregiment 6 behaupten die verbrannte Erde des Kampffeldes. Am Ende des Tages sind 107 sowjetische Tanks vernichtet. Einzelne Besatzungsmitglieder hängen noch mit den Oberkörpern in den Ausstiegsluken. Verkohlt. Wie schwarze Mumien ragen sie aus den glühenden Stahlkästen. Die Flammen waren schneller, sind über sie hinweggeschlagen und die Tankisten nicht mehr rausgekommen.
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