„Na ja, also ich würde dich ja, natürlich nur als Beispiele und rein theoretisch gemeint, wie gesagt, bitte, es soll wirklich nur ein Beispiel sein. Also ich, ich würde dich ja nur ‚mein Engelchen’, mein Engel, oder ‚Gelilein’, oder ‚Gelimaus’, oder auch „meine kleine Angelique“, meine „süße, kleine, reizende, liebenswerte, wunderbare, geliebte Angela nennen. Stopp, Pardon, das letzte Attribut ist mir jetzt so rausgerutscht, einfach so aus dem Herzen heraus und dann über die Lippen gesprungen … das ist mir aber jetzt schon etwas peinlich …!“ Sie lächelte dabei irgendwie sehr glücklich. Klaus fuhr nach ein paar Sekunden fort „Das klingt doch wunderschön, findest du nicht …? Mir gefällt es auf jeden Fall prima. Alle Namen und Attribute … vor allem auch das letzte Attribut … das ist für mich ja das schönste und treffendste, passt genau zu meinen Empfindungen …!“
Angela wusste natürlich sehr genau, was er damit meinte, fragte aber lächelnd leise nach „Das hab ich überhört, was war das denn noch mal …?“
„Ach ja, das ‚geliebte’ war das. Gefällt mir wirklich bei dir am besten. Wie das klingt ‚meine geliebte, kleine Angela’, oder ‚mein über alles geliebter, wunderbarer Engel’, oder mein ‚geliebtes, süßes Engelchen’ und so … Ich glaube, du bist auch ziemlich hübsch, ein sehr attraktives Mädchen, richtig aufregend bist du, um mal ein dafür gängiges Wort nicht auszusprechen, wenn ich das in aller gebotenen Sachlichkeit einfach so sagen darf?“
„Was du so alles weißt? Klingt ja nicht schlecht. Na ja, mein Lieber, und das weiß der Junge wirklich alles in wenigen Minuten, obwohl du mich gar nicht kennst? Was ist denn das für ein komisches Wort, das du vermeiden wolltest, aber angeblich so unheimlich treffend sein soll, kannst doch sagen, oder ist es was ganz Ordinäres …?“ Sie wusste natürlich ganz genau, was er da nicht sagen wollte. Er meinte bestimmt ‚geil’. Sie empfand eine diebische Freude, dieses Spiel mit den Worten in die pikante Richtung weiter zu treiben. Jetzt musste er ja Farbe bekennen, dieser freche, liebe Kerl.
Klaus sagte es ihr „Wenn du meinst. Sei mir aber hinterher bitte, bitte nicht böse, wenn ich dir jetzt ganz unverblümt meine Gedanken offenbare.“ Angela sagte leise „Bin ich nicht“ und Klaus fuhr leise fort „Du bist die geilste und schönste Frau, die mir jemals in meinem Leben begegnet ist, Angela. Alles an dir ist faszinierend, alles, wirklich alles … dein Körper, dein Gesicht, deine Augen, dein Mund, deine Haare, dein Lächeln, deine Stimme, dein Lachen, deine Hände, selbst dein Weinen und Aufjuchen, alles, einfach nur alles …!“
Für Sekunden blieb ihr die Luft weg und es war Stille. Man hörte nur das Brausen des Sturmes. Er dachte, dass er jetzt zu viel gesagt hatte. Dem war nicht so. Angelas Herz machte seltsamerweise sogar riesige, freudige Luftsprünge. Leise flüsterte sie hörbar unter Atemnot „Du hast mich doch noch gar nicht gesehen. Ich bin nämlich furchtbar hässlich, sehe aus wie eine Hexe. Ganz hässlich bin ich. Und sehr böse bin ich auch, zänkisch, hinterhältig und gemein. Außerdem, du scheinst das ja bestens zu können, du Schlimmer, kleinen unbedarften Mädchen dick den Honig auf das Brot zu schmieren. Du hast ja ziemlich schnell gleich den richtigen Schmus für mich aus dem Hut gezaubert, wirklich gekonnt, mein Lieber. Das machst du doch wohl bestimmt nicht zum ersten Mal? Hört sich aber schön an. Das hat noch nie jemand so zu mir gesagt. Und seltsamerweise glaube ich dir das auch noch alles …!“ meinte sie in einem fast schon zärtlichen Tonfall und lächelte ihn an.
„Ich meine schon, was ich sage … mein lieber, kleiner, so unvorstellbar bezaubernder Engel …!“ Er hob etwas die Stimme, als er nach einer Sekunde hinzufügte „...mein geliebtes, kleines Engelchen … Ich hab so was bisher außer dir noch zu keiner Frau gesagt, zu keiner einzigen. Von Liebe war da noch nie die Rede. Es gab noch nie die Frau, zu der ich sowas hätte sagen wollen, im Gegensatz zu dir …!“ Er ließ seine Worte ein paar Sekunden so im Raum stehen, wusste vor Aufregung selbst nicht mehr, wie es jetzt weiter gehen konnte. Hörbar aufgeregt redete er weiter „Das klingt nicht nur gut … mein liebes Engelchen, es stimmt und passt auch wunderbar, ganz exakt … wenn du das bitte, bitte erlaubst, dass ich das so sage …!“ Er wollte jetzt bei dieser wunderbaren Frau alles oder nichts. Dieses Spiel mit dem schon heftig glühenden Feuer gefiel auch ihm unglaublich. So was hatte er noch nie erlebt, eine solche Spannung, ein solches Knistern und so ein verdammt flaues Gefühl im Bauch. Leise setzte er hinzu „Wenn ich ganz ehrlich bin, fehlen mir ein wenig die Worte, weil es für dich keine angemessene Beschreibung gibt. Eine solch wunderbares Wesen, ein solcher Engel, ist mir nämlich bisher leider noch nie begegnet …!“
Sie sagte leise „Na so was, das hätte ich dir ganz bestimmt nicht zugetraut … Aber, ich erlaube es dir, dass du es so sagst, seltsamerweise sogar sehr gerne …!“
„Doch, es ist wirklich so. Ich dachte immer, dass es eine solch vollkommene Frau, wie du es bist, die ich mir immer ganz genau so erträumt habe, gar nicht geben kann. Ich bin jetzt auch viel zu aufgeregt und zu schüchtern für das, was ich Dir alles sagen möchte.“
Ihr stockte der Atem und eine Sekunde dachte sie „O Gott, wir haben den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, längst überschritten. Wenn ich jetzt weiter gehe, ist es vorbei, dann …!“ Sie wusste nicht, was dann kam. Woher sollte sie es auch wissen. Die Margareta in ihr hatte schon seit geraumer Zeit jeglichen Einfluss über sie verloren. Die war überhaupt nicht mehr existent. Die Angela, die Frau in ihr, die diesem Mann und seinen Worten völlig hilflos ausgeliefert war, überschritt ihn nach ein paar Sekunden. Sie flüsterte „Wieso mir sagen, sag es mir doch einfach …!“
6.
Gewitter in den Herzen und in den Leibern
Erneut ging eine rasche Folge von Blitzen nieder und Donnergebrüll erfüllte das Zimmer. Das Gewitter war jetzt direkt über dem Berg. Ganz fest zog er sie mit seinem rechten Arm an sich. Den Linken steckte er unter ihren Kopf, hielt sie über ihren üppigen Brüsten ganz fest und küsste immer wieder ihre Haare. Den rechten Arm hatte er ihr unter der Brust um den Körper gelegt. Sie spürte es sehr genau. Alles spürte sie sehr genau und ließ es geschehen, weil sie völlig machtlos war und weil alles, jede Sekunde und jede Berührung so unendlich schön war. Sie wollte sogar, dass es geschah. Wie gelähmt fühlte sie sich in seinen starken Armen. Sie wollte sich nur noch treiben lassen. Für alles andere hatte sie schon längst nicht mehr die geringsten Abwehrkräfte. Er merkte, dass sie nicht mehr zitterte. Sie schwiegen minutenlang. „Die Zeit sollte jetzt einfach stehen bleiben …!“ dachten sie beide.
Beide empfanden diese Minuten als unbeschreiblich schön, aufregend, prickelnd. Sie waren angefüllt mit fast unerträglicher Spannung. Vor Aufregung hatte es ihnen regelrecht die Sprache verschlagen und beide hatten sie Angst, dass sie etwas Falsches sagen und diese wunderschönen Minuten zerstören konnten. Sie wussten beide jetzt sehr genau, dass es auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen würde, es kein Zurück mehr gab. Sie spürten einander, hörten das aufgeregte Atmen des Anderen und rochen den Schweiß, der in dieser Aufregung bei beiden jetzt reichlich floss. Angela fühlte sich nur noch sicher und geborgen, unbeschreiblich glücklich. Jetzt konnte es Gewittern, so viel es wollte. Jetzte konnte passieren, was wollte. In der Geborgenheit seines Körpers und im Schutz seiner starken Arme konnte ihr niemand und nichts mehr etwas anhaben.
Das Fühlen, die Haut und Wärme des anderen Körpers empfanden sie als wunderschön. Angela war unbewusst immer noch weiter an Klaus heran gerutscht. Sie hatte sich jetzt ganz an ihn gedrückt. Die Ungewissheit darüber, wie es weitergehen würde, war ihr egal. Alles, was geschah, lag in Gottes Hand, so wie immer. Noch dachte sie, dass sie ja noch nichts Verbotenes getan hatte. Schließlich suchte sie ja nur in ihrer großen Not den Schutz eines Menschen, sonst nichts. Das dachte allerdings nur die nüchtern denkende Nonne, die Margareta, die sich für zwei Sekunden in ihr wieder einmal bemerkbar gemacht hatte.
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