Wilhelm Koch-Bode - Tonstörungen

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In der Novelle wird – quasi im Zeitraffer – das Leben eines in die Jahre gekommenen Malers aufgerollt. Der Autor spürt den sozialen Einflüssen nach, durch die der Künstler geprägt wurde und die darin gipfelten, dass sich bei ihm eine Redestörung entwickelte. Dieses Manko begleitete seinen Lebensweg von Kindheit an und ließ ihn einerseits schmerzlich an Grenzen stoßen und mit seinem Selbstbild hadern, andererseits aber zu Ausdrucksformen gelangen, die ihm öffentliche Anerkennung brachten. Die Beziehungen des Malers und seine verpassten Chancen werden beleuchtet, wobei der Erzählstrang nicht im Privaten haften bleibt, sondern in Exkursen Einblicke in sein künstlerisches Schaffen bietet. Im Alter muss er sich noch einmal mit dem Phänomen mangelnder sprachlicher Präsenz befassen, weil eine ihm verbundene Person vergleichbare Probleme hat. Er fühlt sich verantwortlich, dem jungen Menschen zu helfen, wobei ihm aufgrund seiner Lebenserfahrung Strategien einfallen, die ausprobiert werden. Örtlich wird ein Bogen zwischen Hamburg und Paris, zeitlich zwischen den spießigen 1950er-Jahren und dem leichtfertigen Jetzt geschlagen.
Personen und Handlung sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit wären zufällig.

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Als Fazit lässt sich feststellen, dass Rudi den Lehrgang erfolgreich bestand; nach wenigen Wochen war er im Lesen und Schreiben tadellos firm. Mühelos konnte er im Vorbeigehen auch die Wandschmierereien, das schwachsinnige Zeug, entziffern, verkniff sich aber, den Vater nach der Bedeutung des einen oder anderen Wortes zu fragen. Inzwischen hatte er die Eigenart entwickelt, sich jeden Text, der ihm unter die Augen kam, vorzunehmen: DIE WELT , die täglich ins Haus kam, las er von der ersten bis zur letzten Seite, ebenso Mutters Constanze und Vaters Spiegel .

Das arithmetische Denken ließ sich zwar nicht ganz so zügig ankurbeln wie das ABC, aber auch dafür fand Herr Schubert den passenden Hebel. Er kaufte tausend Reißzwecken und eine Korktafel, 120 x 90 cm, die er in Rudis Zimmer an die Wand nagelte. Darauf wurden Aufgaben nachgesteckt, sodass Rudi sehen konnte, was beim Rechnen passiert. Dazu gab es ein Vierteljahr lang jeden Abend, nachdem er ins Bett gegangen war, Kopfrechnen. Und so wurde er bald kaum noch, später gar nicht mehr Schwarzer Peter.

Einführungskurs

Im Sportunterricht rief Rudis Gewandtheit Erstaunen hervor. Bei scheuen Kindern rechnet zunächst einmal niemand mit sonderlich ausgeprägten Fähigkeiten in einem Metier, bei dem der Körper so im Blickpunkt steht. Einerseits kam er so gehemmt im Habitus daher, wartete aber andererseits mit ungeahnten Bravourleistungen an Turngeräten, heftigem Speed auf der Aschenbahn und im Schwimmbecken auf. Und das bedeutete ja, dass er sowas wie Leiblichkeit zum Ausdruck brachte, vehement sogar - also nicht jemand war, der wirkte, als ob er sich ständig wegen irgendwas geniert. Irgendwie passt das bei dem nicht ins Licht, mochten manche denken.

Aber Herr Schubert, für den außer Frage stand, dass ein männliches Wesen sich frühzeitig und ausgiebig um seine Körperertüchtigung zu bemühen habe, hatte Rudi mit vier zum Turnen, mit fünf zum Schwimmen und mit neun zum Kunstspringen geschickt. Zum Sport ging der Junge regelmäßig, allerdings nicht mit großer Begeisterung; ihm fehlte das wirklich Ehrgeizige und Kämpferische. Turniere machte er - ohne zu murren - mit, weil Herr Schubert und die Trainer das erwarteten, aber das enge Zusammensein, das Gewimmel in Umkleidekabinen und auf Sportplätzen war ihm zuwider. Im Schulsport bedeutete das, was er konnte, allerdings reines Gold. Durchtrainierter, beweglicher, schneller und - wenn es drauf ankam - auch schlagkräftiger als alle anderen, wagte niemand, sich mit ihm anzulegen. So jemand, mag er sonst auch komisch verklemmt sein, bleibt unbehelligt. Jedenfalls hüteten sich streitlustige Mitschüler davor, ausgerechnet Rudi ins Fadenkreuz zu nehmen.

Sein Umgang mit Stift, Pinsel und Tusche ging tatsächlich weit über das hinaus, was aus unterrichtlichem Geschehen resultiert. Das lag an seinem Großvater. Die Ferien verbrachte der Junge oft im Alten Land und weil die Nähmaschine meist still blieb, hatte der Opa Zeit genug, seinen Enkel in künstlerischem Allerlei zu unterweisen. Selber dilettierte er etwas mit Öl und hortete jede Menge Materialien - Zeichenkohle, Rötelstifte, schwarze Tusche, Öl-, Gouache- und Aquarellfarben. Wenn er gut gelaunt war, übte er mit Rudi Kalligraphie mit Stahlfeder und Pinsel, brachte ihm perspektivisches und räumliches Zeichnen bei, zeigte ihm Maltechniken, blätterte mit ihm Bildbände durch und erzählte über Epochen und Stilrichtungen der Kunst. „Guck mal, hier: ein griechischer Tempel. Er ist in drei Teile gegliedert: In der Basis ist die Unterwelt, in den Säulen die Menschheit und im Dachgiebel die Götterwelt verortet. Merk dir, mein Junge, dass die Griechen mit dem Tempel nicht einfach ein Haus hinsetzten. Nein, sie haben gleichzeitig ausgedrückt, wie sie sich die Welt vorstellten. Wenn mehr dahinter stecken soll, als das, was du auf den ersten Blick siehst, nennt man das Symbol.“

Auf den Innendeckeln einiger Bücher fiel Rudi ein kleines eingeklebtes Stück Papier auf. Dies, erfuhr er, sei eine Grafik, und zwar eine Radierung. Was nichts mit einem Radiergummi zu tun habe. Oben auf dem Blatt stand ‚Exlibris'. Das bedeute ‚aus der Bücherei', und in der Abbildung darunter stehe der Name desjenigen, dem das Buch gehöre. Auf dem Exlibris war ein gewölbter, dicker Buchrücken zu sehen. Über die obere Kannte war ein Paar Kirschen gestülpt worden, sodass links und rechts je eine Frucht hing. Die linke Kirsche war mit ‚H.‛, die rechte mit ‚P.‛ markiert. Quer auf dem Buchrücken stand das Wort ‚Kirsch‛. „Der Besitzer heißt Hans Peter Kirsch“, erklärte der Opa.

Diese Bildbände, erzählte er weiter, habe ihm ein Herr Kirsch gegeben, ein Kunde, fast ein Freund, der mit seiner Familie 1933 nach Amerika gegangen sei - weg aus Deutschland, weil er Schlimmes befürchtete. Die Obstkelterei hatte er für einen Spottpreis verkauft, um alles ganz schnell über die Bühne zu bringen. Herr Kirsch sei nämlich, was der Großvater bis dahin gar nicht gewusst hatte, Jude. Juden seien ein Bevölkerungsteil - ungefähr so wie die Bayern oder Ostfriesen, zu denen er, der Opa als Borkumer gehöre, nur in der Welt stärker verbreitet. Und sie hätten auch eine eigene Religion - ungefähr so, wie er und alle in der Familie evangelisch seien und wie es auch katholische Leute gäbe. Omas Schwester Margarethe zum Beispiel, die ihren Glauben gewechselt hatte, damit sie diesen Gerhard heiraten konnte. Die Nazis, die das Sagen hatten, bis der Krieg vorbei war, hätten die Juden zuerst in Deutschland, später auch in Ländern, die sie besetzt hatten, schikaniert, ihnen alles weggenommen und sie bald sogar in Lagern umgebracht. Auch Juden, die katholisch oder evangelisch waren oder gar keine Religion hatten. Herr Kirsch sei mit seiner Familie noch gerade rechtzeitig aus Deutschland weggekommen. „Wie - dann hätte man dir auch deine Nähmaschine wegnehmen können und du hättest Angst um dein Leben haben müssen?“ „Ja, wenn die Nazis die Ostfriesen zu ihren Feinden gemacht hätten - dann schon.“

Vom Großvater hörte der Junge von schrecklichen Taten, die noch gar nicht so lange zurücklagen und über die woanders nicht gesprochen wurde. Sollte Herr Kirsch einmal zurückkommen, kriegte er die Bücher zurück, - so sei es besprochen. Herr Schubert war empört, als er mitbekam, was der Schwiegervater dem Jungen alles erzählte. Rudi sei viel zu jung für solchen Stoff. Nun, der Opa hatte nicht vor, sich mit seinem Schwiegersohn ernsthaft anzulegen. Deshalb beschränkte er sich auf Themen, von denen er annahm, dass sie Schubert gleichgültig waren. Einmal fasste er in die Holzkiste, Mostkelterei Kirsch, Jork - Altes Land , war an der Seite aufgedruckt, und holte einen Kerzenleuchter hervor. Das sei ein altes Symbol der jüdischen Religion, genannt Menora, und zwar aus echtem Silber. Herr Kirsch habe ihm erzählt, dass die Form des Leuchters an einen Baum erinnern solle; die sieben Arme stünden für die sechs Tage, die - wie es in der Bibel erzählt wird und wie er es bestimmt schon im Religionsunterricht gehört habe - Gott für die Erschaffung der Welt brauchte und den einen Tag, den er sich zur Erholung gönnte.

Einmal klappte er eines der ihm anvertrauten Bücher auf. „Guck mal, wie findest du so ein blaues Pferd oder … hier ... so einen roten Wald … oder hier … so eine eckige rosa Frau?“ „Oh, das Pferd ist komisch, aber schön. Es sieht aus, als ob es sich bewegt. Es guckt traurig. Vielleicht, weil es allein ist. Vielleicht friert es. Und der rote Wald … na ja, brennt der? Da ist was los. Sieht gefährlich aus. Da traut man sich nicht rein. Und die Frau mit dem spitzen Gesicht und der zackigen Figur … na ja, die finde ich lustig, obwohl die ernst guckt. Wo die wohl drüber nachdenkt … würde mich interessieren.“

„Oh, ich glaub‘ du hast Phantasie! Kannst mit den Bildern jedenfalls was anfangen. Die sagen dir wohl was. Und das wollen die Maler auch - dass du nämlich deine Vorstellungskraft bemühst. Ein Wald mag vielleicht ruhig und grün dastehen, aber innen drin ist er lebendig, geheimnisvoll, abenteuerlich und … ja … vielleicht auch gefährlich. Und wie soll man das ausdrücken? Zum Beispiel, indem man ihn so wild rot malt. Und ein Pferd einfach braun zu malen, wie die meisten sind, fand dieser Maler einfallslos. Das kennt ja jeder so. Aber mehr über das Tier auszudrücken, es ganz anders zu zeigen - das fanden sie spannend. Das Gewohnte war für sie Langeweile. Für viele Leute sind Bilder aber nur dann gut, wenn sie der Natur ähnlich sind oder wenn irgendwas sogar noch schöner gemalt wird, als es in Wirklichkeit ist. Das können viele Maler … kann ich sogar ein bisschen. Aber eigene Formen zu erfinden, die man sonst nirgends sieht, die praktisch im Kopf entstehen, mit Farben extra anders zu malen, als man es in Wirklichkeit sieht, mit dem Pinsel eine ganz andere Art zu malen auszuprobieren - das kann Leute zum Staunen bringen.“

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