Zwillingsschmerz
Anmerkung Anmerkung Die Geschichte sowie sämtliche Protagonisten, Institutionen und Handlungen sind in diesem Roman frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Wo tatsächlich existierende Orte erwähnt werden, geschieht das im Rahmen fiktiver Ereignisse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Prolog Prolog Schlagartig wurde sie wach. Ein feuchter Film aus Schweiß bedeckte ihre Haut und sie hörte die durchdringenden Schreie aus dem Nebenzimmer. „Gebt sie mir zurück, ihr verdammten Schweine, dass könnt ihr nicht mit mir machen!“ Lisa - der Name kreiste hinter ihrer Stirn. Heute war also der Tag, an dem sie das Liebste verlor, weil sie es ihr weggenommen hatten. Augenblicklich verkrampfte sie sich und rang nach Luft. Stand ihr das auch bevor? Es waren noch Monate bis dahin und ihr würde schon etwas einfallen. Würde es das wirklich? Seit Jahren versuchte sie, dieser Situation zu entkommen. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie die Sonne am Himmel aussah, wie es sich anfühlte, von den wärmenden Strahlen berührt zu werden. Die plötzliche Sehnsucht nach Freiheit war so überwältigend, dass sie sich auf die Unterlippe biss. Sie schmeckte das Blut und leckte es sich von den Lippen. Solange du blutest, lebst du, also steh auf und kämpfe dich hier raus!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Epilog
Danksagung
Weitere Bücher der Autorin
Die Geschichte sowie sämtliche Protagonisten, Institutionen und Handlungen sind in diesem Roman frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Wo tatsächlich existierende Orte erwähnt werden, geschieht das im Rahmen fiktiver Ereignisse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Schlagartig wurde sie wach. Ein feuchter Film aus Schweiß bedeckte ihre Haut und sie hörte die durchdringenden Schreie aus dem Nebenzimmer.
„Gebt sie mir zurück, ihr verdammten Schweine, dass könnt ihr nicht mit mir machen!“
Lisa - der Name kreiste hinter ihrer Stirn. Heute war also der Tag, an dem sie das Liebste verlor, weil sie es ihr weggenommen hatten. Augenblicklich verkrampfte sie sich und rang nach Luft. Stand ihr das auch bevor?
Es waren noch Monate bis dahin und ihr würde schon etwas einfallen.
Würde es das wirklich? Seit Jahren versuchte sie, dieser Situation zu entkommen. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie die Sonne am Himmel aussah, wie es sich anfühlte, von den wärmenden Strahlen berührt zu werden.
Die plötzliche Sehnsucht nach Freiheit war so überwältigend, dass sie sich auf die Unterlippe biss. Sie schmeckte das Blut und leckte es sich von den Lippen.
Solange du blutest, lebst du, also steh auf und kämpfe dich hier raus!
Die durchscheinenden Vorhänge bauschten sich auf, als eine sanfte Brise durch das Fenster ins Innere des Zimmers strich. Marlene wälzte sich stöhnend auf dem Laken.
„Marie, Liebes, komm zurück ...“, murmelte sie im Schlaf und rollte sich auf die andere Seite. Versunken im Traum streckte sie ihre zitternde Hand nach der Dreijährigen aus, doch das kleine Mädchen mit den Engelslocken und der glockenhellen Stimme löste sich allmählich in nichts auf.
„Mariiieeee!“
Marlenes verzweifelter Schrei hallte durch das Haus und sie fuhr erschrocken hoch.
„Mama? Alles in Ordnung?“ Mia stand in der Tür und musterte ihre Mutter besorgt. „Hattest du wieder einen dieser Träume?“
Beschämt senkte Marlene ihren Blick und flüsterte: „Ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Marie sucht mich jede Nacht heim und mir fällt es schwer zu akzeptieren, dass sie angeblich nicht mehr am Leben ist.“
„Du weißt doch Mama, dass wir da anderer Meinung sind.“
„Aber sicher. Komm her meine Maus und lass dich umarmen.“
Marlene drückte ihre Tochter fest an sich und trotz der Trauer durchflutete sie ein Glücksgefühl. Sie hütete Mia wie einen kostbaren Schatz, obwohl sie wusste, dass dieses Verhalten für das Mädchen manchmal zur Belastung wurde.
Mia löste sich behutsam aus der Umklammerung ihrer Mutter und umrundete das Bett. Wie selbstverständlich lupfte sie die Decke und nahm auf der leeren Seite des großen Doppelbettes Platz. Dann kuschelte sie sich eng an ihre Mutter, so wie sie es schon seit Jahren tat.
Marlene fuhr sanft durch Mias blonde Locken und hörte erst auf, als sie die gleichmäßigen Atemzüge ihrer Tochter vernahm. Voller Bitterkeit erinnerte sie sich an die zurückliegenden Jahre, an die Scheidung von Frank und ihr persönliches Trauma.
Ihm war es irgendwann zu viel geworden, ihre Besessenheit von Marie und die Suche nach ihrer gemeinsamen Tochter. Sie konnte und wollte nicht akzeptieren, dass Marie nicht mehr am Leben sein sollte. Fünf Jahre war Frank noch an ihrer Seite geblieben, bis er sich getrennt und eine neue Familie gegründet hatte. Er war ein attraktiver Mann, damals wie heute, und Juliane, seine Neue, hatte ihm noch ein Mädchen geschenkt.
Marlene hatte ihm einmal an den Kopf geworfen, dass er Marie einfach ersetzen wollte. Natürlich war dem nicht so, es hätte genauso gut ein Junge werden können. Aber sie fühlte sich im Stich gelassen, auch wenn er sich nach der Trennung ausgesprochen großzügig verhalten hatte. Das Haus durfte sie behalten und ebenso den Wagen, aus dem inzwischen eine alte, rostige Kiste geworden war.
Vor dem morgigen Tag graute ihr besonders, denn sie würde Frank mit seiner Familie notgedrungen ertragen müssen. Mia wurde siebzehn und sie wollten diesen Geburtstag gebührend feiern. Erst im Kreise der Familie und anschließend hatte Mia geplant, mit ihren Freundinnen tanzen zu gehen.
Marlene stöhnte leise. Mias Geburtstag war der schönste und schlimmste Tag zugleich. Am liebsten würde sie sich verkriechen, auswandern, einfach nicht da sein. Aber das ließ sich nicht vermeiden und schon Mia zuliebe musste sie durchhalten.
Für sie waren es Höllenqualen, nur einem Mädchen Geschenke zu überreichen, dabei hatte sie an diesem Tag zwei Kinder zur Welt gebracht – die Zwillinge Mia und Marie. So wie jedes Jahr würde ein herzliches Lächeln ihre Lippen umspielen, während in ihrem Innersten ein erbitterter Kampf tobte.
Vorsichtig drehte sie sich auf die andere Seite, um Mia nicht zu wecken, und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Mit Wehmut erinnerte sie sich an den Tag, an dem das Unheil seinen Lauf genommen hatte ...
„So, ihr Hübschen, dreimal Zuckerwatte für die süßesten M&M’s.“
Frank reichte seiner Frau und seinen beiden Töchtern die Nascherei. Marie, die ungeduldigere der beiden Zwillinge, griff mit ihren kleinen Patschehändchen sofort in die fluffige rosafarbene Zuckerwatte und stopfte sich eine große Portion in den Mund.
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