Auch unser zu Hause kann man hier nicht einfach alleine lassen und, und, und… Aber: Es gibt wohl kein Zurück mehr. Lösungen für all diese Problemchen waren bald gefunden, ein möglicher Abreistermin auch schnell festgelegt, und so konnte es dann Ende August wirklich losgehen.
Ein beklemmendes Gefühl beschleicht mich erstmals, als ich auf der Anhöhe hinter unserer Stadtgrenze noch mal zurück blicke und unser Städtchen so langsam am Horizont verschwindet. Was kommt da auf uns zu? Was werde ich alles ertragen müssen, aber auch erleben dürfen. Meiner Mutter musste ich versprechen, gut auf mich und natürlich auf meinen Papi (so nenne ich Walter gelegentlich) aufzupassen. Jeden Tag meinen Blutdruck zu kontrollieren und so weiter und so fort. Wären wir nicht doch besser mit unserem Land Rover gefahren? Walter hatte darauf bestanden, diese Tour mit einem unserer 2 CV zu machen, denn sonst wäre er kein richtiger Entenfahrer.
Das zufriedene Schnurren unserer „Gordita“ steckte mich an und ich dachte positiv an alles, was uns erwarten wird. So am fünften oder sechsten Tag bemerkte ich, dass ich meine mir selbst auferlegten gesundheitlichen Pflichten sträflich vernachlässigt hatte. Also‚ Blutdruckmessgerät der neusten Generation, digital natürlich, raus kramen und messen. Normal wie schon lange nicht mehr. Na ja, könnte ja ein Messfehler sein wegen (un) günstiger Bedingungen und so.
Ich nahm mir vor, jetzt doch wieder regelmäßig zu messen. Immer wieder das gleiche Ergebnis: Normal, normal und es blieb dabei.
Über diese verrückte Straße, die BR 319, die ja eigentlich gar keine mehr ist, hatte mich mein Papito natürlich wohlweißlich nicht so richtig aufgeklärt und jetzt stecken wir hier in der Schei… . Trotzdem glaube ich, es ist mir ganz gut gelungen, kühlen Kopf zu bewahren und beruhigend auf Walter eingewirkt zu haben. Er selbst hat sehr gelitten und sich die schlimmsten Vorwürfe gemacht, mich in diese gefährlichen Situationen mit hinein gezogen zu haben. Bei dem ersten Auto, das nach unserem kapitalen Schaden an der Ente vorbei kam, hatte ich ihm vorgeschlagen, alleine hier im Amazonasurwald bei der „Gordita“ zu bleiben. Er solle mit den anderen mitfahren um die Achse zu reparieren und dann wieder zurückkommen. Mir war in diesem Augenblick nicht bewusst, was das hätte bedeuten können, aber Walter sagte:
„Entweder wir kommen beide hier weg, oder wir bleiben beide hier“.
Das Treiben an der Tankstelle und hier im Außenbereich des Restaurants ist zumindest für uns Südamerikaner, bestimmt nichts Aufregendes. Die Fernfahrer trinken ihr Brahma, essen natürlich landestypisch viel Fleisch und sehen trotzdem verdammt gesund aus. Und den harten Job, den sie haben, sieht man ihnen schon gar nicht an. Sie strahlen irgendwie Zufriedenheit aus und das alles muss ja einen Grund haben.
Eine Sound-Factory mit Musik gibt auch hier wieder ihr Bestes und das nette Mädel, das uns bedient, ist auch nicht gerade von schlechten Eltern! Selbige war dann nach Schließung des Restaurants unsere Zeltnachbarin und hat, um ihr Studium finanzieren zu können, glaube ich noch ein paar Überstunden gemacht.
Jetzt noch eine Übernachtung in Boa Vista unweit der venezolanischen Grenze und dann: Sind wir angekommen in Venezuela. Und mich ergreift ein eigentümliches Gefühl, denn ich muss unweigerlich an mein Versprechen von damals denken:
“Venezuela ich komme wieder” und jetzt bist du zum Greifen nah.
Wir sind jetzt ziemlich genau einen Monat unterwegs und haben ca. 5.500 km zurückgelegt. Da ich kein Buchhaltyer bin und schon gar keiner sein moechte, habe ich irgendwann auch einfach aufgehört Buch zu führen. Auf unserer Strecke haben wir bisher kein einziges Mal Straßengebühren berappt, sowie keine einzige unangenehme Polizeikontrolle über uns ergehen lassen. Immer und überall treffen wir bis jetzt nur nette, hilfsbereite und aufgeschlossene Menschen, die uns jede nur erdenkliche Hilfe zu Teil werden lassen. Auch die unzähligen Fotoshootings wegen unseres komischen Autos(?) sind immer lustig und erfrischend.
Gerade diese spontanen Begegnungen tragen, glaube ich, sehr dazu bei, den Stimmungspegel trotz manchmal kniffeliger Situationen im grünen Bereich zu halten.
Nur Domi hat ein Problem: Sie hatte sich vorgenommen, festzustellen, in welchem Land es wohl die interessantesten und vor allem die schönsten Menschen gibt. Sie ist enttäuscht, weil ihr nirgends die Strandschönheiten, die man sonst so im TV in Brasilien zu sehen bekommt, ihren Weg kreuzen. Na ja, so ist das eben. Nicht alles, was so in den Medien verbreitet wird, entspricht der Realität und außerdem: Brasilien ist nicht Ipanema! Nicht immer und überall ist auch das drin was drauf steht!
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