Aber Cassandra, die zwar seine Umarmung und seine Küsse sehr genoss, versuchte dennoch ihn wieder los zu werden. Sie drückte ihn sanft von sich weg, da sie wusste, dass ihr Ehemann René in der Nähe war und jeder Zeit in dieses Zimmer treten konnte, da die Tür offen stand. Sie wollte ihm keinen Anlass für einen Streit mit José geben. Doch José konnte ihrem Zauber und seiner Leidenschaft für sie nicht widerstehen und hielt sie weiter innig fest.
Plötzlich hörten sie ein leises Geräusch. Dann stand René in der offenen Zimmertür und schaute beide wütend an. Er hatte geahnt, dass José seine Finger nicht von Cassandra würde fern halten können und war den beiden, sobald es ihm möglich war, gefolgt. Nun stand er, mit seiner vollen Körpergröße drohend, in der Tür.
José war erstaunt, aber auch amüsiert, als René ihn überraschte, wie er Cassandra umarmte und versuchte sie erneut zu küssen. Sie leistete jetzt energischer Widerstand und versuchte immer noch José von sich weg zudrücken.
Dann hörten beide wie René mit kräftiger, aber auch deutlich verärgerter Stimme sagte „Quita tus manos de mi mujer. Es mi esposa.“ René schnaubte grimmig und wiederholte ihm Geiste, die Worte, die er eben auf Spanisch gesagt hatte. „Nimm Deine Hände von meiner Frau. Sie ist meine Ehefrau.“
José grinste ertappt und ließ Cassandra langsam los. Cassandra hatte ihm zwar geschrieben, dass René intensiv Spanisch lernte, doch hatte er nicht vermutet, dass Renés Sprachkenntnisse schon so gut waren.
Cassandra lief zu René, zog ihn von der offenen Tür weg und schaute ihn ängstlich an. Sie wusste nicht genau wie er nun reagieren würde, hatte aber den Ärger in seiner Stimme gehört. Daher wollte sie einen Wutausbruch von ihm vermeiden, weshalb sie José bat. „Dejános solo.“ Er nickte und verließ grinsend den Raum.
Cassandra lächelte René beruhigend an. „Es ist nichts passiert, René. Er hat mich umarmt und einmal geküsst. Das ist alles.“ Wütend sah René sie an. „Das ist alles?“ Fragte er erbost und ganz offensichtlich zweifelnd. Sie nickte, obwohl sie wusste, dass sie log.
„Das ist bereits Zuviel. Du bist seit Jahren meine Ehefrau. Er hat kein Recht Dich zu küssen. Du gehörst zu mir. Wann sieht er das endlich ein?“ René war bitter enttäuscht von Josés Verhalten. Er hatte ehrlich gehofft, dass José die Tatsache, dass er mit Cassandra seit Jahren verheiratet war, endlich respektieren würde.
Sie seufzt beunruhigt. Ihr Herz schlug schnell. Doch dieses Mal nicht aus Erregung, sondern aus Furcht René nicht besänftigen zu können. „Ich weiß, daher versuche ich ihn auch auf Distanz zu halten. Aber …“ Sie sah René ängstlich an. Er drückte sie zärtlich an sich. „Aber Du weißt auch wieviel Charme er hat und dass ich ihm nicht widerstehen kann, wenn er ihn einsetzt.“
René nickte traurig. Dann küsste er sie sanft, um ihr klar zu machen, dass er sie liebte und um diese Problematik wusste. Sie schmiegte sich an ihn und fühlte sich geborgen und sicher bei ihm. Ihr Herz schlug immer noch schnell. Doch es würde sich wieder beruhigen, wenn sie nur lang genug in Renés Nähe war.
Dann dachte sie besorgt. „Das werden zwei harte und schwierige Wochen. René ist bei mir und José auch. Die beiden Männer, die ich liebe. Das war schon immer problematisch. Hoffentlich hilft mir Antonia. Sie liebt ihren Ehemann José. Aber sie weiß auch, wie sehr er mich immer noch liebt und wie wenig Skrupel er bisher hatte, sie mit mir zu betrügen.“ Cassandra seufzte unwillkürlich bei diesen Gedanken. René hörte es und streichelte ihr sanft und beruhigend erst über ihr blondes Haar und dann über ihren Rücken.
Antonia hatte Cassandra freundlich begrüßt als sie in ihrem Haus ankam. Sie hatte die Absicht eine gute Gastgeberin zu sein, wollte aber trotzdem Cassandra und José genau beobachten. Sie kannte ihren Mann und wusste daher, dass José zu unüberlegten Handlungen neigte.
Daher war ihr auch nicht der Zwischenfall im Arbeitszimmer ihres Hauses entgangen. Enttäuscht hatte sie festgestellt, dass José Cassandra immer noch liebte. Nur die Anwesenheit von Cassandras Ehemann René beruhigte sie etwas, da sie bemerkt hatte, dass auch René ein waches Auge auf seine Frau und José hatte.
Isabella war von ihren Cousins und ihrer Cousine freudig begrüßt worden. Auch die Kinder von José, die längst keine Kinder, sondern junge Erwachsene waren, so wie Isabella, begrüßten sie und ihre Geschwister fröhlich und neugierig. Enrique und seinen jüngeren Bruder Raúl kannte Isabella schon aus Kindertagen und erinnerte sich daran, wie gern sie mit ihnen Fußball gespielt hatte.
Jetzt jedoch bemerkte sie, nicht ohne Freude, dass Enrique, der genau wie sie 20 Jahre alt war, sie anders ansah als wie damals. Er sah in ihr nicht mehr das Kind, sondern die junge, wunderschöne Frau, die ihn sofort faszinierte. Er betrachtete ihre blonden, langen Haare, blickte auf ihre helle, leicht gebräunte Haut und sah in ihre blauen Augen. Unwillkürlich schlug sein Herz vor Begeisterung schneller. Enrique war so verzaubert von ihrem Anblick, dass er nicht sprechen konnte.
Sein Bruder Raúl, der erst 18 Jahre alt war und ihn nur zu gut kannte, ahnte dass sich sein älterer Bruder in Isabella verlieben könnte. Diese Möglichkeit amüsierte ihn. Er nutzte die Verwirrung seines Bruders, um seinerseits Isabellas Aufmerksamkeit zu gewinnen. Fröhlich unterhielt er sich nun mit ihr und geleitete sie in den Garten.
Enrique schaute den beiden hinterher. Sie ist so wunderschön wie ihre Mutter. Sie ist ein Engel, dachte er nun und folgte den beiden in den Garten, während er sich überlegte, worüber er sich mit Isabella unterhalten könnte.
Dann plauderte Enrique ebenso fröhlich wie sein Bruder mit Isabella. Nach kurzer Zeit war klar, dass die Brüder sich verbal um ihre Aufmerksamkeit stritten. Es amüsierte Isabella und sie reagierte mit heftigem flirten auf die offensichtliche Zuneigung der beiden jungen Männer. Dabei versuchte sie beiden Brüdern gleichviel Aufmerksamkeit zu geben.
Dennoch erhielt Enrique schnell mehr Lacher von ihr als Raúl. Erst als Antonia, ihre Söhne bat, sich um das Gepäck ihrer Gäste zu kümmern, hatte Isabella die Gelegenheit sich einen Moment von der übermäßigen Aufmerksamkeit der beiden zu erholen.
Beim Abendessen bog sich der große, lange Holztisch im Garten von Michael und Maria nur so vor leckeren Speisen. Maria und Antonia hatten sich alle Mühe gegeben, um ein umfangreiches und vielseitigen Essen zu servieren. Cassandra und auch alle anderen wussten es zu schätzen.
Henri hoffte darauf das eine oder andere Rezept mitnehmen zu können, da er jetzt schon daran dachte später zu Hause in Hamburg mit Cassandra wieder mexikanisch zu kochen.
René setzte sich neben seine Frau, die sich neben Antonia gesetzt hatte, um mit ihr leichter ins Gespräch zu kommen. Dennoch konnte José der Versuchung nicht widerstehen und flirtete heftig über den Tisch hinweg mit Cassandra, obwohl seine Frau neben ihr saß. Entsprechend mahnende Blicke erhielt er dann auch von Antonia.
René blieb ruhig und legte eine seiner Hände auf einen Oberschenkel von Cassandra. Er machte ihr dadurch klar, dass er Josés flirten mit ihr missbilligte. Aber es sollte sie auch daran denken lassen, dass sie zu ihm und nicht zu José gehörte.
Cassandra war bewusst welch ein riskantes Spiel José spielte und das sie ihn dabei unterstützte, wenn sie mit ihm flirtete. Daher lächelte sie nur und versuchte Josés leider allzu offensichtliche Leidenschaft für sie zu dämpfen.
Isabella hatte sich zwischen Carmen und Carlotta gesetzt, um den immer noch allzu heftigen Annäherungsversuchen von Enrique und Raúl zu entgehen. Raúl entmutigte ihr Verhalten und er begnügte sich mit schmachtenden Blicken in ihre Richtung. Enrique jedoch ließ sich nicht so leicht abschütteln. Er flirtete heftig und ließ Isabella keinen Moment aus den Augen.
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