© 2020 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck
E-Mail: order@studienverlag.at
Internet: www.studienverlag.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
ISBN 978-3-7065-6096-2
Satz: Da-TeX Gerd Blumenstein, Leipzig
Umschlag: Studienverlag / Maria Strobl – www.gestro.at
Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at.
Inhaltsverzeichnis
Cover
Impressum Impressum © 2020 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck E-Mail: order@studienverlag.at Internet: www.studienverlag.at Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen. ISBN 978-3-7065-6096-2 Satz: Da-TeX Gerd Blumenstein, Leipzig Umschlag: Studienverlag / Maria Strobl – www.gestro.at Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at .
Titel Denis Prodanov Zwischen zwei Feuern Antisemitismus, Judenverfolgung und Pogrome während des Russischen Bürgerkriegs
Danksagung Danksagung Ich danke dem Studienverlag, insbesondere Herrn Franz Kurz, Frau Valerie Meller und Frau Ilona Mader, für das Interesse an meinem Manuskript und das Vertrauen in dieses Projekt. Besonderer Dank gilt Frau Olivia Lasser für ihre Unterstützung, die Hilfe bei der Übersetzung und das geduldige Lektorat.
Einleitung
Wurzeln des russischen Antisemitismus: Ein kurzer Abriss vom Mittelalter bis zum Bürgerkrieg
Die Schwarzen Hundertschaften
Exkurs: Der Beilis-Fall
Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen
Februarrevolution und Oktoberputsch
Der erste gesamtrussische Kongress der Jüdischen Gemeinden
Errichtung der Diktatur
Exkurs: Entwicklungen in der Ukraine 1917/1918
Enteignung, Unterjochung und Schließung jüdischer Organisationen
Die Lage in Kursk 1918
Zu wenig und zu spät: Maßnahmen der sowjetischen Behörden
Exkurs: Die Empfehlungen des Kommissars für Jüdische Angelegenheiten der Russischen Sowjetrepublik, S. M. Dimanschtein
„Leise Pogrome“
Die Lage in den westlichen Regionen, in der Ukraine und in Weißrussland 1919
Exkurs: Der Bericht von G. S. Moros
Reaktionen der Parteigrößen
Fluchtbewegungen als Folge des Terrors
Die Lage in Sibirien 1919
Der OSVAG: Propaganda für den Terror
Der Einfluss der Russisch-Orthodoxen Kirche
Diskriminierung innerhalb der Weißen Armee
Exkurs: Aufstand der Jüdischen Einheit in Transbaikal
Die Lage in Tambow und Noworossijsk 1919
Die Lage in der Ukraine 1919
Exkurs: Hilfsfonds, „Joint“ und Unterstützungskomitees
Die Lage in Südwestrussland, Sibirien und im Fernen Osten 1920
Die Lage in Weißrussland 1919–1921
Bilanz des Terrors
Glossar
Anmerkungen
Denis Prodanov
Zwischen zwei Feuern
Antisemitismus, Judenverfolgung und Pogrome während des Russischen Bürgerkriegs
Ich danke dem Studienverlag, insbesondere Herrn Franz Kurz, Frau Valerie Meller und Frau Ilona Mader, für das Interesse an meinem Manuskript und das Vertrauen in dieses Projekt.
Besonderer Dank gilt Frau Olivia Lasser für ihre Unterstützung, die Hilfe bei der Übersetzung und das geduldige Lektorat.
Dieses Buch befasst sich mit einem Thema, das in der sowjetischen und postsowjetischen Geschichtsschreibung bislang weitgehend ignoriert wurde: Antisemitismus, Judenverfolgung und Pogrome zu Zeiten des Russischen Bürgerkriegs. Antisemitismus stellt auch heute in vielen europäischen Staaten, doch insbesondere in Russland ein unbequemes Thema dar.
Antisemitismus ist seit Jahrhunderten in der russischen Mehrheitsgesellschaft verankert, unter anderem durch aktive Unterstützung durch die Russisch-Orthodoxe Kirche. Bereits im Mittelalter kam es zu Übergriffen. Die Jahrhunderte der Zarenherrschaft gingen einher mit grausamer Verfolgung von Jüdinnen und Juden. Im Gegensatz zur gängigen Geschichtsschreibung haben die Bolschewiken mit ihrer Machtergreifung 1917 nicht genug gegen den grassierenden Antisemitismus an allen Fronten des Kriegs und in allen Bevölkerungsschichten getan. Auch die Rote Armee und das Regime der Bolschewiken setzten dem Antisemitismus in der Gesellschaft kein Ende, wenn dieser auch im Vergleich zur aktiven Judenverfolgung durch das Weiße Lager das geringere Übel war. Jüdinnen und Juden sahen sich während des Bürgerkriegs, der zwischen 1917 und 1922 das Land verwüstete, also von beiden Seiten des politischen Spektrums Verfolgung ausgesetzt und beklagten fehlenden Schutz. Sie hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera, waren gefangen zwischen zwei Feuern.
Die Februarrevolution 1917 folgte auf 300 Jahre Herrschaft der Zarenfamilie Romanow. Die Revolution war die Konsequenz der volatilen Lage im Land, einer unzufriedenen Bevölkerung, die mit der Misere des Ersten Weltkriegs zu kämpfen hatte, mit einer Wirtschaftskrise, mit Nahrungsmittelunsicherheit und mit der durch den Krieg ausgelösten Flüchtlingskrise. Zehntausende Menschen flohen von den Frontgebieten im Westen in den Osten.
Im Februar 1917 wurde im damaligen Petrograd (danach Leningrad, heute Sankt Petersburg) Zar Nikolaus II. gestürzt und die gesamte Zarenfamilie festgenommen. Der Volksaufstand, der dazu führte, war ein Ergebnis von Armut, Unzufriedenheit und Hunger in der Bevölkerung. Seit 1906 waren bereits vier Dumas eingesetzt worden, die aus Volksabgeordneten bestanden, sich jedoch als handlungsunfähig erwiesen, weil die Zarenfamilie sie nicht agieren ließ. Die Enttäuschung darüber ließ die Menschen zu Zeiten der vierten Duma endlich auf die Straße gehen.
Nach der Revolution sollte bis zum Herbst 1917 eine Interimsregierung an der Macht bleiben, um das Land zu verwalten. Für den Herbst 1917 waren demokratische Wahlen geplant, woraufhin die russische konstituierende Versammlung (das Parlament) die Macht übernehmen sollte. Die Übergangsregierung bestand nach dem Umsturz hauptsächlich aus Abgeordneten demokratischer Parteien, die bereits der vierten Duma vor dem Umsturz angehört hatten. Jedoch konnte die Übergangsregierung, die anfänglich über massiven Rückhalt im Volk verfügte, die volatile Lage im Land nicht entschärfen und der sich verschlimmernden humanitären Katastrophe nicht entgegenwirken. Die Lage verschlimmerte sich. Bald folgte ein Finanzkollaps. Armut, Bauernaufstände und Hungersnöte setzten der Bevölkerung ebenso zu wie Chaos und Gewalt, die Deserteure von den Fronten des Ersten Weltkriegs in die Gesellschaft zurückbrachten.
So spekulierten ab Frühling 1917 die Bolschewiken mit der Schwäche der Interimsregierung. Der größte Fehler der Übergangsregierung war, sich nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurückzuziehen. Alle aus der Kriegsbeteiligung entstehenden Probleme waren also relativ einfach der Übergangsregierung in die Schuhe zu schieben. Nachdem diese zuerst sehr beliebt gewesen war, verlor sie sukzessive an Rückhalt in der Bevölkerung, obwohl ihre Politik zunehmend linksgerichteter gestaltet war. Die Sympathien, die zuerst noch bei der Übergangsregierung gelegen hatten, flogen nun den Bolschewiken zu.
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