Cassandra und José hatten viel Spaß beim Zubereiten des Abendessens. Sie lachten und scherzten miteinander ohne Rücksicht auf ihre Ehepartner. Obwohl René, aber auch Antonia sie immer wieder skeptisch beäugten. Doch als das Ergebnis auf dem Tisch stand, gab es keinen Zweifel mehr, dass Cassandra und José auch in der Küche ein gutes Team waren.
Später in der Nacht, als Cassandra neben René im Bett lag, sagte er leise zu ihr. „Ich gebe zu, dass es mir nicht gefällt, wenn Du alleine mit José etwas unternimmst. Aber eurer Einkauf und die Arbeit in der Küche hat sich gelohnt. Dieses Abendessen war wirklich sehr lecker.“ Er lächelte und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Sie genoss seinen Kuss und freute sich über sein Kompliment wegen ihrer Kochkünste.
Dann sah sie ihn glücklich an. Sie war froh, dass er nicht eifersüchtig zu sein schien, weil sie heute viel Zeit mit José verbracht hatte.
„Außerdem“, sagte René nun ganz ohne Zweifel und daher sehr glücklich, „kann ich mich auf Dich verlassen. Du bist mir treu und liegst auch hier in Puebla jede Nacht neben mir im Bett.“ Sein Kuss war sanft und sehr zärtlich. Doch Cassandra verspürte einen Stich im Herzen.
Plötzlich war sie nicht mehr so glücklich wie zuvor. Sie hatte ein sehr schlechtes Gewissen, da sie ihrer Sinnlichkeit gefrönt und ihrer Leidenschaft für José nachgeben hatte, ohne lange genug über die Konsequenzen nachzudenken. Weshalb sie ihn wieder mit José betrogen hatte. Das aber sollte er nie erfahren.
Cassandra lächelte sanft und küsste ihren Mann. Dann schmiegte sie sich an ihn, schloss ihre Augen und seufzte innerlich. Es war ein Fluch und ein Segen zugleich so sinnlich veranlagt zu sein wie sie, dachte sie nun. Dennoch will ich die Liebe und Zuneigung beider Männer weiterhin genießen, auch wenn es mich immer wieder in ein Gefühlschaos stürzt. Es ist die Liebe der beiden wert. Ich kann einfach nicht anders.
Wenn José in meiner Nähe ist, dann will ich ihm nicht wirklich widerstehen, so gern ich auch René treu bleiben möchte. Sie gestand sich ein, wohl auch in Zukunft mit José schlafen zu wollen, wenn sie eine Gelegenheit dazu haben würde. Trotzdem hoffte sie, dass ihr eine erneute Versuchung in Form von Josés Nähe nicht so schnell wieder zuteilwerden würde.
Sie lag noch einige Zeit wach im Bett neben René. Sie hörte wie er ruhig und gleichmäßig atmete und schlief endlich ebenfalls ein. Doch es wurde kein erholsamer Schlaf, da sie trotz allem Gewissensbisse plagten.
Einen Tag später stritt sich Cassandra mit José, weil er sich von seiner Ehefrau Antonia scheiden lassen wollte.
„Nein, Du lässt Dich nicht scheiden. Sie ist eine wunderbare Ehefrau und Mutter.“ Cassandra hatte zu laut gesprochen. José bat sie mit einer Geste leiser zu sein. Sie nickte und sprach leiser weiter. „Ich bin seit Jahren mit René verheiratet und ich bin sehr glücklich. Ich werde mich nicht von ihm scheiden lassen, um Dich zu heiraten. Nein, und nochmals nein.“ Sie schnaubte wütend und spürte wie ihr Herz heftig in ihrer Brust schlug. Sie mochte sich nicht mit ihm streiten. Doch musste sie ihn unbedingt von dieser falschen Entscheidung abhalten.
José nickte. Er stritt sich nur ungern mit Cassandra. Doch sie sollte wissen wie er fühlte und welche Konsequenzen er bereit war dafür zu ziehen. Sein Herz raste und schmerzte in seiner Brust. Er war traurig, dass sie nicht verstehen wollte, wie ernst er es meinte.
Dennoch amüsierte ihn ihr heftiger verbaler Widerstand. Sie konnte kämpfen und das machte sie für ihn in diesem Moment nur noch attraktiver. Aber er hatte auch verstanden, dass er weiterhin Geduld haben musste, wenn er letztendlich sein Ziel erreichen wollte. Trotz allem wollte er jetzt nicht darauf verzichten Cassandra zumindest zu umarmen und zu küssen.
Sie leistete heftig Widerstand. Ihr war in diesem Moment nicht nach einer zärtlichen Umarmung von ihm. Er wollte sich wegen ihr von seiner Frau trennen. Das musste sie unbedingt verhindern. Sie kochte vor Wut. Wieso war er so unvernünftig?
Aber er war stärker als sie und kam an sein Ziel. Innig umarmte er sie nun und küsste sie leidenschaftlich.
Dann stand plötzlich Antonia im Raum. Sie hatte das Gespräch der beiden mitangehört und wusste daher, dass Cassandra versucht hatte ihre Rechte als Ehefrau von José zu verteidigen. Sie lächelte Cassandra daher dankbar an und bemerkte mit Genugtuung, als sie langsam näher kam, dass Cassandra versuchte sich von José zu lösen.
Doch José schien es zu ignorieren. Es war ihm auch nicht unangenehm von Antonia ertappt zu werden. Er hielt Cassandra weiterhin in seinen Armen und grinste Antonia kampfeslustig an.
Sie nahm den Kampf nun wütend an. Dann sagte sie, beherrscht aber mit Ärger in der Stimme. „Laß sie endlich los. Du hast doch Deine Umarmung und Deinen Kuss bekommen.“ Cassandra sah wie sehr Antonia mit sich selbst kämpfte, um nicht wütend zu toben. Ihre Brust hob und senkte sich und sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt.
Ihr beherrschtes Verhalten zeigte schließlich Wirkung bei José. Er ließ Cassandra los und verschwand mit einem wütenden Blick auf seine Frau aus dem Raum. Antonia seufzte und streckte ihre Finger aus. Sie zitterte leicht am ganzen Körper. Dann sah sie Cassandra an. Ihre Konkurrentin war wirklich immer noch sehr schön und reizvoll. Sie konnte ihren Ehemann nur zu gut verstehen. Doch sie liebte ihn und gab ihn nicht kampflos auf.
„Antonia, es tut mir leid.“ Cassandra versuchte sie zu besänftigen, da sie vermutete, dass Antonia immer noch wütend war. Doch zu Cassandras Überraschung lächelte sie und sagte. „Ich weiß, dass José Dich liebt. Er hat Dich immer geliebt und wird Dich immer lieben. Aber ich liebe ihn auch und ich werde ihn nicht so leicht aufgeben.“ Mit Stolz, streckte diese nur mittelgroße Mexikanerin, nun ihren Rücken. Dann wiederholte sie ihre Kampfansage. „Ich werde um ihn kämpfen.“ Cassandra nickte. Sie hatte verstanden, dass Antonia nicht ihre Feindin war. Aber eine Verbündete war sie auch nicht.
Der Streit von Cassandra und José wurde nicht nur von Antonia bemerkt. Michael versuchte zu helfen. Doch als er erfuhr, worum es ging, schüttelte er nur entsetzt den Kopf. Er hatte José noch vor ein paar Tagen ins Gewissen geredete und ihn gewarnt, dass es nur zu Ärger führen würde, wenn er seine Hände nicht von Cassandra lassen würde.
Doch José hatte nur heftig und wütend auf seine Ermahnung reagiert. So wie ein kleines Kind, das nicht auf sein Lieblingsspielzeug verzichten wollte, wollte José nicht auf Cassandra verzichten. Leidenschaftlich beteuerte er seine Liebe zu ihr und dass sie die einzige Frau war, die er jemals geliebt hatte und je lieben werde.
Michael hatte dennoch gehofft, José zur Vernunft gebracht zu haben. Doch er hatte sich ganz offensichtlich geirrt. Sein Schwager zeigte seine Zuneigung und Liebe für Cassandra ganz offen. Er provozierte mehrere Demütigungen seiner Ehefrau und wollte ihr nun auch noch vor den Augen aller Familienmitglieder die Zustimmung zur Scheidung abringen. Was war bloß los mit José? Derart unvernünftig hatte er ihn noch nicht erlebt.
Ein langer, trauriger Seufzer entglitt Michael, während er hoffte, dass René besonnener reagieren würde. Immerhin wollte José ihm die Ehefrau ausspannen. Das war zwar nicht neu, aber noch nie so realistisch gewesen wie in diesem Moment. Denn Michael kannte Antonia gut genug, um zu wissen wie tief gekränkt sie vom Verhalten ihres Mannes war. José flirtete und knutsche mit Cassandra immer wieder vor ihren Augen.
Antonia hatte seiner Frau Maria gebeichtet, dass sie diese Demütigung nicht mehr lange aushalten konnte. Maria hatte es ihm danach erzählt. Sie war genauso traurig wie ihr Mann, dass sie ihrer Schwägerin nicht helfen konnte. Denn José hörte auch nicht auf seine Schwester. Er war wie verbohrt und hielt an seinem Entschluss fest, sich von seiner Frau scheiden zu lassen.
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