"Der Herzog hat es so verfügt, und so wird es gemacht", bestimmte Hans.
"Und hier ist auch noch das Schreiben angefügt, wonach das Haus auf dem Grundstück am Juliusdamm wieder aufzubauen ist.
Auch daran wurde ich heute erinnert.
Und deshalb werden wir schon morgen nach dort fahren und sehen, was zu tun ist, damit wir recht bald auf das Gehöft umsiedeln können, so wie es angeordnet ist.“
"Aber nicht mit mir", meldete meine Mutter sich energisch zu Wort.
"Im Traum denke ich nicht daran, auf dieses einsame Gehöft mit dem nassen Haus zurückzukehren. Und schon gar nicht in meinem Zustand!"
Wir Kinder drehten unsere Köpfe zu ihr.
"Zustand? Welcher Zustand denn?", ließ sich Dorothea mit etwas hoher Stimme vernehmen.
"Na, Zustand eben", blaffte meine Mutter.
"Nachwuchs wird's geben, was denn sonst.“
Wir alle schauten sie ungläubig und wahrscheinlich mit einem ziemlich dämlichem Gesichtsausdruck an.
Unsere Mutter war immerhin vierunddreißig Jahre alt und weiß Gott keine junge Frau mehr.
Ihre dunklen, stets straff nach hinten gekämmten Haare hatten schon reichlich graue Strähnen.
Außerhalb des Hauses trug sie natürlich ihre Haube, da fielen die grauen Haare nicht so auf.
Aber hier, abends in der Küche, da löste sich schon mal der feste Haarknoten ein wenig und einzelne Strähnen hingen ihr in das Gesicht. Nicht, dass ich meine Mutter als alt bezeichnet hätte, aber ...
Jedenfalls erschien Hans uns im Vergleich dazu wie ein älterer Sohn des Hauses.
Sechsundzwanzig Jahre war er jetzt alt und hatte doch schon die Meisterei übernommen.
Und natürlich waren Hans und unsere Mutter verheiratet.
Aber sich vorzustellen, er würde mit ihr... Nein, nein, solch ein Gedanke war bislang völlig abwegig gewesen.
Unsere mit ihren dreizehn Jahren schon sehr erwachsene Schwester Dorothea ließ plötzlich einen unterdrückten kleinen Schrei in höchster Tonlage hören.
Dann sprang sie auf, rannte aus der Küche, warf die Tür so laut in den Rahmen, dass der Hund vor Schreck unter dem Tisch verschwand, und stampfte voller Wut die Treppen hinauf in die obere Kammer.
"Was hat sie denn?", fragte Hans völlig verwundert. "So ist sie doch sonst nicht..."
Ach, er konnte so herrlich naiv sein.
"Nichts hat sie", blaffte meine Mutter. "Rein gar nichts! Sie ist einfach so, wie Mädchen nun einmal sind in einem bestimmten Alter.
Das vergibt sich wieder. Spätestens wenn sie aus dem Haus kommt. Bald wird sie vierzehn und dann werden wir sie nach Schöningen zu meiner Base geben. Dort kann sie noch zwei Jahre Haushalt lernen, bevor sie verheiratet wird."
Wie gut, dass meine Schwester das nicht gehört hat.
Sich verheiraten lassen!
Das würde sie ganz sicher nicht so einfach mit sich geschehen lassen. Ansonsten bin ich mir nicht ganz sicher, ob Dorothea nur in "einem bestimmten Alter" so ist, wie sie ist.
Mir scheint manchmal, da hat sich gar nichts "vergeben", wie meine Mutter das so schön ausgedrückt hat.
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