„Ich kapsle mich nicht ab!“, verteidigte sich Jenny. „Ich bin nur so an dem Schiff interessiert, dass ich mir unbedingt alles ansehen muss, ehe wir unser Ziel erreicht haben.“
„Du hättest die Führung von Rodriff bestimmt genossen“, sagte Mia mit einem spöttischen Lachen. „Mir schwirrt noch immer der Kopf von all den Fachausdrücken und technischen Einzelheiten. Vielleicht könnte Samrick, sein Freund, dich morgen herumführen. Der ist auch noch Single.“ Mia zwinkerte Jenny zu. „Hach! Das ist wie ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist. Ein ganzes Raumschiff voller gut aussehender, muskelbepackter Singles.“
Jenny verdrehte die Augen.
„Ich mach mir nichts aus Muskeln“, sagte sie. Dabei kam die Erinnerung an einen weißhaarigen Muskelprotz zurück und sie errötete. Schnell gab sie vor, husten zu müssen, um die wahre Natur ihres Errötens zu verbergen.
Mia sah sie besorgt an.
„Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja“, krächzte Jenny und lächelte verzerrt. „Geht schon wieder.“
„Hmm. Warum bist du denn hier, wenn du dir nichts aus fleischgewordenen Mädchenträumen machst?“
„Wegen dem Abenteuer natürlich“, erklärte Jenny. „Ich hab mir immer vorgestellt, dass es irgendwo im Weltall noch anderes Leben geben müsste. Und dann dies!“ Sie zeigte in einer Geste auf alles um sie herum. „Ein echtes Raumschiff! Wie konnte ich da nein sagen?“
„Trotzdem kannst du doch heute Abend mitkommen. Sind ja nicht nur Kerle da. Niemand zwingt dich, etwas mit einem der sexy Aliens anzufangen. Aber wer weiß? Vielleicht erwischt es dich ja doch noch. Gibt doch Schlimmeres, was einem Mädchen zustoßen könnte, als von einem dieser Prachtkerle auserwählt zu werden. Ich hab gehört, dass sie tolle Liebhaber sind und dabei treu. Nach all den Arschlöchern, die mich in den letzten Jahren verarscht und betrogen haben, kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als ein Leben an Rodriffs Seite.“
„Jedem das Seine“, erwiderte Jenny. „Für mich ist das nichts, doch ich gönne dir dein Glück.“
„Ich geb’s auf!“, stöhnte Mia. „Also! – Kommst du nun mit, oder nicht?“
Jenny seufzte.
„Okay! Ich komme! Auf einen Drink, dann geh ich wieder.“
Kapitel 2
Jenny
Jenny blickte sichnervös in der überfüllten Bar um. Sie konnte keine weiße Mähne entdecken und atmete erleichtert auf. Offenbar nahm dieser Farron nicht an der Party teil. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie ihm nicht begegnen musste, doch aus unerklärlichen Gründen verspürte sie eine leise Enttäuschung, die sie nicht verstand.
„Mächtig was los hier!“, rief Mia laut, um den Geräuschpegel zu überbieten. „Oh! Da ist ja Rodriff! Komm! Ich stell dich ihm vor. Und Samrick. Der steht gleich neben ihm. Der mit der grünen Jacke und den braunen Haaren.“
„Mia!“, begann Jenny warnend. „Ich bin nicht hier, um mit einem Typen anzubändeln!“
„Sprechen kannst du ja wohl mit einem!“, erwiderte Mia entschlossen. „Die Jungs beißen doch nicht!“
„Da hab ich anderes gehört“, murmelte Jenny, ließ sich jedoch von Mia mitziehen.
„Hi Jungs! Das ist meine Freundin Jenny. Jenny, dies sind Rodriff und Samrick“, stellte Mia sie vor.
„Hi Jenny, nett, dich kennenzulernen“, erwiderte Rodriff.
„Hi“, grüßte auch Samrick und schenkte Jenny ein offenes Lächeln.
Jenny nickte grüßend. Sie spürte die interessierten Blicke von Samrick auf sich und überlegte, wie sie sich aus dem Staub machen konnte, ohne beleidigend zu sein.
„Was wollt ihr trinken?“, fragte Rodriff.
„Wir kennen eure Drinks nicht. Bring uns einfach was nicht zu Starkes“, antwortete Mia und schenkte ihrem Angebeteten einen schmachtenden Blick.
Rodriff lächelte, doch Jenny hatte ein ungutes Gefühl bei dem Typen. Irgendetwas an ihm war – seltsam. Vielleicht, weil das Lächeln seine Augen nicht erreichte? Oder weil er zu lange auf Jennys Busen starrte? – Sie konnte nicht recht sagen, was, doch sie traute ihm nicht über den Weg.
„Ich bin gleich zurück“, versprach Rodriff und verschwand.
„Und wer ist der glückliche Vater?“, fragte Mia an Samrick gerichtet.
„Dort drüben – der Tisch in der Ecke“, erwiderte Samrick und nickte in die entsprechende Richtung. Der Blonde mit dem gelben Shirt.“
Jenny und Mia folgten seinem Blick und Jenny erstarrte. Neben dem Blonden saß Farron. Er lachte über etwas, was eine Schwarzhaarige, die mit an dem Tisch saß, gesagt hatte und Jenny verspürte ein ungewohntes Gefühl von Eifersucht. Dann wandte er plötzlich den Kopf in ihre Richtung und ihre Blicke trafen sich. Die Zeit schien stillzustehen. Jenny konnte den Blick nicht abwenden und ihr Herz klopfte aufgeregt.
„Jenny?!“, drang Mias Stimme an ihr Ohr. „Jenny! Dein Drink!“
Erschrocken zuckte Jenny zusammen und wandte sich ihrer Kabinengenossin zu, die ihr ein Glas mit einer lila Flüssigkeit entgegen hielt. Jenny nahm das Glas entgegen und setze es an die Lippen, um einen Zug zu nehmen. Der Drink schmeckte süß und fruchtig, doch als sie das Glas absetzte, merkte sie, dass es mehr Alkohol zu enthalten schien, als es den Anschein hatte, denn ihr wurde auf einmal ein wenig schwindelig.
Hoffentlich ist es nur der Alkohol , dachte Jenny. War es möglich, dass jemand etwas in ihren Drink getan hatte? Dieser Rodriff vielleicht? Argwöhnisch schielte sie zu ihm rüber. Er hatte Mia im Arm, sah Jenny aber über Mias Schulter hinweg eindringlich an. Jenny bekam eine Gänsehaut.
Ich sollte sehen, dass ich zurück in meine Kabine komme. Mia merkt sowieso nicht, wenn ich verschwinde, so wie sie auf diesen Typen fixiert ist.
Jenny stellte ihr Glas auf einem Tisch ab und sah sich um. Farron war wieder ins Gespräch mit seinen Freunden vertieft und Jennys Blick verweilte ein wenig zu lang auf dem gut aussehenden Alien. Wieso war sie nur so fasziniert von ihm? Er schien an sie keinen Gedanken mehr zu verschwenden, so wie er mit der Schwarzhaarigen flirtete. Sie wandte mit einem seltsamen Gefühl in der Brust den Blick ab und musterte Mia und Rodriff, die damit beschäftigt waren, sich innig zu küssen.
Ich sollte sie warnen mit dem Typen vorsichtig zu sein , dachte Jenny. Unschlüssig machte sie einen Schritt auf das Paar zu.
Sie wird wahrscheinlich eh nicht auf mich hören , argumentierte ihre innere Stimme. Vielleicht bilde ich mir das alles ja auch nur ein. Schließlich bin ich kein verdammter Experte, wenn es zu Männern kommt.
Jenny schüttelte den Kopf. Was sollte sie tun? Eines war klar: sie würde nicht länger hier bleiben. Sie fühlte sich benommen und schwindelig. Nach kurzem Überlegen wandte sie sich schließlich ab und schob sich durch die Menge der feiernden in Richtung Ausgang.
Am nächsten Morgenerwachte Jenny mit dröhnenden Kopfschmerzen. Stöhnend rollte sie sich auf die Seite und öffnete blinzelnd die Augen. Mia schlief in ihrem Bett und Jenny verspürte eine gewisse Erleichterung, dass ihre Kabinengenossin offenbar unbeschadet von der Party zurückgekehrt war. Sie musste ziemlich fest geschlafen haben, dass sie Mias Kommen nicht bemerkt hatte. Sie fragte sich, wie lange sie geschlafen hatte. Ein Blick auf die Digitaluhr zeigte ihr, dass sie den ganzen Vormittag verschlafen hatte. Es war beinahe ein Uhr. Der Drink musste sie wirklich ziemlich ausgeschaltet haben. Sie war Alkohol nicht gewohnt und es bestand noch immer die Möglichkeit, dass sich noch etwas anderes in ihrem Getränk befunden hatte. Zumindest hatte sie die Nacht unbeschadet überstanden. Nur gegen den verdammten Kopfschmerz musste sie etwas unternehmen. Sie würde auf der Krankenstation vorbeisehen und sich etwas gegen den Kater geben lassen.
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