„Verdammt!“, stieß er atemlos hervor.
Er musste gegen einen der Schaltknöpfe gekommen sein und nun war einer der Kristalle abgeschaltet und es wurde nicht genügend Energie für die Schilde erzeugt. Hastig hob er die blonde Schönheit vom Pult und begann, einige Kommandos in den Computer einzugeben.
„Farron! Was ist da unten los? Wir haben nicht genügend Energie für die Schilde!“, erklang Kordans Stimme durch die Lautsprecher.
Farron bediente den grünen Kommunikationsknopf und schloss für einen Moment frustriert die Augen ehe er antwortete.
„Entschuldigung, General“, sagte er schließlich heiser. Er räusperte sich. „Ein Versehen! Ich hab den Fehler schon behoben. Die Schilde sollten in wenigen Augenblicken wieder bereits sein.“
„Ein Versehen!“, kam die skeptische Stimme des Generals durch die Lautsprecher.
„Ja ... ja, ein ... Versehen. Kommt nicht wieder vor!“
„Schilde funktionieren wieder. In Ordnung, Farron. Aber bitte – keine weiteren Versehen !“
„Geht klar, General. Keine weiteren Versehen!“
„Gut.“
Farron ließ den Kommunikationsknopf los und wandte sich zu der Blondine um. Sie war verschwunden. Sie musste geflohen sein, während er versucht hatte, sein dummes Missgeschick als Versehen zu verkaufen.
Verdammt !
Jenny
Ihr Herz rastewie verrückt. Wie hatte sie nur zulassen können, dass dieser Alien sie küsste? Und warum hatte sie den Kuss auch noch erwidert? Sie konnte sich nicht erklären, warum ihr Herz so raste. Sie empfand nichts für Männer. Sie war asexuell! Es musste Angst sein – ja, Panik – was ihr Herz so zum Rasen brachte. Ganz sicher empfand sie nichts für diesen riesigen Kerl, der mit seiner ganzen Erscheinung Gefahr ausstrahlte. Sie musste sich vorsehen und nicht mehr allein durch das Schiff geistern. Erst recht nicht dort unten. Wenn sie erst einmal Karrx7 erreichten und sie dieses Schiff verlassen konnte, dann war sie sicher. Dieser unheimliche Kerl gehörte ganz eindeutig nicht zu den Arr’Carthian, welche sich sicher einer Frau nicht so aufdrängen würden. Nicht, nach allem, was sie bisher gehört hatte. Sie war auf Abenteuer aus – ja – aber Männer waren darin nicht einkalkuliert!
Hastig stürzte sie aus dem Lift, sobald die Türen sich öffneten. Um ein Haar stieß sie dabei mit Susan zusammen, einer der Frauen, die freiwillig mit auf dieses Abenteuer gekommen waren.
„Jenny! Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“, rief Susan aus und fasste sie bei den Armen. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja ... ja, mit mir ist alles ... in Ordnung. Ich muss nur eilig ... auf die Toilette. – Entschuldige!“
„Wir treffen uns heute Abend nach dem Dinner alle in der kleinen Bar auf Deck D. Du kommst doch auch, oder?“, wollte Susan wissen.
„Ich ... ich weiß noch nicht. Mal ... mal sehen“, erwiderte Jenny, mit ihren Gedanken noch immer bei dem mehr als irritierenden Alien, der sie so dreist geküsst hatte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie bekam feuchte Hände, als sie versuchte, ihre Aufregung vor Susan zu verbergen.
„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Susan besorgt. „Vielleicht solltest du einmal auf der Krankenstation vorbeischauen. Du wirkst ein wenig erhitzt und desorientiert – vielleicht hast du dir irgendeinen Virus eingefangen.“
„Ich ... mir geht es gut. Wirklich. Ich muss nur mal ganz dringend. Bis später“, widersprach Jenny hastig und eilte davon. Sie spürte den eindringlichen Blick von Susan in ihrem Nacken, als sie durch den Gang lief.
„Öffnen!“, rief sie, als sie endlich an ihrer Kabinentür angelangt war und die automatische Tür glitt mit einem leisen Zischen auf. Diese Türen waren wirklich ein Segen. Jenny bezweifelte, dass sie in der Lage gewesen wäre, mit ihren zittrigen Händen eine normale Tür mit einem Schlüssel zu öffnen.
„Danke Gott für die kleinen Gnaden“, murmelte sie und atmete erleichtert auf, als die Tür sich hinter ihr wieder schloss. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Mia, ihre Zimmergenossin, nicht da war. Mia war ein nettes Mädchen, aber viel zu neugierig und geschwätzig. Sie hätte Jennys Zustand sofort bemerkt und sie mit Fragen gelöchert und sie war ganz sicher nicht so leicht abzuwimmeln, wie Susan.
Ein Blick auf die digitale Uhr an der Wand zeigte an, dass es 14:24 war. Ein Tag nach der Zeitrechnung der Aliens hatte fünfundzwanzig Stunden, wobei eine Stunde aus fünfzig Minuten bestand. Dinner wurde um Punkt 18:00 Uhr serviert und war die wichtigste Mahlzeit des Tages. Die Carthianer nahmen im Laufe des Tages kleinere Mahlzeiten zu sich, wenn immer sie Hunger verspürten, doch die Abendmahlzeit wurde sehr ernst genommen. Jenny hatte noch immer ein wenig Bedenken wegen der Ernährung auf diesem Schiff, denn alle Speisen wurden in einem Essensgenerator synthetisch hergestellt. Jenny war sich nicht sicher, ob dies nicht zu einem Nahrstoffmangel führen würde, wenngleich Lory und Charly keine Anzeichen von Mangelernährung zeigten, und sie lebten nun ja schon seit Monaten von diesem Essen. Immerhin war der Essensgenerator seit dem Trip zur Erde mit einem Update für Burger, Pizza und anderen irdischen Köstlichkeiten versehen worden. Sogar Kaffee und Cola konnte man nun bekommen.
Jenny begab sich zu ihrem eigenen kleinen Essensgenerator, der zur Grundausstattung aller Kabinen gehörte, und tippte den Code für einen Café Latte ein. Mit dem dampfendem Heißgetränk in der Hand, schlenderte sie zu der komfortablen Sitzecke und nahm seufzend Platz. Sie hatte ihre Streifzüge durch das Raumschiff bis heute immer sehr genossen und war nicht gewillt, von ihrem Vergnügen abzusehen, nur weil ein gewisser Alien es geschafft hatte, sie aus der Fassung zu bringen. Sie musste eben nur das untere Deck meiden, doch es gab noch immer so viel zu entdecken. Sie würden ja schon bald ihr Ziel erreichen und dann würde sie keine Gelegenheit mehr haben, sich all die faszinierenden Dinge hier anzusehen. Wie sie von Charly erfahren hatte, war Karrz7, der Heimatplanet der Carthianer, ein eher mittelalterlich wirkender Planet. Es gab keine Hochhäuser und offensichtliche futuristische Technik. Zwar gab es eine Menge Technik, die der Erdtechnologie weit überlegen war, doch sie war eher versteckt und nicht auf den ersten Blick erkennbar. Somit erschien dieses Schiff weitaus interessanter zu sein.
Die Tür glitt auf und Mia trat in die Kabine.
„Hi!“, rief sie fröhlich und Jenny war froh, dass sie sich schon etwas beruhigt hatte. Mit etwas Glück würde sie Mias bohrenden Fragen entgehen können.
„Hi“, erwiderte sie und nippte an ihrem Café Latte, um ihre zitternden Lippen zu verbergen.
„Ich glaub, ich hab mich verliebt“, verkündete Mia seufzend und warf sich in einen Sessel, Jenny gegenüber.
„Wow! Wirklich? Das ging aber schnell“, erwiderte Jenny. „Erzähl!“
Sie war froh, dass Mia offenbar so in Schwärmerei versunken war, dass sie Jennys Verfassung gar nicht wahrzunehmen schien.
„Er ist einer der Offiziere, die auf der Brücke arbeiten. Er ist für Navigation zuständig“, erklärte Mia voller Stolz.
„Und ... wie hast du ihn kennengelernt?“
„Er sprach mich beim Lunch in der Kantine an und er bot mir eine Führung auf der Brücke an. Natürlich habe ich zugesagt. Er hat mich also herumgeführt und mir alles gezeigt. Ich hab zwar kein bisschen von all dem technischen Zeugs behalten, was er mir erklärt hat, aber das ist ja auch egal. Wichtig ist nur, dass ich ihn wieder sehe. – Heute Abend! Wir treffen uns in der Bar auf Deck D. Alle gehen heute dorthin. Einer der Offiziere gibt einen aus, seine Gefährtin hat eine Tochter zur Welt gebracht. Da Töchter so selten geboren werden, ist das wohl ein doppelter Grund zum Feiern. – Du kommst doch auch? Du musst dich dringend ein wenig amüsieren. Du bist immer allein, kapselst dich ab.“
Читать дальше