Thomas Riedel - Kreaturen der Nacht

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Kreaturen der Nacht: краткое содержание, описание и аннотация

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Wieder einmal hat man Chief Inspector Blake und seinen Kollegen McGinnis zur Lösung eines Falles angefordert. Doch in der Angelegenheit, um einen verschwundenen Professor, der vermissten Tochter eines Bankiers und einer blutleeren Leiche, kommen auch sie nicht recht voran. Erst als der Privatgelehrte Anthony Kincaid Kontakt mit ihnen aufnimmt, zeichnet sich eine Wende ab. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, aber ehe sie an die Ausführung gehen können wird auch seine Schwester entführt. Begleitet von Intrige und Verrat beginnen die drei mit der lebensgefährlichen Jagd auf ihren mächtigen und gnadenlosen Gegner …

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Blake war im höchsten Maße unzufrieden.

Seit mehreren Tagen beschäftigten sie sich nun schon mit der Angelegenheit um das rätselhafte Verschwinden von Professor Helmsdale und der jungen Miss Drummond, doch letztlich mussten sie sich beide eingestehen, dass sie nicht das Geringste hatten herausfinden können. Nicht die allerkleinste Spur hatte sich ihnen gezeigt. Die durch die starke Explosion völlig zerstörte Villa des spleenigen Professors, die scheußlich zugerichtete Leiche des alten Hausdieners und das spurlose Verschwinden des Mädchens gaben ihnen schier unlösbare Rätsel auf.

Im besonderen Grade ärgerte sich Blake über die schlechte Presse der ›Scottish Daily Mail‹. Die verdammten Lohnschreiber bewarfen ihn jeden Tag mehr mit ihrem Schmutz. Auch wenn sich Blake bereits daran gewöhnt hatte, nervte es ihn. Es war ihm bewusst, dass er als gebürtiger Londoner keine Freunde unter den ränkeschmiedenden Provinzschotten hatte. Sicher, die ›Daily Mail‹ und ihr schottischer Ableger waren nur Boulevardblätter mit stark eingeschränkter Seriosität, und natürlich mussten deren Schreiberlinge mit Irgendetwas ihre Sixpence verdienen, doch dazu durfte einem nicht jede Schlagzeile recht sein. Im Augenblick erschienen sie ihm wie hungrige Schakale, die nach einer langen Fastenzeit endlich wieder die Spur eines ungefährlichen Wildes gefunden hatten und nun in der Verfolgung nicht mehr lockerließen. Das Widerwärtige an der Sache daran war nur, dass sie ihren leichtgläubigen, aber zumeist sensationsgierigen Lesern glauben machen wollten, sie wären einer äußerst gefährlichen Bestie auf der Spur.

Während Blake darüber nachdachte funkelte es wütend in seinen grauen Augen. Noch am Tag zuvor hatte ihm James Thornton, der Nachfolger des in den verdienten Ruhestand gegangenen langjährigen Chief Superintendent, unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er in dieser Angelegenheit schnellstens einen Erfolg erwartete. Schnelle Erfolge hatte auch der Dickwanst oder › Fat Bloke ‹, wie er liebevoll hinter vorgehaltener Hand von den meisten im Yard genannt worden war, verlangt, aber Thornton machte keinen Hehl daraus, dass er dessen Zögling Blake nicht mochte.

Abrupt drehte sich der Chief Inspector um und sah in das grinsende Gesicht seines Sergeants.

Detective Sergeant McGinnis war, bei einem Gewicht von dreihundertzwanzig Pfund und einer Größe von sechs Fuß fünf Inch, ein wahrer Bär von einem Mann. Er hatte das Aussehen eines Preisringers aus der Schwergewichtsklasse, und dennoch eine seltene Gemütlichkeit. Vor sechs Jahren hatte ihn Blake überzeugen können, vom Streifendienst zur Kriminalpolizei zu wechseln, und seit etwas mehr als fünf Jahren arbeiteten sie als Team. McGinnis wurde oft unterschätzt. Nicht jeder erkannte auf Anhieb, dass Sergeant McGinnis ein äußerst intelligenter Mann mit einem nahezu fotografischen Gedächtnis war, der sich blitzschnell auf neue Situationen einstellen konnte und passende Lösungen fand.

Obwohl er gerade erst seinen fünfunddreißigsten Geburtstag gefeiert hatte, fristeten nur noch wenige Haare ihr spärliches Dasein auf seinem kugeligen Schädel. Mit seinen treuherzigen vergißmeinichtblauen Augen sah er zu Blake hinüber.

Die beiden kannten sich bereits seit dem Tag, als McGinnis noch blutiger Anfänger beim Metropolitan Police Service war und auf Streife ging. McGinnis war damals in eine Bandenstreitigkeit geraten, eine Schießerei mit einer Schwerverletzten und drei Toten. Ein Pärchen war zufällig zwischen die Fronten geraten, und er hatte der lebensgefährlich verletzten jungen Frau das Leben retten können. Für ihren Partner und zwei der Gangmitglieder kam leider jede Hilfe zu spät. Blake war damals schon bei der Mordkommission und der frisch von der Polizeischule gekommene Constable war ihm gleich positiv aufgefallen. Allein McGinnis‘ präziser Aussage zum Ablauf des Geschehens, war es zu verdanken, dass die Schuldigen langjährige Haftstrafen erhielten.

Obwohl Sergeant McGinnis sehr bullig aussah, war er dennoch sehr rücksichtsvoll. Zwischen ihm und Blake hatte sich eine unterschwellige Freundschaft entwickelt. Eigentlich war es längst an der Zeit sich zu duzten, aber sie taten es nicht. Blake siezte ihn weiterhin, sprach ihn aber oft mit dem Vornamen an, umgekehrt blieb es ebenfalls beim Sie und einem dienstlichen Sir. Doch letztlich konnte, mit den vielen Jahren der engen Zusammenarbeit, der eine nicht mehr ohne den anderen auskommen.

Chief Inspector Blake lief mit unruhigem Schritt und verärgerter Miene im Raum hin und her.

In McGinnis‘ Augen trat ein besorgter Ausdruck. »Wie sieht es mit einem ordentlichen Frühstück aus?«, fragte er mit seiner Tenorstimme.

»Nein!«, kam es knurrend zurück.

»Sie sollten aber etwas zu sich nehmen!«, verlangte McGinnis energisch. »Ich werde Miss Maddows bitten, uns einen starken Kaffee zu bringen. Und ein paar ordentliche Sandwiches wären sicher auch nicht schlecht.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er aus dem Zimmer.

Chief Inspector Blake setzte derweil seine unruhige Wanderung durch den Büroraum fort. Er war ein mittelgroßer Mann, von schlanker Statur, mit einem energischen, aber attraktiven Gesicht, das von zwei skeptischen kühlen, grauen Augen unter ungewöhnlich stark ausgeprägten Augenbrauen beherrscht wurde. Er war jetzt dreiundvierzig alt und ›immer noch zu haben‹, wie er manchmal in spöttischer Selbstironie bemerkte.

Blake hatte zur Klärung diverser Aufsehen erregender Fälle entschieden beigetragen und war deshalb in bestimmten Kreisen recht gefürchtet. Nur in diesem speziellen Fall wollte ihm einfach nichts gelingen.

Es war eigentlich nicht seine Art zu fluchen, aber heute war ihm danach.

Urplötzlich kroch der verführerische aromatische Duft starken Kaffees in seine Nase. Er sah auf und bemerkte, wie Miss Maddows, mittelgroß, schlank und immer auf ein gepflegtes Äußeres bedacht, ein Tablett mit Tassen, Kanne, Milch, Zucker und einigen Sandwiches auf seinem Schreibtisch absetzte.

Die Enddreißigerin mit dem frechen Kurzhaarschnitt lächelte ihn schüchtern an.

»Wünsche den Herren einen guten Appetit!«, sagte sie freundlich. »Eine kleine Stärkung wird Ihnen sicher guttun.«

Dann verließ sie mit klappernden Absätzen und gekonntem Hüftschwung das Büro.

»So, jetzt setzen Sie sich endlich und frühstücken!«, forderte McGinnis, der inzwischen wieder an seinem Tisch Platz genommen hatte, seinen Vorgesetzten auf. »Sie werden sehen, wenn Sie etwas im Magen haben, denkt es sich wesentlich leichter.«

Blake schmunzelte. Die Logik dieser Worte schien ihm nicht so recht einzugehen. Widerstrebend setzte er sich hin und begann zu essen. Allmählich breitete sich ein Gefühl behaglicher Wärme in seinem Körper aus. Nach und nach verschwanden die Unmutsfalten von seiner Stirn.

»Was mich verwundert ist, dass es wohl kaum eine Stelle in den beiden Häusern gibt, die wir nicht buchstäblich auf den Kopf gestellt hätten«, begann Blake nachdenklich, »und nichts gefunden haben, außer der völlig zerschmetterten Leiche Dunmores. Da war nichts, einfach gar nichts, das uns auch nur den geringsten Anhaltspunkt über das rätselhafte Verschwinden dieses verrückten Helmsdale hätte geben können.«

»Wenn der Professor in seiner Villa gewesen wäre, hätten wir zumindest Überreste von ihm finden müssen«, bestätigte McGinnis. »Und was ist mit diesem jungen Mädchen?«

»Aus dem Gespräch mit der Mutter weiß ich, dass ihre Tochter von einem Besuch bei einer Freundin gegen zehn Uhr abends zurück war und direkt nach oben in ihr Zimmer gegangen ist.« Blake nippte an seinem Kaffee, den ihm McGinnis eingeschenkt hatte. »Laut ihrer Mutter war sie erst seit ein paar Tagen von einer schweren Grippe genesen und daher noch etwas anfällig. Sie sagte, sie sei gegen elf Uhr noch einmal im Zimmer ihrer Tochter gewesen, und da habe diese bereits tief und fest geschlafen. Kurz nach Mitternacht hat es dann fürchterlich geknallt und die halbe Villa ging dabei zu Bruch.«

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