Das ist die eine Seite, die eine Betrachtungsmöglichkeit, wenn man sich über den Sinn versucht klarzuwerden, den Verdrängung im akuten Fall hat. Verdrängung ist also Psychohygiene und schafft dem Menschen die Möglichkeit, seinen Alltag zu meistern. Nun ist es aber so, wenn der Verdrängungsmechanismus zu lange, zu heftig und ständig unkontrolliert abläuft, dann sind eine ganze Reihe von Anlagen, also Potenziale des Menschen, im Laufe der ersten Lebensjahre oder Jahrzehnte verdrängt.
Das heißt er lebt überhaupt nicht nach seinen Möglichkeiten, die er eigentlich hat. Und damit kann man sagen, wird die Verdrängung, die zunächst mal einen Schutz darstellt, nach und nach aber auch zu einer Verhinderung. Denn man hat eine ganze Reihe von Anlagen, die man eigentlich - auch astrologisch im Horoskop zur Verfügung hat - eben nicht zur Verfügung. Und damit ist also Verdrängung ein Vorgang der im Prinzip - vor allen Dingen, wenn er ständig in einem extremen Ausmaß abläuft - problematische Züge hat. Denn das, was man verdrängt, kommt einem irgendwann - das ist auch ein psychologisches Gesetz, erinnern Sie sich an das 7. Lebensprinzip, die Waage - es kommt einem in der Projektion von außen entgegen. Und wie man im Psychologischen sagt: in pervertierter Form.
Die Inhalte, die einem in pervertierter Form von außen in der Projektion entgegen kommen, die wird man meistens als äußerst unangenehm wegen der Pervertiertheit ansehen. Und man hat auch deshalb in keinem Fall das Bedürfnis zu sagen: ja, das gehört zu mir. Gerade deshalb, weil es ja etwas Unangenehmes ist. Oder: ja, ich habe etwas damit zu tun oder gar ich bin schuld an diesem Vorgang. Das wird man nicht tun.
Insofern ist die Verdrängung auch ein Vorgang, der dazu in der Lage ist, einen Menschen ständig immer weiter von sich selber zu entfernen. Man lebt sich nicht. Und die Gefahr, dass man in einem starken Verdrängungsprozess eingegliedert ist, und den, weil er unbewusst abläuft, nicht erkennt, die ist bei Neptun- oder Fische-betonten Menschen wirklich immer extrem groß. Sie müssen davon ausgehen, dass wesentliche Teile der Persönlichkeit, vielleicht sogar die wesentlichsten, bei einer Fische- oder Neptun-Betonung verdrängt sind. Es gibt keinen Menschen – es sei denn, er wird erleuchtet geboren, aber wem passiert das schon – der in der Lage ist, sich alle besonders in jüngeren Jahren verdrängten Inhalte bewusst zu machen. Das würde sowieso auch nur über den Außenvorgang der Projektion gehen, dass man von außen aufmerksam gemacht wird.
Insofern hat man es hier mit einem Problem im Sinne des Stichworts „Spätentwicklung“ zu tun, was auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Und es gibt, wie wir später noch im Kurs sehen werden, bestimmte typische Neptun-Konstellationen, - Sonne-Neptun, Mond-Neptun, Saturn-Neptun - die ein ungeheures problematisches Potenzial in sich tragen und zu den schwersten Konstellationen überhaupt gehören. Die Erklärung dafür kann auf der einfachen Ebene zunächst mal sein, dass es sich hier um Konstellationen, also um Lebensinhalte handelt, die nicht gelebt werden. Die sozusagen wie Dornröschen in einem Zauberschlaf liegen und nicht ins Leben treten können, nicht gelebt und nicht erlebt werden können. All die Dinge, in denen uns Erfahrungen fehlen. Der Neptun beraubt uns bestimmter Erfahrungen.
Allerdings, wie gesagt, tut er es zunächst mal im Sinne einer Schutzfunktion, die wie wir auch später sehen werden, äußerst nützlich ist. Aber der Schutz des Neptuns verkehrt sich irgendwann im Leben bei jedem Menschen in eine Verhinderung. Und dann ist es – spätestens dann – an der Zeit, diese entsprechende Verhinderung zu erkennen und das Potenzial, was in den verhinderten Anlagen steckt, zu entwickeln.
Aus all dem Gesagten kann man ableiten, dass es aufgrund des ausgeprägten Verdrängungsmechanismus im Laufe des Lebens, und zwar schon relativ früh, zu einer sogenannten Ich-Schwäche kommt. Aus dieser Ich-Schwäche heraus entstehen Verhaltensformen von Fische- beziehungsweise Neptun-betonten Menschen, die beispielsweise mit dem Wunsch beschrieben werden können, symbiotisch mit einem anderen Menschen verbunden zu sein und dessen Leben mit zu leben. Diese Ich-Schwäche ermöglicht deshalb eine symbiotische Lebensform mit einem anderen Menschen, weil man selber das eigene Ich nicht oder nur ganz schwach entwickelt hat und deshalb sehr leicht in die Identitäten anderer Menschen schlüpfen kann. Weil die eigene Identität, das eigene Ich, einen nicht daran hindert.
Das sind aber dann Lebensformen, sogenannte symbiotische Lebensformen, in denen man dem anderen mehr oder weniger vollständig ausgeliefert ist. Dann kommt man häufig in die sogenannte Opferrolle und fühlt sich letzten Endes oft vom Leben vernachlässigt. Das sind dann Entwicklungen, die im gesamten Horoskop genauer untersucht werden müssen. Das kann man aus dem Fische-Prinzip allein nicht ableiten. Aber aus dem Verdrängungs-Potenzial entsteht im Grunde genommen eine gewisse Ich-Schwäche. Das kann man in jedem Falle generell sagen. Es handelt sich hier um einen Menschen, der dann aufgrund der fehlenden Kenntnisse auch über sich selbst oft das Gefühl hat, dass er unverstanden ist. Also das Bild des unverstandenen Menschen.
Ein letzter wichtiger Punkt für das Fische-Neptun-Prinzip, beziehungsweise für entsprechende Menschen mit der jeweiligen Betonung, ist das Problem der Sucht. Neben dem Skorpion und Pluto stellen Neptun und das Fische-Zeichen die zweite Komponente dar, die mit dem Sucht-Problem, mit der Suchtproblematik zu tun haben. Der Anteil des Neptuns an der Sucht ist eigentlich der, der diejenige Welt repräsentiert, in die der Süchtige flüchten möchte. Es ist natürlich eine Scheinwelt, eine Trug- oder Traumwelt, aber diesen Anteil symbolisiert Neptun. Der plutonische Anteil, der bei suchtkranken Menschen in der Regel auch stark im Horoskop vorhanden ist, bezieht sich dann eher auf die Sucht im Sinne der Abhängigkeit - denken Sie an den Oberbegriff Verbindlichkeit für den Skorpion, gleich Abhängigkeit. Der Neptun-Anteil bei einem suchtkranken Menschen bezieht sich auf sozusagen diejenige Welt, in die er eigentlich flüchten möchte, in die er fliehen will, um der Realität, und das ist nun alles andere als Neptun, zu entkommen.
Das Problem, was sich nun aber auch aufgrund der Tatsache ergibt, dass Neptun das Unstoffliche an sich repräsentiert, ist, dass jede Sucht an irgendeine Art von Stoff gebunden ist. Und dieser Stoff spielt keine Rolle, egal wie man den jetzt nennt, ob man jetzt sagt Alkohol oder Nikotin oder Heroin oder um welche Droge es im allerweitesten Sinne geht. In jedem Fall ist es ein Stoff. Und damit haben wir eine Zustandsform des Neptuns im Horoskop, der dem Neptun im Kern seines Wesens überhaupt nicht entspricht. Das heißt es ist eine falsche Lebensform, wenn man versucht, den Neptun im Sinne einer Droge ausschließlich stofflich zu leben - und davon muss man ja ausgehen, wenn man mit einem Suchtkranken zu tun hat, denn der hat den Neptun im Grunde genommen vollständig für diese Droge, beziehungsweise für den entsprechenden Stoff vereinnahmt. Das kann nicht gut gehen.
Das bedeutet dann - wie bei jedem anderen Lebensprinzip, was nicht prinzipiengemäß gelebt wird - dass das zu allergrößten Schwierigkeiten im Leben führt. Auch im Zusammenhang mit dem, was vorher gesagt worden ist, im Sinne der Verdrängung. Ein Suchtkranker – das weiß jeder – ist ein Mensch, der ganz eindeutig bestimmte Probleme verdrängt. Insofern ist Sucht und Verdrängung eine Analogiekette und deshalb muss sie auch zu einem einzigen Planeten oder Tierkreisprinzip gehören, eben den Fischen.
Ich fasse zusammen. Der Oberbegriff für Fische ist Auflösung, was nichts anderes bedeuten soll, als die Beschreibung des Zustandes, nachdem Gegensätze durch das Wassermann-Prinzip aufgehoben worden sind. Ansonsten haben wir es hier mit einem sogenannten Spätentwickler zu tun, aufgrund der Tatsache, dass das Neptun-Prinzip für den Vorgang der Verdrängung steht. Und wenn die verdrängten Inhalte nicht ausreichend früh oder schnell genug wieder aus der Projektion hervorgeholt werden, dann wird man mit großen Verzögerungen im Leben rechnen müssen, beziehungsweise auch mit Realitätsproblemen. Und der Schwierigkeit, dass man sich selber als einen unverstandenen Menschen empfindet. Das kann in krassen Fällen durchaus dazu führen, dass man die Suchtneigung, die man über den Neptun potenziell in sich trägt, auch in der Realität lebt und im Grunde genommen ein Suchtproblem bekommt.
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