„Er ist zurück!“ brachte er unter immer noch leicht verunsicherter Stimme hervor.
„Was soll das heißen? Wer ist ‚er?“ fragte Belial.
„Dalarion!“, antwortete Dio.
Sofort ging ein unruhiges Raunen durch den Saal. Belial merkte dass seine Leute unruhig wurden und verschaffte sich durch einen lauten Schrei wieder Aufmerksamkeit.
„Ruhe!“ Alles war sofort wieder still. „Woher weißt du dass er es ist? Vielleicht hast du eine andere Missgeburt der Jarcath gesehen!“, erwiderte Belial und wollte damit die Situation entschärfen.
„Nein! Ich habe ihn erkannt.“, versicherte Dio. „Du hast Dalarion noch nie zuvor gesehen oder bist ihm begegnet! Wie kannst du behaupten ihn zu erkennen, wenn du seine Charaktereigenschaften nicht kennst und nicht weißt wie er aussieht?!“ sagte Belial.
„Er hat es mir bestätigt! Ich war unterwegs um drei rechtsradikale Skinheads zu überprüfen, die unserer Organisation beitreten wollen. Einer ist mir blöd gekommen, da hab ich ihn zusammengeschlagen und wollte eigentlich nur wieder zurück zu unserer Basis, als mich auf der Straße ein Junge anrempelt. Da bin ich ausgerastet und wollte den Spinner kalt machen. Erst hab ich es ohne meine Kräfte versucht, aber als sich herausstellte das der Kleine gar nicht Ohne war, habe ich meine Waffe hervorgerufen und wollte ihm mit meinem Streitkolben den Kopf spalten. Dann kam wie aus heiterem Himmel ein Bumerang angeflogen und hinderte mich an meinem Vorhaben. Als ich mich umsah wurde ich schon von ihm an der Kehle gepackt. Er gab mir den Auftrag dir zu sagen, dass er zurück ist und hat mich mit gewaltiger Kraft weggeworfen als wäre ich irgendein Tennisball oder so.“, erklärte Dio weiter.
Man konnte es Belial anmerken, dass er nicht ganz so entspannt war wie er sich gab, aber er konnte nicht vor all den anwesenden Alkatar seinen Unmut preisgeben. Das würde nur für Unmut bei seinen Leuten sorgen, und Belial wusste dass er das in einem Kampf gegen Dalarion nicht gebrauchen konnte. Hier war jeder Mann wichtig. Dalarion hatte aus dem letzten Kampf gelernt. Diesmal würde er nicht so leicht auf einen Hinterhalt reinfallen. Aber Belial wusste auch dass sich Dalarion niemals so extrem gegen die Regeln verhalten würde, dass er sich auch eine größere Armee als die durch die alten Regeln festgelegten vier Mann aufbauen würde.
„Ich kann dir anmerken, dass es dir nicht leicht gefallen ist mir diese Nachricht zu überbringen Dio.“ sagte Belial.
„Ich kann das wirklich in keinster Weise verstehen! Wovor hast du Angst? Wovor habt ihr Angst? Warum erschreckt ihr bei dem Namen Dalarions?“, fragte er verblüfft.
Er sprach jetzt zu der gesamten anwesenden Masse.
„Es ist jetzt über einhundert und ein Jahr vergangen und wir haben uns in diesen Jahren immer gegen die Jarcath durchsetzen können! Wie viele der so genannten Anführer haben wir in dieser Zeit wieder zurück zu ihrem dreckigen Gott geschickt? Zehn? Zwölf? Ich weiß es nicht! Weil es mir egal ist! Wir haben sie alle besiegt und genauso werden wir Dalarion auch wieder zurück zu seinem Messias schicken! Er wird sich niemals gegen die alten Regeln verhalten und sich eine ebenso große Armee aufbauen wie wir! Wir müssen damit rechnen das sie in Zukunft zusammen agieren, ja…Aber das sind fünf Mann gegen fünfhundert! Was haben wir also zu befürchten? Ich sage euch was. Jeder einzelne von euch, der mir einen Kopf der Jarcath bringt wird reichlich belohnt. Derjenige der mir den Kopf Dalarions bringt wird von mir zurück in die Hölle geschickt, denn Dalarions Kopf ist mein Kopf! Ich will ihn lebend! Ich will wieder derjenige sein, der zum letzten Mal in die Augen des Hurensohns blickt und ihn für weitere einhundert und ein Jahre zurück zu seinem allmächtigen Gott schickt! Ich will Dalarion lebend!“
Mit diesen Worten beendete Belial seine Ansprache und sie schien Wirkung zu zeigen. Die Leute feierten die Worte Belials und spätestens als Belial den restlichen Körper des Mannes der von der Decke über der langen Tafel hing mit einem Ruck runter riss und der leblose Körper auf dem Tisch landete, waren sich alle Anwesenden sicher. Es gab keinen Grund Angst zu haben, solange Belial auch keine Angst verspürt. Belial schlug mit der flachen Hand auf den Brustkorb des Körpers ein, der vor ihm auf dem Tisch lag. Seine Hand drang dabei durch die Haut und verschwand im Inneren des Torsos. Er schlug seine andere Hand ebenfalls hinein und riss anschließend langsam den Körper auf. Dann bückte er sich mit seinem Kopf tief über den offenen Oberkörper und rieb sein Gesicht voller Ekstase durch die Eingeweide und das Blut. Mit blutverschmiertem Gesicht rief er der ihn feiernden Masse zu: „Auf das die Alkatar bis in die Ewigkeit die Erde beherrschen! Jetzt lasst uns wie die alte Manier es verlangt feiern!“
Die linke Wand des Saales fuhr plötzlich teilweise zur Seite und gab einen geheimen dunklen Raum frei. Die Alkatar jubelten, denn sie wussten genau was jetzt passieren würde. Aus dem dunklen Raum kam langsam ein riesiger eiserner Käfig herausgefahren. Der Käfig hatte keine Decke und war nach obenhin offen. Inmitten des Käfigs saßen zehn Menschen mit angstverzerrtem Gesicht. Eine Frau schrie vor lauter Angst, während ein junger Mann versuchte sie zu beruhigen. Die Alkatar lauerten an den Gitterstäben während der Käfig immer weiter in die Mitte des Raumes fuhr. Sie wackelten an den Stäben und bewarfen die Leute in ihm mit leeren Gläsern. Einer der Alkatar versuchte an den Stäben hochzuklettern und sich so Zugang zu den wehrlosen Menschen zu verschaffen, doch ein anderer zog ihn herunter und verpasste ihm einen harten Schlag ins Gesicht. Schließlich wollte jeder etwas von dem ‚Leckerbissen‘ abhaben. Der Käfig blieb genau in der Mitte des Raumes stehen und der Geheimgang auf der linken Wand wurde wieder verschlossen.
„Lasst es euch gut gehen!“, sagte Belial und hob ausgebreitet seine Arme.
Mit diesen Worten fielen die Wände des Käfigs zur Seite auf den Boden. Sofort versuchten die Alkatar sich ihre Opfer zu schnappen, welche noch ohne Aussicht auf Erfolg versuchten in sämtliche Himmelsrichtungen zu fliehen.
Alles endete in einer riesigen Orgie. Alle Menschen starben und die Alkatar rieben sich mit dem Blut ihrer Opfer ein. Belial saß an seinem Platz und beobachtet das ganze Schauspiel während er sich seine blutigen Finger ableckte.
„Es wird nicht zu dem Ende der Alkatar kommen. Nicht jetzt…“ dachte er sich.
Kapitel 6
„Das andere Leben“
„Wo bin ich?“ hallte eine schwache Stimme durch den antik eingerichteten Raum. Verschwommen konnte Tony das massive Eichenbett erkennen, in dem er gerade wach geworden war. Das Kopf- sowie das Fußende waren mit christlichen Schnitzereien verziert. Die Bettwäsche roch nach frischen Blüten und Tony hatte das Gefühl als würde er noch träumen. Wo waren seine alten Socken, die sonst immer verteilt um sein Bett lagen?
Wo war die Fernbedienung seines Fernsehers, die sich sonst immer unbequem in seinen Rücken bohrte, weil er wieder einmal auf ihr eingeschlafen war? Sein Kopf schmerzte und Tony versuchte seine Gedanken zu sortieren. Alles kam ihm so verschwommen vor.
Er versuchte sich den gestrigen Tag wieder in sein Gedächtnis zu rufen, aber er konnte sich nicht erinnern.
„Was zum Geier hast du wieder getrieben, Tony?“ fragte er sich selbst.
Langsam klärte sich seine Sicht und er konnte den Rest des Raumes erkennen. Hier war keine Spur von Unordnung zu erkennen.
„OK. Bei mir zu Hause oder beim guten alten Hawk bin ich schon mal nicht gelandet!“ stellte er fest.
Das gesamte Zimmer war mit antiken massiven Holzmöbeln ausgestattet. Auf einem eichenen Sideboard stand ein großer Flachbildfernseher.
„Ganz so oldschool sind die Leute also doch nicht die hier wohnen.“ dachte sich Tony.
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