Texte: © Copyright by Julia H. Ludwig
Umschlaggestaltung: © Copyright by Julia H. Ludwig
Technische Umsetzung: Dr. Bernd Floßmann
Erscheinungsjahr: 2020
Erscheinungsort: Berlin, Deutschland
Verlag:
Julia H. Ludwig
c/o SC Brainworx Europe SRL
Str Castelului 116/3, RO-500014 Brasov
LudwigCarus@gmx.de
Für Juliane Margit Schneeweiß und Reiner Hans Ludwig
1. Einleitung
2. Biographie
2.1 Kindheit und Jugend
2.2 Studium
2.3 Der Familienvater
2.4 Einschnitte und Wendepunkte seines Lebens
2.4.1 Kind der Revolution
2.4.2 Erkrankung an Typhus
2.4.3 Umzug nach Dresden
2.4.4 Im Dienst der sächsischen Königsfamilie
2.4.5 Carus’ finanzieller Hintergrund
2.4.6 Depression – ein psychisches Leiden
3. Interessengebiete 3.1 Literatur
3.1.1 Publikationen von Carus
3.1.2 Der Schreibstil eines Universalgenies
3.2 Kunst
3.3 Lebenskunst
3.4 Psychologie
4. Johann Wolfgang von Goethe – Vorbild, Kollege und Freund?
4.1 Der Briefkontakt
4.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
4.3 Publikationen von Carus über Goethe
5. Der Mediziner
5.1 Der „Armenarzt“
5.2 Der königliche Leibarzt
5.3 Publikationen
6. Der Naturforscher
6.1 Kontakte zu anderen Forschern
6.2 Das Verständnis für Forschung
6.3 Publikationen
6.4 Lebensmagnetismus und Mesmerismus
6.5 ‚Harvey der Insekten‘ – Der Entdecker
6.6 Cranioskopie
6.7 Carl Gustav Carus ein Rassist?
7. Relikt alter Zeit am Ende seines Lebens
8. Carus heute
8.1 Das Dritte Reich und die Deutsche Demokratische Republik
8.2. Wissenschaft und Medizin
8.3 Kunst
9. Fazit
Anhang
Gesamte Literatur von Carl Gustav Carus
Bibliographie
Die Geburt Carl Gustav Carus‘ im Jahre 1789, dem Jahr des Beginns der Französischen Revolution, ist bezeichnend für die Lebenszeit Carus’. Das Ende des 18. und der Beginn des 19. Jahrhunderts, der Zeit der Romantik und des Beginns der Naturwissenschaften waren geprägt von Veränderungen in vielerlei Bereichen.
Die Revolution Frankreichs, der neue Geist der Franzosen, das Gefühl der Freiheit, bezogen auf die Person ebenso wie auf die Phantasie eines jeden Einzelnen übertrug sich auch in das damalige Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Durch die Napoleonischen Kriege entstand der Rheinbund, dem 1806 zunächst 16 süddeutsche Fürsten beitraten und somit den Verbund des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verließen. Ihm schlossen sich bis 1811 weitere 20 Länder an. Preußen, Sachsen und Russland hingegen verweigerten ab 1806 den Zutritt zum Bund und forderten den Abzug der Franzosen sowie die Auflösung des Rheinbundes, was zum Koalitionskrieg führte. Erst nach einer sechsjährigen Kriegszeit konnte die napoleonische Hegemonialpolitik beendet und der Rheinbund aufgelöst werden.
Unter Napoleon wurde unter anderem 1807 die Bauernfreiheit und die Freiheit der Juden im Gewerbe erreicht. Ebenso erhielt die Verwaltung des Staates eine neue Ordnung. Es wurden rechtsstaatliche Grundlagen geschaffen, die den Wünschen des arbeitenden deutschen Volkes weitestgehend entsprachen.
In der Romantik, die kurz nach Beginn der Französischen Revolution aufblühte, sind solche Punkte, wie die der Freiheit, von elementarster Bedeutung. Für die deutsche Literatur bedeutete dies Freiheit für die Gedanken der Autorin, des Autors. Kritische Haltungen gegenüber anderen Mitmenschen oder dem Staat begannen sich zu entwickeln und die Suche nach dem Vollkommenen in “poetisch-verklärter Form” begann. Abgrenzungen zwischen Gegensätzen, beispielsweise zwischen Natur und Dichtung, Verstand und Gefühl wurden aufgehoben.
Die Literatur Fichtes, Schillers, Schleiermachers, Kleists und weitere Schriftsteller forderten zu einer deutschen Gemeinschaft und freier Meinungsäußerung zur Erreichung dieser Gemeinschaft auf.
Diese sich stark wandelnde und kriegerische Zeit war für das deutsche Volk nicht nur psychisch und physisch sehr belastend: Durch die Kontinentalsperre Napoleons gegenüber England, welches sich in der Industrialisierung fortgeschrittener als Deutschland zeigte, war das europäische Festland gezwungen, sich ebenfalls industriell zu entwickeln und maschinell zu arbeiten, um den Lebensstandard auch ohne England halten zu können.
Doch nicht nur im technischen Bereich, sondern auch in der Biologie wurde vermehrt geforscht. Auslöser hierfür war die Entdeckung Amerikas 1492 und die im Zuge dessen entstehende Erforschung unbekannter Flora und Fauna sowie deren Kultur, schließlich auch derer Afrikas und Australiens.
Durch die Entdeckung neuer Welten geriet das christliche Weltbild in Ungleichgewicht. Stellte sich doch durch die Reisen heraus, dass die Erde nicht nur größer als gedacht, sondern zudem keine Scheibe, wie von den Christen vermutet, ist. Ferner verehrten fremde Kulturen unbekannte Götter, anstatt wie in Europa christlich gesinnt zu sein.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde versucht, den Aufbau der Natur und den Körper der Lebewesen systematisch zu klassifizieren, um so ein Gefühl der Kontrolle über die vielfältigen Leben zu erhalten. Vermutlich diente diese Klassifikation auch Atheisten, um das Geheimnis der Schöpfung der Welt zu enträtseln, war doch nunmehr eine Entstehung der Erde und somit des Menschen ohne den Allmächtigen denkbar.
Untersucht wurde unter anderem, neben den verschiedenen Hautfarben der Menschen, auch deren Schädel. Unterschiede und Gemeinsamkeiten wurden gesucht und Schlüsse gezogen. Inwiefern Forschung und Vermutung beziehungsweise Anmaßung in einander übergingen war in der Wissenschaft zu damaliger Zeit, im 18. und bis Mitte des 19. Jahrhunderts, nicht relevant.
Veränderungen in der Naturwissenschaft und im Religionsbild waren durchaus sehr schnell möglich, wie das zehn Jahre vor Carus’ Lebensende 1859 im Neandertal gefundene Bindeglied zwischen Affe und Mensch, der Neandertaler, zeigte. Spätestens zu jenem Zeitpunkt waren Kritiker des Christentums vorzufinden und die These der Evolution hatte ein neues Fundament der „Daseinsberechtigung“.
Es stellt sich die Frage, wie ein Universalgenie, welches Carl Gustav Carus war, mit den Veränderungen und Neubegründungen, nicht nur im Lebensstil, sondern vor allem in den Naturwissenschaften und in der Regierung, umgehen konnte und welche Aspekte sich der Naturforscher und Künstler aus den Möglichkeiten, die ihm die damalige Zeit bot, zu eigen machte. Hierzu wird der Mensch Carus näher dargestellt werden.
Zunächst sollen das Leben und die Arbeiten im wissenschaftlichen Bereich sowie die Umgebung Carus’ betrachtet werden, um ein Fazit aus den Lebensumständen und der Aktualität seiner Arbeit zu erhalten. Im Folgenden wird untersucht werden, inwiefern die Umgebung, die Menschen die ihn beeinflussten und die Carus nachzuahmen versuchte, zu seiner universalen Genialität beitrugen und wo sich Grenzen des Fassungsvermögens der universellen Arbeit bei Carus aufzeigen.
Die Forschung bezüglich Carus ist aus mehrerer Hinsicht spärlich gesät. Erstmals kritisch betrachteten Anton P. Knittel im Jahr 2000 und Anja Häse (2001) Carus’ Leben, während bis dato lediglich Rezensionen entstanden sind, die sich zwar mit Carus beschäftigen, jedoch selbigen nicht kritisch hinterfragen, sondern würdigen. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand das Interesse an der Person Carus, insbesondere an seinen philosophischen, psychologischen und physiologischen Ausführungen erneut, nachdem sie bereits am Ende seines Lebens in Vergessenheit geraten waren. Anscheinend durch den Krieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts verunsichert, suchten die Menschen Lösungen bezüglich des Menschen und des Lebens und stützten sich hierbei auf die Ideen des Mediziners und Psychologen Carus. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Blickwinkel des Wissenschaftlers für nationalsozialistische Propaganda benutzt, was im Kapitel „Carl Gustav Carus ein Rassist?“ erläutert werden wird. Mit dem Ende des Dritten Reiches verstummte das Interesse an dem Mediziner erneut, um dann im Rahmen der Anthropologie seit den 60-er Jahren erneut vermehrt behandelt zu werden.1
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