So erstaunt es mich, nein, es befremdet mich, dass die Kirchen in Europa, so auch bei uns in Deutschland es anscheinend einfach so hinnehmen, dass die von ihnen etablierten und immer wieder gepredigten Werte zunehmend beschädigt werden, ohne dass von den Kanzeln der Kirchen, die für derartige Ordnungsrufe geradezu geschaffen sind, energische Mahnungen gepredigt werden. Es wäre für die Kirchen ein Leichtes, für das Wachrütteln und Aufklären unserer Gesellschaft die ganze Palette ihrer medialen Möglichkeiten einzusetzen.
Warum unterbleiben die Anklagen gegen die Schuldigen dieser weltweiten Armuts-Desaster, die in Bankentürmen und Terminbörsen wie auf der Frankfurter EUREX, aus reiner Profitgier ganze Regionen unseres Globus der Armut preisgeben, weil sie mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln auf Gewinne oder einträchtige Verluste spekulieren?
Für uns in Europa aufgrund dieser Spekulationen gerade noch zu verkraftende Preiserhöhungen stürzen die Menschen in den Armutszonen in pure Verzweiflung, da ihr ganzes Einkommen nicht mehr zur notwendigsten Versorgung ihrer Familien ausreicht, geschweige zu einem noch so bescheidenen Luxus.
Haben die Kirchen schon vor dem Materialismus kapituliert, da sie mit ihren Verschachtelungen in dem weltweiten Wirtschaftsgeschehen schon zu sehr Teil desselben sind? Geld vor Moral? Wo sind die Prioritäten der christlichen Kirchen?
Sind die Kirchen etwa selbst in vielen Bereichen korrupt, weil sie - wie in der Geschichte zu lesen-nicht den nötigen Abstand zum Kapital, der Wirtschaft, den Regierungen, zu deren Politik und zu Politikern haben, die ihre Finanzierung per Steuer absichern wie in Deutschland? Christliche Kirchen und ihre obersten Repräsentanten, die politisieren und den Politikern immer nur nach dem Mund reden, um ihre Pfründe nicht zu riskieren, anstatt die Politiker auch zu kritisieren, sind wie entleerte Kirchen, die aus vertrauensvollen Gläubigen nur noch zahlende Claqueure machen.
Es sind christliche Werte, die beschädigt werden, wenn die Kirchen, die Ungerechtigkeiten dieser Welt wie Hunger, Terror, Vertreibung, die Verarmung zur unmoralischen Gewinnmaximierung Einzelner zwar beklagen, zu Spenden aufrufen, aber die dafür Verantwortlichen nicht beim Namen nennen.
Die Kirchen sollen aufrütteln, nicht zur Wahrung ihrer Interessen kuschen und auf die von ihnen uns nahegebrachten christlichen Werte pochen, auch dann, wenn sie sich dabei in einen Gegensatz zu den Regierenden und Mächtigen dieser Welt begeben.
Die Christen auf der ganzen Welt reagieren doch auf einen neuen Papst wie Franziskus geradezu euphorisch, wenn sie bei ihm Wahrhaftigkeit, gepaart mit Bescheidenheit und einem Willen zu Veränderungen in der katholischen Kirche zu erkennen glauben!
Wie will sich ein Papst im Filz des Vatikans durchsetzen, um den wirklichen Werten der Bibel gerecht zu werden? Zu welchen Mitteln greift denn die Kurie, wenn der Papst ernst macht, und das Vermögen der Kirche zur Linderung, der Not auf der ganzen Welt einsetzen will.
Will die Pyramide des Vatikans, an deren Spitze der Papst steht, Veränderungen, die Macht-und Einflussverluste mit sich bringen, selbst wenn der Papst diese einfordert? Nein, denn es ist eine geradezu peinliche Gegenwehr von Teilen der Kurie zu den Vorhaben des Papstes zu erkennen, die wie üblich nicht offen, sondern hinterhältig und subtil stattfinden!
Auf der ganzen Welt ist der christliche Glaube nicht nur als ein schöner Traum verbreitet, sondern er muss auch gelebt werden! Auf der ganzen Welt sehen aber die Kirchen die Gefahren und Ungerechtigkeiten schon all zu lange, ohne das von diesen ein lautes unüberhörbares Aufbegehren zu vernehmen ist,
um die Menschen daran zu erinnern, dass eine moralische Instanz Glaubwürdigkeit und Hoffnung verbreitet und beides konsequent vorlebt und fordert.
Aber müssen wir bei aller Kritik an den Kirchen nicht zuerst einmal auf unsere eigenes Verhalten schauen? Sind wir zu unbescheiden geworden und etwa gar selbst schuld? Haben wir nicht schon längst die Maßstäbe verloren, die uns Zufriedenheit geben können? Schauen wir denn nicht immerfort mit einem vergleichenden Blick auf diejenigen, die mehr als wir haben und vergessen dabei jene, die sich in Not befinden, die allzu gerne unsere „Nöte“ hätten?
Es sind christliche Werte, die beschädigt werden, wenn Staaten es nicht unterbinden, dass ein Mensch, der ganztags arbeitet, davon jedoch noch nicht einmal ein bescheidenes Leben führen kann, weil der Lohn seiner Arbeit im Zeichen der Globalisierung ständig für den Profit anderer nach unten korrigiert wird und dieser noch weitere Arbeitsstellen annehmen muss, obwohl früher eine Ganztagsbeschäftigung zu einem bescheidenen Lebensunterhalt einer Familie ausreichte.
So wächst in unserer Gesellschaft mittlerweile eine tiefe Unzufriedenheit heran. Menschen, besonders die Jüngeren beobachten, dass es ihnen schier unmöglich wird, ihren Familien das bieten zu können, zu dem ihre Eltern noch in der Lage waren. Ein Haus mit Garten ist angesichts der spekulativ explodierenden Grund-und Häuserpreise eine Utopie. Weite Teile der unsere Wirtschaft tragenden potenziellen Eltern verschieben Jahr für Jahr ihren Kinderwunsch oder setzen diesen ganz aus. So sinken die Geburtenzahlen und unsere Rentensysteme geraten in Schieflage. Wie soll denn ein Kinderwunsch realisiert werden, wenn man das Nest nicht mehr bezahlen kann! Stetiges Schrumpfen der Bevölkerung wird zulasten unserer Kultur und Zukunft irrational ohne Planung, ohne ein tragbares Einwanderungsgesetz zurzeit mit wilder gesetzeswidriger Zuwanderung in unsere Sozialsysteme ausgeglichen.
Die letzteren Faktoren beunruhigen alle, besonders die älteren Bevölkerungsschichten, welche diese finanziert haben und die schrumpfende junge Generation, die für beide, Rentner und Migranten die horrenden Lasten tragen muss.
So stimmt es traurig, dass unter dem Druck von Arbeitszeiten und zu niedrigen Löhnen Ehepaare die Souveränität über ihre Lebensplanung mit Kindern verlieren, da diese zwar in menschlicher Hinsicht eine unendliche Bereicherung darstellen, aber finanziell ein Armutsrisiko werden können! Kinder ein Armutsrisiko?
Wie falsch muss denn eine Wirtschafts-und fehlgesteuerte Sozialpolitik sein, wenn eine derartige Wortwahl in den Medien Einzug hält! So verarmt eine ganze Gesellschaft an Substanz und Seele! Doch sind wir zu unbescheiden geworden und etwa gar selbst schuld?
Sind wir selbst schon zu Sklaven unserer uns von der Wirtschaft aufoktroyierten Wünsche und Sehnsüchte geworden, die uns ständig über ihre maßlose Werbung suggeriert, dass immer mehr, immer größer, immer teurer, das Maß aller Dinge sein muss und der Erst-, Zweit-und Dritturlaub in immer fernere Gebiete der Erde uns erst die innere Zufriedenheit und das Glück bringt, das wir bei zu Hause anscheinend nicht mehr finden können?
Viele Menschen, die diesen Verführungen erliegen, verirren sich in einem Gestrüpp nicht mehr zu bedienender Kredite und wachen todunglücklich mit Schulden überladen auf und haben ihr Leben ruiniert.
Es ist schon bedrückend, wenn man in den Zeitungen lesen muss, dass mehr als 10% der Bundesbürger überschuldet sind! Viele von den 10% kommen auch durch Scheidungen, Arbeitslosigkeit, unerwartete Todesfälle, Unfälle und Krankheit in diese missliche Situation und nicht nur durch zu viel Konsum.
Die meisten Menschen der westlichen Welt und deren Werteschema sind sich gar nicht bewusst, dass ihr verschwenderischer Lebensstil die Möglichkeiten und Ressourcen unseres Planeten überfordern und für ihre Nachkommen nichts mehr übrig lässt.
In der westlichen Welt werden jährlich so viele Nahrungsmittel weggeworfen, die weltweit den Hunger vermeiden könnten. Nur um unter den billigsten Angeboten wühlen und wählen zu können, nehmen wir in Kauf, dass Kinder und Erwachsene in Fernost und anderswo unter erbärmlichsten Bedingungen und Bezahlung ohne Aussicht auf ein menschenwürdiges Dasein arbeiten müssen!
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