Massimiliano Bampi / Anna Katharina Richter (Hrsg. / eds.)
Die dänischen Eufemiaviser und die Rezeption höfischer Kultur im spätmittelalterlichen Dänemark / The Eufemiaviser and the Reception of Courtly Culture in Late Medieval Denmark
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Umschlagabbildung: Manuskript Codex Holmiensis K 47 (Königliche Bibliothek Stockholm), Ivan løveridder (Ivan der Löwenritter), 1r (Prolog). Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Det Danske Sprog- og Litteraturselskab, Kopenhagen.
Prof. Dr. ass. Massimiliano Bampi
Università Ca’Foscari Venezia
Dipartimento di Studi Linguistici e Culturali Comparati
Dorsoduro 1405
30123 Venedig
Italien
https://orcid.org/0000-0002-8378-0190
Dr. Anna Katharina Richter
Universität Zürich
Deutsches Seminar
Abteilung für Skandinavistik
Schönberggasse 9
8001 Zürich
Schweiz
https://orcid.org/0000-0002-7165-7320
DOI https://doi.org/10.24053/9783772057502
Gedruckt mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften.
© 2021 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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Internet: www.narr.deeMail: info@narr.de
ISSN 1661-2086
ISBN 978-3-7720-8750-9 (Print)
ISBN 978-3-7720-0145-1 (ePub)
Eufemiavisor – Eufemiaviser
Zur höfischen Literatur in Dänemark zwischen Mittelalter und früher Neuzeit. Einführung und Forschungsübersicht
Bampi/Richter (Hrsg.), Die dänischen Eufemiaviser, BNPH 68 (2021): 7–14 DOI 10.24053/9783772057502-010
Massimiliano Bampi (Venedig) https://orcid.org/0000-0002-8378-0190
Anna Katharina Richter (Zürich) https://orcid.org/0000-0002-7165-7320
Die im vorliegenden Band versammelten Beiträge sind größtenteils aus Vorträgen im Rahmen der internationalen Konferenz The Eufemiaviser Eufemiaviser (dän.) and the Reception of Courtly Culture in Late Medieval Denmark hervorgegangen. Im Zentrum der Tagung, die von den Herausgebern dieses Bandes organisiert wurde und vom 13.–14. September 2018 am Deutschen Seminar der Universität Zürich stattfand, stand die eingehende Beschäftigung mit unterschiedlichen Aspekten der Textüberlieferung der spätmittelalterlichen Eufemiaviser (EufemiaEufemia, Königin von Norwegen-Gedichte) in Dänemark. Hierbei handelt es sich um drei mittelalterliche höfische Versromane, die – benannt nach der Auftraggeberin, der ursprünglich aus Norddeutschland stammenden norwegischen Königin Eufemia (1280–1312) – in komplexen Transmissionsprozessen mit verschiedenen Übersetzungsvorlagen und Bearbeitungsstufen zu Beginn des 14. Jahrhunderts zunächst ins Altschwedische und später, vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ins Mitteldänische übersetzt wurden:1 Ivan løveridder Ivan løveridder (dän.) (Ivan der Löwenritter, welcher auf Yvain Yvain ou le Chevalier au lion ou le Chevalier au lion von Chrétien de Troyes zurückgeht), Hertug Frederik af Normandi Hertug Frederik af Normandi (dän.) (Herzog Friedrich aus der Normandie) und Flores og Blanseflor Flores og Blanseflor (dän.) (Flores und Blanzeflor). Während es in der altschwedischen Tradierung mehrere handschriftliche Textzeugnisse der drei Eufemiavisor Eufemiavisor (schwed.) gibt, sind die dänischen Varianten nur in einer einzigen Sammelhandschrift überliefert (Codex Holmiensis K 4Codex Holmiensis K 4 (Stockholm, Kungliga biblioteket)7Codex Holmiensis K 47 (Stockholm, Kungliga biblioteket), Königliche Bibliothek Stockholm, im Folgenden: K 47). Zusammen mit drei weiteren Erzähltexten, die thematisch mit den Eufemiaviser korrelieren ( Persenober og Konstantianobis Persenober oc Constantianobis [Persenober und Konstantianobis]; Den kyske dronning Den kyske dronning [Die keusche Königin] und Dværgekongen Laurin Dværgekongen Laurin [Der Zwergenkönig Laurin]), stellen sie ein einzigartiges Zeugnis kontinentaler höfischer Erzählkunst in der dänischen Literatur des ausgehenden Spätmittelalters und der beginnenden frühen Neuzeit dar. Gerade diese Position macht sie so interessant für eine intensivere Auseinandersetzung mit den Vorlagen und mit ihrem literarischen, kulturellen und historischen Umfeld. Auch aus der historischen Sicht auf die Renaissance des Rittertums im spätmittelalterlichen Dänemark, wie sie sich in der Architektur und in Repräsentationsformen höfischer Kultur, der sog. ‚Ritterrestauration‘, manifestieren, bieten diese Texte eine wichtige literarische Perspektive.
Im Unterschied zu den altschwedischen Eufemiavisor Eufemiavisor (schwed.), denen 2012 eine internationale Tagung in Stockholm gewidmet war (vgl. Ferm u.a. (Hg.) 2015), sind die dänischen Textvarianten in der skandinavistischen Forschung bisher nur marginal behandelt worden, und erst in jüngerer Zeit kommt ihnen vermehrte Aufmerksamkeit zu. Von der früheren Forschung sind insbesondere einige Beiträge zu nennen, die auf verschiedene Weise eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung unserer Kenntnisse dieser Werke und deren Verständnis gespielt haben.
In Jürg Glausers (1986) Artikel zur höfisch-ritterlichen Epik im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Dänemark werden die Eufemiaviser Eufemiaviser (dän.) und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung im Rahmen der Untersuchung der Sammelhandschrift K 4Codex Holmiensis K 4 (Stockholm, Kungliga biblioteket)7Codex Holmiensis K 47 (Stockholm, Kungliga biblioteket) besprochen. Wenngleich die Betrachtung hauptsächlich auf Den kyske dronning Den kyske dronning fokussiert, werden alle drei Versromane als Teil eines intertextuellen Dialogs diskutiert, der auf den thematischen Gemeinsamkeiten der in dieser Handschrift versammelten Texte gründet.
Pil Dahlerups Überlegungen (1998) zum höfischen Roman stellen die bisher ausführlichste Auseinandersetzung mit den gesamten Eufemiaviser Eufemiaviser (dän.) im Rahmen der höfischen Kultur dar. Die strukturellen und stilistischen Hauptmerkmale der Texte als Übersetzungen werden in knapper Form dargestellt, außerdem wird das vielschichtige Sinnpotential der Eufemiaviser hervorgehoben, insbesondere bezüglich ihrer ideologischen und mentalitätsgeschichtlichen Tragweite. Dahlerup stellt die dänischen Eufemiaviser nicht nur in den Kontext der (spät)mittelalterlichen höfischen Literatur in Dänemark, sondern betrachtet sie immer auch vor dem Hintergrund der kontinentaleuropäischen Tradition, insbesondere dem Einfluss der französischen und der deutschsprachigen Literatur.
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