Sam Rimola - 151

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Hätte ich nicht schon in Schulzes Trödelladen stutzen müssen, als diese so harmlos wirkende Glaskugel bei der kleinsten Berührung zu leuchten begann? Hätte es mir nicht merkwürdig vorkommen müssen, dass im Inneren dieser Kugel plötzlich seltsame, unverständliche Botschaften aufleuchteten? Und hätte ich nicht spätestens dann die Flucht ergreifen müssen, als mich am nächsten Morgen vom anderen Ende meines Kopfkissens mein Doppelgänger frech angrinste? Natürlich hätte ich das! Aber hätte das etwas geändert? Hätte es mich und die anderen womöglich gerettet? Wahrscheinlich nicht, denn in diesem Moment, als die Finger meiner rechten Hand das Glas dieser Kugel zum ersten Mal berührten, war ich, ohne es zu wissen, bereits gefangen in einer völlig fremden und gefährlichen Welt und eine Jagd durch jede Menge mysteriöse Abenteuer nahm ihren Anfang.
Doch was zum Kuckuck noch mal hatte das eigentlich alles mit dieser ominösen Zahl «151» zu tun?

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151

von

Sam Rimola

Imprint

151

Sam Rimola

Published by: epubli GmbH, Berlin,

www.epubli.de

Copyright © 2012 Sam Rimola,

ISBN: 978-3-8442-3641-5

1.Auflage

Bildmaterial: Sam Rimola

Alle Rechte vorbehalten.

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Zustimmung des Autors darf kein Teil des Werkes in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verbreitet, verarbeitet oder vervielfältigt werden.

Sämtliche Figuren entstammen der Fantasie des Autors und haben keinerlei Bezug zu lebenden Personen oder wahren Ereignissen.

Inhaltsverzeichnis

3 + 4

Doppel-Tim und Hanno-Kröte

Schulze

Immer noch 7

8

11

17

21

22

33

37

39

49

57

77

82

89

97

110

116

123

127

134

141

143

148

150

151

Déjà-vu

Schulze und Schluss

Epilog

Danke

In eigener Sache

3 + 4

»Hey, du Idiot, willst du erwischt werden? Nimm die Finger da weg!«

»Warum das denn?«

»Weil das auf dem Schild dort steht.«

»Was für ein Schild?«

»Das da, mit der durchgestrichenen Hand!« Oh Mann, hätte ich mich bloß nicht wieder breitschlagen lassen, mit Hanno herzukommen. Ich hatte schon den ganzen Tag das komische Gefühl, als würde ich diesen Entschluss noch bitter bereuen müssen.

»Nun mach dir mal nicht ins Hemd, Tim. Seit wann bist du denn plötzlich so ein Feigling?«

»Ich bin kein Feigling, ich habe nur keine Lust, erwischt zu werden.«

»Wir sind hier doch noch nie erwischt worden.«

»Kann ja noch kommen. Außerdem langweile ich mich. Können wir jetzt endlich gehen?«

»Das ist doch lustig hier.«

»Ja, genauso lustig wie Lateinvokabeln lernen und sogar noch staubiger.«

Mit dem Wort „staubig“ brachte man es übrigens auf den Punkt. Von den unzähligen Kuriositäten, die Schulze hier in seinem Trödelladen beherbergte, war neben Millionen von Spinnweben der Staub definitiv das hervorstechendste Merkmal. Den zentimeterdicken Schichten nach zu schließen, hatte hier vermutlich seit dem letzten Urknall kein Großputz mehr stattgefunden. Ich befürchtete manchmal sogar, dass Hausstauballergiker schon beim Betreten des Ladens eines sicheren Erstickungstodes sterben müssten. Doch erlebt hatte ich derlei Dramatik allerdings noch nicht.

Zum Glück – oder leider, denn eigentlich hatte ich mir insgeheim schon immer gewünscht, mal jemandem das Leben zu retten. Ich meine, wie cool wäre das denn, wenn hier dieser Jemand plötzlich zusammenbricht, ich mich daraufhin selbstlos auf ihn stürze, ihn mit Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassagen wiederbelebe und gleichzeitig ein Notarztteam Kommandos zubrülle? »Sein Zustand ist kritisch. Schnell, er ist systolisch auf 90 gefallen, zyanotisch und bradykard. Ich brauche ein großes Blutbild, eine Thoraxaufnahme, sterile Kompressen, einen Defibrillator und ein Intubationsset. Wo, verdammt noch mal, bleibt der Internist? Muss ich denn hier alles allein machen? Bringt mir zwei Konserven Null negativ und ein OP-Besteck, aber zack zack!«

Okay, dieses Wiederbelebungs-Gedöns sollte ich mir nochmal vorher zeigen lassen, aber wenn ich mir vorstelle, was für einen enormen Imagegewinn so eine Lebensrettung bringt …, aber ich schweife ab.

Schulze verdient sein Geld mit dem Restaurieren alter Möbel. Ein Grund, weswegen er sich fast ausschließlich in seiner Werkstatt aufhält, sodass Hanno und ich uns so oft unbemerkt zum Stöbern in den Laden direkt vor der Werkstatt schmuggeln können. Eine Zeit lang fanden wir es superspannend und arbeiteten uns mit Eifer durch das Gerümpel, mit denen die altersschwachen Regale zugemüllt waren. Es gab nichts Schöneres für uns, als uns spannende Geschichten zu den einzelnen Fundstücken auszudenken, immer mit der Bedrohung im Nacken, jederzeit erwischt zu werden, und der Hoffnung, einmal einen wahren Schatz auszugraben. Doch irgendwann konnten wir nichts Neues und Aufregendes mehr entdecken und das Abenteuer verlor allmählich seinen Reiz.

Heute war es das erste Mal seit Monaten, dass wir uns wieder hereingeschlichen hatten. Wie schon beinahe erwartet, hatte sich zwischenzeitlich so gut wie nichts verändert, mit Ausnahme der spärlichen Deckenbeleuchtung. Hier hatte eine der beiden Glühbirnen offensichtlich das Zeitliche gesegnet, sodass das funzelige Licht des ohnehin schon schummerigen Verkaufsraumes nun noch gespenstischer wirkte. Geisterhafte Schatten krochen uns über den ausgetretenen Holzboden entgegen, färbten den Rest des Ladens in eine unheimliche Dämmerstimmung und ließen mich zum ersten Mal inständig hoffen, unter den Staubschichten nicht doch noch auf einen erstickten Hausstauballergiker zu stoßen.

»Los jetzt, lass uns hier verschwinden, der alte Schulze kann jeden Moment wieder aufkreuzen.« Alles in mir schrie förmlich nach Flucht. Leider schien umgekehrt kein Bisschen in Hanno danach zu schreien. Im Gegenteil. »Wow! Die Regale sind ja noch voller geworden. Schau mal, hier drüben! Die ist garantiert neu.« Er nahm eine kleine Beethovenbüste in die Hand und versuchte den grimmigen Gesichtsausdruck zu kopieren.

»Hanno!«, zischte ich warnend und drehte schnell das ausgestopfte Frettchen herum, um es daran zu hindern, mich weiterhin aus seinen staubstumpfen Augen bösartig anzuglotzen.

»Boah, guck mal, dieser alte verrostete Schlüssel! Vielleicht gehört der ja zu einer geheimen Schatztruhe und kein menschliches Wesen, außer uns natürlich, weiß bisher davon. Komm Tim, lass uns bitte-bitte auf Schatzsuche gehen!«, flehte er und sah mich dabei mit Bettel-Welpen-Blick an.

»Komm Hanno, lass uns bitte-bitte abhauen gehen!«, äffte ich ihn nach. »Und dich am besten gleich im Kindergarten abgeben«, fügte ich leise hinzu.

»Da ist sie ja!«, quiekte Hanno, dem mein Sarkasmus – wie üblich – entgangen war. »Komm zu Hannolein, du kleine süße Schatzkiste!«

Er reckte sich und zog eine fünfeckige Holzschachtel aus dem Regal hervor. »Guck mal, die ist jetzt aber wirklich neu!«, hustete er, nachdem er sie von einer dicken Staubschicht befreit hatte.

»Die hat kein Schlüsselloch – und jetzt komm endlich!«

»Natürlich hat sie das nicht. Sei doch nicht so fantasielos, Tim! Hast du noch nie „Galileo Mystery“ gesehen? Der Legende nach ist sie nur alle tausend Jahre für eine Minute sichtbar, denn dies hier ist die geweihte Holzschatulle für den magischsten aller Hinweise.«

»Eher wohl für 151 Hinweise«, wand ich ein, denn den Deckel zierte eine großgeschwungene 151. »Und außerdem gucke ich lieber Kriegsdokus, und hier riecht es gleich verdammt nach Blitzangriffen und Vergeltungsschlägen.« Aber auch diese Drohung versickerte in Hannos Gehörgängen.

»Hundert – ein – und – fünf – zig.« Die Zahl ließ er sich wie ein Stück Milchschokolade auf der Zunge zergehen. Verdammt, hätte ich ihn bloß nicht darauf hingewiesen.

»Das ist der sagenumwobene „Da-Hanno-Code“! Halte dich bereit, Tim! Die Geschichte der Menschheit kann ab sofort neu geschrieben werden.«

Halt, stopp! Oberflächlich gesehen müsstet ihr spätestens jetzt zu dem Schluss gekommen sein, dass Hanno wahrscheinlich an einer mittelschweren Vollmeise leidet, oder? Dann lasst euch von einem leidgeprüften Fachmann sagen, dass sich diese Einschätzung auch bei gründlicher Betrachtung bestätigen wird. Aber seht selbst!

»Achtung, Schulze kommt!«, zischte ich und zupfte an seinem Ärmel, doch Hanno fiel nicht auf meinen Bluff herein und spielte lieber weiter den „großartigen und unübertrefflichen Merlin“.

»Der Schlüssel zum Ursprung der Menschheit. Der heilige Gral unter den Holzschatullen, der ...«

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