Studio für Gesang Berlin
Arbeiten mit der Bühnenstimme
Andreas Talarowski
Berlin 2019
Arbeiten mit der Bühnenstimme
„Singen ist mehr als nur Stimme bilden. Der Geist der Person muss sich in seinem Singen widerspiegeln.“
(Alan Lindquest)
Texte: © Copyright byAndreas Talarowski
Umschlaggestaltung: © by Andreas Talarowski
Fotos: © by Iwona Kowalczyk
Verlag:
Andreas Talarowski
Otto-Suhr-Allee 94
10585 Berlin
Druck: epubli – ein Service der neopubli GMBH, Berlin
2. Auflage und Erweiterung 2019
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Andreas Talarowski studierte Gesang/Musiktheater an der UDK-Berlin. Er gründete 1995 das „Studio für Gesang
Berlin“, wo er seitdem als Gesangslehrer, Trainer und Coach mit Sängerinnen und Sängern aus dem Bereich Oper und Musical, sowie Schauspielern und Singer/Songwritern arbeitet.
Er ist Mitglied im Bundesverband deutscher Gesangspädagogen sowie de National Association of Teachers of Singing,Inc. (NATS).
Er leitet die regelmäßigen 'open classes' des Vorsingtrainings im Studio, gibt Seminare für die Bühnenstimme im Rahmen der Lehrerfortbildung 'Darstellendes Spiel' für den Berliner Senat und gibt in ganz Deutschland Workshops für Gesang und auch für die Sprechstimme.
Dieses Buch entstand aus meiner langjährigen Erfahrung meiner Arbeit im „Studio für Gesang Berlin“, die auch geprägt wurde durch die Begegnung mit vielen großartigen Menschen, die mich durch ihr Wirken beeinflussten und meine Arbeit inspirierten und förderten:
ich danke Manfred Ehrhorn, meinem wirklichen ersten Mentor, der mir überhaupt den Mut gab, die Musik zu einer beruflichen Profession zu machen, nie werde ich die Stunden nach der regulären Schulzeit vergessen, wo er alleine mit uns saß, und ich die ersten vierstimmigen Sätze meines Lebens schreiben lernte. Er gab mir mit, dass der Musiker einen kulturellen und ethischen Auftrag hat – er selbst hat ihn vorgelebt.
Ich danke Manfred Fehlisch, meinem Klarinettenlehrer, neben dem ich Profimusiker sein durfte, und der mich lehrte, dass wenn man nur von Musik etwas versteht, man auch davon nichts versteht,
Annie Schoonus, Sängerin am Staatstheater Braunschweig, die mir meine ersten Gesangsstunden gab und kein Geld dafür nehmen wollte, William Reimer, Gesangprofessor in Hannover, der mich auf meine Aufnahmeprüfungen vorbereitete, und dessen Einschätzung meiner Stimme mir Flügel verlieh, Britt-Marie Schött und Anton Rattinger, die mich in der szenische Arbeit in die „Method-Arbeit“ einführten, Peter Iljunas, der der erste war, der mir das Stimmfach des Heldentenors nahelegte, Arturo Sergi, der der erste Sänger war, der mich die große Tradition des Belcanto „fühlen“ ließ, meiner Gesangsprofessorin in Berlin, Ute Niss, die mich zunächst „heimlich“ unterrichtete, und durch deren Vertrauen ich den Grundstein für mein neues Stimmfach legen konnte. Ich danke Ehrhardt Fischer, dem großen Regisseur, der mir zutraute, Siegmund aus der „Walküre“ zu singen, David Jones aus New York, mit dem ich das Heldentenorfach wirklich fassbar machte, und Manfred Lechner, mit dem ich in jüngster Zeit immer mehr zusammenarbeite, weil wir für das Coaching des Sängers eine gemeinsame Sprache sprechen und einer Vision folgen:
„Singen ist mehr als nur Stimme bilden. Der Geist der Person muss sich in seinem Singen widerspiegeln.“ (Alan Lindquest)
Und ich danke allen meinen Schülern und Schülerinnen, die diese enorme Entwicklung der letzten 18 Jahre mitgegangen sind, und mich auch immer wieder dazu brachten, die Wahl meiner Schritte zu hinterfragen und sie durch ihren Erfolg zu bestätigen.
Andreas Talarowski, Berlin 2013 und 2019
Das Studio für Gesang Berlin wurde 1995 von mir gegründet, um einen geeigneten geschützten Raum zu schaffen, in dem sich Sängerinnen und Sänger erfahren, ausprobieren und austauschen können.
Mein Arbeitsbereich umfasst heute Gesangsunterricht für engagierte Laien, Interessenten aus sprechintensiven Berufen, Gesangsstudenten im Bereich Oper und Konzert, Schauspieler und Musicaldarsteller, Coaching für Profis, Seminare in ganz Deutschland und die regelmäßigen open classes in Berlin, ein Forum zum Training der Vorsingsituation. Lag mein Schwerpunkt der Arbeit in den ersten Jahren sowohl im Einzelunterricht als auch in den Seminaren in der Stimmwahrnehmung und -bildung, der Erkundung der eigenen stimmlichen Mittel, verlagerte sich dieser in letzter Zeit immer mehr in den Stimmcoaching-Bereich: Sängerinnen und Sänger wie Schauspielerinnen und Schauspieler arbeiten auf einem sehr wettbewerbsorientierten Markt und sind ständig mit oft spartenübergreifenden Anforderungen konfrontiert, die ein gezieltes Training verlangen. Meine Arbeit entwickelte sich in dieser Zeit immer mehr zum Training der Vorsingsituationen in ihren vielschichtigen Aspekten, um diesen Anforderungen gerecht zu werden:
Gibt es einen professionellen Klangstandard, wenn ja, was sind seine Merkmale, wie erreiche ich sie und wie kann ich sie abrufbar absichern.Wie sehen die Mittel aus, damit die Fähigkeit des Sängers und der Sängerin in ihrer Einzigartigkeit auch in der Vorsingsituation erkennbar sind? Die Erfahrungen durch meinen Lehrauftrag für Gesang an einer Schauspielschule lenkten meinen Fokus auch immer mehr auf die Rollenfindung und -gestaltung und deren Verbindung zur Persönlichkeitsstruktur des Sängers oder der Sängerin. Was ist der tiefste innere Antrieb, sich diesem Wettbewerb zu stellen?
Meine Arbeit ist sehr von der Begegnung mit David L. Jones geprägt worden: es war für mein Unterrichten sehr wichtig, auch wieder selbst in die Situation des Lernenden zu treten und diese Befindlichkeit zu verinnerlichen, es neu zu spüren, was einem in der Praxis stehenden Coach nie abhanden kommen darf: die Einsicht, dass der Beruf des Gesangslehrers ein Leben langes Lernen beinhaltet, ein ständiges Hinterfragen und Überprüfen der eigenen Arbeit und der eigenen Fähigkeiten, ein Weitergehen. Die Besinnung auf eine große alte Tradition, die wunderbare Sänger hervorgebracht hat, die schwedisch-italienische Technik, verbunden mit moderner ganzheitlicher Körperarbeit, schauspielerischem Rollenbewusstsein und die Hinführung zum Selbstmanagement (Lerne das Lernen), sind heute die Pfeiler meiner Arbeit, die ich mit interessierten Sängern, Gesangsstudenten, Schauspielstudenten, Profis, Stimmlehrern und Stimmtherapeuten teilen möchte.
Die Geschichte der schwedisch - italienischen Schule
Im Frühjahr 2003 hatte ich das Glück, Maestro David L. Jones aus New York kennenzulernen. Er ist ein international tätiger Gesangspädagoge und Stimmforscher und ich hatte seine Arbeit über seine Fachartikel im Internet kennengelernt.
Ich fragte nach, ob er auch Seminare in Deutschland gäbe, und es traf sich, das sogar in Berlin zu diesem Zeitpunkt eines anberaumt war. Es war aber ausgebucht, und ich stellte mich auf eine Hospitation ein, da aber kurzfristig jemand absprang, begann so unsere Zusammenarbeit.
David Jones ist der letzte Schüler von Alan Lindquest gewesen, der die schwedisch-italienische Schule, wie wir sie heute nennen, nach Amerika brachte und so vor dem Aussterben bewahrte. Durch David Jones wird sie jetzt wieder nach Europa zurückgebracht und kann hier eine Tradition wieder beleben, die durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde.
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