Das Thema dieser heutigen Sitzung trägt den Arbeitstitel :
,Neue Wege in der Kriegsführung.‘
Was bedeutet dies konkret? Was müssen wir uns darunter in einer hochtechnisierten Welt vorstellen?
Nun, in verschiedenen Gremien und Gesprächskreisen, wurde nicht nur einmal der Wunsch geäußert, über neue, intelligente und wirkungsvolle Waffensysteme zu verfügen. Einige Vertreter vor allem der Armee und Polizei und anderer Sicherheitskräfte, bedauerten schon seit längerem, dass die Entwicklung von herkömmlichen Waffensystemen, wie die gebräuchlichen Schusswaffen, an ihrem Ende angelangt sei.
Ein kurzer Blick in den derzeitigen Status Quo:
Immer wieder gibt es Neuentwicklungen, wie Teaser und EMP Impulswaffen, oder sogar Hyperschallsysteme. Aber der Anwender, der Träger dieser Waffen ist immer noch der Mensch. In der Regel sind das sehr teuer ausgebildete Soldaten oder Polizisten. Menschen sind und bleiben aber fehlbar. Ihre teuren Waffensysteme wenn in die falschen Hände gelangen oder in die des Feindes, schrumpft die technische Überlegenheit auf eine Minimum.
Mittels GPS gesteuerte Präzisionswaffen sind in der Lage, nahezu jedes bekannte Ziel punktgenau zu zerstören. Ein gravierender Nachteil dieser Technologie wird jedoch immer deutlicher sichtbar. Sie ist auf Dauer und bei größeren Konflikten, unbezahlbar! Eine einzige Lenkwaffe kostet mehrere Hunderttausend Dollar. Und was wird mit diesen Waffen zerstört? Vielleicht mal eine Radarstation, ein Lastwagen oder ein Pick up mit einem darauf montiertem Maschinengewehr. Manchmal auch der Teil eines Gebäudes oder Waffendepot. Was tun sie aber gegen Zehntausende von diesen genannten Zielen?
Sie wissen es besser als ich, einen Krieg, einen bewaffneten Konflikt gewinnt man mit diesen Hightech Waffen noch nicht. Es reihen sich nur mehr oder weniger bedeutende, zerstörte Dinge aneinander. Ohne das Kampfgebiet mit eigenen Soldaten in Augenschein zu nehmen, lässt sich eine genaue Beurteilung der Lage nicht sagen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Im angehenden 21. Jahrhundert nähert sich die Zeit der Explosionswaffen dem Ende zu. Etwas völlig Neues wird die kommenden Konflikte dominieren.
Eine weitere Frage, die sie möglicherweise alle intensiv beschäftigt, wird sein:
Was tun wir gegen eine kleine Gruppe gut vernetzter Terroristen, Soldaten, Rebellen oder Verbrecherbanden? Die verschiedenen Kommunikationsebenen abschalten? Mehrere neue unabhängige Netze aufbauen? Selbst wenn dies gelänge, wie schützt man sich vor Hackerangriffen? Das dürfte in unserer modernen technisierten Welt eine gewaltige Hürde darstellen. Bei den Konfliktherden in der jüngsten Vergangenheit hatten die Behörden nicht die Macht z.B. über das Internet oder die Spezialdienste der Mobilphonhersteller. Sogar totalitäre Problemstaaten hatten große Schwierigkeiten mit dem Kappen der Leitungen. Nahezu alle Staaten verfügen über keine sekundäre Netze um den Sicherheitskräften ausreichende und abhörsichere Kommunikation zu ermöglichen.
Meine Herren wir brauchen deshalb eine neue Technologie. Meine Gesellschaft, die Prometheus, kann ihnen das bieten, mit dem sie ihre Strategien in der Zukunft neu ausrichten können. Die Technologie des 21. Jahrhunderts nennt sich Molekularbiologie. Das bedeutet, mit Gentechnik werden wir in der Lage sein Wege zu beschreiten, die aus der heutigen Sicht eines herkömmlichen Polizisten oder Soldaten ziemlich abstrakt sein wird.
Ich werde ihnen aber dazu einige der heute schon verfügbaren Technologien näher erläutern.
In Afghanistan und auch in Libyen werden zahlreiche Drohnen verwendet, um Aufzuklären oder eine Bombe abzuwerfen. Auch unbemannte Drohnen sind ein sehr teures Kriegsgerät. Ein weiterer großer Nachteil unserer technischen Geräte ist die Versorgung mit Energie. Eine Drohne braucht einen Antrieb und damit Treibstoff. Sie braucht elektrische Energie für die Elektronik zur Navigation und Steuerung. Diese Technik ist sehr aufwändig und mitunter auch anfällig für gewollte oder ungewollte Störeinflüsse.
Stellen sie sich vor, das bräuchten sie alles nicht mehr...“
Ein Raunen ging durch die Runde. Klaus Timmen spürte die Spannung und steigende Erwartungshaltung seiner Zuhörer.
„Dazu ein simples Beispiel: Ein Vogel ist in der Lage Hunderte von Kilometern zu fliegen. Wenn es sein muss völlig ohne Nahrungsaufnahme. Bevor sie abwinken, ich weiss, dass man Brieftauben schon für Spionagezwecke missbraucht hat. Doch solche Versuche haben nichts mit moderner Molekularbiologie zu tun. Stellen sie sich doch einmal vor, man könnte Lebewesen erschaffen, wie zum Beispiel solche Vögel, deren einziger Lebenszweck dazu dient, etwas auszukundschaften oder tödliche Ladungen zu überbringen. Ich gehe noch weiter: Ein Hieb mit einem Giftschnabel würde genügen... Oder sie schicken Schwärme von künstlich hergestellten Insekten in ein Krisengebiet... Am Ende der Entwicklung wird aber ein absolut jovialer, auf die wesentlich notwendigen Funktionen reduzierter Organismus stehen, dessen einziger Lebenszweck es ist, einen Auftrag auszufüllen. Das wird der Soldat der Zukunft werden.
Sie glauben nicht, dass solche Szenerien möglich sind?
Bitte begrüßen sie mit mir den bedeutendsten Wissenschaftler der Molekularbiologie Professor Dr. Johann Baptist Schellberg. Bitte meine Herren, stellen sie ihre Fragen an ihn.“
Die Tür ging auf und Johann wurde von einer der Damen in den Raum geschoben. Sie rollte ihn auf die gegenüberliegende Stirnseite des edlen Tisches. Zwölf Augenpaare verfolgten ihn dabei aufmerksam. Die junge Frau verliess den Konferenzsaal wieder. Timmen wartete bis die Türe wieder geschlossen war und meldete sich noch einmal zu Wort.
„Professor Schellberg wurde bei einem hinterhältigen Anschlag auf sein ehemaliges Institut in Tübingen schwer verletzt. Er verlor dabei beide Beine. Momentan laboriert er noch an einer Stoffwechselstörung. Er ist aber bereits wieder auf dem Weg der Genesung. Die Krankheit hindert ihn aber nicht, seine hervorragenden Kenntnisse in dem Bereich der Gentechnik für die Gesellschaft Prometheus zur Verfügung zu stellen. Ich darf sie bitten Professor Schellberg, ihren Zuhörern einen Überblick zum momentanen Entwicklungsstand zu verschaffen.“
Johann fühlte sich gut. Er hatte ausgezeichnet geschlafen. Auch seine Magenschmerzen und das Unwohlsein war verschwunden. Er freute sich auf neue Aufgaben. Damit konnte er die Vergangenheit ausblenden.
„Guten Tag, meine Herren. Sie wissen ja bereits wer ich bin. Ich werde ihnen anschließend alle Fragen beantworten, die sich im Verlauf meiner Ausführungen für sie ergeben.
Dr. Timmen hat ihnen bereits angedeutet, dass es für uns Menschen durchaus sinnvoll sein kann, die Bausteine der Natur neu zusammenzusetzen. Die Bausteine des Lebens sind unsere Gene. Die ungeheure Vielfalt der Pflanzen und Lebewesen auf dieser Erde hat mich inspiriert, genauer hinzusehen. Alles was sie an Lebenden auf diesem Planeten sehen, geht auf eine kleine Kombination von Nukleinsäuren zurück, die in Dreiergruppen, Tripletts genannt organisiert sind. Alle Lebewesen benutzen in Grundzügen denselben genetischen Code. Die Aminosäuren werden von den 4³ = 64 möglichen Codons kodiert. In diesen Codons werden jede der 20 kanonischen, in der Translation verwendeten Aminosäuren kodiert...“
Johann blickte zwar in aufmerksame, aber doch ratlose Gesichter. Er beschloss nicht weiter über sein Spezialgebiet zu referieren, sondern den Zuhörern praktische Beispiele aus der Welt der Genetik vorzustellen.
„...Ich möchte sie aber nicht mit Details dieser sehr komplexen Wissenschaft langweilen. Vielmehr sind es die theoretischen Aussichten auf eine Beherrschung der Natur, wie es in der Vergangenheit nicht denkbar war, die ich ihnen näher bringen will. Die Natur hält für uns einen umfangreichen Baukasten bereit, in den wir mittels unseres Wissens und unserer Technologie nur hineingreifen brauchen.
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