„Nein, schlimmer!“, schluchzte ich. „Astor, du verstehst nicht, ich habe gestern Nacht, während ich nicht bei Sinnen war, eine riesen Dummheit begangen! Als du durch das Marihuana nichts mehr mitbekommen hast, habe ich immer größere Einsätze in Matik gemacht, damit die anderen dazu angespornt waren, weiter mit mir um ihre Glücksbringer zu spielen. Schließlich wusste ich, dass die mich nicht besiegen konnten. Und dann ist der Mondmann aufgetaucht. Er hatte mich durch seine Gabe aufgesucht, sah, dass du nun nicht mehr auf mich aufpassen konntest und dass auch ich nicht bei Sinnen war, nutzte die Gelegenheit und forderte mich heraus. Er bot mir an, wenn ich gewinne, würde er mich zurückverwandeln. Und ich war mir im Rausch so siegessicher, dass ich einfach überzeugt davon war, zu gewinnen. Aber gegen den Mondmann hatte ich, wie du ja weißt, noch nie eine Chance gehabt! Ich habe gegen ihn verloren! ...Und jetzt muss ich etwas tun, was ich nicht tun will!“
„Halb so wild. Was hast du ihm denn versprochen?“, wollte er nun wissen.
„Das will ich nun wirklich nicht sagen, Astor. Es ist mir sooo peinlich! Ich schäme mich so sehr dafür!“, jammerte ich.
„Aber wenn du es mir nicht sagst, kann ich mir auch keine Lösung ausdenken“, erklärte er mir ruhig. „Komm schon, Lillian, wie lautete dein Einsatz?“
„Für heute Nacht gehöre ich ihm“, hauchte ich.
Astor war außer sich. „Was?! Wie konntest du ihm nur so etwas anbieten?! Hast du keine Selbstachtung?!“
„Ich weiß ja auch nicht... Ich war mir einfach so sicher, dass ich gewinne. Ich war eben nicht ich selbst. Natürlich bereue ich es fürchterlich, aber nun kann ich es nicht mehr rückgängig machen! Und es wird auch nicht besser, wenn du mich deswegen anschreist!“, versuchte ich ihm klar zu machen. Doch es half nichts.
„Sag mal, muss man denn eigentlich immer auf dich aufpassen?! Kann man dich nicht ein einziges Mal alleine lassen?!“, schimpfte er weiter.
„Also jetzt mach mal nen Punkt! Du warst immerhin auch benebelt!“, wies ich ihn zurecht.
„Aber ich verspiele im Rausch nicht meinen Körper!“, erinnerte er mich an den schmerzlichen Gedanken.
„Eben!“, schrie ich. „Es ist mein Körper! Was geht dich das dann eigentlich an?! Außerdem hatte ich jeden Grund, selbstsicher zu sein! Sieh dir doch nur mal die vielen Amulette an, die ich mir an diesem einen Abend erspielt habe!“
Astor wies auf den Sack voll Zinn. „Ja, das alles hier hast du gewonnen. ...Und das alles “, dabei fasste er mir an die Schultern und sah mir tief in die Augen, „hast du verloren !“
Nun hatte er mich auf eine brillante Idee gebracht. „Tja, dann muss ich mich eben mit dem begnügen, was ich gewonnen habe...“
Nun verstand er gar nichts mehr. „Was meinst du damit?“
„Vielleicht habe ich ja Pinienträne gewonnen, kann mich in einen Menschen zurückverwandeln, und in meine Welt zurückkehren, bevor die Sonne untergeht und Luno mich holt, es sei denn...“, überlegte ich laut vor mich hin. „Astor, wirkt ein Fluch eines Hortensers auch bei Menschen?“
Er erschrak. „Hat er dich etwa verflucht?!“
„Nein, aber er sagte, er würde mich verfluchen, meine Versprechen gegenüber ihm einzuhalten, wenn ich heute Abend nicht freiwillig bei ihm erschiene“, erzählte ich.
„Ich weiß ja nicht wie es um verfluchte Hortenser steht, die zu einem Menschen werden. Aber als Mensch kann er dich nicht verfluchen“, wusste Astor.
„Dann sollten wir jetzt wohl besser anfangen, die Glücksbringer nach Zauberkraft zu testen“, fand ich, griff in den Sack und holte blindlings einen Anhänger heraus, zu dem ich sprach: „Pinienträne, ich wünsche mir von dir, dass du mich auf der Stelle wieder in einen Menschen zurückverwandelst!“ Nichts geschah, also legte ich den Talisman beiseite und nahm mir den nächsten vor.
„Soll ich dir vielleicht helfen, sie zu testen? Immerhin sind es sehr viele“, bot mir Astor an.
„Nein, danke. Kläre lieber erst mal deine Freunde über das Marihuana auf. Man sollte es weiterhin als Gift bezeichnen“, fand ich und beschäftigte mich weiterhin mit den Zinnanhängern.
Als Astor wieder zurück war, wollte ich sofort von ihm wissen: „Bin ich schon ein Mensch?“
Er verneinte, setzte sich zu mir, holte ebenfalls einen Talisman aus dem Sack und sprach: „Pinienträne, ich wünsche mir von dir, dass du Lillian auf der Stelle wieder in einen Menschen zurückverwandelst.“
So ging es weiter, in den späten Nachmittag hinein, bis nur noch ein Amulett übrig war. Noch immer war ich kein Mensch.
„Oh bitte, sei du Pinienträne!“, bettelte ich den Anhänger an und sagte anschließend meinen Standardsatz auf. Hoffnungsvoll wartete ich ab, doch als nichts geschah, stöhnte ich verzweifelt auf und warf den Talisman in die Ecke des Baumhauses. „So ein Mist! Alles umsonst!“, schimpfte ich. Und dann fiel mir wieder ein, dass ich Luno nun wehrlos ausgeliefert wäre und brach erneut in Tränen aus, nur dass mich Astor diesmal in den Arm nahm und tröstete.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell es zu dämmern begonnen hatte und erschrak darum, als es plötzlich an der Tür des Baumhauses klopfte. „Oh nein! Das ist der Mondmann! Er kommt um mich zu holen! Er wird mich verfluchen!“, kreischte ich ängstlich.
„Keine Angst, er wird dich nicht kriegen. Ich werde ihn einfach nicht hereinlassen“, meinte Astor entschlossen.
„Das hat doch keinen Sinn, Astor. Du kannst mich nicht ewig vor ihm beschützen. Früher oder später wird er mich kriegen. Aber so wie ich ihn kenne, wird er sich anderswie Zugang verschaffen“, erklärte ich ihm.
Noch während ich redete, flog eine dicke Motte zum Fenster hinein und verwandelte sich in Luno. „Ich warte...“, erklärte er geschäftig. „Also, kommst du nun so mit mir mit oder muss ich dich erst verfluchen?“
Darauf stellte sich Astor mit ausgebreiteten Armen schützend vor mich und rief: „Sie wird nirgendwo mithin gehen!“
„Lass gut sein, Astor“, meinte ich nun, stand mit wackligen Beinen vom Boden auf und wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Gut, ich werde mit dir kommen. Aber es sollte dir bewusst sein, dass du heute Nacht nur meinen Körper besitzt. Mein Herz wirst du niemals bekommen!“
Der Satz, den er darauf aussprach, kam mir irgendwie bekannt vor: „Tja, dann muss ich mich eben mit dem begnügen, was ich gewonnen habe...“
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