Hans J. Unsoeld - Querschnitte

1994

Intelligente Architektur

Architektur ist nicht intelligent, wenn sie einfach schlau auf Messwerte reagiert, sondern erst dann, wenn sie zum Beispiel über genetische Algorithmen verfügt und selbständig etwas Neues machen kann. Dasselbe gilt aber nicht nur für Architektur, sondern für Kunst ganz allgemein. Oder ist etwa Architektur nicht ein Teil der Kunst? Architektur ist tatsächlich mehr als Kunst; denn es kommt die Statik dazu. Die neue Kunst hat aber nicht nur selber Statik, sondern sogar bereits Dynamik, ohne dass diese allerdings zwingenderweise physikalisch stimmen muss. Im Gegenteil ist es künstlerisch sogar oft reizvoll, die strengen Pfade der Naturgesetze zu verlassen und eben ins Reich der Phantasie einzudringen.

Wir fangen in jüngster Zeit bereits an, in Kategorien wie etwa nichtlinearer Kunst zu denken und arbeiten. Der mathematische Begriff „nichtlinear“ ist Ausdruck für Zustände, die sich nicht völlig im Gleichgewicht befinden, was beispielsweise für das Entstehen von neuen Lebensformen wichtig ist. Der Computer insbesondere macht genau das möglich.

Wenn man von Intelligenz spricht bzw. von intelligenten Dingen wie z.B. der Architektur, führt kein Weg vorbei an einer scharfen Definition des süßen Wortes „Intelligenz“.

Juni 1994

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