Urs Rauscher - Das Multikat

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Wie wäre es, wenn nicht nur ein Buch im Buch geschrieben würde, sondern sich dieser Vorgang mehrfach wiederholte, so dass am Ende eine Art Matroschka-Puppe aus Büchern entstünde, bei der jedes Buch, das der Leser im anderen Buch öffnet und liest, wieder zu einem anderen Buch führte und sich zum Schluss der Kreis zwischen erstem und letztem Buch und damit die logische Lücke zwischen erster und letzter Geschichte schließen würde?
Wie wäre es, wenn diese Vielzahl an Geschichten sowohl inhaltlich als auch thematisch miteinander verwoben wären, so dass der Leser nach der Lektüre nicht mehr sagen könnte, was nun wahr und was Fiktion ist, was Rahmenhandlung und was eigentliche Geschichte?
Mit viel Humor beantwortet der Roman «Das Multikat» diese Fragen, in dem ein Schriftsteller den Auftrag bekommt, gegen viel Geld ein Romanunikat zu verfassen, dessen Inhalt sich aber immer mehr verselbständigt, so dass am Ende die Romanfiguren selbst die Schöpfer ihres Autors zu sein scheinen. Wie die einzelnen Hauptfiguren immer stärker in den Sog des Geschehens hineingeraten und auf abenteuerliche Weise zu den Urhebern ihrer Wiedergänger werden, dessen wird der schmunzelnde Leser hier Zeuge. Dieser Roman ist eine augenzwinkernde Hommage an das Schreiben und das Lesen, an Schund- und Hochliteratur. Beim finalen Zurseitelegen des Buches wird sich der Leser sowohl gut unterhalten, als auch vor einige knifflige Fragen gestellt sehen. Ein Lesespaß mit doppeltem Boden!

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Urs Rauscher

Das Multikat

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Inhaltsverzeichnis Titel Urs Rauscher Das Multikat Dieses ebook wurde erstellt - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Das Multikat- Roman Das Multikat- Roman Das Multikat Roman von Urs Rauscher Die Originalausgabe erschien 2014 bei SML © 2014 Urs Rauscher Publishing Rights © 2014 Urs Rauscher Cover & Illustration © Urs Rauscher Text Copyright © 2014 Urs Rauscher Lektorat: Sabrina Kober ISBN: 978-1502463203 Alle Rechte vorbehalten „Mach dir darüber keine Sorgen, Bill, diese Dinge lösen sich meistens von allein.“ Rendezvous mit Joe Black

Der Auftrag

Der Surfkurs

Der Schwamm

Die Flucht

Die Verschwörung

Der Millionär

Der Brief

Rechtliches & Impressum

Epilog

Impressum neobooks

Das Multikat- Roman

Das Multikat

Roman

von

Urs Rauscher

Die Originalausgabe erschien 2014 bei SML

© 2014 Urs Rauscher

Publishing Rights © 2014 Urs Rauscher

Cover & Illustration © Urs Rauscher

Text Copyright © 2014 Urs Rauscher

Lektorat: Sabrina Kober

ISBN: 978-1502463203

Alle Rechte vorbehalten

„Mach dir darüber keine Sorgen, Bill,

diese Dinge lösen sich meistens von allein.“

Rendezvous mit Joe Black

Der Auftrag

Alles begann an einem dunklen Herbstmorgen, in einem Herbst, der vorzeitig ergraut war. Der Oktober war noch nicht angebrochen, aber die eisernen Nebelschwaden hingen unbeweglich über den dunkelbraunen, mit Raureif überzogenen Feldern der süddeutschen Provinz. Gewöhnlich wäre ich zu dieser Jahreszeit zu einer solchen Uhrzeit überhaupt noch nicht aus dem Haus gewesen, aber ich hatte am Vorabend einen unerwarteten Anruf erhalten, und diesem folgte ich nun. Mein Beruf ließ es zu, dass ich solange schlief, bis ich ausgeschlafen war, was in meinem Alter nicht mehr allzu spät der Fall war. Dennoch ließ ich mir in der Regel Zeit, bis ich vor die Tür trat; meistens war es nicht vor Mittag. Ich war Schriftsteller, und die letzte Lesereise, bei der ich manchmal das Hotel vor zehn Uhr hatte verlassen müssen, um nicht für eine weitere Nacht zu bezahlen, war schon eine Weile her. Genau genommen hatte meine Frau das Telefonat entgegengenommen, und weil sie so zutraulich und liebevoll geklungen hatte, war ich davon ausgegangen, dass es sich um Verwandtschaft handelte, aber als sie mir dann den Hörer in die Hand drückte und mir mit funkelnden Augen ein schwärmerisches „Dein reicher Kunde“ ins Ohr flüsterte, bevor sie ins Nachbarzimmer entschwebte, war ich doch einigermaßen überrascht. „Steigbügel hier“, sagte eine sonore Männerstimme, der die Jahrzehnte des Gebrauchs anzuhören waren. Ich war perplex. Steigbügel ? Ich wollte nachhaken, aber die Stimme ließ mich nicht zu Wort kommen: „Ich wollte wissen, ob sie über mein Angebot nachgedacht haben.“

Ich war nun noch verwirrter. „Angebot?“

„Mein Angebot. Das Unikat. Sie wissen schon.“

„Nein?“

„Ihre Frau hat es Ihnen überbracht.“

Ich wollte meine Frau nicht bloßstellen: „Ach so...Ja. Ich erinnere mich.“

„Und was denken sie darüber?“ Der ältere Mann hatte unüberhörbar Schnupfen.

„Tja...“

Ich wollte mich selbst ebenso wenig bloßstellen, in dem Fall, dass meine Vergesslichkeit oder der gestrige Bourbon Schuld an allem war. Ich versuchte also ein Ausweichmanöver: „Hm. Ja, das Angebot. Mir fehlen noch die Details.“

„Welche Details?“ Die Ungeduld war deutlich durchzuhören. „Ein Unikat ist ein Unikat. Dass ein Roman nicht weniger als zweihundert Seiten hat, brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.“

Ich atmete durch. „Nein, natürlich nicht. Ein Roman...“ Ich hörte das Hochziehen von Nasenschleim. „Ein Unikat. Ein Roman. Sie haben Recht, da braucht es keine Details.“

„Das will ich doch hoffen.“

„Es sei denn, der Roman hat einen Inhalt.“

„Der Inhalt wird im Groben so sein, wie ich es durch Ihre Frau habe überbringen lassen.“

„Natürlich. Ich erinnere mich. Ja, der Inhalt. Die Geschichte...“ Ich fühlte mich überrumpelt und im Stich gelassen.

„Und bei einer Million Euro gibt es auch keine Details. Netto, versteht sich.“

„Ja, eine Million ist eine Million.“ Ich versuchte ihm jetzt mehr zu entlocken: „Egal ob man sie in bar bezahlt oder auf ein Konto oder in Form eines Hauses. Ob in Raten oder als ganzen Betrag. Eine Million ist eine Million.“

„Ganz recht“; sagte die Stimme streng. „Auf Ihr Konto. Die Daten habe ich bereits. Fünfhunderttausend als Anzahlung und weitere fünfhundert bei Fertigstellung. Aber das sind nur Details.“

„Ja. Nur Details.“

„Dann kommen Sie also morgen?“ Es klang eher wie ein Befehl als wie eine Frage.

„Ja...Ja, ich komme morgen. Eine Million, wer kann denn da nein sagen?“, bemühte ich einen Scherz und lachte gekünstelt in die Hörmuschel.

Sie jedenfalls nicht“, sagte er bestimmt. „Ihre Frau hat ja fast schon zugesagt.“

„Äh. Ja, das hat sie. So gut wie. Und das vollkommen zu Recht.“ Ich verspürte Wut und absolute Wertschätzung für meine Frau zugleich. Eine Million. Steigbügel. Unikat. Roman. All das blies mir zugleich durch den Schädel, bis ich mir ein vages Bild machen konnte.

„Die Adresse haben Sie“, sagte die verkratzte, veraltete Stimme. „Die Uhrzeit auch. Auf Wiederhören.“ Er hatte aufgelegt.

Ich hoffte, dass meine Frau, Beate, nicht gehört hatte, dass mein Telefonat beendet war, aber dann vernahm ich etwas, das wie fahrende Panzer klang und vom Wohnzimmer in den Flur drang, und so wusste ich, dass sie fernsah. Also ging ich in die Küche, um mir einen Bourbon einzuschenken auf den Schock, den mir das Gespräch versetzt hatte. Ich wusste noch nicht, ob ich das, was ich erfahren hatte, als Lottogewinn oder als Todesnachricht bewerten sollte: Irgendein Millionär wollte, dass ich einen Roman schrieb, der Zusatz Unikat bedeutete, dass dieser Roman nur ihm gehören würde, dass er nicht veröffentlicht würde und niemand sonst jemals eine Zeile zu Gesicht bekäme – außer vielleicht seine Erben.

Der Bourbon brannte in meiner Kehle. Wärme stieg von unten aus meinem Bauch auf und erfasste meinen Kopf. Ich widerstand der Versuchung, ein zweites Glas einzuschenken und begab mich ins Wohnzimmer zu meiner Frau. Sie hörte mich nicht näherkommen. Als ich hinter ihr stand, sah ich, dass sie keine Weltkriegsdoku sah, sondern einen Bericht über die städtische Müllabfuhr von Bielefeld. Ich strich ihr durch ihre kurzen braunen Haare. Ich mochte keine kurzen Haare, und sie hatte sich ihre Mähne vor ein paar Jahren ganz kurz schneiden lassen, weil ihr ein Freund dazu geraten hatte. Meine Meinung war ihr damals wohl weniger wichtig gewesen. Wie noch heute. Ich stichelte gerne bei diesem Thema. So berührte ich einen der Stoppel mit den Fingerspitzen und sagte: „Mit langen Haaren wärst du fast so schön wie früher.“

„Wie reizend“, gab sie zurück und setzte einen Schmollmund auf, als sie sich zu mir umdrehte. „Wann fährst du?“

„Schön, dass du mich vor vollendete Tatsachen stellst.“ Ich versuchte, ihr böse zu sein. Was mir aber nicht gelang.

„Wann fährst du?“

„Morgen. Du hast also die Adresse?“

„Ja, wie ich gesagt habe.“

„Du hast mir gar nichts gesagt.“

Sie sah mich mit schief gelegtem Kopf an: „Schon wieder vergessen?“

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