Begehren hatLiebe werz
Teil 1 Ein schöner Beginn
Ein schöner Beginn / Drei sonnige Tage
Teil 2 Schreckliches Wiedersehen
Neubesinnung / Trostlose Entdeckung / Hoffnungen keimen / Offenbarungen und Veränderungen
Teil 3 Abschiede + Klärung
Mutters Beerdigung / Kurz und bündig! / Wieder in Berlin / Claudia erscheint plötzlich und unerwartet / Zurück nach Schönwerder / Ein Sack voller Pläne / Großes Aufräumen in Berlin / Schon wieder in Schönwerder, Klärungen / Baum der Entscheidung / Abrechnung
Tu es oder lass es! / Träume / Berlin verführt Claudia
Teil 5 Intermezzo: „Geschäfte“
Nägel mit Köpfen
Claudia wird Berlinerin / „O, du fröhliche..."
Geschichtenerzähler / Wandergeschichte / Planungsspiele / Claudias neue Weltsicht / Pflichten / Malheur und Besinnung
Heirat / Geburt / Das Ende dieser Geschichte
Dorfplan / Fotos / Die Personen / Noch ein kleiner Anhang im Anhang / Gedichte / Letzte Geschichte
Begehren hat´s eilig
Liebe wächst langsam
von Veit Friedland
Copyright © 2014 Friedland / friedlandbuecher
D-40764 Langenfeld
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-8577-2
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
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Das gilt besonders für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Es ist schon erstaunlich, was in einem Dreivierteljahr alles geschehen kann. In dieser Zeit hat Micha Schneider ein Tagebuch geführt. Hier ist es! Natürlich etwas aufbereitet, damit ein Leser auch folgen kann.
Ein kluger Mensch hat die Literatur in zwei Schubladen verteilt: fünfzig Prozent der Geschichten handeln von Beziehungen, die er mit ihr hat und fünfzig Prozent von solchen, die sie mit ihm hat. Das ist natürlich nur geschätzt.
Diese Geschichte hier wird zwar von ihm - Dr. Michael Schneider - erzählt, aber sie handelt überwiegend vom weiblichen Teil unserer Bevölkerung, der ihm oft sagt, was gut für ihn ist. Er leidet nicht, ist auch nicht unglücklich, glaubt manchmal sogar, dass er trotzdem selbst entschieden hat, aber er hat schon längst gemerkt, dass im Prinzip es nie so kommt, wie er es geplant und sich vorgenommen hatte.
Dr. Michael Schneider hat eine kleine Behinderung: Er hat Mühe, sich zu entscheiden. Und er hat das wunderbare, spezielle Talent, in alle Fettnäpfchen zu treten, die sich ihm in den Weg stellen. Dieser Dr. (Onkel) Micha, beliebter Arzt auf einer Kinderstation der Charité, lernt zu seinem Vergnügen und ganz zufällig eine junge Landfrau kennen.
Diese Frau betört den etwas älteren Mann, der eigentlich vom Leben nichts Großartiges mehr erwartet und bringt ihn dazu, sein Leben völlig umzukrempeln.
Die Geschichte ist nichts Besonderes! So wie unser aller Leben sehr selten den Anflug von etwas Außergewöhnlichem hat. Wir haben in dieser Geschichte Anteil am Leben von ein paar Menschen, erleben Glück und Unglück mit und erkennen uns vielleicht im einen oder anderen wieder. Mehr nicht. Von allem etwas: Unterhaltung, Anteilnahme, Vergnügen und Mitgefühl; und einige „schlaue“ Zwischenbemerkungen.
Treten Sie ruhig ein, Sie werden´s erleben!!
Begehren hat´s eilig, Liebe wächst langsam!
Teil 1 Ein schöner Beginn
erzählt von Veit Friedland
Kapitel 1 Ein schöner Beginn
Ein schöner Beginn / Drei sonnige Tage
Ich kenne den Satz: Wollte ich Gott zum Lachen bringen, dann soll ich ihm von meinen Plänen erzählen.
Manchmal begegnet uns ein riesiger, stinkender Jauchewagen, der dann ein ganzes Leben völlig verändert. Aber ich erzähle besser der Reihe nach: Selbst wenn man eine gewisse Altersreife erlangt hat, kann man nicht sicher sein, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen und alle Dummheiten zu vermeiden.
Ich hatte mir zum Beispiel gerade spontan ein nagelneues Cabrio gekauft, keines von der Sorte, mit der man der Damenwelt Potenz vermitteln kann. Ich konnte und wollte mir nur ein kleines, preiswertes aus Japan leisten, bei dem man das Verdeck noch von Hand bewegt. Es durfte kein Vermögen kosten, weil ich nicht vorhersagen konnte, wie lange ich daran Vergnügen finden würde. Viele Konjunktive!
Aber es war schon eine verrückte Idee, mir so ein Autochen anzuschaffen. Fast täglich komme ich an dem Autoladen vorbei, noch nie haben mich die hochglanzpolierten Autos interessiert, die hinter den Scheiben im Scheinwerferglanz funkeln. Diesmal hatten die cleveren Verkäufer die ersten warmen Frühlingstage genutzt und das kleine rote Cabrio vor die Tür gestellt. Und ich habe mich verführen lassen. Ich habe mich hineingezwängt und mich prompt verliebt. Wir waren uns in dem Laden schnell handelseinig. Ich wusste, bei langem Nachdenken und Abwägen hätte bei mir wieder die Vernunft gesiegt. Ich wollte es mir aber einmal gönnen, völlig unvernünftig zu sein, aus Spaß und Dollerei und ganz aus dem Bauch heraus! Ich wollte vergessen, dass ich mich ganz langsam der Sechzig näherte und entdeckte voller Vergnügen bei mir die Lebenslust eines Zwanzigjährigen, war das normal?
Meine beiden Kinder hatten sich gerade abgeseilt und praktizierten Abnabelung von den Altvorderen. Das ist schließlich das normalste von der Welt, wenn man über zwanzig ist. Meine Frau hatte sich ihnen angeschlossen und wollte auch probieren, wie sie alleine zurechtkam: „Ich muss mich endlich selbst verwirklichen. Bisher war ich doch nur für euch da, eure Magd, die euren Dreck nachräumen durfte. Damit ist jetzt endlich Schluss!” Die Rede hat noch etwa eine Stunde gedauert, dann hoffte sie, dass ich endlich begriffen hatte, wie sie sich unsere und ihre Zukunft vorstellt.
Sie war in ihren alten Beruf zurückgegangen, als Lehrerin für Naturwissenschaften, vor allem in Mathe war sie ziemlich gut. Und da diese Sorte Lehrer am „Markt“ knapp ist, war es für sie kein Problem, auch nach langer Abwesenheit, wieder eine Anstellung zu bekommen. Und sie hatte sich zur Demonstration ihrer Unabhängigkeit eine eigene kleine Wohnung gemietet. Mich beschlich die Vermutung, dass sie das alles von langer Hand vorbereitet hat.
Mein ganzes Leben lang hatte ich mir viel Mühe gegeben, ein ordentlicher, verlässlicher, verantwortungsvoller, treusorgender und was noch alles Mensch zu sein und plötzlich ist das alles wertlos. Der Putz rieselt von der Fassade, und ich frage mich, ob sich all die lebenslange Mühe gelohnt hat. Ich wollte doch wenigstens diese Fassade ansehnlich halten.
Ich habe es gerade mal zum Oberarzt in der Charité gebracht, einer unter vielen. Ich sehe mir täglich all das Elend in den Krankenzimmern an und versuche mehr und mehr, es nicht zu dicht an mich heran zu lassen. Aber das gelingt immer seltener, die Haut wird dünner. Die Familie braucht mich nicht mehr so richtig. Höchstens noch als Dukatenscheißer; ihre Seelen wärmen sie nun anderswo.
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