Der Blumenfreund findet hier sieben Erica - und Protea - Arten, darunter die sehr seltene „Protea leatens“.
„Atemberaubende Natur, fantastische Aussicht, zentral gelegen für alle Arten von Freizeitaktivitäten“, so preist Aventura sein 1971 eröffnetes Blydepoort-Resort an. War Aventuras Resort „Eiland“ auf flachem Lande gelegen, bietet „Blydepoort“ am Rand eines eindrucksvollen Canyons schon vom Chalet aus allerhand fürs Auge.
An der Rezeption haben wir eine Landkarte des weitverzweigten „Camps“ erhalten. Morgen werden wir eine der angebotenen Wanderungen im Canyon ausprobieren. Heute wollen wir einen Sundowner genießen. Wir packen unsere mitgebrachten Kaltenberg - Bierflaschen, die es im hiesigen Supermarkt noch nicht gibt, zuerst in den Gefrierschrank, und machen uns, nachdem die Biere kühl genug sind, zu Fuß auf den Weg zum Aussichtspunkt. Wir kommen am Rand des Canyons an, als die Sonne ihre letzten güldenen Strahlen auf das markanteste Naturmonument im Nordosten wirft: „Die drei Rondavels“, wohl in jedem Prospekt und Bildband über Südafrika zu finden. Die Felsformationen werden in rötliche Töne getaucht, bis die kühl einströmende Spätabendluft uns wieder zum Chalet ruft. Auf einem Absatz über dem gähnenden Abgrund sitzend genießen wir unseren Sundowner, und freuen uns schon auf die Steaks, die wir gleich nachher auf dem Grill vor dem Haus zubereiten werden. Früh am Morgen beginnen wir am nächsten Tag unsere Wanderung. Wir folgen den Wegweisern zum Tuffstein-Wasserfall (Tufa-Falls). Die uns wohl bekanntesten Wasserfälle dieser Art sind die von Plitvice in Europa. Im Talgrund des Kadishi-Baches wandern wir Richtung Staudamm. Wir halten uns auf der linken Seite des Kadishi, der mehrere imposante Tuffbecken ausgebildet hat. Der Wanderweg verläuft im Schatten urwaldähnlicher Vegetation. Auf halber Bergeshöhe, schon nicht mehr so schattig, haben wir die ganze Zeit die „Three Rondavels“ in Sicht. Diese Felsbastionen sehen tatsächlich wie enorm vergrößerte Eingeborenen-Rundhütten mit Reetdach aus!
Nach mehr als der Hälfte der Wanderung biegen wir um eine Kurve, und das Gebüsch gibt den Blick auf einen Stausee frei. An seinem gegenüberliegenden Ufer ein Bergrücken, aus dem deutlich die Silhouette eines Männergesichtes zu erkennen ist. Bemerkenswert sind die vor allem an der Nordseite der Felsenkliffs, die hier in drei Schichten senkrecht abfallen, leuchtend gelben Flechten, eine Symbiose aus Algen und Pilzen. Mehr davon erfahren wir später im 17 Kilometer entfernten „Bourke’s Luck Potholes Museum“.
Etwa vier Stunden auf diesem leichten Wanderpfad sind wir schon unterwegs, da erreichen wir wieder die „Zivilisation“ in Form einer Teerstraße, die hier am „Weltenende“ eine Schleife bildet. Von hier haben wir gestern das herrliche Farbenspiel des Sonnenunterganges verfolgt. Die Sonne natürlich im Rücken, den Blick nach Osten auf die drei Rondavels gerichtet. „Zu Hause“ angekommen erwartet uns zunächst eine Überraschung. Die Küche ist blitzblank geputzt, das Geschirr gewaschen und aufgeräumt, die Betten gemacht, die Handtücher gewechselt: Diesen Service lasse ich mir gefallen!
Noch ein Wort zur Einrichtung des aus rohen Steinen rustikal gebauten Chalets: Rattanstühle und -tische in Eß/Wohnzimmer, geschmackvolle Vorhänge mit afrikanischen Motiven, zwei Schlafzimmer, Carport, Grillplatz, herrlich rot blühende Bäume mit reichem Vogelleben ums Haus herum, voll ausgestattete Küche (Vierplatten-Herd, Kühl-/Gefrierschrank, Kaffee/Tee mit Zucker und Milchpulver stehen bereit! Das Camp bietet einen gut sortierten Laden, Minigolf, Fernsehraum, Restaurant, Pool, Tennisplatz. Ein Laden für alkoholische Getränke und eine Tankstelle ergänzen das Angebot des Aventura- Resorts Blydepoort. Auf der Weiterfahrt Richtung Graskop biegen wir beim Schild „Three Rondavels“ nach links ab. Kurz nach einer schwungvollen Straßenführung werden wir durch eine Umkehrschleife gestoppt, die auf einer Felszunge liegt, auf drei Seiten vom gähnenden Abgrund umgeben.
Zwei Wege führen durch das Gestein und Gestrüpp zu verschiedenen Aussichtsplattformen. Dort setzen wir uns erst einmal hin, um das überwältigende Panorama zu genießen. Tief unten in der Schlucht fließt der Blyde-Fluß, der im späteren Verlauf aufgestaut wird. Uns gegenüber, in etwa 2 km Entfernung, aber mit der Angst einjagenden gähnenden Schlucht dazwischen, hat die Natur die drei uns schon bekannten „Rondavels“ geformt. Natürlich muss jeder Besucher hier gewesen sein. Zwischen zwei Bergrücken hindurch sehend kann ich im Osten Teile des dunkelgrünen Lowveldes erkennen. Ich muss meinen Sonnenhut festhalten, so stark ist der Aufwind hier, der über die mit Flechten überwachsenen Felsen braust.
Etwa 17 Kilometer vom Blydepoort- Camp entfernt finden wir das Touristenzentrum „Bourke’s Luck Potholes“. An der Vereinigung von Treur - und Blyde- Fluss gab es, wie die Geschichte berichtet, eine kleine Goldmine mit dem Namen „Bourke’s Luck“. Der Name ist vom „Glück“ des Tom Bourke abgeleitet, der hier Gold fand. Die vom Wasser mitgeführten Geröll - und Sandmassen schufen in den Felswänden der tief eingeschnittenen Flüsse bizarre „Potholes“, das englische Wort für „Strudellöcher“ oder „Kolke“. Wege und Brücken führen zu verschiedenen Aussichtspunkten. Vor allem für Fotografen ist die beliebte Touristenattraktion eine große Freude, da es dort mannigfaltige Formen und Farbschattierungen auf den Film zu bannen gibt. Wir bewundern die bizarren Auswaschungen und informieren uns im Museum über Flora, Fauna und vor allem die Flechten des Canyons. Danach geht’s zum Blydepoort - Camp zurück, um dort ein letztes Mal zu übernachten.
Am nächsten Morgen: Gut geteerte, breite Straßen durchschneiden dunkelgrüne Wälder. Links stehen alle paar Kilometer Schilder, die auf gute Aussichten ins Lowveld und auf Wasserfälle hinweisen. Die Namen der Punkte lauten „God’s Window“, „World’s View“, und die Wasserfälle erinnern mit „Lisbon Falls“ und „Berlin Falls“ an die weitentfernte Heimat Europa.
Da heute vom durchschnittlich 600 m tief gelegenen Lowveld dichte Wolkenfetzen über den Rand des „Escarpments“ (am Mariepskop bis 1950 m hoch) ziehen, ist die Straße in ein Phänomen gehüllt, was wir als Einwohner eines Städtchens an der Donau sehr genau kennen. In der Nebelsuppe, die immer nur einige Kilometer andauert, sehen wir keine 10 Meter weit und müssen bei Tageslicht mit eingeschalteten Scheinwerfern fahren.
Die kleine Ortschaft Graskop hat einen großen städtischen Campingplatz, auf dem auch Rundhütten stehen. Zu unserer großen Freude sind am frühen Nachmittag noch einige Plätze frei. Als ich nach dem Zeltaufbau zur Rezeption zurückkomme, erlebe ich, wie zwei andere Touristen, die einen Platz suchen, bedauernd zurückgewiesen werden. Sie ziehen enttäuscht ab, denn dies war ihre letzte Hoffnung: „In Graskop ist alles ausgebucht“. Ferienzeit bedeutet, dass man lange vorher buchen, oder von nicht so überlaufenen Gegenden aus seine Touren machen muss.
Die Anlagen sind zwar nicht so gut wie die von Tzaneen, aber dafür hat der Platz ein großes Minigolfzelt, einen Weiher mit Bootsverleih, ein sauberes Freibad und ein Restaurant mit kleiner Einkaufsgelegenheit.
Nachtrag zur 3. Auflage: In Graskop besuchten wir 1995 eine Gemäldegalerie mit angeschlossenem Kaffeehaus („The lonely tree pancake cabin“), das sich als „die Heimat der Schwarzwälder Kirschtorte“ bezeichnet. Zwar sitzt man gemütlich auf der Veranda des Hauses, mit Blick auf die vorbeiziehenden Touristenscharen, doch läßt die Qualität der erwähnten Torte sehr zu wünschen übrig. Der dort erhältliche Earl-Grey-Tee kommt in ausreichender Menge (= Kanne) auf den Tisch, doch der Cappucino (0,80€) hat seinen Namen nicht verdient.
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